»Herrlich hier, was?« fragte sie.
Warum ihr Freund nicht nachgekommen war, schien sie nicht zu interessieren.
»Ganz wunderbar«, erwiderte die Studentin. »Aber du mußt mich auch mal besuchen kommen. Vielleicht paßt es im Herbst ja mal.«
Die Bauerntochter nickte.
»Mal sehen«, meinte sie, »es könnt’ gut sein, daß wir unsre Hochzeitsreise in den Bayerischen Wald machen. Das wär’ doch toll.«
Saskia schluckte insgeheim. Kathi dachte schon an die Hochzeitsreise...
Irgendwie machte sie dieser Gedanke traurig. Natürlich respektierte sie, daß die beiden ein Paar waren, aber sie spürte, wie gerne sie an Kathis Stelle gewesen wäre.
»Komm, laß uns zurückschwimmen«, schlug sie vor.
Sie sprangen ins Wasser und waren wenig später bei Florian angekommen, der auf der Decke lag und sich die Sonne auf seinen muskulösen Körper scheinen ließ. Kathi warf sich, klitschnaß wie sie war, auf ihn, und die beiden tollten ausgelassen herum. Saskia trocknete sich ab und schlüpfte in die leichte Bluse.
»Jetzt hab’ ich Hunger«, rief der Bauernsohn, nachdem er und Kathi sich ausgetobt hatten.
Burgl Brandmayr hatte ihnen reichlich zu essen mitgegeben. Sie unterhielten sich über den anstehenden Besuch im Pfarrhaus und freuten sich schon jetzt auf die Bergtour. Später faulenzten sie. Florian hatte sich eine Zeitung gekauft, Kathi widmete sich ihrem Strickzeug, und Saskia vertiefte sich in ein Buch.
Inzwischen war es immer voller geworden, und die drei bemerkten es kaum, wenn die ersten Badegäste wieder gingen und andere kamen. Deshalb fiel ihnen auch nicht der junge Bursche auf, der sich keine zwei Meter neben ihnen niedergelassen hatte und zu ihnen herüberschaute.
Besonders das Madl im gelben Badeanzug hatte es Tobias Anderer angetan...
*
»Ihr braucht wohl net noch einen vierten Mann zum Skat?« fragte der Student.
Die beiden Madln sahen sich stirnrunzelnd an. Florian Burger hingegen blickte Tobias eher verärgert an.
»Skat spielt man zu dritt, falls das noch net gewußt haben solltest«, gab der Bauernsohn in einem groben Tonfall zurück.
So grob, daß Kathi ihn erstaunt anschaute.
Der Student hingegen überhörte es.
»Dann vielleicht eine Runde Schafkopf?« schlug er vor.
Florian richtete sich auf.
»Vielen Dank, der Herr, kein Interesse«, erwiderte er. »Such dir jemand andren.«
Dann drehte er sich zu Kathi und Saskia und schüttelte ärgerlich den Kopf.
»Selber Schafkopf«, setzte er hinzu.
»Warum bist denn so unausstehlich?« fragte die Bauerntochter. »Er hat uns doch gar nix getan.«
»Ach..., der...!«
Florian verschluckte, was ihm eigentlich noch auf der Zunge gelegen hatte. Er konnte seiner Freundin ja schlecht sagen, wie sehr es ihn störte, daß dieser Typ Saskia praktisch mit den Augen verschlang...
»Wir müssen sowieso gleich los«, rief Kathi hinüber.
Es war auch als Entschuldigung für Florians Benehmen gedacht.
»Schon gut«, antwortete der Bursche lächelnd.
Er schaute ihnen zu, wie sie ihre Sachen einpackten und zu den Umkleidekabinen gingen.
Schade, dachte Tobias, die Blonde hätt’ ich gern schon ein bissel näher kennengelernt.
Saskia war von Florians Auftreten genauso berührt wie ihre Freundin. Sie konnte gar nicht verstehen, daß der Bauernsohn sich so gegeben hatte. Der andere hatte doch gar nichts getan, und schon gar nicht ihm.
Während der Rückfahrt nach St. Johann herrschte eine leichte Mißstimmung. Florian saß hinter dem Lenkrad und schaute stur geradeaus, Kathi schwieg und Saskia sah aus dem Fenster.
Ob es was mit mir zu tun hat? fragte sie sich plötzlich.
Freilich waren ihr die Blicke, mit denen der Bursche sie gemustert hatte, aufgefallen. Allerdings hatte sie sich nichts weiter dabei gedacht. Ein hübsches Madl mußte sich nicht wundern, wenn es die Blicke auf sich zog. Und so übel hatte er auch nicht ausgesehen.
Saskias Blicke suchten Florians Augen im Rückspiegel, doch er schien es nicht zu bemerken.
Erst als er sie auf dem Hof absetzte, hatte sich Florians Laune gebessert.
»Also, viel Spaß bei Pfarrer Trenker«, wünschte er ihnen. »Und sagt Bescheid, wann’s auf den Berg geh’n soll.«
Kathi gab ihm einen Kuß, aber für Saskia sah es nicht so liebevoll aus wie sonst.
»Ich hab’ keine Ahnung, was das vorhin am See sollte«, sagte die Freundin, als sie ins Dorf hinunterfuhren. »So blöd’ hat sich Florian noch nie benommen.«
»Vielleicht ist er eifersüchtig«, meinte Saskia.
»Der?«
Kathi lachte auf.
»Da hätt’ ich mehr Grund zur Eifersucht«, entgegnete sie. »Schon so manchmal hätt’ ich einem Madl die Augen auskratzen können, weil Florian...«
Sie brach ab und warf Saskia einen Blick zu.
»Na ja«, setzte sie dann hinzu, »die Madln können ja gar nix dafür, wenn er mit ihnen anbandelt. Ich bin bloß froh, daß er’s noch net bei dir versucht hat.«
Die Studentin schwieg entsetzt.
Wenn du wüßtest! dachte sie nur.
So einer war er also, der fesche Florian. Offenbar nahm er es mit der Treue nicht ganz so ernst wie Kathi.
Aber warum blieb sie dann noch bei ihm?
Unwillkürlich mußte Saskia an ihren letzten Freund denken, dem sie rasch den Laufpaß gegeben hatte, nachdem er seine Eskapaden nicht mehr hatte vor ihr verbergen können.
»Wir sind da«, verkündete die Bauerntochter. »Willst net aussteigen?«
Die Studentin sah auf.
»Was? Ich hab’ gar net darauf geachtet«, entschuldigte sie sich.
Nein, sie hatte an Florian Burger gedacht und das sehr intensiv. Er hatte nun mal was, das ihn sehr anziehend machte, und vielleicht lag darin auch das Geheimnis, warum Kathi ihm immer wieder verzieh.
Sie stiegen aus und gingen zum Pfarrhaus hinauf. Der Geistliche öffnete ihnen und begrüßte sie.
»Kommt nur herein«, sagte Sebastian. »Der Kaffee ist gleich fertig.«
*
Tobias Anderer kehrte am frühen Nachmittag nach St. Johann zurück. Es hatte ihm sehr gut am Badesee gefallen. Noch besser wäre es gewesen, wenn er die Bekanntschaft der Blonden gemacht hätte. Leider hatte ja dieser seltsame Typ dazwischengefunkt. Dabei schien der doch mit der Dunkelhaarigen zusammenzusein. Die hieß Kathi, erinnerte Tobias sich. Leider war der Name seiner »Favoritin« nicht gefallen, oder er hatte es nicht gehört. Immerhin hoffte er, daß das Madl aus dem Ort kam, in dem er Urlaub machte, dann würden sie sich vielleicht wiedersehen.
Zum Mittagessen war der Medizinstudent in eines der zahlreichen Lokale gegangen. Tobias beschloß, das Abendessen ausfallen zu lassen; die Portion war riesig gewesen. Dafür wollte er lieber im Dorf noch mal in den Kaffeegarten gehen und sich einen Eisbecher gönnen.
Nachdem er die nassen Badesachen zum Trocknen über die Balkonbrüstung gehängt, sich geduscht und umgezogen hatte, ging er los.
Das Wetter war prächtig, und Tobias ärgerte sich immer noch über die verpatzte Gelegenheit zu einer Bergtour. Aber er mußte sich wohl