Im Internat gibt's keine Ruhe. Marie Louise Fischer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marie Louise Fischer
Издательство: Bookwire
Серия: Internat
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711719565
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an. ”Oder hast du etwa Mitleid mit ihm? Willst du ihn schonen?”

      ”Nein”, behauptete Helga. Sie verstand selbst nicht, warum sie, trotz allem, was geschehen war, Tweedy immer noch schützen wollte.

      ”Dein Glück”, erklärte Yvonne. ”Also nun … wie steht es? Können wir jetzt zur Abstimmung schreiten?”

      Alle Mädchen waren für die beiden zur Debatte stehenden Rachefeldzüge.

      ”Also abgemacht!” rief Yvonne triumphierend. ”Tweedy soll sich noch wundern. Die Sitzung ist hiermit geschlossen, das heißt, ihr könnt natürlich hocken bleiben, solange ihr wollt. Ich habe noch etwas zu erledigen.”

      Helga hatte das bestimmte Gefühl, daß Yvonne im Begriff stand, eine große Dummheit zu machen. Wäre sie noch so befreundet mit ihr gewesen wie früher, ehe die Rivalität um die Gunst des Lehrers sie auseinandergebracht hatte, wäre sie ihr sicher nachgelaufen. Sie hätte sie mit Fragen bestürmt und sie gegebenenfalls gewarnt. So aber unterließ sie es. Sie fühlte sich nicht mehr für die ehemalige Freundin verantwortlich.

      Yvonne aber rannte durch den Park zum Schloß zurück und lief die breite steinerne Treppe hinauf durch den Wohnraum und in ihr Zimmer. Rücklings auf dem Bett liegend verfaßte sie einen langen Brief an ihren Vetter Hans.

      Hans Mayr war ein gutaussehender junger Mann, der – und das war das Wichtigste für Yvonne – sie seit Jahren heiß verehrte. Zwar war er nicht gerade eine geistige Leuchte: Obwohl er schon zwanzig Jahre alt war, sah es nicht so aus, als ob er in absehbarer Zeit das Abitur schaffen würde. Aber seine Eltern waren reich, so daß seine Schulleistungen keine große Rolle spielten. Später würde er doch die väterliche Firma übernehmen und, falls er nicht ausgesprochenes Pech hatte, bis ans Ende seiner Tage gesichert sein.

      Aber daran dachte Yvonne jetzt gar nicht, sondern nur daran, daß er immerhin in greifbarer Nähe, nämlich im Schullandheim Marquartstein war. Er würde auf einen Wink von ihr zu jeder Dummheit bereit sein. Außerdem fuhr er ein schickes, knallrotes Sportauto, so daß man ihn wirklich nicht als einen gewöhnlichen Schuljungen einstufen konnte.

      Bei jedem zärtlichen Wort, das sie zu Papier brachte, mußte sie vor sich hinlächeln. Sie stellte sich vor, was Hans für ein Gesicht machen würde, wenn er diesen Erguß las. Er war nicht an Liebeserklärungen von ihr gewöhnt.

      Gleichzeitig aber hatte Yvonne auch das Gefühl – obwohl sie mit dem Verstand wußte, daß sie sich nur selber etwas vormachte –, Tweedy dadurch zu kränken und zu verletzen. Und so bereitete ihr dieses Schreiben, das ihr bestimmt nicht aus dem Herzen kam, dennoch in doppelter Hinsicht Genugtuung.

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