Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Shakespeare
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075833631
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So rühre gleich ein jeder flink die Beine!

      ROMEO

       Mir eine Fackel! Leichtgeherzte Buben,

       Die laßt das Estrich mit den Sohlen kitzeln.

       Ich habe mich verbrämt mit einem alten

       Großvaterspruch: Wer 's Licht hält, schauet zu!

       Nie war das Spiel so schön; doch ich bin matt.

      MERCUTIO

       Jawohl, zu matt, dich aus dem Schlamme - nein,

       Der Liebe wollt ich sagen - dich zu ziehn,

       Worin du leider steckst bis an die Ohren.

       Macht fort, wir leuchten ja dem Tage hier.

      ROMEO

       Das tun wir nicht.

      MERCUTIO

       Ich meine, wir verscherzen,

       Wie Licht bei Tag, durch Zögern unsre Kerzen.

       Nehmt meine Meinung nach dem guten Sinn

       Und sucht nicht Spiele des Verstandes drin.

      ROMEO

       Wir meinens gut, da wir zum Balle gehen;

       Doch es ist Unverstand.

      MERCUTIO

       Wie? Laßt doch sehen!

      ROMEO

       Ich hatte diese Nacht 'nen Traum.

      MERCUTIO

       Auch ich.

      ROMEO

       Was war der Eure?

      MERCUTIO

       Daß auf Träume sich

       Nichts bauen läßt, daß Träume öfters lügen.

      ROMEO

       Sie träumen Wahres, weil sie schlafend liegen.

      MERCUTIO

       Nun seh ich wohl, Frau Mab hat Euch besucht.

      [ROMEO

       Frau Mab, wer ist sie?

      MERCUTIO]

       Sie ist der Feenwelt Entbinderin.

       Sie kommt, nicht größer als der Edelstein

       Am Zeigefinger eines Aldermanns,

       Und fährt mit 'nem Gespann von Sonnenstäubchen

       Den Schlafenden quer auf der Nase hin.

       Die Speichen sind gemacht aus Spinnenbeinen,

       Des Wagens Deck aus eines Heupferds Flügeln,

       Aus feinem Spinngewebe das Geschirr,

       Die Zügel aus des Mondes feuchtem Strahl;

       Aus Heimchenknochen ist der Peitsche Griff,

       Die Schnur aus Fasern; eine kleine Mücke

       Im grauen Mantel sitzt als Fuhrmann vorn,

       Nicht halb so groß als wie ein kleines Würmchen,

       Das in des Mädchens müßgem Finger nistet.

       Die Kutsch ist eine hohle Haselnuß,

       Vom Tischler Eichhorn oder Meister Wurm

       Zurechtgemacht, die seit uralten Zeiten

       Der Feen Wagner sind. In diesem Staat

       Trabt sie dann Nacht für Nacht; befährt das Hirn

       Verliebter, und sie träumen dann von Liebe,

       Des Schranzen Knie, der schnell von Reverenzen,

       Des Anwalts Finger, der von Sporteln gleich,

       Der Schönen Lippen, die von Küssen träumen;

       Oft plagt die böse Mab mit Bläschen diese,

       Weil ihren Odem Näscherei verdarb.

       Bald trabt sie über eines Hofmanns Nase,

       Dann wittert er im Traum sich Ämter aus,

       Bald kitzelt sie mit eines Zinshahns Federn

       Des Pfarrers Nase, wenn er schlafend liegt,

       Von einer bessern Pfründe träumt ihm dann;

       Bald fährt sie über des Soldaten Nacken,

       Der träumt sofort von Niedersäbeln, träumt

       Von Breschen, Hinterhalten, Damaszenern,

       Von manchem klaftertiefen Ehrentrunk;

       Nun trommelts ihm ins Ohr: da fährt er auf

       Und flucht in seinem Schreck ein paar Gebete

       Und schläft von neuem. Eben diese Mab

       Verwirrt der Pferde Mähnen in der Nacht

       Und flicht in struppges Haar die Weichselzöpfe,

       Die, wiederum entwirrt, auf Unglück deuten.

       Dies ist die Hexe, welche Mädchen drückt,

       Die auf dem Rücken ruhn, und die sie lehrt,

       Als Weiber einst die Männer zu ertragen.

       Dies ist sie -

      ROMEO

       Still, o still, Mercutio!

       Du sprichst von einem Nichts.

      MERCUTIO

       Wohl wahr, ich rede

       Von Träumen, Kindern eines müßgen Hirns,

       Von nichts als eitler Phantasie erzeugt,

       Die aus so dünnem Stoff als Luft besteht

       Und flüchtger wechselt als der Wind, der bald

       Um die erfrorne Brust des Nordens buhlt

       Und, schnell erzürnt, hinweg von dannen schnaubend,

       Die Stirn zum taubeträuften Süden kehrt.

      BENVOLIO

       Der Wind, von dem Ihr sprecht, entführt uns selbst.

       Man hat gespeist; wir kamen schon zu spät.

      ROMEO

       Zu früh, befürcht ich; denn mein Herz erbangt

       Und ahnet ein Verhängnis, welches, noch

       Verborgen in den Sternen, heute nacht

       Bei dieser Lustbarkeit den furchtbarn Zeitlauf

       Beginnen und das Ziel des lästgen Lebens,

       Das meine Brust verschließt, mir kürzen wird

       Durch einen schnöd verwirkten frühen Tod.

       Doch er, der mir zur Fahrt das Steuer lenkt,

       Richt auch mein Segel! - Auf, ihr lustgen Freunde!

      BENVOLIO

       Rührt Trommeln!

       Alle ab.

      FÜNFTE SZENE

       Inhaltsverzeichnis

       Ein Saal in Capulets Hause

       Musikanten warten. Diener kommen.

      ERSTER DIENER

       Wo ist Schmorpfanne, daß er nicht abräumen hilft? Der wird Teller wechseln, Teller scheuern!

      ZWEITER DIENER

       Wenn die gute Lebensart in