Der tief gebeugt nach höchstem Flug?
O schmachtend Herz! von dir bekam
Dein Welken ich mit all dem Trug
Von Ruhmbegier, den heißen Glanz,
Um meinen Thron den Strahlenkranz,
Der Hölle Heiligenschein! und Not,
Die in der Höll nicht heißer loht.
O drängend Herz, das nach der Wonne
Verlorner Blumen, nach der Sonne
Der alten Sommerstunden schreit –
Die ewige Glocke jener Zeit,
Die starb, sie singt nun ohne Enden
Eintönig, wie von Zauberhänden
Geläutet, deiner Nichtigkeit
Ein unsterbliches Grabgeläut.
Ich war nicht immer so wie jetzt:
Dies Diadem, das fiebrig hetzt,
Krönt eines Usurpators Gier.
Gab gleiche feurige Erbschaft nicht
Dem Cäsar Rom – wie dieses mir?
Das Erbe königlicher Kraft
Und stolzer Mut und Zuversicht,
Die alles Menschliche errafft!
Auf Bergeserde ward ich Leben.
Nachtnebel gossen ihren Tau
Aufs Haupt mir aus dem dunklen Grau;
Ich glaube, daß der Lüfte Weben,
Zu ungestümem Sturm erregt,
Durch dies mein eignes Haar gefegt.
So spät vom Himmel – Tau – er fiel
(In Träumen unheiliger Nacht)
Auf mich herab wie Höllenspiel;
Und Flammen, glühendrot entfacht
Aus Wolken, die gleich Bannern hingen,
Erschienen halbgeschloßnem Blick
Als Prunk von Herrschermacht und Glück;
Und des Trompetendonners Klingen
Umbrauste mich wie Wirbelwind
Und sprach von Menschenschlacht, darinnen
Die eigene Stimme – dummes Kind! –
(Was würde ich vor Lust beginnen
Bei solchem Schrei – erlebt ich dies!)
Schlachtruf des Sieges schallen ließ.
Der Regen kam herab auf mein
Schutzloses Haupt, und schwerer Wind
Machte mich toll und taub und blind:
Es mochten wohl nur Menschen sein,
Die Lorbeer auf mich niederwarfen,
So dachte ich; der Sturm der scharfen
Eisigen Luft hat in mein Ohr
Hineingegurgelt das Zertrümmern
Von Kaiserreichen – mit dem Wimmern
Gefangner Feinde – Stimmenchor
Des Trosses und den Schmeichelton
Ringsher um eines Herrschers Thron.
Meine Gier, seit jenen Unglücksstunden,
Ward Tyrannei, die ich erstrebte;
Man hielt sie, seit ich Macht gefunden,
Für meines Innern Grundgebot.
Nun sei's! Doch, Vater, eine lebte,
Die damals – da ich jung, und sie
In stärkerm Feuer noch geloht
(Denn Leidenschaften sterben früh) –,
Die damals selbst gewußt, daß, ach,
Dies eisern Herz in Liebe schwach.
Mir fehlen Worte, ach, zu sagen,
Wie gutes Lieben Freude flicht!
Noch würde ich zu zeichnen wagen
Ein mehr als schönes Angesicht,
Des Züge meinem Geiste sind –
Schatten im unbeständigen Wind:
Gleich wie mein Aug, mein zögernd mattes,
Die Lettern irgendeines Blattes
Und alle Wissenschaft darin
Zu Phantasien ohne Sinn
Oft schmelzen sah – zu Nichts dahin.
Oh, sie war all der Liebe wert!
Und so der Kindheit Liebe war,
Daß Engel neidvoll sie begehrt;
Ihr junges Herz war der Altar,
Auf dem als Weihrauch lag mein Hoffen
Und Denken – damals gute Gaben,
Denn kindlich waren sie und offen;
Ihr Beispiel strahlte rein dem Knaben.
Oh, warum mußte ich's verlassen,
Um im Vertrauen auf das Feuer,
Das innen brannte ungeheuer,
Verwegen nach dem Licht zu fassen?
Wir wuchsen liebend auf – zusammen –
Durch Wildnis streifend wie das Wild;
In Frostzeit meine Brust ihr Schild,
Ihr Schild im frohen Sommerflammen.
Sie sah wohl lächelnd himmelwärts,
Mein Himmel war ihr Aug allein.
Der Liebe Lehrer ist – das Herz:
Wenn mitten in dem Sonnenschein
Und jenem Lächeln – nicht etwa
Um kleine Sorgen wettzumachen
Noch über Schelmerei zu lachen –,
Wenn mittendrin es wohl geschah,
Daß ich mich warf an ihre Brust,
Und daß, des Grundes kaum bewußt,
Mein Geist in Tränengüssen bangte,
Da tat's nicht not, mich zu bekennen,
Ihr tröstend meinen Schmerz zu nennen –
Sie, die nach keinem Grund verlangte,
Ließ, ohne Ängste kundzutun,
Ihr ruhiges Auge auf mir ruhn.
Dennoch war mehr denn Liebe wert
Mein Geist, er rang in wildem Weh,
Da ihn – allein auf Bergeshöh –
Der Ehrgeiz neuen Ton gelehrt;
Ich lebte einzig nur in dir:
Die Welt und alles, was sie hier
In Erde, Luft und Meer umfaßt –
All ihre Lust – all ihre Last
Gab neue Freude; ideale
Traumnächtig dunkle Nichtigkeiten –
Dunklere Nichtse, doch reale,
(Schatten