Kuchen für die Aliens. Melisande Arven. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Melisande Arven
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783969443095
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      Die Familie sah sie an wie vom Donner gerührt. So lange Sätze formulierte Kaya eigentlich nicht. Bekka war die Erste, die wieder Luft holte.

      „Wenn du weiterhin so redest, kannst du gerne jeden Tag abhauen.“

      „Bekka!“ rief Linette. „Sag nicht so einen Unsinn. Und du, Kaya, geh dich trocken legen. Du machst den Teppich ganz nass.“

      Kaya ging in die Waschküche und zog sich aus. Nachdem sie den Trockner angeworfen hatte, verlief der Tag ereignislos. Vater Kevins Militärsender stellte nur wenige unaufgeregte Nachrichten durch und brabbelte er was von gutem Rutsch.

      Es war Freitag, der 31.12.2118.

      Das Familienfeuerwerk war längst verraucht und das kleine, dennoch liebevoll angerichtete Festmahl verputzt. Die Michaels waren schließlich in den frühen Morgenstunden schlafen gegangen. Laut dem Militärradio hatte es eine globale Anweisung gegeben, keine Raketen in dieser Silvesternacht zu zünden.

      Kaya hatten nicht nachprüfen können, ob sich jemand daran gehalten hatte. Als sie den bunten Lichterregen beobachtete hatte, musste sie an die Ssorsa denken und hoffte, dass die nicht meinten, mit irgendetwas beschossen zu werden. Aber sie tauchten nicht auf und verbrannten niemandem das Hirn mit Laserpistolen.

      Kaya pustete genervt durch ihre verstopften Nasenlöcher. Sie hatte sich leicht erkältet. Grummelnd rollte sie zur Seite, um nach dem Nasenspray zu suchen. Verflixt, jetzt war sie tatsächlich wach geworden. Die Anzeige des Weckers reagierte auf ihre Bewegung und projizierte die Uhrzeit in blauen Ziffern an der Zimmerdecke.

      03:16 Uhr

      Kaya schnaubt noch einmal und erwischte müde das Spray.

      Klang.

      Kaya schreckte zusammen.

      Patsch.

      Was zum…? Kaya wandte den Kopf und sah gerade noch einen Arm, dessen Hand heftig gegen einen Kopf schlug. Zweimal.

      Kaya quietschte auf und warf das Nasespray nach den dunklen Gliedmaßen neben ihrem Bücherregal. Die Aliens waren in ihrem Zimmer! Drei von ihnen. Der Größte, der Schläger, zischte etwas durch die Dunkelheit. Es war der Äile Ino und er klang richtig ärgerlich. Sein Bruder Leu Mmah rieb sich maulend den Hinterkopf und scherte sich nicht darum, dass er angeschissen wurde. Kaya war so erstaunt über diesen menschlich anmutenden Geschwisterzank, dass sie ihren Schrecken vergaß. Sie räusperte sich.

      „Ähem. Sondivad???“

      Der Äile Ino, welcher Leu Mmah wohl gerade so etwas sagte wie:

      „Lass deine grünen Griffel gefälligst bei dir!“ wandte sich zu ihr um und sein Bruder stelle die Hello-Kitty Figur wieder zurück ins Regal. Sie hatte Sammelwert!

      Ino wisperte einen Gruß in seiner Baritonstimme und alle drei Ssorsa neigten würdevoll die Köpfe. Kaya widerstand dem Drang den Sitz ihres Schlafanzugs zu überprüfen, deutete auf den nächtlichen Besuch und zuckte mit den Schultern.

      „Ahhh….“ Mit entschuldigenden Wortschwall ließ der Äile eine holographische Aufnahme erscheinen.

      Sie zeigte bunte Lichter und Funkenregen am Nachthimmel. Kaya wusste es. Das Feuerwerk hatte die Aliens verunsichert. So sehr, dass sie in ihr Schlafzimmer eingedrungen waren. Das mochte besser sein als laserverschmorte Hirnmasse, aber ihre Eltern schliefen gleich nebenan.

      Kaya presste kurz die Lippen aufeinander. Super. Wie erklärte sie nun diesen lauten, bunten Feuerspuk und wie brachte sie unmissverständlich dessen Harmlosigkeit rüber? Kaya linste wieder zur digitalen Anzeige ihres Weckers. 03:21 Uhr. Die Sonne ging noch lange nicht auf.

      Entschlossen rutschte sie aus dem Bett und drückte den Zeigefinger gegen ihren Mund. Hoffentlich kapierten die drei Weltfremden, dass sie jetzt die Klappe zu halten hatten. Kaya schüttelte das störende Gefühl ab, das in ihr tobte, und klammerte sich an ihre gewohnte kalkulierende Nüchternheit. Es gelang ihr nicht ganz auf dem Weg zum Erdgeschoss, aber sie führte ihre Begleiter sicher in die Küche und schloss die Tür. Hier roch es noch verführerisch nach Punsch. Ihre Gäste sahen sich interessiert um. Sie steckten in ihren Raumanzügen, trugen aber keine Helme. Äile Leu griff nach der Pfeffermühle und zuckte heftig zusammen, als sie losratterte und schwarzer Staub herausrieselte. Prinz Ino fing an zu knurren, Leu Mmah begann zu niesen und ließ die Mühle fallen.

      „Schei…!“ Kaya schlug sich die Hand auf den Mund.

      Leu durchschnitt die entstandene Stille mit einem weiteren herzhaften „Hatschii“ und diesmal boxte ihm der Bruder in den Bauch. Dann waren Schritte auf der Treppe zu hören. Kaya wirbelte herum.

      „Oh, Dreck!“

      03:29 Uhr.

      Sie in der Küche.

      Barfuß.

      Mit grünhäutigen Besuchern aus dem All, welche die ganze Welt in Atem hielten und einer von ihnen verteilte seinen Rotz über Mutter Linettes Anrichte.

      „Bekka? Kaya? Seid ihr das?“ Vater Stimme!

      Kaya fuchtelte wild mit den Armen. Die Ssorsa duckten sich hinter der Kochinsel auf dem Boden zusammen, während Kaya die Pfeffermühle schnappte und plötzlich selbst niesen musste. In dem Moment ging die Küchentüre auf.

      „Du bist es, Kleines?“ Kevin gähnte ausgiebig. „Was machst du denn hier?“

      Kaya schniefte und strich sich über die Augen. Vermaledeiter Pfeffer!

      „Stimmt etwas nicht?“ Kevin musste lachen und linste zur Uhr.

      „Ich hab nur Hunger bekommen.“ Kaya ging verzweifelt zum Kühlschrank und riss ihn auf. „Auf…Tiramisutorte. Ich brauche Süßes.“ Mittlerweile waren ihre Nerven so strapaziert, dass dies der puren Wahrheit entsprach.

      Kevin schüttelte den Kopf.

      „Du hast dich verändert, Kaya-Schatz.“ Er wagte ein Lächeln. „Eigentlich gefällt mir das, aber…“ Er gähnte wieder. „Für Psychoanalyse bin ich zu müde. Ist es okay, wenn ich dich bei deiner Kalorienzufuhr alleine lasse?“

      „Natürlich.“ Ungewollt überschwänglich wuchtete Kaya ihr Meisterwerk an Amarettobombe auf die Anrichte. Sie vermied, dabei schuldbewusst auf der Unterlippe zu kauen. Lügen. Flunkern. Auch das war ihr fremd und doch so leicht entschlüpft wie der heftige Atemstoß, den sie loswurde. Vater Kevin verließ murmelnd die Küche. Kaya griff nach dem Messer und wartete ab, bis die Tür in den Rahmen fiel und sie Fußtritte auf der Treppe hörte.

      Dann neigte sie sich zur Seite und linste über den Rand der Kochinsel. Lange Gliedmaßen in weißglänzenden Anzügen steckend und hoffnungslos ineinander verkeilt bildeten einen irren Knoten auf dem Fußboden. Drei fluoreszierende Augenpaare starrten sie an. Und plötzlich blinzelten alle zugleich, so synchron als wäre es abgesprochen worden. Kaya musste lachen. Sie presste die Hände auf den Mund und wusste nicht, warum sie mit einem Mal so albern war.

      Der Adrenalinschub! Der musste schuld daran sein. Bestimmt!

      Äile Inos Gestalt ragte mittlerweile neben ihr empor. Während Äile Leu schimpfte, der schweigsame Dritte betreten den Blick senkte, reckte Ino Mmah die Arme und ließ die Halswirbel knacken.

      „Venben obin vendar?“ fragte Kaya immer noch kichernd durch ihre Finger hindurch.

      Ino Mmah drehte den Kopf und grinste. Es war das erste Mal, dass er sie unbeschwert ansah. Seine silbergraue Zahnleiste blitzte auf und wenn Kaya das richtig sah, hatte er Grübchen. Er deutete auf den Nachtisch der Silvesterfeier.

      „Guhen?“

      Kaya nickte und tippte mit der Messerspitze in ihr vermeintliches Ablenkungsmanöver. Naja, wenn sie das Monstrum schon mal aus dem Kühlschrank geholt hatte.

      „Möchtest du?“ Kaya machte eine Essensgeste, als würde Gebärdensprache helfen. Der Prinz versuchte gar nicht seine gierigen Blicke zu verbergen. Kaya schnitt drei große Stücke Tiramisutorte ab und lud sie auf