Feuerjäger: Sammelband. Susanne Pavlovic. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Susanne Pavlovic
Издательство: Bookwire
Серия: Feuerjäger
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958691506
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       Feuerjäger Sammelband

       Band 1: Die Rückkehr der Kriegerin

       Band 2: Herz aus Stein

       Band 3: Das Schwert der Königin

      Feuerjäger

      Sammelband

      Susanne Pavlovic

      © 2020 Amrûn Verlag

      Jürgen Eglseer, Traunstein

      Covergestaltung: Christian Günther | Atelier Tag Eins

      Alle Rechte vorbehalten

      ISBN – 978-3-95869-150-6

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      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar

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      Feuerjäger

      Band 1

      Die Rückkehr der Kriegerin

      Susanne Pavlovic

      1: ERBE UND EHRE

      »Ich muss dann mal los«, sagte Krona.

      Der junge Mann, der halb auf ihr drauflag, murmelte verschlafen und rückte seinen Kopf an ihrem Hals zurecht.

      Krona nahm ihn bei den Schultern.

      »Hast du gehört?«

      »Mmmh.«

      Krona packte zu und schob den jungen Mann von sich herunter. Das machte ihn wach.

      »Was? Aber ... es ist doch noch nicht mal richtig hell.«

      »Sehe ich aus wie eine, die zum Frühstück bleibt?«

      Sie schob die Beine aus dem Bett und blieb eine Weile auf der Kante sitzen. Die Kälte biss ihr in die Haut, aber sie linderte auch die Kopfschmerzen, die sich hinter ihrer Stirn ballten.

      Zu viel süßer, dunkler Wein gestern Abend.

      Hinter ihr richtete sich ihr Bettgefährte auf die Ellenbogen auf und strich sich die blonden Haare aus der Stirn.

      Noch etwas, das gestern Abend vielleicht zu viel und zu süß gewesen war. Andererseits, wer entschied das schon.

      Beinahe taten ihr die harschen Worte leid. Sie küsste ihn flüchtig auf den Mundwinkel und brachte dann ihre schmerzenden Knochen in Bewegung. Die lange Seereise hatte nicht dazu beigetragen, dass sie sich jünger oder gesünder fühlte. Der Boden war kalt unter ihren Füßen, als sie nackt zu dem kleinen Dachfenster hinüber ging, um Licht in den Raum zu lassen.

      Der mit geöltem Leder bespannte Fensterrahmen quietschte in seinen Scharnieren, als sie ihn aufstieß. Tatsächlich war die Sonne gerade aufgegangen. Schwaden von Nieselregen senkten sich aus dem grauen Himmel. Ein Stockwerk unter ihr schlug das Wirtshausschild mit loser Kette gegen die Fassade. Krona legte den Kopf schief und versuchte, die verwitterte Malerei auf dem Schild zu erkennen.

      Roter Eber? Roter Hirsch? Egal. So erbärmlich wie das Schild war die ganze Herberge.

      »Wo willst du denn hin?«

      Der Blick des jungen Mannes lag auf ihrer Haut. Sie ignorierte seine ausgestreckte Hand, ging zur Waschschüssel und sah hinein. Das Wasser wirkte einigermaßen frisch. Ihr Gesicht, das sich flüchtig darin spiegelte, nicht.

      Sie fuhr mit beiden Händen ins Wasser und zerstörte das Bild.

      »Ich habe etwas zu erledigen.«

      »Kann das nicht warten?«

      »Warum? Weil es später weniger weh tut?«

      Er schwieg. Wie alt mochte er sein? Anfang, Mitte zwanzig? Kaum halb so alt wie sie selbst. Er wusste nichts vom Leben.

      Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, sie hatte beinahe vergessen, wie grau sie geworden waren.

      »Es ist später nicht einfacher, Junge. Es ist nie einfach.«

      Ihre Reisekleidung war gereinigt worden und fühlte sich gut und sauber an, als sie hineinschlüpfte. Sie verstaute einen schmalen Dolch im Stiefelschaft und gürtete ihr altgedientes Schwert.

      Dann ging sie hinüber zum Bett und setzte sich auf die Kante.

      »Wir hatten eine Abmachung«, sagte sie leise. »Eine Nacht, nicht mehr, nicht weniger. Frühstücken kannst du mit deiner Verlobten.«

      Er packte sie und zog sie zu sich herunter. Sie ließ ihn gewähren, legte ihre Lippen auf die seinen und schob vorsichtig ihre Zunge zwischen seine Zähne. Er vergrub die Hände in ihrem Haar und erwiderte den Kuss leidenschaftlicher, als sie es beabsichtigt hatte. Plötzliches, hitziges Begehren rauschte durch ihren Körper. Atemlos befreite sie sich aus seinem Griff.

      »Ich muss gehen. Jetzt.«

      »Was sind das für Geschäfte, die du abwickeln willst?«

      Krona seufzte. »Geschäfte, mit denen du nichts zu tun haben willst.«

      »Aber werde ich dich wiedersehen? Später, falls du wieder einmal in der Stadt bist?«

      »Wer weiß. Bei den Soldaten gibt es eine Redensart: Man trifft sich im Leben immer zweimal.«

      »Dann halte ich die Augen nach dir offen.«

      Sie nickte, erhob sich von der Bettkante, schulterte ihr Gepäck und verschwand leise aus der Tür, ohne sich umzudrehen.

      Das obere Stockwerk des Gasthofes lag dunkel und still. Die Treppe knarrte, als Krona hinunterging in die Schankstube. Das Leben fühlte sich gut an, klar und kühl und scharf wie ein frisch geschliffenes Messer. Sie war zurück auf ihrer Straße, und sie brauchte niemanden.

      Sie hinterließ eine silberne Viertelkrone auf dem Tresen, um ihre Rechnung zu begleichen, und trat unter dem scheppernden Wirtshausschild hinaus in den Nieselregen.

      Die Straßen waren noch menschenleer. Zwischen Pfützen und Unrat, den die Leute achtlos aus den Fenstern geworfen hatten, suchte sie sich ihren Weg in die Stadtmitte. Sie hatte es nicht eilig, aber wenn sie sich nicht warmhielt, würde das Wetter ihre Knochen rosten lassen wie ein altes Schwert.

      Sie mochte Halmesholm nicht besonders: zu reich, zu herausgeputzt und selbstzufrieden, wie es da am Ufer des Grünmeeres saß wie eine fette, vollgefressene Kröte. Die Bürger taten so, als sei es heldenhaft, sich hinter Mauern von Goldkronen zu verschanzen. Nicht einmal das Grünmeer war, was der Name versprach, sondern einfach nur ein großer See. Immerhin zog die Stadt allerlei Leute an, die Arbeit suchten, und Krona suchte Leute, die Arbeit suchten.

      Auf dem Rathausplatz wurden die ersten Marktstände aufgebaut. Der frische Wind, von dem diese Stadt viel zu wenig hatte, riss Tücher los und ließ Leinen flattern. Die Händler beäugten Krona argwöhnisch, als sie sich ihren Weg durch die Budenstraßen suchte.

      In einer Bäckerei auf der anderen Seite des Platzes brannte schon Licht. Als Krona eintreten wollte, fand sie die Tür verschlossen. Sie klopfte und trat einen Schritt zurück.

      Stimmengemurmel von drinnen, und nichts geschah.

      Krona klopfte erneut, diesmal mit der Faust.

      »Meridias nackter Arsch! Öffnet, oder ich trete die verfluchte Tür ein!«

      Sie überlegte gerade, ob sie ihre Drohung wahr machen sollte, als sich ein Schlüssel im Schloss drehte und die Tür eine Handbreit aufging.