Pucki. Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783961180738
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Claus ist kein Feigling!« rief Pucki, »aber du bist ein Aufschneider. Du hast ja Angst, wenn dir der Knecht mit dem Besen droht. Das habe ich gesehen.«

      »Aber vor 'ner Weißen Frau habe ich keine Angst. – Wollen wir jetzt nicht gehen? Ich möchte gern sehen, wo der Ritter die Leute eingesperrt hat.«

      »Also los. – Wer mit mir zur Ruine gehen will, der komme zu mir.«

      »Und wer nicht mitmachen will«, sagte Frau Gregor, »der bleibt hier, wir spielen jetzt zusammen.«

      Die drei Niepelschen Jungen waren die ersten, die bei Oberförster Gregor standen. Dann folgten Pucki, Rose und drei andere Mädchen. Die anderen wollten nicht mit. Der schlimme Rittersmann hatte ihnen Angst eingeflößt.

      »Ich möchte schon mit«, flüsterte das kleine Mariechen, »aber ich fürchte mich.«

      »Komm nur, ich beschütze dich«, sagte Pucki. »Der böse Mann ist vom Blitz totgeschlagen. Aber das ist schon lange her. Er hat auch jetzt kein Gewehr mehr und kann nicht schießen. Er kann nicht mehr aus dem Hause kommen, und seine Leute sind auch schon lange tot.«

      »Aber nun wollen wir gehen«, sagte der Oberförster.

      »Kommst du mit, großer Claus?«

      »Freilich, ich sehe Ruinen gern.«

      So stieg die kleine Schar, geleitet von Oberförster Gregor, den Hügel hinan. – Die Waggerburg war nur noch schlecht erhalten, trotzdem konnte der Oberförster den Kindern die Reste des alten Turmes zeigen, in dem einstmals die Gefangenen geschmachtet hatten. Pucki stellte unzählige Fragen, denn sie wollte alles genau wissen. Paul meinte beständig:

      »Das ist ja alles Schwindel. In so 'nem alten Hause hat überhaupt keiner gewohnt.«

      Dann stellte er sich in die Ruine und rief mit lauter Stimme:

      »Komm mal hervor, Ritter Kunibert, ich möchte mit dir kämpfen. – He – holla, wo ist denn deine Schwester?«

      Während der Oberförster mit den Kindern weiterging, bemühte sich Paul, aus einer Mauer mehrere Steine zu lösen, um sie von hier hinunter in das Wässerchen zu werfen, das am Fuße der Ruine dahinfloß. Er zog das Taschenmesser aus der Tasche und begann an der Mauer herumzubohren.

      »Paul, wo bleibst du denn?« rief der Oberförster. »Wir wollen den kleinen Weg, der fast verwachsen ist, hinabsteigen. Das war früher der Schleichweg, den der böse Ritter benutzte, um ungesehen hinab auf die Straße zu kommen.«

      »Ich komm' schon!«

      »Hu – – hu – – hu – –« klang es plötzlich hinter dichtem Gebüsch. Ein weißer Arm zeigte sich. »Hu – hu – – hu – Ritter Kunibert, wo bist du, mein Bruder!«

      Das Messer entfiel Pauls Händen, dann begann er zu laufen, sprang in langen Sätzen hinter den anderen her und schrie gellend:

      »Die Weiße Frau, die Weiße Frau!«

      Der Oberförster blieb sofort stehen und sah in die angstgeweiteten Augen des großsprecherischen Jungen.

      »Bei dir ist es wohl nicht ganz richtig?«

      »Ich hab' sie eben gesehen – ich hab' sie gehört. – Sie war da.«

      »Das ist doch Unsinn!«

      »Ich – hab' – sie – gesehen.«

      Die Kinder drängten sich an den Oberförster. Eines der Mädchen begann zu weinen.

      »Na, na, immer hübsch vernünftig sein«, sagte der alte Herr beruhigend. »Es gibt keine Weiße Frau, und hier kann euch schon gar nichts passieren. Will gleich mal sehen, was den Paul erschreckt hat. Wahrscheinlich hängt im Gebüsch ein Stück Papier, und ein Waldvogel hat gerufen. – Komm mit, mein Junge.«

      »Nein, nein – –«

      »Ich denke, du fürchtest dich nicht?« sagte Pucki. »Du hast doch gesagt, du wolltest die Weiße Frau totstechen.« Langsam schob sie ihr Händchen in die rechte Hand des großen Claus, als habe sie bei ihm den besten Schutz.

      »Wo ist Eberhard?« Oberförster Gregor sah sich suchend um; laut rief er nach seinem zweiten Sohne.

      Wenige Augenblicke später stand der Gerufene neben dem Vater. Er zog sich gerade die Jacke an.

      Der Vater betrachtete seinen Sohn mit forschendem Blick. »Was hast du eben gemacht?«

      »Ich habe das Großmaul Paul in Angst und Schrecken versetzt. – Soll ich euch noch mal die Weiße Frau vorspielen?«

      »Nein, nein«, klang es vielstimmig.

      Doch schon hatte Eberhard die Jacke wieder ausgezogen, schob den Arm durch zwei Tannen und begann zu heulen:»Hu – hu – – hu – – Ritter Kunibert, wo bist du, mein Bruder!«

      Da begannen die Kinder zu lachen. Alle Angst war verschwunden, nur Paul stand beschämt in einiger Entfernung da. Er hatte sich arg blamiert.

      »Du Hasenfuß«, sagte der Oberförster.

      »Hasenfuß – Hasenfuß«, rief die kleine Schar und umsprang Paul, der mit gesenktem Kopf an einem Baume stand.

      »Das hast du davon, mein Junge. Wer gar zu sehr prahlt, zieht immer den Kürzeren. Hast du denn nicht gesehen, dass es ein Hemdsärmel war? – So, und nun wollen wir wieder hinabsteigen und zu den anderen Kindern gehen.«

      Paul schlich ein großes Stück hinter den übrigen her. Pucki wandte sich mehrmals nach ihm um.

      »Großer Claus, er schämt sich. Ich will ihm sagen, dass er sich nun genug geschämt hat. Ich will mal zu ihm gehen.«

      Pucki wartete auf den Freund, dann redete sie ihn an.

      »Es ist ja nicht so schlimm, Paulchen, musst dich nicht ärgern. Ich hätte mich auch mächtig gefürchtet. Aber totstechen hättest du die Weiße Frau doch nicht dürfen. Es ist schon besser, du hast sie am Leben gelassen. – Und nun komm.«

      Pucki legte den Arm um den Hals des Knaben und schritt mit ihm abwärts dem Platze zu, auf dem die Zurückgebliebenen lustig sich mit Kreisspielen vergnügten.

      Köstliche Stunden waren es, die man hier verlebte. Alle Kinder waren mit Leib und Seele dabei, sogar Paul, der sonst gern zu Extrastreichen aufgelegt war. Die vorhin empfangene Lehre schien seinen Übermut gedämpft zu haben. Niemand brauchte ihn heute zur Ordnung zu rufen.

      Endlich mahnte Frau Niepel zum Heimfahren. »Es beginnt zu dunkeln, und unterwegs können wir die Lampions entzünden.«

      »Brennt mir aber nicht den Wald an«, mahnte der Oberförster, der am Auto stand, denn auch er wollte mit den Seinen heimfahren.

      »Ich pass' gut auf, Onkel Oberförster«, sagte Pucki. »Der Harras und ich haben schon mal aufgepasst.«

      Es war eine herrliche Heimfahrt. Zwar brannten unterwegs mehrere Lampions auf, doch selbst das beeinträchtigte die frohe Stimmung der Kinder nicht. Man bedauerte es allgemein, als der Wagen vor dem Niepel-Gutshause hielt und der schöne Ausflug ein Ende fand. Aus aller Augen strahlte das Glück, und für die Stadtkinder würde der heutige Tag eine bleibende Erinnerung sein.

      So schön war es noch nie, meinten alle. Man konnte sich gar nicht trennen. Drüben stand der Wagen aus der Oberförsterei und dort der Kastenwagen, der Frau Sandler mit ihren beiden Mädchen ins Forsthaus zurückbringen sollte. Man hatte sich noch sehr viel zu erzählen.

      Schließlich musste Frau Niepel ein Machtwort sprechen. Das weiße Pferdchen zog zwei glückliche Kinder der Försterei entgegen. Pucki und Rose hüteten ihre bunten Lampions sorglich.

      Der Förster empfing die Seinen vor dem Hause.

      »War's schön?«

      »Vati, so schön war's, dass ich gar nicht sagen kann, wie. Alle die vielen Worte, die ich sagen möchte, sitzen fest im Halse und können nicht 'raus.«

      »Hat es dir auch gut gefallen,