Scharade mal drei. Mila Roth. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mila Roth
Издательство: Bookwire
Серия: Spionin wider Willen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783967110326
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Reise vorzubereiten. Gleich morgen nach der Schule würde es losgehen. Die Muffins sollten in den Proviantkorb.

      Es mussten noch Koffer gepackt werden und eine Extratasche mit Büchern und Spielsachen. Auch an Bettwäsche musste sie denken, denn in der Hütte, die ihre Eltern gemietet hatten, gab es die nicht.

      Sie seufzte leise. Bestimmt würden die Kinder ein tolles Abenteuer in den Bergen erleben. Einerseits wollte sie gerne dabei sein, andererseits freute sie sich auf die zwei Wochen Urlaub vom Familienstress. Obwohl sie noch nicht recht wusste, was sie so ganz allein mit sich anfangen sollte.

      Ein leises Klopfen an der Seitentür riss sie aus ihren Gedanken. Als sie sich umdrehte, machte ihr Herz einen unerwarteten Satz, denn im Türrahmen war die hochgewachsene und breitschultrige Gestalt von Markus Neumann aufgetaucht. Er lächelte ihr derart charmant zu, dass ihr beinahe die Knie weich geworden wären.

      »Guten Abend, Janna. Ich nehme an, du bist allein?« Er machte einen Schritt auf sie zu. Hinter ihm fiel die Tür zurück ins Schloss.

      »Markus.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust, bemüht, das Flattern in ihrer Magengrube zu ignorieren. »Du lebst also noch.«

      Überrascht blieb er stehen. »Warum auch nicht?«

      Sie zog die Augenbrauen zusammen und ging einen Schritt auf ihn zu. »Keine Ahnung. Hätte ja sein können, dass dich irgendein irrer Terrorist inzwischen gemeuchelt hat.«

      »Gemeuchelt?«

      »Aber mir würdest du so was ja nicht erzählen.«

      Nun runzelte auch er die Stirn. »Wenn ich tot wäre, könnte ich dir nichts mehr erzählen.«

      Sie schnaubte nur. »Du weißt genau, was ich meine. Hast du mal in den Kalender geschaut? Drei Monate, Markus. Und kein Lebenszeichen. Was soll ich da bitte denken?«

      »Hör mal ...«

      »Ich erwarte ja nicht, dass wir täglich in Kontakt stehen. Aber hin und wieder ein Ich lebe noch wäre nett gewesen. Ich dachte, wir wären Freunde.«

      »Sind wir ja auch.«

      »Mhm. Auf Freunde, die monatelang in der Versenkung verschwinden, noch dazu ohne Vorwarnung, kann ich verzichten.«

      »Ich war vier Wochen in Russland.«

      »Ach.«

      »Wegen eines Austauschs von russischen gegen deutsche Agenten.«

      »Und die übrigen Wochen?«

      »Arbeit.«

      »Und nicht mal Zeit für eine einfache SMS?«

      Er fuhr sich mit der für ihn typischen Geste durch die Haare. »Schon gut, schon gut. Krieg dich wieder ein. Es hat sich einfach nicht ergeben.«

      »Pfff, einfach nicht ergeben. Lass mich raten, du bist auch heute nur hier, weil du irgendwas von mir willst. Garantiert hat Herr Bernstein dich geschickt, denn von selbst wärst du im Leben nicht hier aufgeschlagen.« Als sie den Ausdruck in seinen Augen sah, nickte sie grimmig. »Bingo. Aber weißt du was? Jetzt kannst du mir den Buckel runterrutschen.« Demonstrativ wandte sie ihm den Rücken zu und blickte durch die Ofentür auf die köstlich riechenden kleinen Küchlein.

      Sie hörte ihn geräuschvoll ein- und ausatmen, dann einen Stuhl rücken. »Setz dich bitte, Janna.«

      Sie rührte sich nicht vom Fleck. »Hau ab, Markus.«

      »Walter hat einen Auftrag für uns.«

      Mit noch immer fest verschränkten Armen drehte sie sich zu ihm um. »Wie kommst du darauf, dass ich daran interessiert sein könnte?«

      »Weil du noch immer auf der Liste unserer zivilen Hilfskräfte stehst. Und weil die Sache wirklich wichtig ist. Nun setz dich endlich. Bitte.«

      Widerwillig kam sie seiner Aufforderung nach. »Ich bin sauer auf dich.«

      Er hob nur die Schultern. »Das merke ich. Aber hier geht es um einen heiklen Fall. Geheimhaltungsstufe eins. Eigentlich nichts für Zivilisten ...«

      »Na, danke.« Sie verdrehte die Augen.

      Jetzt wurde auch Markus sichtlich genervt. »Walter hat dich aus gutem Grund dafür vorgeschlagen.«

      »Und der wäre?«

      »Erinnerst du dich an den Katzenfisch?«

      Verblüfft merkte sie auf. »Selbstverständlich. Was ist damit?«

      »Nichts. Aber wir haben damals gut zusammengearbeitet, du weißt schon, als frisch verheiratetes Ehepaar und so. Das sollen wir noch mal wiederholen.«

      »Als Ehepaar?« Die Idee gefiel ihr ganz und gar nicht, denn das konnte nur eins bedeuten. »Etwa wieder irgendwo in einem Hotel?«

      »Ein Landhotel im Taunus. Und diesmal nicht als Ehepaar, sondern als Verlobte.«

      »In einem Zimmer?«

      »Klar, was sonst?«

      Ihr wurde unnatürlich warm, doch über diese Empfindung ging sie ebenfalls standhaft hinweg. »Warum Verlobte?«

      Markus räusperte sich. Ihm war anzusehen, dass ihm dieser Part selbst nicht gefiel. »Wir ... Ich soll dort Kontakt zu einer Undercover-Agentin aufnehmen, die seit zwei Jahren gegen ein großes Rüstungsunternehmen ermittelt. Wir vermuten, dass dort jemand Staatsgeheimnisse verkauft. Kai, so heißt die Agentin, will sich aus der Sache zurückziehen und ihre Ergebnisse abliefern. Ich soll dafür Sorge tragen, dass alles glattläuft und ihr nichts zustößt.«

      Janna bedachte ihn mit einem bezeichnenden Blick. »Warum Verlobte?«

      Er hüstelte. »In dem Hotel, das Kai als Treffpunkt ausgewählt hat, findet ein Ehevorbereitungsseminar statt.«

      »Was?« Entsetzen und Erheiterung ergriffen sie gleichermaßen. Sie musste das Lachen, das in ihr aufstieg, mit Macht zurückhalten.

      »Leider werden wir nicht umhinkommen, an dem Blödsinn zumindest zeitweise teilzunehmen. Walter war der Meinung, dass meine Tarnung in dieser Hinsicht mit dir besser gewahrt bleibt als mit Alexa.«

      »Alexa?« Nun konnte Janna das Lachen nicht mehr zurückhalten. »Bist du sie etwa noch immer nicht los?«

      »Dein Rat hat leider nicht gefruchtet.«

      Überrascht hob sie den Kopf. »Welcher Rat?«

      »Das klare Nein. Sie akzeptiert es nicht. Hätte ich dir aber gleich sagen können.«

      »Dann war das Nein nicht deutlich genug.«

      Markus schnaubte sarkastisch. »Noch deutlicher und ich hätte handgreiflich werden müssen.«

      »Autsch. Möglicherweise gefällt ihr das ja.«

      »Müssen wir über Alexa reden?«

      »Du hast doch damit angefangen.« Sie hob die Schultern. »Ich soll also mal wieder als dein Tarnweibchen auftreten.«

      »Mein was? Äh, ja, so in etwa.«

      »Und wahrscheinlich wirst du als Nächstes behaupten, dass es nicht im Geringsten gefährlich wird.«

      Er zuckte zusammen. »Das würde ich gerne, aber diesmal müssen wir davon ausgehen, dass die Sache sehr haarig werden kann. Kai fürchtet, dass ihre Tarnung auffliegen könnte oder es bereits ist. Deshalb will sie den Einsatz beenden. Es kann sein, dass sie in höchster Gefahr schwebt. Vielleicht aber auch nicht.«

      »Und trotzdem hat Herr Bernstein mich vorgeschlagen?«

      »Er hielt dich für die beste Wahl.«

      »Wie schmeichelhaft. Und du?«

      »Was ich?«

      Sie seufzte ungeduldig. »Hältst du mich auch für die beste Wahl? Immerhin könnte ich mich ja in den letzten drei Monaten in eine Kettensägenmörderin verwandelt haben.«

      »Eine