Küss die Hand!. Benedikt Kobel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Benedikt Kobel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783903083783
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Ein Blick von außen auf die Gesamtsituation macht oft deutlich, was zu tun gewesen wäre. Im Wesentlichen geht es darum, ein wenig die Umgebung zu beobachten. Da kommt mir jemand am engen Gehsteig entgegen! Am Straßenrand spielen Kinder mit dem Ball! Alle warten vor der Bustür aufs Einsteigen, und von drinnen wollen die raus, Hilfe! Alle stehen, nur ich bleibe sitzen?

      Auch verlangt (ja, verlangt!) das Miteinander Rücksichtnahme gegenüber den Mitmenschen. Man sollte nicht unbedingt zeigen, wie wenig man von deren Meinung, Lebensstil oder Kultur hält. Andere nicht vor den Kopf zu stoßen, ist eine Grundregel. »Lächeln und dann machen, was man will«, sagt der Experte. Rücksichtnahme ist auf alle Fälle ein Ausdruck des Respekts, und den fordern wir ja schließlich alle ein. So gleich wir sind und so individuell wir sein dürfen, so wollen wir alle akzeptiert werden, wie wir sind. Respekt, Alter!

      Dem Anlass entsprechend darf sich Mann und auch Frau »fein machen«, unter Rücksichtnahme auf Gepflogenheiten. Vermeiden Sie es also, im Bikini in die Oper zu gehen oder im Ballkleid ins Kino. Auch hat es sich nicht bewährt, im Frack den Tiergarten zu besuchen. Die Wärter wollen Sie sonst einfangen.

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      Jeder von uns fühlt sich durch etwas belästigt. Mancher vom Knutschen eines verliebten Pärchens im Kaffeehaus. Ein anderer von Rucksäcken in der U-Bahn. Der Rucksack hat noch nie gestört. Diese Achtlosigkeit des Besitzers schon eher. Auch lautes Reden in Anwesenheit Unbekannter ist etwas, das man vermeiden sollte. Entscheidend ist, dass wir alle miteinander auskommen müssen. Ohne Umsichtigkeit geht dies nun mal nicht. Auch ist es vermessen, anderen die eigene Sichtweise aufzudiktieren. Wir sind alle anders und das ist gut so. Die Akzeptanz der anderen innerhalb einer Gesellschaft ist wichtiger als das mutwillige Verstören einzelner Gruppen oder einzelner Personen durch respektloses Verhalten.

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      Gutes Benehmen heißt, den anderen nicht dumm dastehen zu lassen! Das ist Benehmen. Gutes. Also Kultur. Unsere.

      Kultur oder Subkultur

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      Was gehört zur Kultur? Einigen wir uns, dass die Kultur in diesem Buch nichts mit Theater und Kunst zu tun hat. Und doch auch schon. Kultur ist die Kunst, die Tradition zu ehren, mit der Moderne zu verbinden, Werte zu respektieren und das Menschsein zu ermöglichen.

      Man spricht ja viel vom Kulturraum. Also der Raum, in dem sich viele auf das wichtigste Gemeinsame geeinigt haben, Länder, Museen, Ämter, Kaffeehäuser, Kontinente etc. Auch gibt es Kulturbeutel, die den selbigen Inhalt haben. Das Wichtigste eben. Vom Kulturattaché ganz zu schweigen. Kultur ist aber nicht nur Pflege der Tradition. Kultur wächst ständig mit uns mit. Es gilt, das Wissen zu erweitern. Neue Möglichkeiten zu erforschen und mit anderen auszukommen, ohne das Eigene zu verlieren. Es soll ja schon so mancher Volksmusiksänger den Boogie Beat spielen und selbst die Perchten vertreiben den Winter nicht mehr so wie früher.

      Jeder von uns lebt auch eine Subkultur. Ob Familie, Freundeskreis, Verein oder Interessensvertretung, Subkulturen, die nicht dem Mainstream folgen, sind Ausdruck und Gefühl des Individuums. Dies ist wichtig für die Entwicklung des eigenen Seins. Beispiele sind die Hip-Hop-Szene, Filmszene, Drogenszene, Bikerszene, Tanzszene …

      An der Schnittstelle des eigenen Lebensbereichs mit den Lebensbereichen der mit uns lebenden Individuen empfiehlt es sich, durch Rücksichtnahme den anderen möglichst wenig auf die Nerven zu gehen.

      Der öffentliche Raum

      Ballspielen verboten! Hat früher keiner verstanden und ist auch jetzt schwer nachzuvollziehen. Der schönste Park und nichts darf man. Aber dort wo Menschen aufeinandertreffen, kommt es nun mal zu Missverständnissen. Lautes oder ungebührendes Verhalten fördert nur Unmut. Beispiele dafür sind aus diversen Parlamentsdebatten bekannt. In geschlossenen Räumen, wie zum Beispiel in Ämtern oder Arztpraxen, ist lautes Grüßen beim Eintreten wichtig, Kopfbedeckung abnehmen und gegebenenfalls den Mantel ablegen. Lautes Reden (ob am Handy oder mit einem Nachbarn) gehört nicht mehr dazu. Die Lautstärke ist gedämpft zu halten. Oder wollen Sie, dass ein Unbekannter aus dem Wartezimmer Ihre Leiden dem Arzt erzählen kann? Auch beleidigende Bemerkungen haben in öffentlichen Räumen nur den Sinn, Unmut zu stiften. Sie wissen ja: lächeln, Ja sagen und dann machen, was man will.

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      Vermeiden wir es doch, Mitbürger mutwillig zu stören. Auch muss man sich nicht zwanghaft wegen jedes Nachtigallenausstoßes beschweren oder aufregen. Falls dies Ihr Leben beherrscht und die tägliche Aufregung Ihre Lebensqualität einschränkt: Suchen Sie sich Hobbys.

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       Ein schwüler Sommernachmittag in der U-Bahn – eventuellen Peinlichkeiten begegnet der Mann …

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      … mit gewohnter Souveränität.

      Gehen, stehen, sitzen, liegen, tanzen …

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      Beim Gehen empfiehlt es sich, die Füße unterhalb des Körpers zu halten. Aufrechten Hauptes schreitet man vorwärts, rückwärts oder seitwärts. Je nachdem, welche Hindernisse Ihnen im Wege liegen. Vorausschauend überblickt man den Weg, den man beschreitet. Keine Angst, kein Hund ist so schnell, dass man sein vollendetes Werk nicht auf einen Meter sieht. Es besteht also keine Notwendigkeit, den Blick beim Gehen ständig nach unten zu richten.

      Sitzen ist schwieriger. Meist fällt oder rutscht man nach einiger Zeit gerne vom Sessel. Kleine Tipps: Halten Sie den Kopf oben, dann bleibt der Körper gerade. Lehnen sind zum Lehnen da – ein erheblicher Unterschied besteht hier zum Lümmeln. Sitzfleisch heißt nicht umsonst so. Zappeln Sie nicht herum.

      Beim Liegen ist zu beachten, dass es nicht zu lasziv sein sollte, wenn andere dabei sind. Auch am Strand und im Bad sind übermäßige Ausdehnungen zu vermeiden. Im eigenen Bett ist das individuell mit Ihrem Partner zu klären.

      Wenn das mit dem Gehen funktioniert, lassen Sie sich zeigen, wie schön es sein kann, sich auch noch flüssig zu bewegen. Gehen zur Musik nennt man Tanzen. Auch zu zweit ein Vergnügen. Sollte das nicht so klappen, nutzen Sie professionelle Einrichtungen, um den nächsten Evolutionsschritt zu machen. Gehen Sie in die Tanzschule und schweben Sie hinaus.

      Höflichkeit – was dat?

      Höflich ist nett ist zuvorkommend ist respektvoll ist simpel ist einfach ist dumm – niemals! Von Höflichkeit auf Dummheit zu schließen, ist ein Fehler. Die Höflichkeit, wie der Name schon sagt, leitet sich von königlichem Verhalten ab. Tugenden wie Mut, Ehre, Stolz, Hilfsbereitschaft, Leidenschaft, Verehrung, Ausdauer und Treue sind darin zu finden. Letztendlich kommt die Höflichkeit aus den viel besungenen Heldentaten der Ritter. Von den Römern und aus dem Mittelalter, von den tapferen Nordmannen und den heldenhaften Königshäusern rund um den Globus.

      Höflich ist, wer anderen den Vortritt lässt, seine Holde vergöttert, für seine Familie das Letzte gibt, den Schwachen hilft und den Starken Mut verleiht. Ein wahrer Rittersmann eben. Und ja, die gab’s in allen Kulturen von Anfang an.

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      Und Sie wissen ja, was die absolute Grundregel des wahren Ritters in glänzender Rüstung im Mittelalter war: Der wahre Ritter beherrscht die Tanzeskunst wie auch die Kampfeskunst …