Wyatt Earp Staffel 7 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740941321
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      Langsam wandte der Dandy sich um. In seinem bleichen Gesicht brannten dunkelrote Flecken. Aus weiten Augen sah er den Rancher an.

      »Jonny…?«

      Der Bursche starrte den Fremden fassungslos an. Nein! Das konnte doch wirklich nicht wahr sein, daß diese Spielbudenfigur, dieser lächerliche Stutzer, dieser Tanzgirl-Gepäckträger sein Onkel Greg war!

      Dunkle Schamröte überzog das Gesicht Jonnys. Der Rancher stand wie eine Steinfigur da, mit harten marmornen Gesichtszügen. Unverwandt ruhten seine Augen auf dem Bruder.

      Da flötete die Frau:

      »Was ist mit Ihnen, Greggy? Soll ich meine Koffer vielleicht selbst aufheben und weitertragen?«

      »Ja!« stieß John Saundes heiser und mit unmißverständlicher Grobheit hervor. »Ja, Miß Mary, schleppen Sie Ihren Tand gefälligst selbst weiter. Mein Bruder ist kein Gepäckträger!«

      »Ihr Bruder? Um Himmels willen, Greggy, dieser ungehobelte Klotz, dieser Kuhbauer ist Ihr Bruder? Nicht möglich. Jetzt dachte ich, daß mal ein Kavalier in dieses elende Nest gekommen wäre, und schon erweist sich das als fürchterlicher Irrtum.«

      »Sie brauchen keinen Kavalier, sondern einen Knecht, Miß Mary«, fauchte der Viehzüchter. »Und das mit dem Kuhbauern will ich noch einmal überhört haben!«

      »Greggy! Heben Sie sofort die Hüte auf, die Sie hingeworfen haben!« kreischte die Frau hysterisch. Und hatte sie bis zu diesem Augenblick noch halbwegs hübsch ausgesehen, so wirkte sie jetzt geradezu abstoßend häßlich durch ihr vor Zorn völlig entstelltes Gesicht.

      Greg Saunders hatte sich schon halb abgewandt und machte Anstalten, der Aufforderung der »Lady« nachzukommen, als ihm die Stimme des Ranchers in den Ohren donnerte:

      »Greg! Komm her!«

      Entsetzt hatte der junge Saunders dieser Szene zugesehen.

      Der Stutzer wandte sich wieder um; ganz langsam kam er auf den Rancher zu.

      Der sah ihn aus scharfen Augen an und reichte ihm dann die Hand.

      »Willkommen in der neuen Heimat, Greg!«

      Langsam hob Greg seine Hand und nahm die Hand des Bruders.

      »John.«

      Der Rancher wies auf seinen Sohn.

      »Das ist Jonny, mein Junge. – Und das ist dein Onkel Greg, Boy. Gib ihm die Hand und begrüße ihn!«

      Der Bursche trat heran, nahm seinen Hut ab und reichte dem Stutzer nicht eben freudig begeistert die Hand.

      Der Stutzer nahm ein blütenweißes Taschentuch aus der Tasche und rieb sich damit durch das völlig verschwitzte Gesicht.

      »Woher wußtest du denn, daß ich mit diesem Zug kommen würde?«

      Der Rancher rieb sich das Kinn.

      Er hatte den Eltern das Reisegeld für Greg geschickt. Er hatte genau beschrieben, wann sie ihn zur Bahn bringen sollten. Er hatte sich nach allem genauestens erkundigt – und wußte, daß der Vater für alles sorgen würde.

      So hatte er auch gewußt, daß dies der Zug war, der den Bruder herbringen würde. Allenfalls hätte er noch mit dem nächsten kommen können. In diesem Fall wäre der Rancher mit seinem Jungen über Nacht hier im »Hotel« geblieben.

      »Ich wußte es, Greg. Nun komm. Wo ist dein Gepäck?«

      »Gepäck? Oh, die Tasche. Sie steht sicher noch im Wagen…«

      Sein eigenes Gepäck hatte er also über den Hutschachteln des Tanzgirls vergessen.

      Jonny lief auf einen Wink des Vaters los und kam gleich darauf mit der Reisetasche des Onkels zurück.

      Der Rancher blickte darauf nieder.

      »Vaters Tasche«, kam es heiser von seinen Lippen.

      Greg nickte.

      »Ja, er dachte, sie wäre noch gut genug. Allzu kauffreudig war er ja nie, der alte Herr.«

      »Wozu auch, die Tasche tut’s doch wirklich noch. Außerdem bin ich direkt froh, daß ich sie noch einmal sehen kann. Vater ist früher damit über Land gefahren, wenn er den Leuten seine Sachen anbot. Ich werde es nie vergessen, wie er abends nach Hause kam und die Tasche auf den Tisch stellte. Ich stand dann immer davor und glaubte, er müsse gleich etwas Besonderes auspacken.«

      Greg Saunders nahm die Tasche und hielt sie dem Bruder hin.

      »Hier, wenn du willst, schenke ich sie dir.«

      Der Rancher schüttelte den Kopf.

      »No, Greg, behalte sie nur – und vor allem: halte sie in Ehren. Vergiß nie, daß sie deinem Vater gehört hat, der sie viele Jahre durch Nordirland geschleppt hat, um Geld für uns zu verdienen.«

      Sie gingen an dem gaffenden Stationsvorsteher vorbei zum Wagen.

      Georg Saunders sah an dem Gefährt vorbei in die Mainstreet.

      »Um Himmels willen, ist das hier etwa ganz Harpersville?«

      »Yeah«, versetzte der Rancher trocken. »Komm, steig auf, wir haben zu dritt auf dem Kutschbock Platz.«

      Der Ankömmling vermochte jedoch den Blick von der Straße nicht loszureißen.

      »Hell and all devils! Das ist also Harpersville! Aber das kann doch nicht sein. Das wird das Ende der Stadt sein, die Bahnhofsecke… Überhaupt: Bahnhof! Dieser elende Schuppen hier soll ein Bahnhof sein? Miß Queen hat mir…«

      »Queen?« lachte der Viehzüchter, während er die Zügel aufnahm. »Wenn du diese Vogelscheuche meinen solltest, Greg, sie heißt Frosch, ganz einfach Frosch, und stammt aus Austria. Maria Frosch. Sie läßt sich hier also Mary Queen nennen.«

      »Ist sie denn nicht im Golden Pa-lace die Attraktion der Cowboys aus ganz Arizona?«

      Nun lachte John Saunders laut auf.

      »Sie hat wirklich Phantasie, die Dame. Erstens ist sie nicht im goldenen Palace, sondern im Wimmerts ›Blech-Hütte‹, und dann ist sie nicht die Attraktion aller Cowboys von Arizona, sondern eine ganz verrufene Person, nach der sich kein anständiger Cowpuncher mehr umdrehen wird. Im Silver Saloon hat man sie hinausgeworfen. Joe Wimmert ist anspruchslos – und seine Gäste auch. Anscheinend hat sie gerade wieder eine ihrer ominösen kleinen Reisen gemacht, von denen sie nach ein paar Wochen aufgeputzt wie ein Pfingstochse zurückkehrt.«

      Greg, der immer noch unten neben dem Wagen stand, fragte:

      »Ominöse Reisen? Wie meinst du das?«

      Der Rancher sah sich nach seinem Sohn um und meinte dann leise feixend:

      »Hm, wenn ihr einer der Gäste wohlhabend und gleichzeitig dumm erscheint, spielt sie sich als seine Braut auf und reist so lange mit ihm durch die Gegend, bis er eben nur noch dumm ist.«

      »Und sie ist nicht die Tochter eines Silberminenbesitzers?«

      »Nein, so wenig wie sie eine Lady ist.«

      Man sah es dem Ankömmling an, daß ihn das Gehörte sehr enttäuschte; vielleicht hatte er sich von der Zugbekanntschaft mit der hübschen Mary Queen doch schon bereits sehr viel versprochen. Hatte sie ihm doch Gott weiß was vorgegaukelt, als sie erfuhr, daß er hier in der Nähe eine Ranch aufbauen wolle.

      So unaufrichtig die Frau gewesen war – Greg Saunders hatte auch so prahlerisch von seinen Zukunftsplänen gesprochen, daß das etwas abgeblühte Dancing Girl sich von dem Fremden sehr angezogen fühlte.

      Jetzt erst wurde ihm klar, daß er sich von dem Gedanken, John aufzusuchen, während dieser Reise vollständig gelöst hatte.

      »Komm, steig auf!« rief ihn der Rancher aus seinen düsteren Gedanken.

      Mit ungeschickten Bewegungen zog sich Greg Saunders auf den Wagen.

      *