DER BLUTKÖNIG (Matt Drake Abenteuer 2). David Leadbeater. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: David Leadbeater
Издательство: Bookwire
Серия: Matt Drake
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354951
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diesen Klang so sehr. »Ich weiß von der diesbezüglichen CIA-Operation. Ich habe auch ein paar Informationen, aber leider nicht genug. Lass mich ein paar Nachforschungen anstellen und ich rufe dich später zurück.«

      »Danke.« Er lauschte ihrem Atem, bevor sie die Verbindung beendete. Er schloss die Augen und erinnerte sich an die guten alten Zeiten mit Mai zurück, die er das erste Mal in Tschetschenien getroffen hatte. Nach ein paar Sekunden hörte er ein Geräusch hinter sich und drehte sich um.

      Kennedy stand in der Tür und sah ihn forschend an. »Wer war das?«

      »Ein alter Kontakt.« Drake versuchte sich zusammenzureißen, schüttelte die Wolke der Schuld ab und ging an ihr vorbei zu Bens Zimmer. »Was haben wir bis jetzt?«

      Bens Augen waren feucht. Er zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht. Nichts, nehme ich an.«

      Kennedys Handy klingelte jetzt, ein Song von The Pretty Reckless, durchbrach die unangenehme Stille. Sie ging ran und drückte den Lautsprecher-Button.

      »Hier ist Justin Harrison.«

      »Ich weiß«, sagte Kennedy gedehnt, immer noch kurz angebunden, wie ein Cop. »Was haben Sie für mich?«

      »Leider schlechte Neuigkeiten, fürchte ich, Miss Moore. Die CIA trägt noch immer Informationen zusammen, aber es scheint so, als ob ein Hochsicherheits-Safehouse in Miami buchstäblich ausgelöscht worden ist. Eine ziemliche Schweinerei da unten. Berichte besagen, dass es dort ein paar richtig üble Morde gab. Eine furchtbare Sache, Miss Moore.«

      Kennedys Augen füllten sich unweigerlich mit Tränen. Drake schnürte es den Hals zusammen. »Hayden? Hayden Jaye? Ist sie …?«

      »Wie ich schon sagte, sie untersuchen das Ganze noch, aber es scheint so, dass drei Agenten vermisst werden. Möglicherweise sind sie als Geiseln genommen worden oder … nun ja, wer weiß? Die Namen sind Jaye, Kinimaka und Godwin.«

      Drake merkte, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten, angesichts Harrisons eiskalter Ausdrucksweise. Die Namen sind …

      »Sie wird vermisst? Hayden wird vermisst?«

      Ben war sofort auf den Beinen, versuchte seine Emotionen unter Kontrolle zu halten, scheiterte aber.

      Drake sah Kennedy an, als diese die Verbindung trennte. »Lust auf eine kleine Reise in die Heimat, Liebling?«

      Kapitel 3

      Tief in den Everglades in Florida wand sich Hayden Jaye auf dem Betonboden. Ihre Hände waren zwar gefesselt, aber sie nutzte Mano Kinimaka als Angelpunkt und drückte sich mit seiner Hilfe hoch auf die Beine.

      Dann sah sie sich um.

      Sie waren in eine improvisierte Zelle in einem Komplex geworfen worden, der wenig mehr als ein baufälliges Chaos war; nur ein paar alte zusammengewürfelte Gebäude. Anscheinend war es nur eine temporäre Basis, aber für wie lange? Ihre Zelle war voller leerer, zerrissener Kartons. Godwin, das einzige andere überlebende Mitglied ihres Teams, saß in einer Ecke und lächelte sie müde an.

      Hinter einer Reihe schwerer Gitterstäbe war ein großer, unordentlicher Raum, voll technologischem Krimskrams und Waffen zu sehen, die man offenbar erst vor Kurzem zusammengetragen hatte. Hayden zählte Dutzende Männer, die zwischen den kleinen chaotischen Inseln hin- und herliefen. Keiner von ihnen trug eine Maske.

      Sie wandte sich an Kinimaka. »Irgendeine Idee?«

      Der Gigant zuckte mit den Achseln und schüttelte eine Wolke Staub von den Schultern. »Die Everglades, Bäume, Wasser, Alligatoren.«

      Sie waren auf vier Propellerbooten hergebracht worden. Als sie bei ihrem Ziel ankamen, hatte Hayden nichts gesehen, außer verfallene Wände und überwucherte Türen, doch im Inneren war der Ort ein richtiger, wenn auch unordentlicher Ausstellungsraum für die neueste Technik.

      Die Gitterstäbe schepperten leise. Hayden drehte sich um und sah den Teufel, der für den Mord an drei CIA-Agenten verantwortlich war und der jetzt sein schmierig grinsendes Gesicht zwischen zwei Stäbe drückte. »Ed Boudreau.« Er steckte eine behandschuhte Hand hindurch und tat so, als würde er der Luft die Hand schütteln. »Falls ihr meinen Namen vergessen habt. Angenehm euch zu töten.«

      »Ebenso«, flüsterte Hayden. Sie wusste, dass sie es nicht tun sollte, aber sie konnte sich einfach nicht bremsen. Ihr Vater hätte das garantiert besser gemacht, er hatte es ihr auch besser beigebracht.

      »Sie sehen ein wenig durcheinander und derangiert aus, meine Liebe«, meinte Boudreau. »Oje, ist das etwa Hirn in Ihren Haaren? Wer hätte gedacht, dass ein gegnerischer Agent überhaupt eines hat und dann verliert er es auch noch, was?«

      Hinter ihr stemmte sich jetzt Kinimaka auf die Beine und drückte sich kraftvoll an der Wand ab. Sie sah ihn nicht, aber sie hörte es.

      »Hey, hey, Dickerchen«, meinte Boudreau lachend. »Immer mit der Ruhe. Ich fange nämlich gar nicht mit einem von euch beiden an.« Sein Blick fiel auf Godwin. »Hi.«

      »Was wollen Sie?« Hayden betrachtete immer noch unauffällig die Umgebung und sie wusste genau, dass die beiden anderen es ebenso taten.

      »Sie haben das Thema vorhin kurz angesprochen, erinnern Sie sich? Als Ihre Freunde gestorben sind. Es ist ein örtliches Phänomen, bekannt als das Bermudadreieck. Gibt es schon ein paar Jahre. Sagen Sie mir alles, was Sie darüber wissen.«

      »Okay«, sagte Hayden und sah weg. »Es ist ein Song von Barry Manilow. Anfang der Achtziger, glaube ich. Haben wir jetzt einen Preis gewonnen?«

      »Er hat gewonnen.« Boudreau zeigte auf Godwin. Wachen erschienen und richteten tödlich aussehende Waffen auf Kinimaka und sie. »Keine Bewegung.«

      Hayden biss sich auf die Lippen. Sie waren sowieso so gut wie tot. Wieso sollte sie nicht ihr Glück herausfordern, solange sie noch zu dritt waren? Wieso noch warten?

      Überlebe, so lange wie du kannst. Der alte Glaubenssatz der Jayes, der ihr von ihrem Vater beigebracht worden war, der selbst ein respektierter Polizist gewesen war, war ihr unauslöschlich ins Hirn gebrannt. Von einer Minute zur nächsten und zur nächsten. Keine Provokation. Jeder vergangene Moment kann dir die Möglichkeit verschaffen, die du brauchst.

      Godwin wehrte sich heftig und verpasste einer der Wachen sogar eine blutige Nase, aber er konnte es nun mal nicht mit dreien auf einmal aufnehmen. Sie zerrten ihn grob aus der Zelle und warfen ihn dann vor Boudreau auf den Boden. »Wir machen das jetzt ganz einfach«, erklärte der Anführer und holte sein Kampfmesser heraus. »Sag mir alles, was du weißt, und es geht schnell. Erzähl mir Blödsinn und ich schneide ein Stück nach dem anderen von ihm ab.« Sein Grinsen machte Hayden zweifelsfrei klar, welches Szenario er bevorzugte.

      »Hören Sie!« Sie hoffte, dass ihre Stimme nicht zu verzweifelt klang, doch sie konnte es einfach nicht ertragen, mit anzusehen, wie ein weiteres Mitglied ihres Teams vor ihren Augen ermordet wurde. Gesunder Menschenverstand und ihre Ausbildung hingegen drängten sie, verdammt noch mal den Mund zu halten. Herz und Verstand sagten etwas anderes. Das da auf dem Boden war Wyatt Godwin, Ehemann, dreifacher Vater, Surfer, Stammgast in der Cheesecake Factory an der Coconut Grove.

      »Wir wissen nicht viel, und das, was wir erfahren haben, wissen wir auch erst seit gestern.« War es wirklich erst gestern gewesen, dass ihr Team gelacht hatte, aufgeregt gewesen war, und sich auf die Zukunft gefreut hatte? Hatte sie wirklich erst gestern mit Ben Blake geredet, und war hin- und hergerissen gewesen, ob sie beide eine gemeinsame Zukunft hatten?

      »Es hat etwas mit der Queen Anne’s Revenge zu tun«, sprudelte Hayden hervor. »Das Schiff von Blackbeard.«

      Wenn ihr Vater sie jetzt beobachten könnte … der Cop in ihm sähe es garantiert nicht gern, dass sie Geheimnisse ausplauderte.

      »Der Pirat?« Boudreau grinste herablassend.

      »Ja. Sie haben das Schiff 1996 vor der Küste North Carolinas gefunden und seitdem daran gearbeitet, es zu bergen und zu erhalten. Und,