Liebe ohne Kaution. B.G. Thomas. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: B.G. Thomas
Издательство: Bookwire
Серия: BELOVED
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238442
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haust du da endlich ab?«, fragte Ross stöhnend. »Ich dachte, du sparst Geld, damit du umziehen kannst!«

      »Ich spare ja auch«, sagte Artie. »Ich habe fast dreitausend Dollar.«

      Ross ließ ein Pfeifen hören. »Wow, Artie! Das ist mehr als genug, sogar für eine Kaution. Zieh da aus!«

      »Ich habe einen Mietvertrag unterschrieben«, erwiderte Artie.

      »Na, und wenn schon! Zieh aus. Was soll Willie machen?«

      Artie biss unwillkürlich die Zähne zusammen. Was würde Willie tun? Nun, er wollte nicht darüber nachdenken. Willie konnte sehr wohl etwas tun. Er wusste, dass sein Mitbewohner mindestens ein Auto von einem seiner Kunden zu Schrott gefahren hatte, weil der ihm Geld geschuldet hatte, und Willie war nicht mal wirklich Dealer. In den Augen des Gesetzes könnte er als einer gesehen werden, aber er verkaufte Gras nur an vielleicht ein Dutzend Leute, und die kauften nie mehr als dreißig Gramm.

      Willie tat es, wie er erklärte, hauptsächlich wegen dem Gratis-Gras, das seinen Anteil am Gewinn darstellte.

      »Weißt du«, sagte Ross, »irgendwann werden die Bullen wegen seiner verdammten Musik auftauchen, und sie werden das Gras von Weitem riechen und euch alle hochgehen lassen, obwohl du nicht rauchst.«

      »Zwei Monate«, murmelte Artie. »Zwei Monate und ich bin raus. Ich schaue mir sogar schon Wohnungen an.«

      »Zieh bei mir ein«, sagte Ross. »Ich könnte definitiv Hilfe bei der Miete gebrauchen, seit Mitch ausgezogen ist.« Mitch war Ross' Ex-Freund. Die beiden hatten sich die ganze Zeit gestritten, sodass Artie nicht überrascht war, als sie sich getrennt hatten. Sie hatten sich um dumme Kleinigkeiten gezankt, während er und Ross sich nie stritten.

      Es war wunderbar, wie gut sie miteinander auskamen. Er hatte einen kurzen Moment der Hoffnung gehabt, dass Ross vielleicht seine Meinung ändern und ihn doch als festen Freund in Erwägung ziehen könnte, aber dann hatte er sich gefragt, ob sie anfangen würden, sich wie Ross und Mitch über Dinge zu streiten, die einfach keine Rolle spielten. Artie hatte erkannt, dass er Ross wirklich lieber als Freund statt als einen Ex haben würde.

      »Ich habe einen Mietvertrag«, sagte er erneut zu Ross, »und ich möchte keine tausend Dollar verschwenden, um meine Hälfte der Miete zu bezahlen, wenn ich nicht einmal dort wohne.«

      Ross seufzte und zuckte die Schultern und sagte: »Na gut, bitte schön. Ich hoffe nur, dass bis dahin nichts passiert.«

      Berühmte letzte Worte, würde Artie später denken.

      »Wir könnten auf ein paar Drinks ins Corner Bistro gehen«, bot Artie an.

      Ross schürzte die Lippen, überlegte und schüttelte dann den Kopf. »Nah. Ich muss ins Bett. Ich habe morgen eine Zwölf-Stunden-Schicht und möchte keinem armen Kerl einen Einlauf geben, obwohl ich seine Ernährungssonde überprüfen sollte.«

      Artie lachte, obwohl er sich wünschte, dass Ross noch etwas Zeit mit ihm verbracht hätte. »Nun, ich denke, das war's dann«, sagte er und streckte die Hand nach seinem Türgriff aus.

      »Artie?«

      Er drehte sich um und bekam zu seiner Überraschung einen kleinen Kuss von Ross. Er schnappte beinahe nach Luft und realisierte dann, dass es nichts weiter war als das, was schwule Kerle ständig taten. Es war ein Kuss unter Schwestern. Nichts mehr. Und dann schnappte er beinahe noch mal nach Luft, weil, na ja, wow! Ross hatte ihn geküsst und ... nichts. Artie fühlte nichts. Er hätte genauso gut seine echte Schwester küssen können.

      In mancher Hinsicht war das eine riesige Erleichterung.

      Er lächelte.

      »Gute Nacht, Ross.«

      »Gute Nacht, Artie«, sagte sein Freund, als Artie aus dem Auto stieg. Er ging zur Haustür, schloss sie auf, winkte Ross kurz zu und ging hinein.

      Artie konnte das Gras auf halbem Weg die Treppe hinauf riechen.

      Er blieb stehen und überlegte, ob er sich umdrehen und allein ins Corner Bistro gehen sollte. Er konnte buchstäblich das Echo von Ross' Worten in seinem Kopf hören: »Weißt du, irgendwann werden die Bullen wegen seiner verdammten Musik auftauchen, und sie werden das Gras von Weitem riechen und euch alle hochgehen lassen, obwohl du nicht rauchst.« Aber Artie war müde. Es war ein langer Abend gewesen, obwohl es so viel Spaß gemacht hatte. Ein Drink würde wahrscheinlich ausreichen, um ihn betrunken zu machen, geschweige denn zwei. Und er würde niemals betrunken Auto fahren.

      Mit einem Seufzer ging er die Treppe hinauf, und der stinktierartige Geruch nach Marihuana wurde stärker, je näher er der Tür kam. Mist! Und weil die Musik so laut aufgedreht war, könnte die Polizei eines Tages wirklich auftauchen. Was sollte er dann tun? Die Polizei würde ihm auf keinen Fall glauben, dass er nichts damit zu tun hatte. Außer vielleicht nach einem Urintest – der natürlich sauber wäre –, aber es wäre immer noch ein schreckliches Chaos, in das er geraten würde.

      Er steckte seinen Schlüssel ins Schloss und öffnete den Mund, um zu sagen: »Kannst du das bitte leiser machen?« Doch als er durch die Tür trat, gefroren die Worte in seinem Mund. Nicht nur der Geruch und die Lautstärke hauten ihn fast um, sondern er erblickte auch etwas, das sein Verstand zuerst nicht einmal verarbeiten konnte. Im lila Schein einiger Schwarzlichtbirnen befanden sich Willie, sein pummeliger Gras-Kumpel Jorge und zwei Mädchen, die Artie nicht kannte – eine große Überraschung, wenn es um Willie ging – und die eine Wasserpfeife herumreichten. Aber was Artie bis zur Sprachlosigkeit schockierte, war das, was sich auf dem Kaffeetisch stapelte.

      War das…?

      Heilige Scheiße. Gras?

      Eine ganze Menge davon!

      Rasch machte er die Tür zu, schloss sie ab und verriegelte sie, bevor er wie ein Zombie in die Mitte des Raumes ging.

      »Hey, Alter«, schrie Willie regelrecht, um über die wummernde Musik hinweg gehört zu werden.

      Artie schaute nach unten, und wow, ja, auf dem Kaffeetisch befand sich offenbar ein kleiner Berg aus mit Gras gefüllten Sandwichbeuteln. Das oder Oregano, und irgendwie glaubte Artie nicht, dass das der Fall war.

      »Mach die Tür zu«, sagte er, obwohl er bezweifelte, dass ihn irgendjemand über die dröhnenden Songtexte hinweg hören konnte, die beinahe ausschließlich aus dem Wort fuck und dem ständig wiederholten Satz zu bestehen schienen, der jemanden beschwor, es niederzubrennen. Artie war sich nicht sicher. Es war schwer zu verstehen.

      Er sah seinen Mitbewohner an, der einen wahnsinnig tiefen Zug aus einer dreißig Zentimeter langen Pfeife nahm, und fragte sich: Was denken die sich dabei? Wenn die Polizei jetzt käme, wären sie alle erledigt.

      »Willie«, rief er. »Was zur Hölle?« Er zeigte auf den Nicht-Oregano.

      Willie winkte Arties Kommentar beiseite, als wäre nichts, und gab die Pfeife an das Mädchen neben ihm weiter. »Entspann dich, Alter.«

      »Entspannen?« Artie schrie beinahe, dann nahm er sich zusammen. »Entspannen? Willie! Schau dir an, wie viel du hier liegen hast. Wenn die Bullen kommen…«

      »Entspann dich. Heut Nacht tauchen keine Bullen auf.«

      »Aber…«

      »Nein, Alter, bleib locker.« Willie stand auf, ging um den Couchtisch herum und legte eine Hand auf Arties Schulter. »Komm mit«, sagte er und führte Artie in ihre kleine Küche. »Nimm dir ein Bier, Mann. Und einen Brownie.«

      Einen Brownie?

      Artie lächelte. Er liebte Brownies mehr als alles andere auf der Welt, und die hier hatten sogar einen Zuckerguss. Man stelle sich das vor. Willie, der sich die Zeit nahm, auf irgendetwas Zuckerguss zu verstreichen, anstatt lediglich vorzuschlagen, dass die Leute ihn als Dip verwenden sollen.

      »Ich hab den Zuckerguss draufgemacht«, ertönte eine lallende Stimme.

      Artie blickte auf und sah eines der Mädchen hinter Willie stehen, den Kopf auf dessen Schulter. Sie