Scherbentanz. Paul Fenzl. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Paul Fenzl
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783954521104
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Der Laden gehörte einem Vietnamesen!«, ergänzte der Baldauf. »Kann durchaus sein, dass die Sippschaft aus Burgweinting mit der in Regensburg in Verbindung steht. Vielleicht sogar in familiärer. Und ich kann den Edmund gut verstehen, wenn aus seiner Sicht da Querverbindungen zum Brandanschlag bei den Söll-Moden anklingen.«

      »Wir, der Baldauf und ich, wir haben der Familie der Tran Thi Linh die Todesnachricht überbracht«, mischte sich Baldaufs Kollege Dirmeier ein. Ich schlage vor, die ganze Großfamilie genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Mutter machte übrigens einen sehr gefassten Eindruck. Eine Idee zu gefasst, wie mir schien. Der Vater war nicht zu Hause. Auch nicht ihr Mann.«

      »Dafür mindestens fünf andere Erwachsene und einige Kinder!«, fügte der Baldauf hinzu.«

      Der Köstlbacher nickte und machte sich eine Notiz. Genaue Anweisungen, wer was als Nächstes erledigen soll, würde er im Anschluss an das Briefing geben.

      Der Anhuber sah einen Moment so aus, als ob er erneut zu einer Bemerkung ansetzen wollte, blieb aber dann doch passiv im Hintergrund. Wenn du mich fragst, dann hatte der sich auch zu wenig vorinformiert, um konstruktiv mitreden zu können. Und dass seine dummen Sprüche nicht besonders ankamen, das war ihm anscheinend doch nicht entgangen.

      »Was ist mit der Mordwaffe? Dass es eine Makarow war, wissen wir. Ob eine PB wird sich noch rausstellen. Wenn sie der Mörder nicht entsorgt hat, müsste er sie noch haben?«, fragte der Liebknecht.

      »Die Makarow war eine verbreitete Pistole in der NVA. Wisst ihr eigentlich, dass 60.000 Vietnamesen in der damaligen DDR lebten?«, fragte der Köstlbacher, ohne zunächst auf den Liebknecht einzugehen.

      »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte der Polizeichef ehrlich erstaunt, wie gut der Köstlbacher informiert war, auch wenn ihm seine Schlussfolgerung nicht ganz klar schien.

      »Zunächst nichts Konkretes! Aber nach meinen Recherchen haben nach der Wende nicht nur ehemalige Ostdeutsche und Russen NVA-Waffen verscherbelt. Die Vietnamesen sollen da kräftig mitgemischt haben!«, antwortete der Köstlbacher.

      »Wenn da was dran ist, wird Ihnen den Fall das LKA bald abnehmen«, meinte der Anhuber.

      »Nicht solange er auf Regensburg beschränkt bleibt. Und da spricht momentan nichts dagegen!«, wehrte der Köstlbacher, nun doch etwas aus dem Konzept gebracht, ab. Wenn das mit dem Kompetenzgerangel nun wieder losginge, dann würde er ausrasten! Jetzt nur ja keinen Fehler machen!

      Als hätte das mit dem Fehler der Anhuber in Köstlbachers Gedanken gelesen, sagte er: »Wir können uns die Presse nicht länger vom Leib halten. Frau Söll ist eine stadtbekannte Persönlichkeit. Wenn es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem Brandanschlag bei ihr und dem Mord an der Vietnamesin gibt, werden uns die Journalisten wie Aasgeier belagern.«

      »Was schlagen Sie vor?«, fragte der Köstlbacher ganz förmlich, weil er eigene Entscheidungen bezüglich Pressemeldungen hasste. Im Normalfall war dafür die Dr. Sieber zuständig. Aber da die nicht anwesend war, sollte der Anhuber sagen, was Sache ist.

      Aber der, du wirst es dir schon gedacht haben, zog sich raffiniert aus der Affäre: »Machen Sie eine Presseerklärung fertig. Ich werde sie mir ansehen und dann darüber befinden!«, entschied er.

      Kapitel 7

      »Der Bericht von der Feuerwehr ist mir ein bisschen zu unpersönlich. Nur Fakten. Mehr nicht! Wie war dein Eindruck?«, fragte der Köstlbacher die Kommissarin Koch.

      Der Polizeichef Anhuber war gegangen und die Atmosphäre im Raum war schlagartig anders geworden. Milder! Durchaus vergleichbar mit Wetterumschwüngen, nach denen man sich frischer und befreiter fühlt.

      »Der wird sich hüten, mehr als Fakten in seinen Bericht zu schreiben. Du weißt doch am besten, wie Richter in coram publico die Aussage eines Sachverständigen herunterputzen, wenn da auch nur ein Fünkchen eigene Meinung dabei ist«, antwortete die Koch.

      »Schon klar! Aber hier sind wir nicht vor Gericht. Und deine Einschätzung ist mir wichtig, auch wenn du sie nicht hiebund stichfest mit Beweisen belegen kannst!«, entgegnete der Köstlbacher.

      Die Koch schwieg noch ein paar Sekunden und blickte in die Runde. Es war erstaunlich still im Beratungszimmer geworden. Alles wartete interessiert auf ihren Bericht. Sie versuchte, sich so genau wie nur möglich zu erinnern und sich in ihrer Meinung nicht von dem beeinflussen zu lassen, was inzwischen noch geschehen war.

      »Ich bin mir anfangs vorgekommen wie in einem Film. Überall beißender Rauch und ein großes Aufgebot an Feuerwehr. Herumliegende Löschschläuche, aber keiner in Benutzung. Ein paar Männer verstauten gerade Schaumlöschgeräte, was mir nach einer Beendigung des Einsatzes aussah. Nachdem ich mich dem Einsatzleiter als Kommissarin von der Kripo vorgestellt hatte, sagte der mir erst einmal das, was er später in seinen Bericht auch geschrieben hat. Aber im Gespräch mit mir hatte er durchaus auch eine eigene Meinung zu diesem Anschlag.«

      An dieser Stelle unterbrach die Koch ihren Bericht und nahm kurz Blickkontakt zum Köstlbacher auf, was wohl das unterstreichen sollte, was jetzt käme.

      »Zumindest eine Vermutung äußerte der Einsatzleiter der Feuerwehr – seinen Namen habe ich übrigens vergessen – konkret.«

      Der Köstlbacher nahm bei diesen Worten den Bericht der Feuerwehr zur Hand und sah nach. Da ihm der Name nichts sagte, mit dem er unterschrieben war, nickte er nur, machte eine Handbewegung, um der Koch anzudeuten weiterzuerzählen.

      »Seiner Meinung nach hatte die Aktion eher den Charakter einer Drohung. Der Anschlag war so dimensioniert, dass kein größerer Schaden entstehen konnte und wohl auch sollte. Frau Söll etablierte mit ihrer ganz speziellen Dirndl Couture eine beachtliche Konkurrenz gegenüber den bisher marktführenden Trachtenmoden. Damit machte sie sich nicht nur Freunde. Neider könnten potentiell für den Anschlag verantwortlich zeichnen.«

      »Oder das soll nur so aussehen!«, bemerkte dazu der Liebknecht.

      »Was willst du damit sagen?«, fragte der Köstlbacher.

      »Vielleicht solltest du allen erst einmal ein Detail aus dem Bericht der Feuerwehr vorlesen!«, antwortete der Liebknecht. »Du weißt, worauf ich anspiele?«

      Dass der Liebknecht den Bericht kannte und die anderen noch nicht, das lag daran, dass er vor dem Briefing den Köstlbacher von seinem Büro abgeholt hatte und den Bericht, den die Klein kurz zuvor gebracht hatte, zu sehen bekam.

      »Hm!«, brummte der Köstlbacher, weil er darüber eigentlich vorab gerne noch mit dem Roland gesprochen hätte. Aber darauf musste er nun wohl verzichten.

      »Es geht um die Rauchgranate. Einer von der Feuerwehr hat sie als eine aus den Beständen der ehemaligen NVA identifiziert. Ganz sicher ist er sich allerdings nicht. Darum will ich mir auch noch eine zweite Meinung von einem Experten einholen.«

      »Und wenn dieser Feuerwehrmann recht hat? Klingeln dir dann nicht die Ohren?«, fragte der Liebknecht.

      »Natürlich tun sie das. Gleich als ich das gelesen habe. Aber wir sollten trotzdem eine fachmännische Bestätigung abwarten, bevor wir voreilige Schlüsse ziehen. Du hast soeben ja hautnah erlebt, wie unser Polizeichef tickt. Nur Fakten zählen! Und selbst wenn ein Experte die Herkunft bestätigt – ein Zusammenhang mit der Mordwaffe am Emmeramsplatz ist damit nicht automatisch bewiesen«, sagte der Köstlbacher.

      »Baldauf und ich, wir hatten schon öfter auf den Vietnamesenmärkten auf der tschechischen Seite der Grenze zu tun. Du erinnerst dich, als du uns zum ersten Mal damals wegen der Dusana, dieser tschechischen Prostituierten, rübergeschickt hast?«, fragte der Dirmeier.

      »Die Freundin von dem einbeinigen Gruber?«

      »Ja! Und was willst du damit sagen?«, entgegnete der Köstlbacher.

      »Schick uns erneut los, den Baldauf und mich! Wenn du willst nur einen Tag. Mit einer Übernachtung wär’s freilich besser. Was die Mordwaffe betrifft, wie sie nach Regensburg gelangt sein könnte, ist das zwar die berühmte Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Aber wir könnten mit Sicherheit