ich. Sarah Michaela Orlovský. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sarah Michaela Orlovský
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783702236526
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       … den Notruf gewählt?

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       … jemandem gesagt, dass du in ihn verliebt bist?

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       … an Weihnachten geweint?

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       … Herzklopfen gehabt, dass dir die Ohren platzen?

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       Pilottest

      Es gibt so magische Sätze.

      Sätze, die über Leben und Tod entscheiden.

      Beispiel #1 „Ich heiße Jacqueline (mit stimmhaftem sch und langem i, ganz wie es der Franzose am liebsten hat), meine Mama ist Französin.“

      Dieser Satz katapultiert dich im Nullkommanichts in die oberste soziale Riege jeder Schulklasse. Zumindest, bis du gezeigt hast, wie cool du wirklich bist.

      Beispiel #2 „Ich bin die Tschacklin (mit peitschendem tsch und krach-tirolerischem Lagerfeuer-Knack-ckch).“

      Mit diesem Satz tritt dein absoluter sozialer Tod ein. Und zwar mit sofortiger Wirkung. Egal, woher deine Mutter kommt.

      Meine zwei ersten Sätze sind eigentlich recht brauchbar.

      Satz #1 „Ich heiße Nono.“

      Ist ein Hin-Hörer, funktioniert aber nur bei Mitschülern. Die Lehrer bestehen auf „Veronika“, weil es so auf der Klassenliste steht und weil sie diese Klassenliste mit nach Hause nehmen und sie dort auswendig lernen. (Aber die Zeit heilt alle Namenslisten. Spätestens nach den Weihnachtsferien hat noch jeder Lehrer Nono zu mir gesagt.)

      Satz #2 „Mein Papa ist Pilot.“

      Funktioniert immer und bei jedem. Ruft starke Reaktionen hervor. Reaktionen von Lehrern: „Ach wirklich? Interessant. Für welche Linie fliegt er denn?“ Reaktionen von Schülern: „Boah, cool! War er schon auf der ganzen Welt? Darfst du gratis fliegen? Kannst du Flugmeilen verschenken?“

      Das ist sozusagen der Pilottest. (PILOT-Test. Check? Wortwitz, komm heraus, du bist umzingelt!) Meine Antworten entscheiden darüber, ob ich hop oder drop bin. Das war schon im Kindergarten so und in der Schule auch und auf jeder Party und in jedem Ferienlager. Eigentlich ist es egal. Bald nach Schulanfang wird sowieso neu durchgemischt. Dann ist der erste Eindruck verflogen, dann kommt die Wahrheit ans Licht. Aber da kann es sein, dass der soziale Tod dich schon umgebracht hat. Also innerlich, meine ich.

      Meistens denke ich mir eine Fluglinie aus, für die Papa angeblich fliegt. Dann muss ich nicht erzählen, dass er in Wirklichkeit für eine private Firma arbeitet. Dass er wichtige Politiker und berühmte Stars durch die Gegend kutschiert, gemeinsam mit ihren Leibwächtern und ein paar Flaschen Schampus.

      Ich will nicht „die Tochter vom Piloten“ sein. Ich bin Nono. Sonst nichts.

      #wasimmerdasauchheißenmag

       Erbärmlich

      Ein Freundschaftsbuch, dazu erschaffen, dass sich Achtjährige als humorvoll profilieren können, indem sie als Lieblingsfach „Pause“ angeben und als Lieblingsbuch „das Telefonbuch“ – und ich krieg eine Existenzkrise.

       Streifentest

      Eigentlich würde ich das alles ja lieber mit Papa bereden. So wie immer. Ja, ich gestehe, ich bin ein Papa-Mädchen. Nein, das ist völlig in Ordnung. Ja, auch wenn man schon 15 ist. Wir passen einfach gut zusammen. Das hat absolut NICHTS mit dem Ödipus-Komplex zu tun. Außerdem hatte Ödipus was mit seiner MUTTER. Also: Komplett andere Baustelle.

      Tut aber ohnehin nichts zur Sache. Dieses Mal steht Papa nicht zur Verfügung. Er hat die Seiten gewechselt. Er ist vom gegnerischen Team gekauft worden. Er ist ins feindliche Lager übergelaufen.

      #i’m.on.my.own

      Bis heute Abend war alles noch normal.

      Na ja, „normal“ ist natürlich sehr relativ bei uns. Heute war wieder ein Tag #14. Wir leben im Zwei-Wochen-Rhythmus. Zwei Wochen ist Papa da und wir sind eine Familie, tutti paletti, Friede, Freude, Gugelhupf. Dann ist Papa zwei Wochen im Dienst, fliegt von Flughafen zu Flughafen, von Stadt zu Stadt, von Hotel zu Hotel. Zurück bleiben: Mama und Nono. Das Chaos-Duo. The Terrible Two. Wir fühlen uns beide einsam. Gleichzeitig stehen wir einander im Weg, treten uns gegenseitig auf die Zehen, gehen einander auf die Nerven, während die Zeit dahinschleicht. Wir zählen die Tage. Eeeeeeins. Zweeeeei. Dreeeei. Viiiiiiier. … Alle Tage sind gleich lang. Nur so unglaublich unterschiedlich breit. Am breitesten aber ist Tag #14. Das sind die schlimmsten im Zwei-Wochen-Rhythmus. Zuerst ist Mama der Putzfimmel in Person. Sie saugt und schrubbt und wischt und wäscht und ich würde ja in Selbstmitleid versinken, weil es keinen Fleck mehr gibt im Haus, wo man nicht im Weg ist – aber der Staubsauger ist eindeutig ärmer dran als ich. Also kein Selbstmitleid. Staubsaugermitleid.

      So ist das immer, bevor Papa heimkommt. Heute hat sich Mama aber echt selbst übertroffen. Man stelle sich vor: Sie hat die blitzeblank geschrubbte Küche NOCH EINMAL geputzt. (Rätsel der Kategorie „Suchen Sie die 10 Unterschiede“. Auflösung: April, April, Sie werden keine finden.)

      Da hätte ich schon misstrauisch sein sollen. Aber dazu hatte ich keine Zeit. Ich war vollauf damit beschäftigt, mich vor Tag #14, Teil 2 zu fürchten. Auf jeden Putzwahnsinn folgt das Kuschelkommando, wie das Amen im Gebet, wie der Durchfall auf das All-you-can-eat-Buffet beim Chinesen. Da hängt Mama dann ganz kaputt im Sofa, in Gedanken schon bei Papa, der wahrscheinlich schon gelandet ist, der vielleicht schon im Auto sitzt, dem es doch hoffentlich gut geht („Warum schreibt er denn nicht?“), den sie am liebsten schon knutschen würde. Nur dass er noch nicht da ist. Also muss ich herhalten.

      „Nono? Komm her. Setz dich zu mir.“

      Und da haben wir es schon.

      Als Kind habe ich mir oft nichts mehr gewünscht, als bei Mama am Sofa sitzen zu dürfen und ihre Hand warm auf meinem Rücken zu spüren. Darum kann man natürlich nicht bitten. Das muss über einen kommen wie das braune Weich aus dem Schokobrunnen. So etwas ist ein Gefühlsgeschenk, Miteinandermagie, Zweierzauber, ein Winzigwunder,