Butler Parker Staffel 8 – Kriminalroman. Günter Dönges. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Серия: Butler Parker Staffel Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740937140
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sich über seinem Bauch strammte. »Das hier gehört mit zur allgemeinen Entkrampfung meiner Gäste. Und Sie werden gesehen haben, wie begeistert sie mitspielen.«

      »Wobei sich die Frage erhebt, Sir, woher Sie diese originellen Kostüme haben«, schaltete Josuah Parker sich ein.

      »Woher wohl? Eigener Fundus. Alles aus Spenden.« Waterson knipste ein noch strahlenderes Lächeln an und winkte Cäsar, der mit einem seiner Legionäre durch den Korridor hinüber in den großen Festsaal stampfte.

      »Sie müssen erstklassige und zahlungsfähige Gönner haben«, stellte der junge Anwalt fest.

      »Hab’ ich! Hab’ ich!« Waterson nickte freudig, »dafür biete ich aber auch echte Heilungen. Hypnose, Gruppentherapie. Individualbehandlung und das Freimachen verschütteter Persönlichkeit. Man weiß mich zu schätzen!«

      »Wie schön für Sie«, sagte Rander trocken.

      »Wer schätzt Sie, Sir, wenn man höflichst fragen darf?« Parker wollte es wieder mal genau wissen.

      »Die Angehörigen meiner Patienten«, präzisierte Waterson prompt, »ich könnte die Kapazität des Hauses verdoppeln. Und vielleicht werde ich wirklich noch mal anbauen. Das ist kaum noch eine Geldfrage.«

      »Vorher möchten wir uns aber verabschieden«, sagte Rander ohne jedes Bedauern, »es war nett, daß Sie uns eingeladen haben, Doc. Wir haben … Moment, was ist denn los!? Parker!«

      Er sah seinem Butler nach, der die Bar gefunden oder zumindest gewittert zu haben schien, denn sein Butler schritt zwar gemessen, aber doch unverkennbar schnell aus dem kleinen Empfangsraum und verschwand im Korridor.

      »Entschuldigen Sie mich!« sagte nun auch Waterson und hatte es sehr eilig.

      Erst jetzt hörte Rander einige spitze und grelle Schreie. Und erst jetzt wurde ihm bewußt, daß der allgemeine Geräuschpegel erheblich zugenommen hatte.

      Er kam zu dem treffenden Schluß, daß irgend etwas passiert war. Er konnte sich vorstellen, daß vielleicht eine handfeste Prügelei zwischen Buffalo Bill und Kolumbus stattfand.

      In diesem Haus war eben alles möglich.

      *

      Parker blieb betroffen stehen.

      Er hatte sich in der Tür zu einem kleinen rechteckigen Saal aufgebaut und schaute auf die Guillotine, die man darin versteckt hielt.

      Dieses mechanische Gerät zum schnellen Ablösen eines diversen Kopfes vom Rumpf sah ungemein echt aus. Das Schrägmesser war hochgezogen und sollte von einem Mann bedient werden, dessen Kleidung an die der Sansculotten aus der Französischen Revolution erinnerte. Der Henker machte einen fast heiteren und gelösten Eindruck und sah interessiert auf den jungen Adeligen, dessen Kopf man bereits samt Körper auf die Wippe geschnallt hatte.

      Irgendwie spürte Parker, daß dies alles kein Spaß mehr war! Er fühlte, daß sich etwas zusammenbraute, das schreckliche Folgen nach sich zog.

      Parker boxte sich einen Weg durch die Masse der neugierigen Zuschauer. Es handelte sich um etwa zwanzig Frauen und Männer, die alle Kostüme trugen. Aber das störte sie nicht. Sie fühlten sich der Französischen Revolution verhaftet, und sie wollten einen Kopf rollen sehen.

      Parker schaffte es nicht mehr.

      Es wurde plötzlich totenstill. Der Geräuschpegel war völlig in sich zusammengerutscht.

      Der junge Adelige auf der Wippe der Guillotine schien sich in sein schreckliches Schicksal ergeben zu haben. Er wehrte sich nicht mehr gegen die Griffe der beiden Henkersknechte, deren Gesichter hinter Masken verborgen waren.

      Die Wippe wurde herumgelegt.

      Der Körper des Opfers befand sich jetzt waagerecht unter dem Fallbeil. Der Kopf wartete nur noch darauf, vom Rumpf getrennt zu werden.

      »Halt!« Parker rief mit einer an sich leisen Stimme. Da es aber totenstill geworden war, wirkte sein Einwand wie der Stoß einer Fanfare.

      Doch seine Stimme wurde überhaupt nicht zur Kenntnis genommen. Sie verhallte ungehört.

      Dann legte der Sansculotte einen Sperrhebel um, und das Fallbeil zischte nach unten, direkt auf den Nacken des Opfers zu.

      Parker schloß ungewollt die Augen. Er wollte das Schreckliche nicht sehen. So hilflos wie im Moment hatte er sich bisher selten gefühlt.

      Dann, als der Geräuschpegel wieder anstieg, schaute er hinauf auf das Gerüst der Guillotine.

      Das Opfer erhob sich gerade und grinste mit törichtem Gesichtsausdruck in die Menge, die sich an den Händen faßte und das Blutgerüst umtanzte. Übrigens zu den Klängen einer Rumba, was eigentlich nicht paßte und eine Art Anachronismus war.

      »Sie dachten doch nicht etwa, die Guillotine sei echt, Mister Parker?«

      Der Butler wandte sich zu Dr. Waterson um, der hinter ihm aufgetaucht war.

      »Der Wahrheit die Ehre«, bekannte Parker, »ich glaubte in der Tat an die Schärfe des Fallbeils!«

      »Sehr echt, nicht wahr?« Waterson schien stolz zu sein.

      »Ungewöhnlich echt«, bekannte der Butler weiter, »gehören diese Spiele auch zu Ihrer Beschäftigungstherapie?«

      »Selbstverständlich!« Waterson nickte begeistert und sah zufrieden auf seine Patienten, die den kleinen Saal verließen. Wahrscheinlich strömten sie in den nächsten Raum, um etwas für ihre Gesundheit zu tun.

      »Werden damit nicht Energien freigesetzt, die man später kaum noch hemmen kann?« wollte Parker wissen.

      »Sicher nicht.« Waterson sagte es mit Nachdruck. »Darauf achte ich schon, Sie sehen etwas mitgenommen aus, Mister Parker.«

      »Darf ich Sie etwas fragen?« erkundigte sich der Butler.

      »Aber sicher.« Waterson beugte sich neugierig zu Parker hinunter.

      »Wo finde ich die Hausbar?« stellte der Butler kurz und knapp seine Frage, »mir scheint, Sir, daß ich das brauche, was man einen herzhaften Schluck zu nennen pflegt!«

      *

      »Und dann?« wollte Sue Weston eine knappe Stunde später wissen. Sie hielt sich zusammen mit Rander und Parker im Studio des Penthouse auf und hatte sich bis zu diesem Punkt die ungewöhnliche Geschichte angehört, und zwar in einer Mischung aus Amüsiertheit und Grauen.

      »Wir gewannen den Parkplatz«, berichtete Rander weiter, »reden wir nicht mehr davon, Miß Weston, daß ein Häuptling der Sioux uns noch kurz vor dem Einsteigen skalpieren wollte!«

      »Zu schweigen von Hannibal, Sir, der Ihnen sein Kurzschwert in die unteren Rippenpartien zu jagen beabsichtigte!«

      »Tatsächlich!« Rander schüttelte den Kopf, »ein Alpdruck, was wir erlebt haben, Sue. Sagenhaft. Von solchen Dingen träumt man normalerweise nur.«

      »Und das alles spielte sich in einem Privatsanatorium ab?« erkundigte sich die Sekretärin.

      »Richtig.« Rander nickte. »Ein Bungalow- und Gebäudekomplex in der Nähe von Stratford. Eine sehr reizvolle Gegend nördlich von Rock Falls.«

      »Muß man Stratford kennen?« fragte Sue lächelnd.

      »Sie sollten es vergessen«, gab Rander zurück, »Sie sollten vor allen Dingen dieses Nervensanatorium vergessen. Und diesen Dr. Waterson!«

      »Wird Ihnen das gelingen?« Sue musterte Rander und Parker nacheinander sehr betont.

      »Ich werde mich bemühen«, erwiderte Rander.

      »Und ich werde es erst gar nicht versuchen, Miß Weston«, räumte der Butler ein, »dieses Szenarium werde ich wohl niemals wieder vergessen.«

      »Wie sind Sie eigentlich dorthin geraten?« Sue hatte einen echten Nachholbedarf an Informationen, denn sie war ein paar Tage unterwegs gewesen und hatte in New York eine Freundin besucht.

      »Wir