Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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machte sich auf seinem Gesicht breit.

      »Net…?« fragte er fassungslos. »Aber warum…?«

      »Weil ich eben net will«, antwortete sie. »Ich behalt den Hof. Schließlich hat mein Mann ihn mir hinterlassen.«

      Der Bürgermeister von St. Johann rang mühsam um Fassung.

      »Bist sicher, daß da kein Fehler machst?« forschte er nach. »Denk doch nur an die viele Arbeit und dann an die beiden Alten. Wie willst damit fertig werden?«

      Eigentlich war die Frage überflüssig. Er hatte schon auf der Herfahrt bemerkt, daß die Felder bestellt waren, und von einer dunklen Ahnung gepackt, hatte er auf das Gaspedal getreten.

      »Oh, ich hab einen neuen Knecht eingestellt«, gab Christel zurück. »Er ist jung und kann zupacken.«

      Sie deutete mit dem Kopf zur Scheune, wo Thomas gerade am Traktor montierte.

      »Das ist er übrigens.«

      Markus Bruckner sah hinüber.

      So war das also, da kam ein junger fescher Bursche daher und aus einer einsamen Witwe wurde die lustige Witwe, die all seine Pläne über den Haufen warf!

      »Willst es dir net noch mal überlegen?« hakte er nach. »Ich könnt das Angebot ebenfalls überdenken und noch was oben’rauf packen…«

      Die Enzingerbäuerin schüttelte den Kopf.

      »Dank’ schön für die Müh’, die du dir gemacht hast«, antwortete sie. »Aber ich behalt den Hof.«

      Wütend drehte Markus Bruckner sich um, sprang in seinen Wagen und fuhr vom Hof.

      Thomas kam herübergeschlendert.

      »Wer war das?« fragte er.

      Christel sah ihn an.

      »Ich hoff’, ich hab’ net gerade den größten Fehler meines Lebens gemacht«, sagte sie. »Das war der Bürgermeister von St. Johann, der meinen Hof kaufen wollte. Und ich hab’ abgelehnt.«

      Thomas grinste.

      »Na, dann ist doch alles in Ordnung.« meinte er.

      »Nix ist in Ordnung«, fuhr sie ihn an. »Jetzt hängt alles an dir. Wenn du wieder gehst, dann steh’ ich da, wo ich vor ein paar Tagen war – vor dem Ruin.«

      Ihre Augen flackerten wild und ihr Herz schlug bis zum Hals hinauf. Thomas packte sie bei den Schultern und zog sie zu sich heran.

      »Warum sollte ich geh’n?« sagte er mit heiserer Stimme. »Ich gehör doch zu dir, wie du zu mir. Ich werd dich niemals im Stich lassen. Christel. Hörst mich? Ich liebe dich!«

      Ihre Augen waren feucht.

      Er liebte sie?

      Das hatte er damals auch gesagt und war trotzdem gegangen.

      Was war, wenn es sich jetzt wiederholte?

      Zum Bürgermeister konnte sie dann bestimmt nicht gehen und ihm den Hof wieder anbieten. Wahrscheinlich hatte er sich dann anderweitig umgesehen, und dann war sie am Ende.

      Seit Thomas da war, und seitdem sie von Wolfgang geträumt hatte, war sie überzeugt gewesen, es schaffen zu können, mit dem Hof. Doch plötzlich war die alte Angst wieder da, und Christel war überzeugt, einen Fehler gemacht zu haben als sie das Angebot ablehnte.

      Sie machte sich von ihm frei und sah ihn ernst an.

      »Du bist mein Knecht, Thomas Brenner«, sagte sie mit fester Stimme. »Mehr net!«

      Damit drehte sie sich um und ließ ihn stehen.

      Christel hatte plötzlich große Angst vor der Zukunft…

      *

      Ernst Hofer runzelte die Stirn. Er saß in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch und sah die Belege der vergangenen Woche durch.

      »Nur wenn man weiß, wofür man Geld ausgibt, steht man eines Tages net mit leeren Händen da«, predigte er immer wieder seiner Frau und bestand darauf, wöchentlich die Ausgaben zu kontrollieren.

      Jeder Beleg, jede Rechung und Kassenzettel wurden aufbewahrt, durchgesehen, die Beträge notiert. Was der Brauereibesitzer von seinem Buchhalter in der Firma verlangte, wollte er selbst zu Hause einhalten.

      Jetzt lag ein Scheckbeleg vor ihm, der vom Konto seiner Frau stammte. Natürlich konnte sie mit ihrem Geld machen, was sie wollte, nur wenn es sich um so eine große Summe handelte, dann würde er schon gerne wissen, wofür sie ausgegeben wurde.

      Ernst Hofer griff zum Telefon und wählte eine hausinterne Nummer.

      »Komm doch bitte gleich mal in mein Arbeitszimmer«, bat er seine Frau. »Ich hab’ da eine Frage.«

      Maria Hofer ahnte, um was es ging, als sie eintrat und ihren Mann am Schreibtisch sitzen sah.

      »Kannst du mir erklären, für wen du einen Scheck über fünftausend Euro ausgestellt hast?« fragte er. »Hier steht nur an den Überbringer, aber kein Name.«

      Er kramte auf dem Schreibtisch herum.

      »Unter den Kontoauszügen ist nix. Offenbar wurde der Scheck noch nicht eingelöst.«

      Maria hatte sich ihm gegenüber gesetzt. Seit Pfarrer Trenkers Besuch hatte sie ständig an Christel denken müssen. Daß ihr Mann der Tochter die kalte Schulter zeigte, machte ihr sehr zu schaffen, aber noch mehr, daß es ihr selbst nicht gelang, aus seinem übermächtigen Schatten zu treten und Christel die Hand zur Versöhnung zu reichen.

      Wie oft hatte sie es sich schon vorgenommen und dann doch wieder davon abgesehen!

      Jetzt aber, nachdem der Geistliche da gewesen war, fühlte Maria Hofer, daß es an der Zeit war, daß sich etwas änderte.

      »Nun? Ich warte.«

      Die Stimme ihres Mannes klang ungehalten. Sie ließ ihn mit ihrer Antwort warten und ein Ernst Hofer wartete eben nicht gern!

      »Der Scheck ist für Christel«, antwortete sie schließlich, und der Trotz in ihrer Stimme war unüberhörbar.

      »Was?«

      Ernst Hofers Kopf schoß vor, seine Augen fixierten sie.

      »Du hast…? Wie kommst du dazu? Wie kannst du dich meinen Anordnungen widersetzen? Christel hat sich ihr Schicksal selbst zuzuschreiben. Sie hat’s net anders gewollt. Ich hab’ jeglichen Umgang mit ihr untersagt, und du untergräbst meine Autorität, indem du ihr heimlich Geld zukommen läßt.«

      Er schnaubte vor Wut.

      »Ist’s überhaupt das erste Mal?« wollte er wissen und hieb mit der Faust auf den Schreibtisch, daß die Papiere durcheinanderflogen. »Oder gibst irgendwelche geheimen Konten, von denen ich nix weiß? Vielleicht hast ihr ja schon öfter was zugesteckt.«

      Maria Hofer hatte den Wutanfall ihres Mannes über sich ergehen lassen. Jetzt setzte sie sich aufrecht, sah ihm ins Gesicht und hob die Hand.

      »Es ist richtig, Ernst«, sagte sie, »du hast angeordnet, daß Christel nicht länger zu uns’rer Familie gehört. Du hast sie praktisch zu einer Persona non grata erklärt, über die in unsrem Haus seit Jahren net mehr geredet werden darf.«

      Sie schlug sich an die Brust.

      »Aber hier drinnen, Ernst, hier drinnen schlägt das Herz einer Mutter«, fuhr sie mit bebender Stimme fort. »Und dem kannst du net befehlen, net an das einzige Kind zu denken. Sich keine Sorgen zu machen, wie’s ihm wohl geht. Sie net zu fragen, ob’s gesund ist und genug zu essen hat.

      Ich hab’ mich geschämt, Ernst, weil ich in ihrer bittersten Stunde net bei Christel sein konnte, als ihr Mann starb. Und ich schäm’ mich, weil ich auf dich gehört hab’. In deiner selbstherrischen Art hast du mich jahrelang unterdrückt und zur Sklavin deiner altmodischen Auffassung, der Mann hat das Geld, und die Frau gehorcht ihm, gemacht. Aber damit ist jetzt Schluß. Ich laß mir net länger von dir vorschreiben,