Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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dort unten spielen sah. Er erinnerte sich gut, daß er, als er selbst noch klein war, oft mit Papa im Garten der elterlichen Villa herumgetobt hatte. Auch wenn Adalbert Lindner ein vielbeschäftigter Unternehmer war, so hatte er sich doch immer Zeit genommen, um für seinen Sohn da zu sein.

      Hinter ihm trat Andrea ein. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter.

      »Schön, net?«

      Michael nickte stumm. Das Jauchzen seiner Tochter, wenn sie ein Tor geschossen hatte – natürlich ließ der Großvater den Ball meistens absichtlich durch seine Beine rollen –, erfüllte sein Herz mit Freude. Lange nicht mehr hatte er Lena so ausgelassen gesehen.

      Er wandte sich zu Andrea und nahm sie in die Arme.

      »Auch wenn’s im Moment so ausschaut, als wenn alles gut werden könnt’, so fürcht’ ich mich doch vor dem Augenblick, in dem ich ihm gegenübersteh’«, gestand er.

      Die junge Frau drückte ganz fest seine Hand.

      »Dann werd’ ich bei dir sein!« versprach sie.

      Michael küßte sie innig. Einen Moment dachte er an Clara, und er fragte sich, ob sie mit seiner Wahl einverstanden wäre. Dann sah er Andrea an und wußte die Antwort.

      Ja, Clara hätte seine Wahl gebilligt. Und sie würde nicht gewollt haben, daß er alleine blieb, und Lena ohne Mutter.

      Nach einer halben Stunde verabschiedete sich Adalbert Lindner. Michael und Andrea kamen wieder herunter. Sebastian sah den erwartungsvollen Blick des jungen Mannes.

      »Wie war’s, Hochwürden?« fragte Lenas Vater.

      Der Bergpfarrer neigte den Kopf.

      »Wir sollten die Hoffnung net aufgeben...«, antwortete er vieldeutig.

      »Dann hat mein Vater immer noch net eingeseh’n, daß dieser dumme Streit ein End’ haben muß?«

      »Net so ganz, denn dann hätt’ ich Sie net nach oben geschickt, als wir zurückgekommen sind. Nein, Ihr Vater scheint sich immer noch daran festzubeißen. Allerdings hab’ ich im Gespräch herausgehört, daß er sich wohl nix sehnlicher wünscht, als sich zur Ruhe zu setzen.«

      Er lud die beiden ein, sich zu setzen.

      »Ich bin überzeugt, daß es früher oder später zu einer Versöhnung kommt«, sagte der Geistliche. »Und dabei setz’ ich meine ganze Hoffnung auf Lena. Wie Ihr Vater auf das Madel anspricht, zeigt doch eindeutig, daß er net so ein hartes Herz hat, wie er sich nach außen gibt. Wir wollen mal überlegen, wie wir eine Begegnung mit Ihnen am besten arrangieren...«

      Kurze Zeit später kam Max zum Abendessen herüber.

      »Wie schaut’s aus?« fragte der Polizist seinen alten Freund. »Gehst’ heut’ abend mit ins Wirtshaus? Ich wart’ immer noch auf die versprochene Maß.«

      Michael schmunzelte.

      »Tja, wenn ich Lena allein lassen kann...«

      »Geh’ nur«, meinte Andrea. »Ich bleib’ natürlich erstmal bei ihr, nachher wird Frau Tappert nach ihr schau’n.«

      Nach dem Abendessen machten die Zwei sich ins Wirtshaus auf. Neben dem großen Saal, in dem der samstägliche Tanzabend stattfand, und dem etwas vornehmer gehaltenen Restaurant, gab es im ›Löwen‹ noch mehrere kleine Räume, wie das Clubzimmer, die Jägerstube oder den Dorfkrug, der allgemein nur Wirtshaus genannt wurde. Hier saßen nach getaner Arbeit die Bauern und Knechte beim Feierabendbier, und jeden Mittwoch war Stammtischabend, an dem auch oft Pfarrer Trenker teilnahm.

      Max und Michael fanden einen freien Tisch, an dem sie sich in Ruhe unterhalten konnten. Natürlich wurden Erinnerungen aufgefrischt, und so manche ›Missetat‹ kam auf den Tisch. Die beiden Männer schwelgten in Erinnerungen, und es blieb nicht bei einer Maß.

      Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, daß sie die junge Frau nicht bemerkten, die durch die Tür kam. Hanna Rendel sah sich nach einem Tisch um und entdeckte Michael.

      Ihr Herz klopfte plötzlich rasend schnell. Einen Moment hatte sie Angst vor ihrer eigenen Courage und fragte sich, ob sie nicht besser wieder gehen sollte. Doch da kam schon eine Haus-tochter auf sie zu und fragte, ob sie einen Tisch möchte.

      »Ich hab’ da vorn’ einen Bekannten entdeckt«, antwortete Hanna schnell und ging durch die Wirtsstube.

      Michael sah auf, als er ihre Stimme hörte.

      »Guten Abend, Michael...«

      »Hanna! Du...?«

      »Jetzt bist’ überrascht, was?«

      Er nickte.

      »In der Tat.«

      »Darf ich mich zu euch setzen?«

      Michael sah Max an. Der nickte und rückte auf der Bank ein Stück beiseite.

      »Darf ich bekannt machen? Max Trenker, ein guter, alter Freund von mir. Max, das ist Hanna Rendel, eine Arbeitskollegin von mir.«

      Er war immer noch irritiert darüber, daß sie so plötzlich aufgetaucht war.

      »Was machst’ eigentlich hier?« fragte er. »Du hast gar net erzählt, daß du auch hier deinen Urlaub verbringst...«

      Hanna lächelte.

      »Na ja, eigentlich hast’ mich ja erst darauf gebracht«, gab sie zu. »Als’ mir davon erzählt hast, wie schön’s hier ist, und wie herrlich man in dem See baden kann. Wie heißt er noch gleich?«

      »Achsteinsee.«

      »Richtig, das war der Name. Ja, und da hab’ ich mich kurzerhand entschlossen, auch herzufahren.«

      Max hatte bisher geschwiegen. Er war nicht weniger verwundert als Michael, daß dessen Arbeitskollegin ebenfalls ihren Urlaub hier verbringen wollte.

      Zufall, oder steckte mehr dahinter?

      Der junge Polizeibeamte beteiligte sich nur hin und wieder an dem Gespräch. Die meiste Zeit beobachtete er die junge Frau und runzelte dann und wann die Stirn, wenn er zu sehen glaubte, daß es mehr, als nur kollegiales Interesse war, das Hanna Rendel Michael entgegenbrachte.

      Bahnte sich da etwa ein Drama an?

      Wenn Andrea Mahlinger erfuhr, daß es noch eine Frau gab, die an Michael interessiert war, dann konnte es gar nicht ausbleiben.

      Max sah auf die Uhr.

      »Ich glaub’, es wird Zeit für mich«, sagte er. »Morgen muß ich wieder früh raus.«

      Er stand auf und reichte Hanna die Hand.

      »Es war nett, sie kennengelernt zu haben. Viel Vergnügen noch in uns’rem schönen Sankt Johann.«

      Sie lächelte.

      »Das will ich doch hoffen...«

      *

      Michael sah sie durchdringend an. Auf seiner Stirn stand eine Unmutsfalte, die nicht zu übersehen war.

      »Hanna, was soll das?« fragte er. »Warum fährst’ mir nach?«

      Sie griff über den Tisch nach seiner Hand, die er ihr sogleich wieder entzog.

      »Ich hab’ gedacht, du freust dich, wenn du mich siehst...«, sagte sie.

      Michael atmete tief ein.

      »Ich denk’, hier müssen ein paar Dinge klargestellt werden«, fuhr er fort. »Natürlich kann ich dir net verbieten, hier Urlaub zu machen. Aber ich möcht’ dich bitten, mich in Ruhe zu lassen. Die Wochen, die Lena und ich hier verbringen, gehören aus-schließlich meiner Tochter. Wenn ich zusammen mit dir hätt’ verreisen wollen, dann hätt’ ich’s gesagt.«

      Hanna schluckte. Solch eine deutliche Reaktion hatte sie nicht erwartet.

      »Aber, Michael, ich hab’ so gehofft, daß wir uns hier endlich wieder näher kommen könnten. Du weißt, was ich für dich empfind’,