Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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noch«, kam es stöhnend über ihre Lippen.

      »Wer ist denn das?« wollte Thomas wissen.

      »Lorenz Stadler«, antwortete das Madel und verzog das Gesicht.

      *

      Der junge Bauer vom Nachbarhof war aus seinem Auto gestiegen und wollte gerade ins Haus, als er Andrea an der Ecke zum Garten stehen sah. Ein strahlendes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht.

      »Grüß dich, Madel«, rief er und kam herüber. »Wir haben uns ja lang’ net geseh’n. Ich wollt’ dich fragen, ob du net Lust hast, am Samstag mit zum Tanz zu geh’n.«

      Erst jetzt sah er den jungen Mann hinter ihr. Das Lächeln verschwand.

      »Wer ist denn das?« wollte er wissen.

      Der Klang seiner Stimme war sehr ungehalten, und der Blick, mit dem er Thomas ansah, schien den Knecht durchbohren zu wollen.

      »Thomas Korber«, antwortete Andrea. »Er hilft uns, solang’ der Tobias ausfällt.«

      »Aha.«

      Thomas hatte bisher nichts gesagt, jetzt nickte er dem anderen freundlich zu. Lorenz Stadler stand unschlüssig neben ihnen. Er wußte nicht, was er von der Situation halten sollte. Die beiden waren offensichtlich zusammen im Garten gewesen.

      Nur so? Oder steckte etwas dahinter?

      Die Eifersucht nagte schnell an ihm, aber der Bauernsohn hütete sich, etwas verlauten zu lassen. Er wußte genau, daß seine Liebe von Andrea nicht so recht erwidert wurde. Eine unbedachte Äußerung von ihm würde sie nur verärgern.

      »Was hältst’ denn von meinem Vorschlag?« fragte er, wobei er tat, als gebe es den anderen gar nicht.

      Gleichwohl hatte er sofort einen Konkurrenten in Thomas Korber vermutet, und Andreas Antwort schien diese Vermutung nur zu bestätigen.

      »Ich glaub’ net, daß ich mitgeh’«, erwiderte sie. »Es gibt zur Zeit viel zu tun. Und dadurch, daß Tobias krank ist, wird’s net weniger.«

      Lorenz merkte natürlich gleich, daß es nur eine Ausrede war. Schließlich hatte sie ihm den neuen Knecht als Ersatz für den alten vorgestellt. Dennoch machte er gute Miene zum bösen Spiel und nickte scheinbar verstehend.

      »Ja, viel Arbeit habt ihr, das seh’ ich ein. Vielleicht kann ich euch ja noch ein bissel was abnehmen.«

      »Dank’ schön. Aber das ist net nötig. Mit dem Thomas schaffen wir’s schon.«

      Lorenz zuckte die Schulter. Er sah ein, daß es keinen Zweck hatte, noch zu bleiben.

      »Tja, also, dann pfüat euch«, sagte er und stieg wieder in seinen Wagen.

      Sein Gesicht war zu einer eisernen Maske geworden, als er davonfuhr.

      Andrea und Thomas sahen sich an.

      »Der Bursche liebt dich und ist sehr eifersüchtig«, meinte der Knecht.

      Das Madel seufzte.

      »Ich weiß. Er belagert mich ja schon seit Jahren, daß ich ihn heiraten soll.«

      Thomas nahm ihre Hand.

      »Mit ihm hättest’ aber eine gesicherte Zukunft. Bei mir hingegen schaut sie eher düster aus.«

      Andrea drückte die Hand, die sie hielt.

      »Aber net aussichtslos. Wir werden es zusammen schaffen«, bekräftigte sie noch einmal.

      Thomas Neumayr seufzte.

      »Ach, Madel, welchem gütigen Schicksal hab’ ich’s nur zu verdanken, daß ich dich getroffen hab’? Wenn ich dich reden hör’, dann merk’ ich, daß da immer noch ein kleines Fünkchen Hoffnung ist, daß alles gut werden kann.«

      Er preßte sie an sich.

      »Ja, das will ich glauben. Und eines versprech’ ich dir, wenn das alles hinter uns liegt, dann beginnt die schönste Zeit uns’res Lebens!«

      Selig erwiderte Andrea seine Küsse.

      »Dann laß uns jetzt gleich beginnen, uns’re Zukunft in die Hand zu nehmen«, sagte sie.

      »Du hast recht. Hoffen wir nur, daß Pfarrer Trenker uns helfen kann. Jedenfalls wird’s das erste Mal seit langer Zeit sein, daß ich wieder zur Beichte geh’.«

      »Ich zieh mir schnell was and’res an«, flüsterte das Madel, als sie vor dem Haus standen. »Hoffentlich merken die Eltern nix. Sie werden ohnehin staunen, wenn du morgen früh net mehr da bist.«

      »Himmel, daran hab’ ich ja gar net mehr gedacht.«

      Thomas schlug sich vor die Stirn.

      »Dann seid ihr ja wieder ohne Knecht.«

      »Na ja«, schmunzelte Andrea, »dann werden wir vielleicht doch Lorenz’ Angebot annehmen müssen.«

      Sie deutete zum Gesindehaus hinüber.

      »Jetzt pack’ schnell deine Sachen zusammen.«

      Er nickte und wollte hinüberlaufen, als Andrea ihn plötzlich ins Haus zog. Verwundert sah er ihr verzweifeltes Gesicht.

      »Was ist denn los?« fragte er, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.

      Die Bauerntochter legte den Finger auf die Lippen. Aus dem Wohnzimmer erklangen die Laute einer Musiksendung, die die Eltern sich anschauten. Andrea deutete aus dem Fenster. Thomas spähte durch die Gardine und erschrak.

      Langsam fuhr ein Streifenwagen auf den Hof und hielt vor dem Haus.

      »Schnell, durch die Waschküch’«, rief Andrea leise und drängte den Knecht durch die Diele.

      Sie hatten gerade die Tür hinter sich geschlossen, als es vorne klopfte.

      *

      Sebastian saß in seinem Arbeitszimmer, als das Telefon klingelte. Ein arbeitsreicher Tag lag hinter ihm. Am Vormittag hatte er einen Krankenbesuch gemacht, des weiteren standen zwei Termine für seelsorgerische Gespräche in seinem Terminkalender eine Konferenz mit dem Vorsitzenden der Kirchengemeinde. Es ging wieder einmal um das leidige Thema Finanzen. Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte – das Geld reichte selten für die geplanten Projekte. Sebastian war froh, daß die Jugendbegegnungsstätte ›Hubertusbrunn‹ endlich schwarze Zahlen schrieb, und somit einen erheblichen Teil zum Haushalt beitragen konnte. Die Jugendarbeit war dem guten Hirten von St. Johann schon immer ein wichtiges Anliegen gewesen, doch zu seinem Leidwesen wurde daran meistens zuerst gespart. Um so erfreulicher war die Tatsache, daß mit den Mitteln, die ihm jetzt zur Verfügung standen, die Räume im Gemeindehaus endlich den schon lange erforderlichen neuen Anstrich bekommen konnten.

      »Ich bin’s«, vernahm er die Stimme seines Bruders, nachdem er abgehoben hatte. »Ich wollt’ nur schnell Bescheid sagen, daß ich net zum Abendessen da sein werd’.«

      Das verwunderte den Bergpfarrer. Max ließ selten eine Mahlzeit ausfallen.

      »Was gibt’s denn so Dringendes, das dich vom Essen abhält?« wollte er wissen.

      Die Stimme des Polizisten hatte einen triumphierenden Klang, als er den Grund nannte.

      »Du wirst es net glauben, aber ich hab’ den Burschen aufgespürt.«

      »Den Burschen? Du meinst den Thomas Neumayr?«

      »Genau den. Ich weiß, wo er sich versteckt hält und muß gleich los, bevor er wieder verschwindet. Weißt’, wo er ist? Da kommst’ nie d’rauf.«

      »Auf dem Brandtnerhof.«

      Einen Augenblick lang herrschte erstauntes Schweigen.

      »Woher weißt du das?« fragte Max Tranker dann seinen Bruder.

      »Das erklär’ ich dir unterwegs«, antwortete Sebastian. »Ich fahr’ mit.«

      Der junge Polizeibeamte kannte seinen Bruder gut genug,