Ein glücklicher Mensch. Группа авторов. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

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Издательство: Автор
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Жанр произведения: Сказки
Год издания: 0
isbn: 9783954628650
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erfahren. Ich kann dir leider gar nicht helfen, ich kann dir höchstens mit meinen Ästen Schatten spenden und dich vor der prallenden Sonne schützen, damit du den Schmerz und Hunger leichter ertragen kannst, bis du Erleichterung findest. Hör zu! Morgen in der Nacht kommen drei Vögel hierher. Sie kommen hier zusammen, um sich auszutauschen. Das tun sie einmal im Jahr und immer in derselben Nacht.

      In der nächsten Nacht kamen in der Tat drei Vögel zu dem Apfelbaum geflogen und unterhielten sich. Der eine Vogel sagte:

      „Ich war in einer Stadt im Osten, die in drei Tagen zu erreichen ist. Dort sind alle Quellen ausgetrocknet. Die Menschen leiden ohne Wasser große Not. Aber wenn jemand den Stein in der Mitte der Stadt wegschieben würde, wären die Wasserquellen wieder voll.“

      Der andere Vogel erzählte:

      „Weit weg von hier im Westen lebt ein Fürst. Seine Tochter ist sehr krank. Schon seit einem Jahr quält sie sich und kein Arzt konnte ihr bis jetzt helfen. Dabei ist es ganz einfach, sie zu heilen. Die Tochter des Fürsten hat sich einmal ihre Haare gekämmt und der Wind hat einige aufgegriffen und im Hof verteilt. Eine verzauberte Kröte hat sie gefunden und für ihr Nest am Tor genommen. Deshalb ist das Mädchen erkrankt. Wenn jemand dieser Kröte die Ehre erweist und sie streichelt, ohne sich zu fürchten, wird sie sich wieder in einen Menschen zurückverwandeln und ihr Nest wird verschwinden. Die Tochter des Fürsten wäre dann wieder gesund.“

      Und der dritte Vogel sagte:

      „Ich habe nicht so viel erfahren. Drei Räuber haben sich gestern unter diesem Apfelbaum viel Gold ausgegraben. Der eine Räuber hatte den Sack zu voll gefüllt. Beim Tragen zog er sich einen Bruch zu und starb unterwegs. Der zweite wurde von den Bergen verschluckt, und den dritten hat der Fluss verschlungen. Diese Übeltäter haben einem unschuldigen Menschen, der diesem Apfelbaum helfen wollte, Unrecht getan. Sie haben ihm die Augen ausgestochen und blind zurückgelassen. Wenn er hören würde, was wir reden, könnte er sein Augenlicht wiederfinden. Unter diesem Apfelbaum wächst ein Kraut. Wenn er mit diesem Kraut seine Augen einreiben würde, könnte er wieder alles sehen. So könnte er der Stadt, welche ohne Wasser geblieben ist, und dem Fürsten, dessen Tochter schwer krank ist, Hilfe leisten.“

      Als die Vögel ihre Neuigkeiten ausgetauscht hatten, flogen sie weg. Der Apfelbaum rauschte sofort zu dem Soldaten: „Hast du gehört?“

      „Ja, habe ich“, antwortete der Soldat und fing an, die Erde nach dem Heilkraut abzutasten.

      Nach langem Suchen gelang es ihm, das richtige Heilkraut zu finden. Er rieb damit seine Augen ein und fand sein Augenlicht sofort wieder. Glücklich, dass er wieder sehen konnte, begab er sich sogleich in die Stadt ohne Wasser. Er ging zum Stadtverwalter und sagte:

      „Ich habe gehört, dass die Stadt kein Wasser hat. Lass den Stein auf dem Marktplatz wegrollen, dann gibt es wieder Wasser.“ Der Stein wurde weggerollt und das Wasser füllte alle Quellen und Brunnen der Stadt voll.

      Der Stadtverwalter sagte zu dem Soldaten:

      „Du hast uns eine sehr gute Tat erwiesen. Du darfst dir eine Belohnung aussuchen. Du kannst dir dafür Geld, einen Gutshof oder noch etwas anderes wünschen.“

      Der Soldat antwortete:

      „Ich freue mich sehr, dass ich in der glücklichen Lage war, der Stadt und ihren Menschen zu helfen. Ich habe noch einen weiten Weg vor mir. Das Einzige, was ich wirklich gebrauchen kann, ist ein gutes Pferd.“

      So bekam der Soldat ein Pferd und ritt weiter. Nach zwei Tagen erreichte er das Schloss des Fürsten, dessen Tochter krank war. Er heilte sie so, wie es der Vogel gesagt hatte. So befreite er nicht nur die junge Frau von der Krankheit, sondern auch die Kröte vom bösen Zauber.

      Der Fürst war so erfreut, dass er dem Soldaten gleich anbot, seine Tochter zu heiraten. Der Soldat sagte allerdings:

      „Danke, lieber Fürst. Mein Haar ist schon grau und deine Tochter ist noch sehr jung. Sie soll einen passenden Bräutigam finden. Nur aus Dankbarkeit soll man keine Ehe schließen.“

      „Wie kann ich dich denn sonst für diesen teuren Dienst belohnen? Bleib wenigstens in meinem Schloss und lebe hier“, bot der Fürst an.

      „Vielen Dank für dein gutes Herz. Ich möchte mich aber noch nicht zur Ruhe setzen. Ich bin noch voller Neugier, andere Länder, andere Menschen und Sitten kennenzulernen, und bin gespannt, was mich erwartet.“

      So ging der Soldat weg. Wohin er ging und was mit ihm passierte, verschweigt dieses Märchen. Möglicherweise begegnen wir ihm in einem anderen.

      EIN GLÜCKLICHER MENSCH

      Es war einmal ein König. Er war dauernd krank und wurde mit der Zeit immer trauriger. Kein Medikament konnte ihm helfen, und kein Kraut war gegen seine Krankheit gewachsen. Da rief er einmal alle Ärzte und alle Weisen aus seinem Königreich zu sich und versprach demjenigen, der ihn heilen könnte, sein halbes Königreich. Die versammelten Ärzte und Weisen dachten lange nach; sie konnten aber noch nicht einmal feststellen, an welcher Krankheit ihr König litt und deshalb auch kein passendes Medikament finden. So grübelten sie weiter, bis einer von ihnen sagte:

      „Man muss einen wirklich glücklichen Menschen finden und sein Hemd dem kranken König anziehen. Ihr werdet sehen, wie schnell er wieder gesund wird und wie viele glückliche Jahre er noch erleben wird.“

      Der König freute sich, als er diese Worte hörte, und schickte ohne zu zögern seine Gesandten in die weite Welt hinaus, damit sie einen glücklichen Menschen für ihn ausfindig machten.

      Die Gesandten wanderten von einem Königreich zum anderen, konnten jedoch keinen glücklichen Menschen finden.

      Sie sprachen mit vielen Leuten und begegneten Menschen mit unterschiedlichen Schicksalen. Einer war so reich, dass er seinen Reichtum nicht einmal zählen konnte. Als sie ihn sahen, dachten sie, es gäbe keinen glücklicheren Menschen auf dieser Welt. Aber als sie ihn nach seinem Glück fragten, entgegnete er, wie unglücklich er sei. Er habe keine Kraft und sei völlig erschöpft. Als sie einen kräftigen Menschen trafen und ihn fragten, so antwortete der, er sei arm und würde in vielen Schwierigkeiten stecken. Der Vater einer großen Familie stöhnte, er habe zu wenig Brot für seine Kinder. Die kinderlosen Eltern äußerten ihre Sehnsucht nach wenigstens einem Kind. Alles war nicht so, wie es aussah. So kehrten die Gesandten zurück, ohne einen glücklichen Menschen und ohne ein Hemd ausfindig gemacht zu haben.

      Als der König den Bericht seiner Gesandten hörte, wurde er noch trauriger und kränker. Keiner konnte ihm mehr helfen.

      An einem späten Abend ging sein Sohn spazieren. Er war so traurig über den Bericht der Gesandten und die Krankheit seines Vaters, dass er nicht merkte, wie weit er gelaufen war. Ein einziger Gedanke beschäftigte ihn: Wie könnte er nur seinem Vater helfen! Als er an einer zerfallenen Hütte vorbeiging, hörte er plötzlich, wie ein Mann mit freudiger Stimme sagte:

      „Ach, wie schön war mein heutiger Tag! Ich bin so glücklich. Ich habe alles geschafft. Mehr konnte ich nicht machen. Ich habe gegessen, getrunken und gehe jetzt getrost schlafen.“

      Der Königssohn freute sich sehr, endlich einem glücklichen Menschen zu begegnen. Er ging hinein und bat den Mann um sein Hemd. Der Mann hörte aufmerksam zu und sagte dann nur: „Das ist doch mein einziges Hemd … Wie könnte ich es weggeben?“

      Aber der Königssohn gab ihm so viel Gold, dass er sich ein neues Haus bauen konnte. Für das restliche Gold kaufte er sich eine gute Nähmaschine und feines Leinen, aus dem er dann mit Liebe für alle Bedürftigen bis jetzt Hemden näht, wenn er noch nicht gestorben ist.

      ICH SELBST

      In einem Fichtenwald kochte einmal ein Mann Teer, als plötzlich ein