Ethnobombe. Michael Exner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Exner
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783748209102
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sind auf Konzept- oder Wartungsfehler der Luft austauschenden Systeme zurückzuführen. Dabei geht es weniger um Undichtigkeiten als vielmehr um Fehler in den Druckverteilungen. Jeder weiß, dass in solchen Laboren ein ständiger Unterdruck herrschen muss. Das ist leichter gesagt als getan, jedes System beeinflusst das andere, jede Absaugung, die ein- oder ausgeschaltet wird, muss durch andere Systeme kompensiert werden. Luftschleusen werden evakuiert oder geflutet, kurz es ist ein hoch kompliziertes System.

      Wir hatten die Anlagen weltweit ausgeschrieben, zum Schluss waren es 4 Firmen, die übrig blieben und die wir zu einer Produktdemonstration einluden. Der Konstrukteur einer dieser Firmen hatte sich etwas Besonderes einfallen lassen. Im Gegensatz zu den anderen Firmen hatte er ein grundlegendes Konzept der Druckregelung über die Querschnittsveränderungen in den Schächten ausgearbeitet. Nur die Feinjustierungen fanden über Motordrehzahlen und Drosselklappen statt, so dass die Grundeinstellung fest war, egal ob Stellmotore ausfielen, Klappen klemmten oder falsche Befehle von der Zentralsteuerung kamen.

      Ich habe ihn einigermaßen zur Weißglut getrieben, weil ich skeptisch war, dass dieses System wirklich funktionierte. Wir haben die halbe Nacht diskutiert und Modellrechnungen angestellt. Zum Schluss entschied sich die Institutsleitung auf meine Empfehlung hin für dieses System und wir haben es bis heute nicht bereut.“

      „Und du hast dasselbe System hier gefunden! Diese Firma könnte die Anlage gebaut haben?“ Sara strahlte, als hätte sie es selbst herausgefunden.

      „Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und behaupten, dass Harold die Anlage konzipiert hat. Sehen Sie, ich habe an Hand von Labor 2 folgendes durchgerechnet: Die Gesamtmenge …“

      „Bitte keine Einzelheiten“, wehrte Olmaz ab. „wir brauchen Namen. Wie heißt die Firma, wie der Konstrukteur?“

      „Ich erinnere mich nur noch an den Vornamen des Mannes, nach dem zweiten Liter Kaffee haben wir uns geduzt. Irgendwas mit Harold Later, Lafer oder so. Die Firma heißt Lab Solutions, der Sitz ist irgendein Nest in der Nähe von Melbourne, aber geben Sie mir mal das Telefon. Ich rufe im Institut an, die haben ja die Unterlagen.“

      Nach ein paar Minuten hatten sie die erforderlichen Informationen und der Rest des Fluges verging damit, dass Olmaz und Karregeen ihre Leute anriefen, um ein halbes Dutzend Agenten von MI6 und CIA in die neue Spur zu schicken.

      Nach der Landung auf der 'Oriskany' stiegen Sander, Olmaz und Karregeen sofort auf einen Hubschrauber um und flogen zur 'Maaru'. Da Sibo überwachte das Umladen des Kühlcontainers; die anderen wollten nicht warten. Vor allem Sara wollte so schnell wie möglich an Bord. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Jonas Winter zwei Tage mit der Arbeit allein gelassen hatte, die sie sonst gerade zu zweit schafften. Sie war fast ein wenig enttäuscht, dass alles leidlich seinen Gang ging. Es hatte keine größeren Probleme gegeben. Was liegen geblieben war, ließ sich aufarbeiten.

      Die Wissenschaftler bestürmten sie mit Fragen, wann denn die Proben einträfen mit dem Prototyp des Virus. Sara meinte lachend, die könnten sie selbst nehmen, man würde Ihnen die Leiche des Indexpatienten auf den Tisch legen.

      Insgesamt waren alle guter Laune, man hatte zumindest bei der Behandlung der Erkrankten große Fortschritte gemacht. Mit einer Kombination aus einer Therapie mit verschiedenen Virostatika wie Ribavirin sowie Polymerase-Hemmern und einigen anderen therapeutischen Maßnahmen war es gelungen, die Zahl der Todesfälle nicht mehr ansteigen zu lassen. Zudem schien die Zahl der Neuerkrankungen weltweit langsam zurück zu gehen – ein Erfolg der Infektionsschutzmaßnahmen.

      Es gab noch einen Grund für die gute Stimmung. Am Vortag war ein neuer Gensequenzer eingetroffen, von dem man sich wahre Wunder versprach.

      Sara stürzte sich auf die Arbeit, sie war ausgeruht und wollte so schnell wie möglich den Rückstand aufholen. Eine Stunde später traf da Sibo ein und als der Container mit O`Haras Leiche in einem der Labore verschwand, konnte man keinen der Wissenschaftler mehr sehen, zumindest in den nächsten 24 Stunden.

      Nach zwei Tagen tauchte da Sibo wieder auf. Mit roten Augen und völlig übermüdet teilte er allen mit, dass man auf gutem Weg sei, in den nächsten Wochen die DNA komplett zu analysieren, um dann einen Impfstoffs herzustellen. Sie hatten das Virus identifiziert und seien sich sicher, dass es aus dem Erreger des Marburgfiebers entwickelt wurde. Diese Krankheit gehört zur Gruppe der hämorrhagischen Fieber und ist in dieser Form schon äußerst gefährlich. Die hämorrhagischen Fieber gehören zu dem sogenannten `dreckigen Dutzend`, das sind zwölf der potenziell gefährlichsten Erreger, die zur Entwicklung biologischer Waffen benutzt werden. Es war offensichtlich soweit verändert worden, dass es nicht nur über Schmier- und Kontaktinfektion übertragen wurde, sondern auch durch Tröpfcheninfektion.

      Das war der Grund, warum sich das Fieber in dicht besiedelten Gebieten so rasant verbreiten konnte.

      Sara brachte ihn in ihre Kabine. Sie sah, wie fertig er war, aber sie hatte vor, ein ernstes Gespräch mit ihm zu führen. Ihr war etwas eingefallen, das ihr mehr Angst machte als alles zuvor in ihrem Leben.

      Kaum waren sie in der Kabine, überfiel sie ihn: „Alva, du musst mir etwas versprechen. Der Impfstoff, den ihr herstellen wollt, muss doch getestet werden.“

      „Ja, natürlich“ Alva wusste nicht, worauf sie hinaus wollte. „Den Prototyp fliegen wir nach Pittsburgh. Dort haben wir alles, was wir brauchen.“

      „Du meinst Tiere?“

      „Ja, das lässt sich nicht vermeiden.“ Da Sibo wusste immer noch nicht, um was es ging.

      „Ich weiß, das ist schlimm genug. Aber ich meine etwas anderes. Es muss dann auch Versuchs- also Testpersonen geben. Du musst mir versprechen, dass du nicht… ich meine so wie O'Hara…“ Jetzt weinte sie. „Versprich es mir!“ Er zog ihren Kopf an seine Brust. „Ich verspreche es dir.“ Dann kippte er auf das Bett und fing leise an zu schnarchen.

      Sechs Wochen später wurde das erste Testserum nach Pittsburgh geflogen.

       Delgado Enterprises

       Guatemala

      Sie hatten sich ausgiebig mit dem Geologen und dem Bergbauingenieur von GeoMarin unterhalten. GeoMarin war ein Unternehmen aus Norwegen, das sich schon vor 15 Jahren auf den unterseeischen Abbau von Bodenschätzen spezialisiert hatte. Zuerst ging es meist um das Absammeln von Manganknollen. Später fand man Möglichkeiten, Methanhydrat zu fördern. Das Eis in Größenordnungen aus dem Meeresboden zu kratzen, war möglich, aber zu teuer. Das lohnte sich erst ab 2020, als die Preise für Öl und Kohle ein Niveau erreichten, das alle daran erinnerte, dass die Vorräte endgültig zu Ende gingen. Jahrzehntelang wurde das Ende der Vorräte an den klassischen fossilen Brennstoffen nach hinten verschoben, weil immer wieder ergiebige Vorräte in irgendeiner gottverlassenen Ecke der Welt gefunden wurden. Oder man nutzte neue Verfahren, um fossile Brennstoffe zu fördern. Bekanntestes Beispiel war das sogenannte Fracking, bei dem so massive Umweltschäden wie nie zuvor in Kauf genommen wurden. Und als der Hunger nach Energie weiter stieg und es immer schwieriger wurde, Genehmigungen für neue Atomkraftwerke zu bekommen, suchte man unter dem Meeresboden weiter. Hier Öl und Gas zu fördern, war relativ leicht, aber die Kohle hoch zu holen unwahrscheinlich aufwendig. Die Preise stiegen und stiegen. Und endlich lohnte es sich, das extrem flüchtige Methaneis zu fördern. Die Vorräte schienen im Vergleich zu Öl, Kohle und Gas fast unerschöpflich. Inzwischen ging man davon aus, dass im Methanhydrat drei bis viermal so viel Kohlenstoff gebunden war wie in allen Öl-, Gas- und Kohlevorkommen der Welt zusammen. Man konnte es nur nicht einfach an die Oberfläche holen, weil es sich im Handumdrehen auflöste.

      Die Deutschen hatten mit großem Aufwand über viele Jahre ein Verfahren entwickelt, bei dem man Kohlendioxid unter den Meeresboden drückte. Das verdrängte das Methan, das dann abgeleitet werden konnte. Eine einigermaßen saubere Methode, bei der sogar der Klimakiller CO2 verklappt werden konnte. Das Verfahren war allerdings so teuer, dass es sich nicht rechnete. Außerdem konnte es nur bei bestimmten geologischen Strukturen angewendet werden.

      Man versuchte dann, das Methanhydrat unter der Meeresoberfläche aufzulösen und das aufsteigende Methangas mit riesigen Glocken aufzufangen. Man konnte