Ethnobombe. Michael Exner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Exner
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783748209102
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Tsunami interessiert mich nicht. Ich will einen riesigen Methan-BlowOut auslösen. Wenn der groß genug ist, geht jedes Schiff unter wie ein Stein.“

      „Du meinst, da gibt es dieses Eis? Wieso kennst du dich damit aus?“

      „Ich habe vor ein paar Wochen einen Bericht gesehen, da ging es zwar um den Puerto-Rico-Graben, aber das ist nicht so weit weg. Jedenfalls sagten die, dass in der ganzen Region in den letzten Jahren riesige Vorkommen an Methaneis gefunden wurden, und dass das eine einzige Zeitbombe wäre. Durch die Erwärmung der Meere in den letzten Jahrzehnten ist dieses Zeug so instabil geworden, dass es nur nicht zerfällt, weil es unter Druck unter dem Meeresboden liegt. Ein entsprechend großes Seebeben könnte irgendwo großflächig einen Hang zum Abrutschen bringen und damit das Eis freilegen, was wieder eine Kettenreaktion auslöst.“

      „Und die riesigen Gasblasen könnten so ein Kreuzfahrtschiff umschmeißen?“ Delgado zweifelte.

      „Eher nicht, das geht einfach unter. Ich habe es auch nicht ganz begriffen. Vielleicht sollten wir Meyer fragen, der kennt sich bei so was aus.“

      Delgado griff wieder zum Telefon: „Ist Meyer noch im Haus? Soll die Tasche noch mal weg stellen und herkommen…. Dann bringt er sie eben mit. Er kann von hier aus nach Hause gehen…. Ja, höchstens zehn Minuten.“

      Meyer kam herein gehetzt. „Sorry, wenn ich gewusst hätte, dass Sie…“

      Delgado unterbrach: „Meyer, Sie sind Physiker, erklären Sie normal Sterblichen, wie es funktioniert, dass ein BlowOut ein Schiff zum Sinken bringt!“

      „Ein BlowOut - ein Schiff, also:“ Meyer stotterte. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit, dass er dem Chef der Firma einen physikalischen Vortrag halten sollte.

      „Das ist eigentlich ganz einfach. Das Schiff schwimmt nur, weil es mehr Wasser verdrängt als es wiegt. Das nennt man Auftrieb. Wenn jetzt unter dem Schiff große Mengen Gas freiwerden, steigt dieses Gas nach oben. Das Schiff schwimmt jetzt nicht mehr im Wasser, sondern in einem Gas-Wasser-Gemisch. Das hat eine sehr viel geringere Dichte als reines Wasser. Das Schiff verdrängt nicht mehr genug Masse, um sich an der Oberfläche zu halten und fällt einfach in dieses Gemisch. Das hat man in entsprechenden Experimenten nachgewiesen. Man vermutet sogar, dass viele verschwundene Schiffe im Bermudadreieck von Blow-Outs auf den Meeresgrund…“

      „Ja, gut, reicht!“

      „Kann ich?“ Meyer zeigte Richtung Tür.

      „Ja“

      Meyer hetzte mit rotem Kopf hinaus. Wenn das seine Kollegen gehört hätten. Aber er sollte ja vereinfachen, damit 'normal Sterbliche' das verstehen.

      „So, wie weiter?“ Delgado war interessiert.

      „Tja, jetzt brauchten wir einen Meeresgeologen oder so etwas in der Art. Jemanden der sich in der Region und mit Methaneis-Vorkommen auskennt. Hast du eine Idee?“

      Delgado begann zu telefonieren. Ulan goss sich noch einen Whisky ein. Er wollte Kuschin auch noch einen einschenken, ließ es aber, als er seine glasigen Augen sah.

      Nach einer halben Stunde hatte Delgado etwas erreicht. „Heute wird nichts mehr. Übermorgen früh kommt ein Geologe, der soll sich im Atlantik gut auskennen. Außerdem schickt uns die Firma, die dort in der Gegend nach abbaubaren Methaneis-Vorkommen sucht, jemand mit den Ergebnissen vorbei. War nicht billig, die hatten Angst, ich wäre von der Konkurrenz vorgeschickt worden.“

      Eine Stunde später war die zweite Flasche Whisky leer und alle drei Männer einigermaßen besoffen. Das heißt, Delgado und Ulan waren einigermaßen besoffen, Kuschin war rund wie ein Buslenker. Er kicherte vor sich hin und erzählte irgendeinen Unsinn.

      „Was plapperst du da?“ fragte Delgado mit schwerer Zunge.

      „Wir wollen uns auch amüsieren.“

      Es dauerte ein paar Sekunden, bis die Frage Kuschins vernebeltes Gehirn erreichte.

      „Ich frage mich gerade, wie dieser berühmte Schlager hieß und wer ihn gesungen hat?“

      „Hä?“ Delgado und Ulan guckten sich ratlos an.

      „Na ich meine ‚Kann denn Dummheit Sünde sein?‘ War das jetzt Vicky Leander oder Zarah Leandros?“ Kuschin schien so etwas wie einen Kicheranfall zu haben.

      Irgendwann fiel dann endgültig der Vorhang für alle drei.

       Mauretanien

       Maaru

      Endlich erschien da Sibo und schlug gut gelaunt vor: „So Leute, ich habe alles, was ich brauche. Jetzt können wir Mister O'Hara einpacken und zur 'Maaru' fliegen. Das heißt, “ wandte er sich an die Frau am Computer: “kann ich noch einen Satz Ausdrucke haben?“ Er zeigte die zerknitterten und voll gekritzelten Pläne vor. „“Natürlich.“ Sie machte ein paar Eingaben und ging in den Nebenraum, um die Ausdrucke zu holen. Sie brachte nicht nur die Pläne, sondern drückte da Sibo noch einen Datenstick in die Hand.

      „Ja und, was haben Sie herausgefunden?“ Karregeen war ungeduldig.

      „Später, lassen Sie mich im Flugzeug noch ein wenig rechnen.“

      Und da Sibo rechnete, erst im Hubschrauber, dann im Jet. Nach einer Stunde unterbrach Olmaz: „Professor, wann werden Sie wissen, ob das Virus hier gebaut wurde?“ Da Sibo blickte auf und schien einige Sekunden zu brauchen, um die Frage zu verstehen. „Ach das, das weiß ich schon lange, das heißt, ich glaube es zu wissen. Ich rechne etwas anderes.“

      „Würden Sie die Freundlichkeit besitzen, sich zu äußern, Herr Professor da Sibo?“ Olmaz wurde gefährlich leise.

      Da Sibo blickte wieder auf. „Herr Olmaz, ich möchte Sie daran erinnern, dass ich nicht einer Ihrer Untergebenen bin. Wenn wir weiterhin zusammenarbeiten wollen, mäßigen Sie Ihren Ton. Haben wir uns verstanden, ein für alle Mal?“ Da Sibo hatte es ohne besondere Betonung gesagt und ohne laut zu werden. Vielleicht wirkte es deshalb.

      Olmaz schnappte nach Luft und wollte etwas sagen.

      Da Sibo hob die Hand. “Zu der Frage, ob das Virus dort 'gebaut' wurde, kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass diese Station eher eine Versuchsstation als ein echtes Genlabor war. Es sieht so aus, als wurden in der Entwicklungsphase immer neue Stämme angeliefert, um dort vermehrt und an Tieren getestet zu werden. Ich kann mich irren, aber die 10 zentralen Laborräume wären ganz einfach zu klein, um gleichzeitig zu entwickeln und zu testen. Reicht Ihnen das?“

      Karregeen und Olmaz nickten.

      Alva lehnte sich zurück und blickte die beiden Herren an. „Es interessiert Sie sicherlich, was ich hier rechne.“ Sie nickten.

      Da Sibo machte eine Kunstpause.

      „Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wer das hier gebaut hat?“

      Karregeen antwortete, weil Olmaz sich offensichtlich für den Moment zurückhalten wollte.

      „Natürlich interessiert uns das. Wir haben erst vor wenigen Tagen die Anlage entdeckt und sind damit sicher, dass es sich um ein vom Menschen künstlich hergestelltes Virus handelt. Seit vorgestern sind wir dabei, nach Wissenschaftlern zu suchen, die für längere Zeit verschwunden sind.

      Um nach einer Firma zu suchen, die diese Anlage ausgerüstet haben könnte, fehlen uns einfach die Ressourcen. Es gibt Hunderte Firmen weltweit, die Laborausrüstungen bauen und anbieten. Daraus die richtige zu finden wäre der nächste Schritt gewesen, aber wie gesagt mit wenig Aussicht auf Erfolg.“

      „Vielleicht kann ich Ihnen weiterhelfen.“ Da Sibo wühlte in den Plänen, bis er den passenden gefunden hatte. „Übrigens, Chapeau, meine Herren, Sie haben sehr tüchtige Mitarbeiter. Die Idee, auch die Querschnittveränderungen der Klimaschächte in den Plänen zu vermerken, hat mich auf einen Gedanken gebracht.

      Vor etwa 5 Jahren haben wir im Pittsburgher Medical Institute of Pennsylvania einen großen Labortrakt angebaut. Eine der wichtigsten Einbauten