„Nun, wenn es einen untrennbar verkörperten Buddha-Mara aus einem Fleisch gäbe …“ Wenn Buddha Weisheit ist, wer ist Buddha-Mara? Mara ist schlecht, Dunkelheit, avidya. Ein Wort wie Buddha-Mara gibt uns ein Bildnis von Lin-chi. Natürlich bekennt er, wie er ist, jemand zu sein, der kreative und zerstörende Kraft zur gleichen Zeit hat, jemand der Nirwana und Böses versteht. Er ist in der Dunkelheit, avidya, und versteht komplette Vernichtung — mit anderen Worten Buddha. Das Böse von dem Lin-chi spricht, ist totale Dunkelheit.
In der Mahayana-Theorie kommt das Alaya-Bewusstsein aus dem verborgenen Bewusstsein, wie Hitze, die die Luft oder das Licht nicht durchdrungen hat, die noch nicht in den Kreis eingetreten ist, in dem Licht gesehen werden kann. Der Buddha hat das Nirwana und auch avidya genannt. Bevor wir es verstehen, ist es Dunkelheit und wenn wir es verstehen, ist es Nirwana.
Jemand sagte: „Was ist es, das den Unterschied ausmacht? Wenn du es weist, dann bist du frei.“ Jemand anderer hat gesagt: „Obwohl du nicht weißt woher du kommst, wirst du irgendwie befreit werden.“ Im sanzen, wenn ich komplette Vernichtung begriffen habe, fühle ich mich, als ob ich den Boden eines Eimers durchbrochen hätte, und ich verstehe das Gedicht der alten Buddhisten, das den bodenlosen Eimer beschreibt, der den Vollmond hält. Ich weiß es zu schätzen; ich habe den bodenlosen Eimer meines Geistes durchbrochen.
„… wie die Mischung von Wasser und Milch, von dem der Ganskönig Hamsaraja nur die Milch getrunken hat … “ Lin-chi hat die Geschichte Gans-König aus einem alten Sutra entlehnt. Wasser ist Erleuchtung und Milch ist Unwissenheit. Wir kommen aus der ursprünglichen Dunkelheit, avidya und kennen deshalb nicht die Wahrheit in uns; wir verwenden ES unbewusst, nicht wissend, wie wir es tun. Diesen Instinkt von der Dunkelheit von avidya gebrauchend, machen wir viele Fehler ohne es zu begreifen, weil wir eine Mischung von beiden sind. Hamsaraja, der Gans-König, saugt die Milch der ursprünglichen Dunkelheit auf und verlässt das reine Wasser der Buddha Natur. Der Buddha unterrichtete dasselbe. Durch die Zerstörung der Dunkelheit im Geist verlässt man die Buddha-Natur, die echte erleuchtete Natur. Da es in allem ist, scheint die Sonne ganz natürlich, wenn die Wolke der Täuschung aus dem Geist geblasen wird. So ist Buddha der Gans-König, der die Milch der Unwissenheit trinkt und das reine Wasser der Erleuchtung verlässt.
„… er, der das klare Dharma Auge hat und Buddha von Mara innerhalb dieses einen Fleisches unterscheiden kann.“ Auf welcher Stufe befand sich euer Bewusstsein in der Vergangenheit? In welchem Zustand wird es in der Zukunft sein? Jetzt? Ist euer Geist frei? Wo sind die Schwierigkeiten in eurem Geist? Ist er in der Dunkelheit oder nicht? Falls Lin-chi alle verschiedenen Stufen seines eigenen Bewusstseins erfahren hat, so kennt er das Bewusstsein anderer.
„Aber, wenn ihr das Heilige bevorzugt und das Weltliche verabscheut, so versinkt oder schwimmt ihr im Meer von Leben und Tod.“ Von Lin-chi’s Standpunkt aus dürft ihr nicht die Ansicht lieben, die heilig genannt wird, noch die Ansicht verabscheuen die weltlich genannt wird. Warum heilig? Warum weltlich? Kein Grund, denn diese Begriffe bestehen nur im menschlichen Geist, aber nicht im wahren Geist. Wenn ihr solchen Ideen anhaftet, sinkt oder schwimmt ihr im Meer von Leben und Tod, wo ihr das absolute Verstehen nicht erreichen könnt. Ihr lebt immer im Relativen, ihr müsst in eurem Geist leben und könnt keine höhere Stufe erreichen als das. Aber wenn ihr alle Stufen erfahren habt, werdet ihr erfahren, dass ihr nichts als Bewusstsein seid — die Spitze eures Fingers, die Zehe, die Nase und Zunge — ihr begreift, dass alles Bewusstsein ist.
XIII
Jemand hat den Roshi gefragt: “Was ist Buddha., und was ist Mara?“
Der Roshi sagte: „Wenn du einen Augenblick des Zweifels in deinem Geist hast, ist dies Mara. Wenn du begreifst, dass nichts im Weltall geschaffen wurde, dass dein Geist einem Gespenst gleicht und dass nichts existiert, nicht einmal ein Atom von Staub oder das Fragment eines Gedankens, gibt es keinen Ort, der nicht rein ist. Das ist Buddha. Buddha und Mara sind unterschiedliche Umstände. Der eine ist rein und der andere ist weltlich.
„Nach meinem Verständnis gibt es keinen Buddha., kein empfindendes Wesen, keine Vergangenheit, keine Gegenwart. Jeder, der fähig ist dies zu begreifen, kann danach handeln, ohne Zeit zu verschwenden. Es verlangt keine Disziplin oder Verwirklichung, kein Erreichen oder Aufgeben. Überall in Ewigkeit besteht kein anderes Dharma. Wenn auch eine Wahrheit erscheinen kann, die besser zu sein scheint, als das, was ich sage, so ist dies nur ähnlich einem Traum oder einem Gespenst. Alles was ich prediqe, kommt zu DAS.“
SOKEI-AN SAGT:
Viele Japaner denken, dass Zen eine groteske Religion ist, dass die Zen-Lehrer Chinas grotesk sind. Ich fühle nicht auf diese Art. Für mich ist Zen sehr einfach und die chinesischen Zen-Lehrer waren einfache, ehrliche Männer. Warum finden japanische Übende, dass die chinesischen Lehrer Dämonen oder Wilden ähnlich gewesen sind, die in den Bergen leben? Vielleicht haben die chinesischen Sätze für Japaner eine groteske Natur, eine scharfe starke Kraft, die den japanischen Sätzen fehlt, obwohl sie in chinesische Zeichen geschrieben und zusammengesetzt werden. Wenn ich aus dem Chinesischen ins Englisch übersetze und dann die englische Version lese, ist mein Gefühl über das, was gesagt wird, völlig verschieden von meinem Gefühl, wenn ich die chinesischen Zeichen lese. Ein Zen-Lehrer muss dies verstehen, wenn er eine solch spezielle Schule des Buddhismus westlichen Ländern übermittelt. Er muss Zen selbst übermitteln. Als Religion ist Zen rein, ohne mystische oder groteske Elemente.
Wenn andere Lehrer des Zens nach mir in dieses Land kommen, sollten sie beachten, was ich gerade über die Übertragung des Zens an Amerikaner gesagt haben. Sie sollten nicht dieses besondere poetische Gefühl übermitteln, das den chinesischen Sätzen eigen ist. Ich versuche Zen selbst den amerikanischen Menschen zu übermitteln, nicht chinesische Literatur.
Jemand hat den Roshi gefragt: „Was ist Buddha., und was ist Mara?“ Der Roshi sagte: „Wenn du einen Augenblick des Zweifels in deinem Geist hast, ist dies mara. Wenn du begreifst, dass nichts im Weltall geschaffen wurde, dass dein Geist einem Gespenst gleicht und dass nichts existiert, nicht einmal ein Atom von Staub oder das Fragment eines Gedankens, gibt es keinen Ort, der nicht rein ist. Das ist Buddha. Buddha und Mara sind unterschiedliche Umstände. Der eine ist rein und der andere ist weltlich.“ Der wichtige Punkt hier ist, dass ihr das wahre Verstehen als das Fundament eures Lebens haben müsst. Zweifel bringen Angst. Wenn ihr von eurem Fundament nicht überzeugt seid, könnt ihr nicht erfolgreich sein; ihr lebt in einem blinden Kampf mit der Dunkelheit, aus der wir alle kommen. Von morgens bis abends handelt ihr nach der Initiative eures Instinkts, nicht in Übereinstimmung mit eurem wahren Verstehen. Durch die acht Stufen von rupadhatu und arupadhatu kommt der Bodhisattva zur Erkenntnis, dass nichts erschaffen wurde. Vom Standpunkt der Wirklichkeit entdeckt er, dass alle Phänomene in ES eingeschlossen sind. Es ist nicht notwendig, Phänomene zu zerstören; Phänomene sind Wirklichkeit; und Wirklichkeit sind Phänomene, was einer Vision, einem Phantom gleichkommt, das durch unsere Sinnesorgane geschaffen wird.
Alles hat sein eigenes innewohnendes Gesetz. Die Zweige eines Baums wachsen immer symmetrisch. Wir haben auch unser Gesetz. Wir nennen es Dharma. Aber es ist nicht gut, zu genau zu sein. Konfuzius hat gesagt, wenn ihr versucht, der Regel genau zu folgen werdet ihr unter einer Belastung stehen, und dies wird eure ganze Aufmerksamkeit erfordern. Es gibt eine Regel, der man folgen soll, aber wenn ihr versucht, ihr zu genau zu folgen, werdet ihr euch selbst und anderen Sorgen bereiten. Mit anderen Worten, handelt spontan. Der Buddha hat alle Regeln der Sangha gemacht, aber er hat sie nicht unterschiedslos angewendet. Das ist das Gesetz, das nicht erschaffen wurde.
„Nach meinem Verständnis…