Traumprotokolle. Christof Wackernagel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christof Wackernagel
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Изобразительное искусство, фотография
Год издания: 0
isbn: 9783866747784
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bin; Linda Caroll vermittelt anzüglich; auf einer Wiese breiten wir ein Bettlaken aus, aber Linda und die anderen sind weiter hinten und gehen weg; vor einem Bauernhaus sitzen wir nun im Schatten vor einer reliefverzierten, engen Tür, eine dicke, alte, freundliche Bäuerin erscheint und bietet noch mehr Stühle und Topfen an – ich zwängte mich durch die Tür und folge ihr, um die Sachen zu holen –

      – mit dem Zug zu Besuch auf dem Lande; ich gehe schon vor, die Leute, die wir besuchen, sind noch nicht da, aber kommen weiter hinten, ich bin schon im Haus, in einem Zimmer mit Blick auf die Straße und einem engen Durchlass ins Stockwerk tiefer; die Tante der zu Besuchenden ist distanziert, höflich und lässt mich dort warten, schließt aber offenbar die Tür ab – die, die wir besuchen wollen, sind da, aber wir müssen wieder weg, jemand versucht, beim Nachbarn etwas zu organisieren; es ist unklar, warum wir den Fernzug nehmen und nicht die Nahverkehrsverbindung; Fips und Wolfgang Pohrt sind auch irgendwie da, aber es lässt sich nicht mehr klären –

      – Großes Studio, die Gänge und Räume drumherum, ein großes Durcheinander von Leuten, dazwischen Pieter Bakker Schut und Willem de Haan, die vorwurfsvoll mit dem Kopf schütteln, jemand kommt heute raus, innendrin viel Publikum und an der Seite die Beatles, Applaus, aber ich gehe raus, Sabine und Erika haben auch irgendwo zu tun, aber alles ist vollkommen voller Hektik; ich gehe in mein Hotelzimmer, wo einer ein Interview, ein Fernsehinterview, mit mir machen will, ich erzähle, dass ich letztes Jahr ins Wasser gefallen bin oder geworfen wurde, Julia ist auch in der Gegend, aber ich treffe sie nicht –

      – die Psychiaterin meiner Mutter will mich interviewen, um Hintergrundinformationen zu bekommen, und träufelt mir Tropfen in die Augen, die sofort ein Gefühl erzeugen, als sei ich auf Trip – im selben Moment erscheint an der Wand der Wohnküche eine große Videoproduktion mit wunderschönen Bildern und Untertiteln – ich will nicht mit der Psychiaterin reden, sondern mehr von den Tropfen haben, aber sie wird sauer, weil sie sich um Erika kümmern muss, die teilweise hilflos danebensitzt; danach, vor dem Abflug, in röttelnartigen Ruinen, Claudija ist auch da, vorwurfsvoll –

      – wir sitzen zu viert am Straßenrand, der Kellner kommt und nimmt die Bestellung auf, alles piekfein, leises Gemurmel, große Speisekarte, ohne Preis, ich bestelle was Kleines, der, der uns einlädt auch – und als der Kellner weg ist, schiebt er mir kopfschüttelnd sein Scheckheft und die Rechnung zu: dreihundertundachtundneunzig Mark für vier kleine Essen; er flüstert mir zu: »dabei kriegen wir beide nur ein winziges Holzklötzchen«, und es ist mir unangenehm; ich sage allerdings auch ziemlich ehrfurchtsvoll, dass ich so teuer noch nie gegessen habe, und stehe auf, um meinen Füller zu holen, um den Scheck auszufüllen; verliere aber alles Mögliche inzwischen, suche hin und her, als ich von der anderen Seite zurückkomme, kommt mir einer mit einem Hund entgegen, den ich kenne und vor dem es mir peinlich ist, dass ich mit so reichen Leuten essen gehe, und beuge deshalb meinen Kopf – er bemerkt mich aber auch deshalb nicht so recht, weil er dauernd nach seinem Hund schaut; inzwischen sind schon mehr Leute an der Bushaltsstelle neben dem Platz, an dem wir essen, und die anderen haben einen großen Haufen Erde aufgeschüttet, hinter dem man die Straße nicht mehr sieht, und ich finde es langsam ungewöhnlich, neben der Bushaltestelle zu essen –

      – am Bahnhof Angelika Müller, sie sieht aus wie früher, ganz ernst, wir freuen uns, dass wir uns treffen, und unterhalten uns über Verschiedenes, während sie über Gleise und durch Unterführungen zu einem wartenden Auto geht; ich weiß plötzlich, dass sie in einem Zusammenhang politischer Art drin ist, etwas in unserem Zusammenhang macht, das wichtig ist, politisch internationalistisch – sie wirkt traurig – und als sie in den Wagen einsteigt und sich verabschiedet, frage ich, wann wir uns wiedersehen, und sie sagt: »nie wieder« und schlägt die Tür zu und fährt ab – ich bin sehr niedergeschlagen, fühle mich ausgeschlossen, eifersüchtig, dass ich nicht auch in ihrem Zusammenhang bin, ein kleiner, verzweifelter Rest von Hoffnung bleibt, sie irgendwo mal auf der Straße doch wieder zu treffen –

      – mit Fips auf der Fahrt nach Wien, Shit kaufen und sonst einiges erledigen, ich habe Urlaub, als Erstes, dort angekommen, versuche ich in einer altmodischen Telefonzelle, Rob Houwer anzurufen, um vielleicht eine Rolle zu bekommen, erreiche aber niemanden, in der Kneipe ist großes Durcheinander, und dann begeben wir uns auf eine Irrfahrt durch Wien, Steilabhänge, Stellen, wo ich schon mal war, irgendwo eine Spalte in der Straße, die ich erst heruntersteigen will, dann aber sehe, dass ich sie überspringen kann, dahinter dann Treppen; später wird es aber immer enger, wieder muss ich durch enge Holzschächte mich zwängen –

      – hänge auf dem Fenstersims in schwindelerregender Höhe an der oberen So-und-So-Straße und sehe auf die untere So-und-So-Straße und fürchte, jeden Augenblick abzustürzen; ich drücke fest auf ein Fenster, und es lässt sich tatsächlich zurückschieben – dahinter ist aber erstmal ein Schacht, nach dem aber ein kleines Ein-Zimmer-Appartement kommt, dessen Bewohner sich wundert, aber freundlich ist; Briefe an- und von Karl-Heinz Dellwo, an Straßenecken übergeben; im Hintergrund schneebedeckte Hügel, das Codewort müsse ich aber schon selber rauskriegen –

      – komme zurück, da sitzt im Keller Arndt Müller mit einem Haufen Leuten und rechnet mir den Schaden vor – es sind über 4000 Mark, und er verlangt, dass ich sie zahlen soll; ich bin stocksauer, haue auf den Tisch, beschimpfe ihn und gehe, laut die Tür knallend, wieder raus, oben in einem anderen Zimmer putze ich immer noch wütend den Boden, und Biggi kommt ganz bestürzt rein –

      – liege in einem Krankenhausbett, in das ich nicht gehöre, aber die Schwester ist sehr nett und die Ärzte auch; dann muss ich doch raus, weil der Alte kommt, der da hineingehört, operiert werden soll oder so etwas; er beschimpft mich, weil ich seine Tochter, eine der Schwestern, heiraten wolle, ganz unflätig, aber es macht mir nichts aus, und der Arzt entschuldigt sich bei mir – ich gehe durch lange Gänge; manches muss geregelt werden, da entdecke ich einen Amokschützen, der an einer Glastür, einer doppelten mit Windfang, steht und hinausballert; mit drei oder vier anderen Leuten gehen wir zu ihm hinein, und er ist zunächst misstrauisch, doch dann entwaffnen wir ihn zu zweit und es entspannt sich ein langer Ringkampf, doch dann wird er geblendet, alles voller gleißendem Licht, und er gibt auf; ich latsche wieder durch die Gänge und will eine Aktennotiz dazu abgeben, komme auch in die Nähe des Raumes, wo ich hinwill, aber alle Türen und Fenster sind zu, es gibt gleich gar keine mehr; ich steige hoch und entdecke Klappen, durch die man von oben einsteigen könnte, aber sie sind ganz dünn, heben nur eine Millimeter dicke Schicht ab und darunter ist und bleibt die normale Decke und ich bin ratlos; ich wandere durch ein Sumpfgebiet, merkwürdige, fabelwesenartige Tiere baden in einem Tümpel, eines, das einem Nilpferd ähnlich sieht, aber noch andere Formen hat, weint, weil alle anderen Tiere paarweise miteinander tanzen, ein giraffenähnliches Tier sich aber von ihm abwendet; das Nilpferd schluchzt: »du willst nicht balzen«, und kurz darauf kommt der Ufo-Springer auf die schneebedeckte Wiese, hat einen Piepser wie ein Schatzsuchgerät, dabei und springt hoch in die Luft, segelt durch die Gegend, um zu zeigen, wie er Ufos findet; er war im Gefängnis deswegen und ist eben erst rausgekommen, Volker Schlöndorff will einen Film über ihn drehen, kommt aber nicht, und kurz darauf landet der Ufo-Springer wieder sicher mit seinen Skiern im Schnee, und er hat sogar noch einen Hund dabei -–

      – und dann ist mein Mantel weg, ich stehe in einer Gegend, die der Leopoldstraße ähnlich ist, und es ist unerklärlich, wieso der Mantel weg ist, und da beginnt auch schon die Situation, die im Grunde ein Verhör ist, in einer Einfahrt mit Schatten und Sonne, ich werde des Mordes bezichtigt, obwohl ich komplett unschuldig bin, und weder das Opfer kenne, noch überhaupt von dem Mord weiß, aber es kann lebenslang bedeuten, wenn ich das nicht zurückweisen kann, und eine drohende Unglücksahnung braut sich zusammen, ich ahne, dass ich das nicht aushalten würde, so lange im Knast zu sitzen, auch nicht so arbeiten könnte und zuversichtlich sein wie jetzt, nicht denken könnte, keine Ideen mehr hätte, aber dann ist schon die Ausführung, ein endlos langer Flug, und doch verhältnismäßig kurz, da er um die halbe Welt geht, im Jumbo, zum Teil ganz dicht über der Erde, ab Warschau fahren wir mit dem Auto, am zweiten Tag essen wir in einem Café, und danach ist mein Geld weg, ich will es suchen, aber die Wächter wollen weiter und ich kann nicht, ein Kind, ähnlich wie Grischa, soll mit, ich versuche, das Kind zu überreden, dass es das Geld sucht, aber dann wird alles zu durcheinander, denn wir fahren erstmal mit dem Zug, einem schönen modernen Aluminiumzug, breit, mit großzügigen