Drei Monate später. Am 31. März 2020 ist die Welt eine andere geworden
Obwohl im bundesdeutschen Pandemieplan aufgeschrieben steht, dass im Falle einer Pandemie ‚mit weltweitem Mangel an Atemschutzmasken, Sicherheitsausrüstung und medizinischem Gerät zu rechnen ist, und daher diese Ausrüstung in ausreichender Menge vorher am Lager zu halten ist‘, sterben Menschen in großer Zahl in Pflegeeinrichtungen: Sie sterben, weil nirgendwo Atemschutz für ihre Pfleger vorhanden ist. Wir können weder die Alten noch die Kranken vor einer Virusinfektion durch das Gesundheitspersonal schützen. Der Bundesgesundheitsminister betreibt derweil Krisenmanagement auf höchstem Niveau, er schwebt gleichsam über der Krise. Heißt managen, nur den anderen zu sagen was sie zu tun haben? Er fordert von den Ländern das Überarbeiten der Pandemiepläne. Die Länder fordern wiederum von den Kliniken, zu handeln. Da die Kliniken aber auch keine Vorsorge getroffen haben, ermutigt der Gesundheitsminister vorsichtshalber die Bevölkerung, Mund- und Nasenschutzmasken gleich selbst zu nähen. Diffusion von Verantwortung bis zur Unkenntlichkeit. Wen hätte diese Situation nicht vor kurzem noch an einen Flughafenbau oder das Management eines Eisenbahnkonzerns erinnert? Nun verdrängt man angesichts der medialen Corona-Überforderung jeden Gedanken daran. Der Liefertermin der von der Bundesregierung im Standard-Ausschreibungsverfahren bestellten, lebensrettenden Cent-Artikel Mund-Nasenschutz bleibt weiter im Ungefähren. Die Amerikaner lachen womöglich über so viel Einfalt und setzen Spezialkräfte ein, die Atemschutzmasken gleich auf den chinesischen Flughäfen aufkaufen und mit der Air Force nach USA schaffen. In der Krise ist jeder sich selbst der nächste.
April 2020. Mediale Überforderung: Angst essen Seele auf
Die Deutschen gehen sich aus dem Weg. Niemand weiß genau, welche Gedanken in Millionen Homeoffices kreisen, gut sind sie eher nicht. Ich erhalte täglich E-Mails von Menschen, die mir unaufgefordert ihre Lebensläufe schicken und ihre Dienste anbieten, aber sich offensichtlich mit meinem Unternehmen überhaupt nicht beschäftigt haben. Die Angst vor Massenarbeitslosigkeit geht um. Mittlerweile landen aber alle diese E-Mails kurz überflogen mit einem Klick im Papierkorb.
Mai 2020. Culture eats strategy for breakfast
Dieser berühmte Satz des Management-Gelehrten Peter F. Drucker kann seit Wochen in global vergleichenden Infektions- und Sterberaten-Statistiken verifiziert werden, auch wenn er für einen völlig anderen Zusammenhang geprägt wurde. Diejenigen Länder haben die Ausbreitung des Virus im Griff, in denen einfache Schutzmasken in den von Menschen berstenden Großstädten zum normalen Straßenbild gehören. China, Südkorea, Japan. Dagegen bricht das Leben in New York City schlimmer zusammen, als man es sich jemals hätte vorstellen können. Die amerikanische Politik behauptet, sie habe eine Strategie. Leider wird nicht klar, welche. Gibt es eine Strategie, geht sie offensichtlich nicht auf. Schutzmasken gibt es praktisch nicht. Die löchrigen Einmalhandschuhe des amerikanischen Klinikpersonals erschrecken mich in der Tagesschau.
Das Wort ‚strategisch‘ wird in der Wirtschaft oft mit ‚verlustbringend‘ gleichgesetzt. Niemand konnte ahnen, dass diese Gleichung einmal für einen solch dramatischen Zusammenhang in Bezug auf den Verlust von Menschenleben gelten würde.
„You must always have a plan B.“
Dieser Lieblingssatz meines guten Freundes aus England war niemals so gemeint, dass man dabei getrost auf den Plan A pfeifen könne. Aber Regierungen, Firmen und Menschen in aller Welt überraschen mich immer wieder dadurch, dass sie Krisen-Szenarien rechnerisch als so unwahrscheinlich abtun, dass sie dafür entweder keinen Plan haben oder einen Plan, den sie mangels Masse nicht ausführen können. Und erst recht keinen Plan B. An die Einsatzbereitschaft deutscher Verteidigungssysteme im Angriffsfall dachte ich jetzt nicht. Davon geht man ja bereits aus. Egal ob COVID-19, Fukushima, Tschernobyl, die Landung eines deutschen Sportflugzeugs auf dem Roten Platz in Moskau oder der Einschlag von absichtlich dorthin gelenkten Passagiermaschinen im Pentagon und in den Twin Towers: alle diese Szenarien waren zwar VORSTELLBAR, aber als UNWAHRSCHEINLICH aussortiert. Im Falle der Pandemie hatten wir in Deutschland einen Plan, im Internet abrufbar und nachlesbar. Er wurde nur im Vorfeld nicht eingehalten. Es gab keine Bevorratung von Schutzausrüstung. Dann brauchen wir auch keinen Plan! Und hier sind wir bei dem was Deutschland am besten kann: Krisenmanagement. Als sei die Krise der anzustrebende Zustand.
Fazit
Was das alles mit Dir, und erfolgreicher Transformation zu tun hat? Nun, die Meisten sind keine Experten für Transformation und für Projektmanagement. Doch da man in aller Regel nur einmal selbstständig wird, eine Firma gründet, oder eine große Transformation eines Unternehmens anstößt, sollte das Projekt mit hoher Sicherheit gelingen. Gelingen bedeutet in diesem Zusammenhang, dass dieses Projekt für den Rest Deines Lebens oder für Dekaden des Unternehmenslebens funktionieren sollte. Egal ob Krise oder nicht. Vor dieser Herausforderung stand ich vor gut 10 Jahren. Anders als manche Politiker können Du und ich, wenn der Erfolg ausbleibt, nicht auf die nächste Legislaturperiode warten, die Schuld für die Krise unserem Nachfolger anlasten, und unseren Lebensunterhalt fortan als Lobbyisten verdienen. Zynisch? Mag sein, doch wahrgenommene Realität ist Realität.
Pläne sind oft das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind. Pläne sind eindimensional. Ein Plan B ist der eindimensionale Ersatz für einen Plan A. Oft funktionieren beide nicht. Was dann? Pläne beinhalten Aufgaben, Termine und sogenannte Ressourcen, also Geld, Arbeitskraft, Maschinen und so weiter. Jedes Mal, wenn in einem (eindimensionalen) Plan etwas fehlt, zu spät kommt, in der falschen Qualität zur Verfügung steht, ist der Plan Makulatur. Der entscheidende Nachteil von Planung ist, dass sie ständig (oft täglich) aktualisiert werden muss, um valide zu bleiben.
Planung
Definition
➢ Gedankliche Vorwegnahme von Handlungsschritten zum Erreichen eines Ziels
Vorteile
• Mitgestaltungsmöglichkeit zukünftiger Ereignisse
Voraussetzungen für die Validität einer Planung
• Machbare Zieldefinition
• Anfangs- und Endbedingungen klar definiert und rechtzeitig vorhanden
• Alle Ressourcen rechtzeitig verfügbar (Zeit, Geld, Personen, Kompetenzen…)
• Ständige Aktualisierung
Charakteristika
• Zukunftsbezogenheit
• Modellcharakter
• Phasenfolge
• Informationsbasis
Erfolgsfaktoren
• Früherkennung von Abweichungen
• Handlungsspielraum durch Orientierung
• Sachliche Wechselwirkungen erkennen
• Ausgleich von Interessenskonflikten durch Moderation zur Planungsgrundlage
Wenn wir einen Plan erstellen, gehen wir bei der Einschätzung der Zeiten, die wir zum Ausführen benötigen, von unseren Fähigkeiten und denen unserer Mitstreiter aus. Wir wissen, was wir uns zutrauen. Wir glauben dann eine exakte Planung erstellen zu können, weil wir annehmen, dass alle Nebenbedingungen so bleiben wie sind. Ein klassischer Blend-Effekt oder Bias. Das macht Planung zum angerosteten Werkzeug aus der Zeit des Taylorismus.
Treten wir also einen Schritt zurück,