Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745213447
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Beschreibung des Burschen ab, nicht wahr?“

      Die Schwester wurde um einige Nuancen blasser. „Glauben Sie, dass ich gefährdet bin?“, fragte sie.

      „Nein“, erwiderte ich überzeugt.

      Dr. Barker stülpte skeptisch die Unterlippe nach vorn. „Natürlich liegt es mir fern, der Schwester Angst einzuflößen“, meinte er dann, „aber ich muss doch zugeben, dass ich in Sorge bin. Das bisherige Verhalten des Gangsters lässt auf eine Bande äußerst brutaler und skrupelloser Verbrecher schließen.“

      „Das sind sie ohne Zweifel. Trotzdem halte ich die Schwester für nicht gefährdet, zumindest nicht im Moment. Zwischen den beiden Tatzeugen besteht meiner Ansicht nach ein grundlegender Unterschied.“

      „Allerdings“, warf Cliff ein, „der eine ist nämlich schon tot!“ Er zuckte leicht zusammen, als ihm bewusst wurde, dass diese Feststellung im Beisein der Schwester zumindest unnötig war.

      Er suchte nach einigen abschwächenden Worten. Ich kam ihm zuvor und sagte: „Das meinte ich nicht. Ich glaube eher, dass Turner sterben musste, weil er den Gangster erkannt hat. Das erklärt auch, dass Turner vor der Bank niedergeschossen wurde.“

      Cliff hob die Augenbrauen. „Du vermutest, es könnte sich um einen Bankkunden gehandelt haben?“

      „Vielleicht ja, vielleicht nein. Hast du nach der Operation mit Turner gesprochen?“

      „Selbstverständlich.“

      „Äußerte Turner irgendetwas, das meine Vermutung bestätigen könnte?“

      „Er war schwach, entkräftet und apathisch“, erklärte der Arzt. „Seine körperliche Verfassung war so, dass er weder Furcht noch Hass empfinden konnte. Ich fragte ihn, ob er bereit und in der Lage sei, das FBI zu empfangen. Er schien etwas zu zögern, ehe er mir antwortete, dass ihm das recht sei. Mit großem Enthusiasmus schien er dem Besuch freilich nicht entgegenzusehen. Deswegen rief ich dich an“

      Ich blickte die Schwester an. „Wie lange hielt sich der Mann mit der heiseren Stimme in der Station auf?“

      „Genau zehn Minuten.“

      „Haben Sie ihn beim Betreten oder Verlassen des Zimmers beobachtet?“

      „Nein.“

      „Welchen Eindruck machte er, als er ging?“

      „Er sah mich nicht einmal an. Er schritt sehr aufrecht an mir vorbei. Ganz ohne Eile. Das ist alles, was ich dazu sagen kann.“

      „Wir nehmen das noch zu Protokoll, Schwester“, sagte ich. „Mit Hilfe des Polizeizeichners und Ihrer Erinnerung werden wir versuchen, eine möglichst genaue Skizze des vermutlichen Täters anzufertigen. Sie sind doch bereit, uns zu helfen?“

      „Selbstverständlich!“, sagte sie. Dann ging sie hinaus.

      „Wie viel Geld ist bei dem Bankraub gestohlen worden?“, fragte Dr. Barker.

      „Naja, es war zwar nicht der größte Coup in der amerikanischen Bankraubgeschichte, aber dennoch waren es Vierzehn Millionen Dollar.“

      „Aber es handelte sich doch nur um eine Privatbank, so viel mir bekannt ist?“

      Ich nickte. „Normalerweise bewahren sie nur einen Bruchteil dieser Summe in ihren Tresoren auf, aber der größte Kunde der Bank, die King Food Company, hatte die Jahresgewinne für ihre siebentausend Angestellten in bar fertig machen lassen. Eine Stunde später, und das Geld wäre abgeholt gewesen! Es ist anzunehmen, dass die Gangster von einem der Bankangestellten einen entsprechenden Tipp bekommen haben.“ Dr. Barker betrachtete das Glas in seiner Hand. „Eins verstehe ich nicht, Carrie“, sagte er.

      „Nämlich?“

      „Turner war für das FBI der Hauptzeuge, nicht wahr? Wie konnten man zulassen, dass er ermordet wurde?“

      „Du fragst mich, weshalb wir keinen Posten vor die Tür des Krankenzimmers setzten?“

      „Ja, das würde mich interessieren.“

      In diesem Moment klopfte es. Ein mittelgroßer, untersetzter Mann trat ein. Er hatte ein rotes, verschwitztes Gesicht und war etwas außer Atem. „Entschuldigen Sie“, sagte er und hob einen bandagierten Arm in die Höhe. „Auf dem Weg zum Krankenhaus wurde ich in einen Autounfall verwickelt. Ich musste mir eine ambulante Behandlung gefallen lassen. Der Zwischenfall hat mich fast drei Stunden Zeit gekostet.“

      „Ich verstehe, Cooper“, nickte ich. „Es lässt sich nicht ändern. Sie haben drei Stunden Zeit verloren und Turner sein Leben.“ Dann schaute ich Cliff an. „Jetzt hast du die Antwort auf deine Frage.“

      „Das ist der Mann?“, fragte der Arzt. „Er sollte Turner beschützen?“

      Ich wurde einer Antwort enthoben, da in diesem Moment das Telefon klingelte. Dr. Barker nahm den Hörer ab und meldete sich. Er sagte: „In Ordnung“, dann legte er auf und blickte mich an.

      „Soeben sind deine Kollegen von der Mordkommission eingetroffen“, informierte er mich.

      5

      Die nächsten zwanzig Minuten verbrachte ich damit, Lieutenant Hoover vom 3. Morddezernat zu erklären, was sich ereignet hatte. Dann verließ ich das Hospital. Die Kleinarbeit war Hoovers Sache.

      Vor dem Haupteingang blieb ich kurz stehen. Ich ließ die Geruchsmischung von Karbol, Bohnerwachs und Medizin hinter mir und atmete tief durch. Es nützte nichts. Der Druck blieb.

      Ich dachte an die Beschreibung, die die Schwester von dem mutmaßlichen Täter gegeben hatte. Es war ein Mann mit heiserer, aber anziehender Stimme. Kühl und selbstsicher. Ein Mörder mit Gelassenheit, der selbst nach der Tat keine Eile hatte.

      Ich musste diesen Mann finden. Um jeden Preis. Ihn und die anderen. Das ganze skrupellose Team und die vierzehn Millionen dazu!

      Ich setzte mich in Bewegung. Gerade als ich auf dem sonnenüberfluteten Parkplatz in meinen Flitzer springen wollte, kam ein heruntergekommener Ford angesaust. Der Fahrer stoppte so scharf, wie es die altersschwachen Bremsen zuließen, und kletterte hastig heraus. Es war ein stämmiger, rotköpfiger Bursche, um dessen Hals zwei Kameras baumelten, eine Nikon mit Weitwinkelobjektiv und eine Leica mit Standardobjektiv. Im Nu war ich bei ihm.

      „Hallo, Wilson“, sagte ich. „Wieder mal auf heißer Fährte?“

      Wilson grinste, wie nur er es fertigbrachte. Es war, als liefe eine Flasche Salzsäure aus. Wilson war hart, zynisch und tüchtig. Er war in Journalistenkreisen nicht beliebt, aber Beliebtheit war wohl das letzte, was er anstrebte. Wilson hatte den Ehrgeiz, der heißeste Sensationsreporter der Stadt zu sein. Es gab nur wenige, die ihm dieses Prädikat streitig machten.

      Wilson war dreißig Jahre alt. Sein Gesicht war sommersprossig. Die platt geschlagene Nase bewies, dass er gelernt hatte, in Ausübung seines Jobs gewisse Schwierigkeiten in Kauf zu nehmen.

      „Sieh mal einer an! FBI höchstpersönlich!“, sagte er und nahm den Objektivdeckel von der Nikon. „Wie wäre es mit einem Konterfei? Weiß man schon, wer Turners tüchtiges Kassiererherz mit der Messerbremse zum Stillstand gebracht hat?“

      In mir klickte etwas. Ich bezwang den aufwallenden