Über einen Reisighaufen mit einer schönen kuscheligen Laubschicht für den Winter würde sich dieser Igel riesig freuen.
Kreislauf statt Chemie
Tipp 7 ist selbstverständlich für mich:
Keine Verwendung von chemischen, synthetischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln.
Ein richtig geplanter Naturgarten braucht keine Chemie. Durch die standortgerechte Bepflanzung gibt es kaum Probleme mit Pflanzenkrankheiten und Schädlingen, und wenn doch, regelt Mutter Natur das von selbst: auf die Blattlaus folgt der Marienkäfer. Darüber hinaus sind unsere Böden meist ohnehin überdüngt und viele unserer Wunschpflanzen vertragen gar nicht so viele Nährstoffe. Von außen braucht der Naturgarten eher wenig, wie Tipp 8 zeigt:
Der Garten funktioniert im Kreislauf.
Gras- und Heckenschnitt, so sie nicht auf die Igelburg wandern, sowie pflanzliche Küchenabfälle werden kompostiert. Den selbst produzierten Kompost verwenden Sie für das Gemüsebeet und die Obstgehölze. Rasenschnitt können Sie auch schleierdünn liegen lassen – Regenwürmer machen daraus Humus – oder dünn als Mulchmaterial zwischen Gemüse und Stauden ausbringen. Das schützt den Boden vor Erosion, Austrocknung und Unkrautsamen.
Der Moschusbock braucht Totholz für seine Entwicklung, am liebsten lebt er in Auwäldern.
Gestalten für Mensch und Natur
Wenn Sie Platz und Freude daran haben, generieren Sie eine Vielfalt an Lebensräumen im Garten: Ein Teich zieht Amphibien und Libellen an und ist nebenbei noch Trinkwasserquelle für Vögel und Igel. Kletterpflanzen am Haus schaffen kühleres Mikroklima, bieten Blüten für Falter und Nistplätze für Vögel. Trockenmauern bieten speziellen Stauden und Reptilien ein Zuhause. Obstbäume, Beerensträucher und Blütenstrauchhecken sind beste Bienennahrung. Das i-Tüpfelchen wäre deshalb Tipp 9:
Verschiedene Elemente einbauen.
Das bedeutet jetzt nicht, das Sie alles auf 200 m² verwirklichen sollen. Es heißt nur, dass Sie viele Möglichkeiten haben, ein blühendes tier- und menschenfreundliches, grünes Refugium zu schaffen. Halten Sie sich an Tipp 10:
Der Naturgarten ist auch für uns Menschen da.
Bringen Sie Ihre Gestaltungs- und Nutzungswünsche ruhig ein. Auch ein Garten mit ausschließlich weißen Blüten kann ein Naturgarten sein. Für eine Familie mit fußballbegeisterten Kindern ist ein Garten mit vielen aufwändigen Staudenbeeten eher ungeeignet, für beruflich sehr eingespannte Leute ebenfalls. Die Fußballfans könnten in einem Naturgarten leben, mit Blumenrasen statt einem reinen Gräserrasen. Eine Blumenwiese statt Rasen, den man mähen muss, passt für die Workaholics. (Fast) alles ist möglich im Naturgarten und in der Gestaltung naturnaher Staudenbeete. Wir können Farbbeete mit überwiegend Wildblumen pflanzen und alle Formen der Beetgestaltung umsetzen, ob Blockpflanzung, Gruppenpflanzung oder Drifts. Alles lässt sich wunderbar den Wünschen der Gartennutzer anpassen. Das soll der Naturgarten ja sein: ein Lebensraum für heimische Pflanzen und Tiere und ein Ort der Erholung, der Freude und des gemeinsamen Erlebens der Besitzer.
Blühende Kletterpflanzen (im Bild Clematis alpina) bieten etwas fürs Auge und gleichzeitig Unterschlupf für Tiere.
Hier grünt und blüht es richtig
Egal ob trocken oder feucht, sonnig oder schattig, nährstoffarm oder -reich, für fast jede Standortsituation in Ihrem Garten ist ein passendes Kraut gewachsen, das auch die Tierwelt erfreut.
An Orten, an denen es heiß und trocken ist und zudem keine große Humusauflage Nährstoffe für die Pflanzen bereithält, gedeihen anspruchslose, lichthungrige Pflanzen.
Pralle Sonne, karger Boden
Manchmal ergeben sich im Garten Standorte, an denen Wasser und Nährstoffe Mangelware sind, dafür aber jeder Sonnenstrahl ungebremst auftrifft. Wir erschaffen solche Situationen zuweilen sogar absichtlich, indem wir Trockenmauern bauen, um statt eines abschüssigen Geländes mehrere terrassierte Ebenen zu erhalten. Wir gestalten einen Gartenweg mithilfe eines Schotterrasens oder verschönern die Garage mit einer extensiven Dachbegrünung. Für all dies brauchen wir Pflanzen, die an sonnigen, trockenen, nährstoffarmen Standorten gedeihen.
Eine Trockenmauer wird nicht gemörtelt. Sie hält allein durch das Gewicht der Steine und die richtige Art der Schichtung. Zwischen der Trockenmauer und dem anstehenden Boden wird eine Schicht aus grobem Kantkorn mit wenig Sand- und Humusanteil eingebaut, durch die Regenwasser schnell versickern kann. In diese Schotterschicht und in die Fugen zwischen den Mauersteinen können Polsterpflanzen gesetzt werden. Schotter und Sand sind fast nährstofffrei und speichern kein Wasser.
Ein Schotterrasenweg ist ebenfalls mit Kantkorn aufgebaut, allerdings mit mehr Sandanteil. Die oberste Schicht besteht aus Sand mit bis zu 8 mm großen Körnern. Dazu wird etwas Humus als Nährstoffspender und Wasserspeicher eingearbeitet. Dennoch versickert Regen schnell, sodass der Weg immer trockenen Fußes begangen werden kann.
Eine extensive Dachbegrünung wächst auf einer nur 5–12 cm dicken Schicht Pflanzsubstrat, meist Ziegelsplitt oder Lavakörnchen mit geringem Humusanteil. Das Substrat speichert Regenwasser und reicht zur Verankerung von Pflanzenwurzeln, bietet aber fast keine Nährstoffe. Das Wasser wird dann von den Dachpflanzen aufgenommen und teilweise wieder verdunstet, was ein angenehmes Mikroklima schafft.
Bescheidene Sonnenanbeter
Pflanzen für solche Situationen stammen aus Naturräumen, in denen sie mit steinigen Böden, geringem Niederschlag, voller Sonneneinstrahlung und oft auch noch starkem Wind leben müssen. Typische Anpassungsstrategien sind:
ein niedriger, kompakter Wuchs,
weißgraue Blätter, die Sonnenstrahlen reflektieren,
Behaarung auf den Blättern, die die Lichteinstrahlung bricht und isolierende Luftpolster bildet,
nadelartiges Laub oder Blätter mit Wachsüberzug, die wenig kostbares Wasser verdunsten,
dicke, fleischige, wasserspeichernde Blätter,
und ein weitreichendes Wurzelsystem.
Dieses Wurzelsystem ist der Grund, warum es nie Sinn macht, solche Pflanzen irgendwo auszugraben. Wenn die Hauptwurzel abreißt, stirbt meist auch die Pflanze. Abgesehen davon müssen bei Entnahmen aus der Landschaft immer alle möglichen Gesetze, Eigentumsverhältnisse etc. berücksichtigt werden.
Wurzelraum und Artenzahl
Trockenmauer,