Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Conrad Shepherd
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745202267
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Conroy scharf. »Aber ich möchte Skorrow sehen, jetzt sofort.«

      Sorichs Lächeln verschwand. »Gut, Mr. Conroy, sagte er grimmig. »Sie sollen ihn sehen.«

      Er schnippte mit den Fingern, und zwei weitere Kahlgeschorene erschienen in der Türöffnung, die sich hell gegen die Dunkelheit abzeichnete. Es waren große, kräftige Burschen in den gleichen engtaillierten schwarzen Mänteln. Sie schleppten etwas zwischen sich. Den schlaffen Körper eines Mannes. Sie trugen ihn bis auf wenige Schritte heran und ließen ihn dann einfach fallen.

      »Barbo Skorrow«, sagte Sorich, Genugtuung in der glatten Stimme.

      Conroy verzog keine Miene, als er auf die Leiche zu seinen Füßen blickte. Er hatte schon zu viele Tote gesehen in seinem Leben, um noch bestürzt über den Anblick von Leichen zu sein.

      Skorrow war mit einem Messer getötet worden.

      Oder einem anderen scharfen Instrument.

      Und es war langsam geschehen.

      Der Körper war übel zugerichtet und verstümmelt.

      Skorrow war gefoltert worden.

      Jetzt sagte Sorich: »Barbo hat erlebt, was jenen geschieht, die Jupiter Sorich betrügen wollen. – Und jetzt, Mr. Conroy, werden Sie es auch erleben.« Er gab den beiden großen Kerlen, die Skorrow Conroy vor die Füße geworfen hatten, ein Zeichen.

      Sie hatten plötzlich Messer in den Händen. Lange, geschweifte Klingen. Katars, wie sie die Sikhs trugen.

      Conroys Wangenmuskeln spannten sich.

      Sein Magen hob sich vor Erregung.

      Ein wildes Licht glomm in seinen Augen.

      Er stand reglos mit verschränkten Armen da, während sich die beiden auf ihn zubewegten. Einer von ihnen war etwas größer und massiger als der andere, aber auch langsamer. Trotzdem griff er zuerst an. Conroy ahnte, dass sie ihn nicht gleich töten wollten. Langsam wollten sie ihn sterben lassen – so wie Barbo Skorrow.

      Der erste stürzte vor, sein Mantel umflatterte ihn wie die Schwingen einer Fledermaus, und er schwang seinen Katar gegen Conroys Bauch. Gedankenschnell glitt Morton einen Schritt zurück. Die Klinge fuhr ins Leere. Er hätte nach der Ooni greifen können, unterließ es jedoch. Bis jetzt war es nur ein Geplänkel, das er jederzeit beenden konnte. Seine Gegner wussten nicht, mit wem sie sich anlegten. Der große Kerl stach schon wieder nach ihm, sein ganzes Gewicht in den Stoß legend.

      Conroy war versucht, zu lachen, so durchsichtig war der Angriff. Er trat zur Seite und versetzte ihm einen kurzen harten Handkantenschlag ins Genick, als er an ihm vorbeischoss.

      Der Kerl knurrte, wirbelte herum und stürzte sich von neuem mit wütendem Keuchen auf Conroy. Der zweite Angreifer hatte bis jetzt nur wenige Schritte entfernt gelauert. Nun sprang er Conroy plötzlich von rechts an; die Dolchspitze zielte von unten gegen dessen Rippen. Morton wandte sich ihm zu, packte das Handgelenk mit dem Dolch, ließ sich auf ein Knie fallen und zog den Arm nach unten und hinten. Der Schwung, der den Angreifer vorwärts trug, wurde dadurch abwärts gelenkt. Er landete, hart auf dem Boden aufschlagend, dicht vor seinem Kollegen.

      Der duckte sich und stürmte, den Dolch vor sich haltend, gegen Conroy an. Er hörte Sorich rufen: »Mach ihn fertig!«, und dann war die Klinge auch schon vor seinem Bauch. Mit einem peitschenden Handkantenschlag traf er den ausgestreckten Messerarm, drehte gleichzeitig ab und hörte Knochen krachen. Der Kerl schrie auf, der Dolch schlitterte über das Pflaster, und als er, von seinem eigenen Schwung getragen, an Morton vorbei stolperte, schlug ihm dieser mit aller Kraft in das muskulöse Genick und spürte, wie die Wirbelsäule unter seiner Handkante nachgab. Der Kopf des Mannes kippte nach hinten und dann nach vorn. Schließlich fiel er aufs Gesicht und blieb bewegungslos liegen.

      »Bring den Kerl um, Riha! Töte ihn sofort!«, schrie Jupiter Sorich jetzt.

      Und Conroy starrte geradewegs in den Lauf einer abgesägten Schrotflinte, die Riha unter seinem Mantel hergeholt und auf ihn gerichtet hatte. Eine antiquierte Waffe, aber von verheerender Wirkung, wenn man damit getroffen wurde. Sie riss faustgroße Löcher in einen Körper.

      Der Schuss löste sich mit einer unterarmlangen Mündungsflamme. Nur traf er nicht Conroy, der sich gedankenschnell zur Seite warf, sondern fast den ersten Messerhelden, der sich gerade wieder aufgerappelt hatte und Conroy angriff. Morton packte ihn beim Arm, riss ihn herum, und sie gingen beide zu Boden. Sie fielen dicht neben der Leiche Skorrows auf das Pflaster, rollten, sich umklammernd, über die Leiche und rollten weiter, während Riha um sie herumtanzte in dem Bemühen, einen Schuss anzubringen, besorgt, er könne erneut den falschen Mann treffen.

      »Schieß doch endlich!«, schrie Sorich ihn an.

      Conroy musste schnell handeln. Sein Gegner war jetzt über ihm. Er zog ein Knie an, rammte es ihm in die Lenden. Der Mann schrie auf, fiel zur Seite, und Conroy schmetterte ihm noch die Faust gegen die Kinnlade, während er fiel. Riha hatte aufgehört zu tanzen und zielte auf seinen Kopf.

      Plötzlich spürte Morton das Messer des Mannes, den er als ersten getötet hatte, unter seinen Fingern; er schloss sie um den Griff. Der zweite Angreifer hatte sich wieder aufgerappelt und stürzte sich erneut auf ihn. Conroy schleuderte ihm die Waffe entgegen. Die Klinge drehte sich einmal um sich selbst und grub sich in die Kehle des Angreifers. Als die Klinge seine Hand verließ, rollte sich Morton rasch zur Seite. Der Kugelschauer aus der Schrotflinte schlug funkensprühend an der Stelle ein, wo sein Kopf sich Sekundenbruchteile vorher noch befunden hatte.

      Conroy rollte ein zweites Mal weg, als Riha erneut schoss. Dann schnellte er auf die Beine, griff nach der MDK im Gürtel. Der erste Schuss traf Riha in die Brust, schleuderte ihn gegen die Mauer der Lagerhalle hinter ihm. Seine Flinte flog in weitem Bogen in die Dunkelheit.

      Conroy fuhr herum und sah, dass Sorich sich entschlossen hatte, Fersengeld zu geben. Keuchend und überraschend beweglich für einen so fetten Mann rannte er in Richtung Fluss.

      Conroy wollte ihn nicht erschießen; er wollte herauskriegen, was er über Barbo Skorrow wusste. Und so schoss er ihm ins linke Bein. Dummerweise war der Dicke in seinem nun gar nicht mehr so weißen Tropenanzug schon zu nahe an den Rand der Kaimauer geraten. Obwohl er sofort schreiend einknickte, trug ihn der Schwung über den Mauerrand hinaus und hinunter ins Wasser des Dschilam-Flusses. Conroy hörte ihn klatschend aufschlagen – und konnte nur noch tatenlos zusehen, was sich vor seinen Augen abspielte.

      Die Strömung packte Sorich, drückte ihn unter die Oberfläche. Er kam prustend und japsend hoch. Seine Arme schlugen wild um sich. Es war eindeutig: Der Dicke konnte nicht schwimmen. Sein Kopf geriet noch ein paar Mal unter Wasser. Dann versank er, ohne wieder aufzutauchen.

      Conroy stieß pfeifend den Atem aus, wartete ein paar Sekunden. Dann ging er zum Lagerhaus zurück. Die beiden Messerschwinger waren tot, unwiderruflich. Riha jedoch nicht. Er hörte ihn stöhnen. Mit der gebotenen Vorsicht, die MDK in der Hand, näherte er sich Sorichs Leibwächter, der halb an die Mauer gelehnt lag. Als er sah, in welcher Verfassung der Mann war, steckte er die Waffe zurück in das Holster und hockte sich neben ihm nieder. Der Killer starrte ihn mit glasigen Augen an; ein dünner Blutfaden lief ihm übers Kinn.

      »Okay. Ganz ruhig. Du weißt hoffentlich, das hättest du einfacher haben können. – In welchem Verhältnis stand Skorrow zu dir, zu Sorich, zum Syndikat?«, fragte Conroy scharf; es war kein Mitleid in seiner Stimme. »Wenn du nicht willst, dass ich dich hier verrecken lasse, Mann, dann rede.«

      Riha war bereits tot, er wusste es nur noch nicht. Er stöhnte. Rollte vor Schmerz den Kopf von einer Seite zur anderen. »Skorrow«, flüsterte er stockend und von Pausen unterbrochen, »hat sich in das Syndikatsnetz eingehackt und... und ist mit den... den Informationen hausieren gegangen. Er hat... hat ein paar Konten geplündert und... und wollte sich absetzen. Jemand sollte ihn... nach Managua bringen... in einem Privathover. Sorich glaubte, Sie seien... dieser Mann.« Er hustete. Blut stürzte aus seinem Mund, es schien zu Ende zu gehen. Conroy stützte seinen Kopf mit der Hand. »Und was ist mit den Informationen, die Skorrow für die Regierung der FSA hatte?«, fragte