Mission Unendlichkeit - Das 1529 Science Fiction Abenteuer Paket. Mara Laue. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mara Laue
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745202748
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ohne diese körperliche Voraussetzung nicht imitierbar. Viele ihrer Laute können neunzig Prozent aller uns bekannten Wesen nicht mal hören. Und eine Sprache, die man nur teilweise hören kann, kann man nicht sprechen. Umgekehrt fällt es den Castoreh nicht schwer, ISArru zu sprechen.“

      „Hochinteressant.“ Skelosk apat Taskesk tauchte einen Tentakel in einen durchsichtigen Schlauch, den er mit einem anderen Tentakel umklammert hielt, in dem eine violettgrüne Flüssigkeit blubberte. Er sog sie schlürfend bis zum letzten Tropfen ein.

      „ISArru ist eine armselige Sprache“, sagte Skrrrkt mit Nachdruck. Er nahm eine volle Karaffe mit einem schmalen Aufsatz zum Ausgießen und füllte den Trinkschlauch des Botschafters nach. „Ihr fehlen all die Laute, die eine melodische Sprache erst ermöglichen. Nehmen Sie nur meinen Namen. Ich heiße S...k...r...rr...k...t. Das klingt wundervoll, nicht wahr? Aber das Einzige, was diese halb tauben Leute hier verstehen, ist Skrrrkt.“ Er stieß ein frustriertes Zischen aus. „Ich habe gelernt, auf diese Verstümmelung zu hören.“

      Melori lachte. „Nun tun Sie mal nicht so, als wäre das eine so entsetzliche Strafe, Captain. Es hätte schlimmer kommen können. Man hätte Ihnen einen unschmeichelhaften Spitznamen verpassen können. Zum Beispiel ‚Zweizungen’.“ Ein unter Castoreh gebräuchliches Schimpfwort, das ausdrückte, dass man den so Geschmähten für unzulänglich hielt.

      Der Castorer brachte sein längliches Echsengesicht dicht vor Meloris und fletschte die Zähne. „Ich glaube nicht, dass ich auf so eine Beleidigung gehört hätte.“ Begleitet von einem bedrohlichen Grollen.

      Melori grinste. „Sehen Sie, was ich meine?“ Sie trommelte mit den Fingerspitzen auf der größten Schuppe seiner Haupthand, ein Zeichen der Freundschaft unter den Castoreh. „Ihr nächster Drink geht auf mich.“

      Skrrrkt stieß eine Reihe von rhythmischen Zischlauten aus – ein castorisches Lachen. Melori stimmte darin ein.

      Der Botschafter sah von einem zum anderen. „Ich glaube zu verstehen, dass Sie einen Scherz gemacht haben. Aber ich begreife ihn nicht.“

      Melori wandte sich ihm zu. „Da hier an Bord nichts bezahlt werden muss, weil alle Nahrungs-, Genuss- und sonstige Mittel des täglichen Lebens kostenfrei sind, ist es unmöglich, jemandem ein Getränk zu kaufen. Das war aber in der Vor-ISA-Zeit durchaus üblich bei Veranstaltungen wie dieser, weil damals die Ressourcen erheblich knapper waren.“

      „Überaus interessant. Mein Volk ist leider noch nicht in der Lage, Dinge kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Der Krieg gegen die Gronthagu Liga hat zu viele unserer Ressourcen verschlungen.“

      Das war, wie Trevayaa fand, ein klarer Hinweis darauf, dass alle Errungenschaften, die die Nagdaneh auch nach ihrem möglichen Beitritt zur ISA mit deren Mitgliedern teilen würden, nicht kostenlos abgegeben würden. Aber auch andere Mitgliedsvölker hatten nichts zu verschenken und trieben Handel. In einem Ausmaß, das kriminelle Begehrlichkeiten weckte. Die Freie Handelrepublik von Caprilos lebte ausschließlich von solchen Transaktionen. Sehr zur Freude der Piratengilde, deren Überfälle immer dreister wurden.

      Skelosk apat Taskesk steckte seinen Tentakel in den von Skrrrkt frisch gefüllten Trinkschlauch und schlürfte. Sekunden später wurde seine Haut schwarz, dann graugrün, dann braun. Er stieß eine Reihe von pfeifenden Lauten aus, brach zusammen und wand sich am Boden. Seine Tentakel peitschten abwechselnd die Luft und rollten sich spiralförmig zusammen.

      Dr. Ailaron reagierte sofort und betätigte sein Uniform-Kom-Gerät. „Med-Alarm! Stufe 1!“

      Die in jedem Raum des Schiffes angebrachten Kommunikationsanlagen leiteten die Notfallkennung, die für akute Lebensgefahr stand, sofort an die Krankenstation weiter. Aus der Wand klappte eine Robotertrage, deren Scanner sofort erfassten, wo sich der Notfall befand, worauf sie auf Antigravkissen eilends hinschwebte.

      Einer der Nagdaneh hatte die Enden einiger seiner Tentakel mit denen des Botschafters verbunden. „Er ist vergiftet worden. Ich versuche, das Gift zu neutralisieren.“

      „Bringen wir ihn in die Krankenstation“, sagte Ailaron. „Die Trage besitzt einen integrierten Transmitter, der sie sofort in die Krankenstation bringt. Legen wir den Botschafter drauf. Dann müssen Sie nur noch mit der Trage in Kontakt sein, um ebenfalls transportiert zu werden.“

      Der Nagdaner hob den Botschafter hoch und legte ihn auf die Trage, die mit den beiden Nagdaneh und Ailaron verschwand. Die restlichen Nagdaneh eilten profan durch die Tür hinaus, ohne noch ein Wort zu sagen.

      Trevayaa war ein zu beherrschter Mann, um lauthals zu fluchen. Dabei hätte er nichts lieber als das getan. Leonid Romanow hatte den Trinkschlauch vom Boden aufgehoben, den der Botschafter hatte fallen lassen, und hielt einen daumengroßen Scanner darüber, der zur Standardausrüstung jedes Mitglieds der Sicherheitsabteilung gehörte. Die gescannten Daten wurden in Sprache umgewandelt und über das Empfängerheadset, das jedes Sicherheitsmitglied im Dienst trug, bekannt gegeben.

      „Keine giftige Substanz“, teilte er Trevayaa mit. Er hielt den Scanner über die Karaffe, aus der Skrrrkt dem Botschafter eingeschenkt hatte. „Nichts.“ Er prüfte eine andere Karaffe mit demselben Getränk, aus der andere Nagdaneh sich bedient hatten. „Oh. Orangensaft. Das Getränk, das Sie dem Botschafter eingeschenkt haben, Skrrrkt, enthält im Gegensatz zu den anderen Orangensaft.“

      Der Castorer gab ein scharfes Zischen von sich. „Das ist eines der Nahrungsmittel, die für Nagdaneh giftig sind. Ich habe im Vorfeld eine ganze Liste von Dingen bekommen, die unsere Gäste nicht vertragen. Ascorbinsäurehaltige Mittel stehen an erster Stelle. Und ich versichere, dass ich jede einzelne Speise für die Delegation eingehend auf ihre Inhaltsstoffe geprüft habe, als sie an Bord gebracht wurde.“

      „Aber Sie haben dem Botschafter aus dieser Karaffe eingeschenkt“, sagte Romanow. „Warum aus dieser und nicht aus einer anderen?“

      Skrrrkt grollte wütend. „Wollen Sie mir unterstellen...“

      „Ich unterstell Ihnen nichts, ich habe Ihnen ein Frage gestellt und warte in meiner Eigenschaft als oberster Sicherheitschef der SALAK auf eine Antwort.“

      Der Castorer schnappte die Karaffe und hielt sie Romanow so heftig vor das Gesicht, dass nicht viel gefehlt hätte, ehe sie mit seiner Nase kollidiert wäre. Er zeigte auf einen hellblauen Streifen am oberen Rand. „Die Karaffen haben die Nagdaneh mitgebracht. Und ich wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Botschafter allein und ausschließlich aus seinen persönlichen Karaffen verköstigt wird, die mit diesem Streifen gekennzeichnet sind. Deshalb habe ich ihm aus dieser und keiner anderen nachgefüllt.“

      „Wer hat sie abgefüllt? Sie?“

      „Natürlich nicht! Ich habe Wichtigeres zu tun. Solche Dinge erledigen die Roboter.“

      Da viele Handreichungen und Dienstleistungen an Bord eines so großen Schiffes wie die SALAK eine erhebliche Zahl von Personal erfordert hätten, wurden diese Dinge schon lange von Robotern erledigt, derer es an die tausend in unterschiedlicher Größe und Funktion an Bord gab und eine ebenso große Zahl inaktiver Ersatzdrohnen.

      Trevayaa erkannte, dass die Aufklärung des Anschlages soeben komplizierter geworden war. Falls der Roboter, der die Speisen und Getränke für die Nagdaneh abgefüllt hatte, nicht zufällig zu der vergifteten Charge gegriffen hatte, musste ihn jemand dafür programmiert haben, genau diese zu nehmen oder sie sogar selbst zu vergiften. Das erweiterte den Kreis der Verdächtigen auf die Mitglieder der kybernetischen Abteilung, die für die Programmierung und Wartung der Roboter zuständig war sowie auf jeden, der gewisse Grundkenntnisse darin besaß. Und das war die halbe Besatzung.

      „Captain Romanow, finden sie heraus, wie das Gift in das Getränk gelangt ist. Vor allem wann. Geschah es erst hier an Bord, oder wurde es schon mit dem Gift an Bord gebracht?“

      „Ausgeschlossen!“, beharrte Skrrrkt. „Ich verbürge mich dafür, dass alle nagdanischen Nahrungsmittel in für die Nagdaneh einwandfreiem Zustand waren, als sie an Bord gebracht wurden. Ich habe das selbst überprüft. Das können Sie in meinen entsprechenden Berichten nachlesen, Admiral.“