Mission Unendlichkeit - Das 1529 Science Fiction Abenteuer Paket. Mara Laue. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mara Laue
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745202748
Скачать книгу
einzuordnen waren – selbst telepathische Kontaktversuche durch troylanische Priesterinnen hatten kein eindeutiges Ergebnis gebracht – waren die Ghrimbals als eigenständiges Volk klassifiziert worden und wurden entsprechend behandelt. Sie konnten sich überall frei bewegen. Und hatte einer sich eine Bezugsperson erwählt, durfte er die selbstverständlich begleiten, auch an Bord von Raumschiffen. Schließlich führten die Grontheh sie sogar auf ihren Kriegsschiffen mit, was sie wohl kaum täten, wenn von ihnen eine Gefahr ausginge oder sie die Schiffsroutine beeinträchtigten.

      Ihre herausragendste Eigenschaft war eine beispiellose Wachsamkeit. Sie erkannten Gefahren lange vor jedem anderen Lebewesen und sogar lange vor allen Überwachungsgeräten. Und sie verteidigten ihre Bezugspersonen bis zur Selbstaufgabe, notfalls mit ihrem Leben. Wegen dieses Wesenszuges hatten die Ghrimbals Paten gestanden für die nach ihnen benannten Ghrimbal-Stationen, die riesigen kubusförmigen Raumstationen, die wie ein gigantisches Netz rund um das gesamte ISA-Gebiet verteilt waren und die Grenzen schützten.

      Einer der Ghrimbals umkreiste Skrrrkt interessiert. Der Castorer machte eine scheuchende Bewegungen mit einem seiner vier Arme, blickte den Ghrimbal scharf an und zischte: „Nein!“

      Der Ghrimbal ließ sich davon nicht im Mindesten beeindrucken. Er schwebte herab und versuchte, auf Skrrrkts breiter Schulter zu landen. Skrrrkt fuchtelte mit drei Armen in seine Richtung, um ihn zu verscheuchen, während er mit dem vierten sein Datenpad festhielt. Der Ghrimbal wich geschickt allen Abwehrversuchen aus und ließ sich mit einem Laut, der wie ein zufriedener Seufzer klang, auf Skrrrkts Schulter nieder. Der Castorer versuchte ihn abzuschütteln, doch der Ghrimbal schlang seinen über zwei Meter langen Schwanz so fest um Skrrrkts Körper und Arm, dass es aussah, als würde er an dem Castorer kleben. Skrrrkt schüttelte sich, stampfte mit den Füßen, drehte sich im Kreis und fuchtelte mit den Armen, während er grollte und zischte und Worte in seiner eigenen Sprache ausstieß, die garantiert Flüche waren. Dadurch bot er ein so groteskes Bild, dass die Jägerpiloten schallend lachten. Selbst Trevayaa gelang es nicht ernst zu bleiben.

      „Geben Sie es auf, Captain“, riet Melori Skrrrkt. „Sie wissen doch, dass Sie keine Wahl haben. Wenn ein Ghrimbal Sie einmal auserwählt hat, bleibt er bei Ihnen bis ans Ende Ihres oder seines Lebens.“

      Der Castorer grollte frustriert, gab aber seine Gegenwehr auf. „Darüber sprechen wir noch, du Ghrimbal. Lass mich los! Ich scheuche dich nicht weg. Auf mein Wort.“

      Der Ghrimbal ließ ihn los, blieb aber auf seiner Schulter hocken und gab eine Reihe von flötenden Lauten von sich, die sehr zufrieden klangen. Er schmiegte seinen Kopf an Skrrrkts und trillerte glücklich. Der Castorer ignorierte ihn. Er nahm sein Datenpad und kontrollierte durch die Nennung ihrer Namen, ob er alle neuen Crewmitglieder korrekt erfasst hatte und nannten ihnen die Nummer ihrer Kabine.

      Trevayaa ging zu seinem Bereitschaftsraum neben der Zentrale. Er war gespannt, was Melori ihm zu sagen hatte, wenn sie nachher zum Rapport kam. Die ganze Situation hatte sich völlig unerwartet entwickelt. Natürlich hatte er damit gerechnet, dass Gefahren auftauchen könnten und die SALAK vielleicht sogar angegriffen würde, eben wegen der im Vorfeld der Beitrittsverhandlungen aufgetretenen Unruhen. Aber er hatte nicht mit dem Angriff von Fremden gerechnet. Gehörten sie tatsächlich zur Gronthagu Liga? Wenn ja, wie hatten sie unbemerkt die Grenze passieren können? Oder hatten die Insassen ihre Schiffe lediglich mit einem in der ISA unbekannten Aussehen getarnt, um nicht sofort ins Visier der IsteP zu geraten?

      Etwas anderes bereitete ihm ebenfalls Sorgen. Er hatte deutlich gefühlt, dass Captain Melori nicht aufrichtig war, was ihre nagdanischen Piloten betraf. Als Sohn einer troylanischen Priesterin besaß er die Veranlagung zur Telepathie, obwohl sie bei ihm inaktiv war. Immerhin reichte sie aus, um zu erkennen, wenn jemand ihn belog oder etwas geheimhalten wollte. Konnte Melori mit den Gegnern des Beitritts unter einer Decke stecken?

      Im Bereitschaftsraum angekommen, beorderte er TolaiMur und Leonid Romanow zu der Besprechung, die er mit Melori führen wollte und studierte in der Zwischenzeit noch einmal ihre Personalakte. Ihre erste Begegnung sprach nicht dafür, dass sie allzu gut miteinander auskommen würden. Melori war kompetent, und ihre Befähigung zum Kommando stand außer Zweifel. Die Frage war jedoch, wie es mit ihrer Fähigkeit stand, Befehle zu befolgen. Gerade in dem Punkt galten Frelsineh als schwierig, was in ihrer Geschichte begründet lag.

      Frelsi war ursprünglich eine terranische Kolonie gewesen. Genau genommen hatte im Jahr 39 VISAZ – Vor-ISA-Zeit; das musste nach der terranischen Zeitrechnung das Jahr 2157 gewesen sein – eine Horde von Rebellen, die mit der Politik der damaligen terranischen Regierung nicht einverstanden gewesen war, Terra verlassen und in einem 102 Lichtjahre entfernen Sonnensystem einen Planeten besiedelt hatte, den sie Frelsi nannten, in ihrer Sprache das Wort für „Freiheit“, das sie als ihr höchstes Gut in ihrer Verfassung festgeschrieben hatten. Sie hatten sich vollständig von Terra losgesagt und von Anfang an ihr eigenes Süppchen gekocht, das damit begonnen hatte, dass sie Familien- und Clannamen abgeschafft hatten und sich nur noch einen einzigen Namen gaben, der beide Funktionen erfüllte. Entgegen den Befürchtungen der terranischen Ursprungswelt waren sie jedoch friedlich geblieben. Sie wollten in Ruhe gelassen werden und nach ihren eigenen politischen, sozialen und kulturellen Strukturen leben.

      Im Zuge des Ersten Gronthagu-Krieges knapp hundert Jahre später hatten die Frelsineh sich mit Terra und deren zweiter Kolonie Novalis zum Bund Terranischer Welten zusammengeschlossen, aber ihre Autonomie behalten. Mit dem Beitritt zum BTW waren schon damals etliche Frelsineh nicht einverstanden gewesen, hatten sich aber der demokratischen Entscheidung der Mehrheit des Volkes gebeugt. Seitdem gab es jedoch eine starke politische Strömung auf Frelsi, die den Austritt aus dem Bund betrieb.

      Laut ihrer Personalakte war Captain Melori Mitglied dieser Bewegung und machte daraus keinen Hehl. Laut ihrem psychologischen Profil verfügte sie über eine starke Loyalität; andernfalls wäre sie niemals in die ISteP aufgenommen worden. Deshalb stand ihr Bekenntnis zu den Werten, für die die Interstellare Polizei stand, und den Aufgaben, die sie zu erfüllen hatte, für sie an erster Stelle. Andererseits änderten sich Personen im Laufe der Zeit. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass Meloris Loyalität gewechselt hatte. Was also hatte sie zu verbergen?

      Trevayaas Gedanken wurden unterbrochen, als der Türmelder ankündigte, dass TolaiMur und Romanow gekommen waren, indem er ihre Biometrik scannte und per Lautsprecher ihre Namen nannte. Trevayaa bot ihnen mit einer Handbewegung Platz an. Seine Kom-Station meldete mit einem Signalton ein Gespräch.

      „Ortung an Admiral Trevayaa.“

      „Was gibt es, Captain Beruni?“

      „Die Überprüfung der Ortungsgeräte ist abgeschlossen, Admiral. Es liegt kein Fehler vor. Die Analyse der Aufzeichnungen der Feinorter hat keinen Anhaltspunkt ergeben, anhand dessen es möglich gewesen wäre, die feindlichen Schiffe zu erfassen, bevor sie das Feuer auf uns und den Transmitter eröffnet haben. Erst in dem Moment wurden sie sichtbar. Alles deutet demnach auf eine Tarntechnologie hin. Möglicherweise besteht die ‚nur’ darin, dass sie irgendwie unbemerkt unsere Ortungsgeräte blockieren, aber was immer sie benutzen, es ist äußert effektiv.“

      „Danke, Captain. Tun Sie Ihr Möglichstes, um einen Weg zu finden, durch was auch immer solche Schiffe früher aufzuspüren. Und sei es nur eine einzige Sekunde.“

      „Ja, Admiral.“

      Trevayaa unterbrach die Verbindung und las in den Gesichtern von TolaiMur und Romanow die Befürchtung, die er auch hegte: dass die SALAK vor einem solchen Feind nirgends sicher war, da sie nun mal nicht über die erforderliche Feinortung verfügte. Beruni war ein fähiger Mann, aber er konnte keine Wunder vollbringen.

      „Wenn Sie mir eine Bemerkung erlauben, Admiral?“, fragte TolaiMur.

      „Selbstverständlich.“

      „Ich bin mir nicht sicher, ob Transmitter C873-4 das taktisch beste Ziel ist.“

      „Er liegt unserer Position am nächsten“, erinnerte Romanow ihn.

      „Genau deshalb halte ich ihn für das falsche Ziel“, erklärte der Lantheaner. „Jeder kann sich ausrechnen, dass wir, nachdem C873-3 zerstört ist,