Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Thiemeyer
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Детские приключения
Год издания: 0
isbn: 9783401809298
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      »Du hast recht«, flüsterte Olivia. »Aber jetzt lass ihn ausreden.«

      Dr. Ash fuhr mit seinen Ausführungen fort: »Die Astronomen haben errechnet, dass Thor eine Masse von schätzungsweise zehn Milliarden Tonnen aufgewiesen hat. Zehn Milliarden, von denen der Großteil aus gefrorenem Kohlendioxid besteht. Beim Verdampfen hat der Komet eine ungeheure Menge an Treibhausgas in die Atmosphäre geblasen. Etwa halb so viel, wie in einem Jahr weltweit durch das Verbrennen fossiler Energien entsteht.«

      »Das klingt ja zunächst nicht allzu schlimm …«, sagte Roderick.

      »Täuschen Sie sich nicht.« Ash nahm seine Brille von der Nase und putzte sie umständlich. »Vergessen Sie nicht, welche Probleme wir bis vor wenigen Jahren mit den Treibhausgasen und der daraus resultierenden Erderwärmung hatten. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis sich die Nationen der Welt auf einheitliche Emissionswerte geeinigt haben. Und nun kommt dieser Komet daher und wirft all unsere Bemühungen über den Haufen. Darüber hinaus ist dies kein langsamer Ausstoß, sondern eine spontane und heftige Verpuffung. Ein räumlich begrenztes Ereignis, welches die feinen Abläufe im Weltklima gehörig durcheinanderbringt. Stürme, Unwetter und ein massiver Anstieg der Luftfeuchtigkeit werden die Folge sein. Zuerst betreffen sie nur ein vergleichsweise kleines Gebiet, doch im Laufe der Monate werden sie sich ausbreiten und weltweit auftreten. Meeresströmungen könnten sich erwärmen und es könnte zu einer Art Super-El-Niño führen, der das Weltklima über Jahrzehnte verändern wird.«

      »Das ist es, das ist die Erklärung«, rief Jem und lauschte dann weiter den Ausführungen des Klimaforschers.

      »Ich will hier nicht zu sehr schwarzmalen«, sagte Dr. Ash, »aber ich prognostiziere einen weltweiten Anstieg der Temperaturen um durchschnittlich vier Grad oder mehr. Was das bedeutet, können wir heute noch gar nicht abschätzen.«

      Roderick nickte. »Vielen Dank nach Washington.«

      Er wandte sich wieder dem Zuschauer zu. »Düstere Worte von unserem Kollegen. Aber das Klima ist nur einer der Bereiche, der Fragen aufwirft. Der andere betrifft die organischen Verbindungen, die mit dem Kometen zur Erde gelangt sind. Um diese Frage näher zu beleuchten, wende ich mich an Professor Dr. Helen Hurst vom mikrobiologischen Forschungsinstitut an der Harvard University. Hallo, Dr. Hurst.«

      Eine gut aussehende Mittvierzigerin erschien als plastisches Hologramm mitten im Studio. Wie sie so dastand, hätte man glauben können, sie wäre wirklich anwesend.

      »Bitte nennen Sie mich Helen.«

      »Sehr gerne.« Roderick lächelte. »Wie ich den Zuschauern bereits erklärte, führen Kometen eine ungeheure Menge organisches Material mit sich. Material, wie es bei der Entstehung des Lebens auf unserer Erde eine Rolle gespielt haben könnte. Meine Frage an Sie: Waren Sie schon in der Lage, Proben des Kometen auszuwerten? Und ist es durch den Absturz vielleicht zu einer Vergiftung der Meere gekommen?«

      Die Professorin lächelte. »Also zumindest in dieser Hinsicht kann ich Entwarnung geben. Von Vergiftung kann keine Rede sein. Wir konnten einige Proben auswerten und dabei keine unmittelbare Bedrohung feststellen. Zugegeben, Thor hat eine Menge biologischer Materie ins Wasser befördert, aber die Bausteine sind so primitiv, dass sie bestenfalls als Protomaterie bezeichnet werden können.«

       »Was bedeutet das?«

      »Protomaterie ist die Art von Materie, die zu Beginn der Evolution von entscheidender Wichtigkeit war, die aber heute, in unserem hoch entwickelten Ökosystem, völlig harmlos ist. Diese Bausteine bewegen sich auf atomarer Ebene. Sie sind so winzig, dass sie bei der Verdunstung aufgenommen werden und so in den Wetterkreislauf gelangen. Damit verteilen sie sich gleichmäßig und stark verdünnt über die ganze Erde. Die Verdünnung ist so groß, dass meine Kollegen und ich davon ausgehen, dass diese Bausteine keinen unmittelbaren Schaden anricht…«

      Jem hob den Kopf. Der Rest des Gesprächs trat auf einmal in den Hintergrund. Er hatte etwas gehört. Ein Geräusch, das ihm einen Schauer über den Rücken jagte.

      Er spitzte die Ohren. Kein Zweifel, da war es wieder.

      »Seid mal still«, sagte er.

      »Was ist los?«, fragte Arthur, »Sie ist doch noch gar nicht fertig.«

      »Schalt das Ding aus!«, fuhr Jem ihn an.

      Wiederwillig betätigte Arthur den Knopf. Das Hologramm verlosch. »Ausgerechnet jetzt, wo es am interessantesten wurde.«

      »Pssst!«

      Alle schwiegen.

      Jem hob den Zeigefinger.

      Tatsächlich. Da war es wieder. Ein Heulen, das so gar nicht in diese Umgebung passen wollte.

      »Was ist das?«, fragte Katta.

      Zoes Hand fuhr an die Pistole. »Klingt nach Wolfsgeheul.«

      Das Heulen wurde lauter.

      »Wölfe?« Kattas Wangen verloren augenblicklich alle Farbe.

      »Und da drüben sehe ich auch schon den ersten«, stieß Zoe aus. Sie deutete in Richtung Bahnhof.

      Jem kniff die Augen zusammen. Aus dem Haupteingang war ein majestätisches Tier mit grauem Fell und einem unverwechselbaren schwarzen Streifen auf dem Rücken getreten. Flankiert wurde er von zwei anderen: einem zierlicheren mit beinahe schneeweißem Fell sowie einem schwarzen, der etliche kahle Stellen aufwies. Vermutlich Narben von zurückliegenden Kämpfen. Irgendetwas an ihnen war seltsam. Sie wirkten gar nicht so sehr wie Wölfe. Eher wie Raubkatzen.

      Die drei standen einfach da und sahen sie mit ihren gelben Augen an.

      »Rein in den Bus«, zischte Marek. »Schnell.«

      Jem hörte das Knurren und Jaulen jetzt von allen Seiten. Von links, von rechts und auch von jenseits des Busses. Es waren viel mehr als nur diese drei.

      »Einsteigen und Türen schließen. Wir fahren los.«

      »Und Bennett und Jaeger?«, fragte Olivia.

      »Scheiß auf Bennett und Jaeger. Ihre Zeit ist abgelaufen. Nun macht schon, alle in den Bus. Und vergesst M.A.R.S. nicht. Es geht zurück zum Flughafen.«

      Es dauerte eine Weile, bis sich alle durch die Tür gezwängt hatten.

      »Setzt euch hin und haltet euch fest«, rief Marek, schloss die Tür und startete den Motor.

      Jem presste die Lippen aufeinander. Die Anzahl der Raubtiere schien sich verdoppelt zu haben. Die grauen Leiber waren jetzt überall. Gelbe, hungrige Augen starrten sie an.

      Marek trat aufs Gaspedal. Der Bus machte einen Satz vorwärts. Jem konnte sich gerade noch festhalten, sonst wäre er quer durch den Bus gesegelt.

      Die Kreaturen strömten in Scharen aus dem Unterholz. Jem hatte noch nie so viele Wölfe auf einem Haufen gesehen. Und was sie ihnen entgegenheulten, klang alles andere als freundlich.

      »Da lang.« Er deutete nach Westen. »Dort kommen wir auf den Zubringer zur Interstate.«

      »Schon gesehen«, rief Marek. »Und jetzt los.«

      Entwischt. Sss…sie sss…sind entkommen.

      Wie konnte das passieren?

      Unklar. Sss…sie haben ihre bewegliche Unterkunft wiederhergestellt.

      Mmm…mit welchem Ziel?

      Zzz…zurück zzz…zu den andern.

      Wir müssen sss…sie aufhalten…ES gesagt.

      Sss…sie tragen wichtige Informationen.

      Wie…vorgehen?

      Versperrt sss…sämtliche Wege. Baut Fallen.

      Mmm…müssen vorbereitet sein, wenn sss…sie kommen.