Die Legende vom Hermunduren. G. K. Grasse. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: G. K. Grasse
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Die Legende vom Hermunduren
Жанр произведения: Контркультура
Год издания: 0
isbn: 9783347036192
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und taub, denn schon einmal begegnete ich dir…“

      Gerwin lächelte den Schwerverletzten nachsichtig an. Er wusste, dass dem Anderen nur noch wenige Augenblicke blieben.

      Die Augen des Ubier starrten ihn gebannt an.

      „Ich hatte dich, vor nur kurzer Zeit, doch gewarnt… Du sahest und hörtest mich einst nicht, obwohl ich nur zwei Schritte neben dir vorbei glitt. Dein Statthalter traf sich mit seinem Bruder am Obrinkas, auf dem Hügel… Erinnerst du dich? Nun, es ist das Letzte, an was du dich erinnerst…“

      Gerwin lauerte. Er sah des Mannes Arme zittern. Der Ubier war längst über den Schmerz des Schlages zum Kopf hinaus. Der Tod begann nach ihm zu greifen.

      „Fühlst du den Schmerz in dir wachsen? Der Schlag, den du von mir bekamst…“ Gerwin zeigte die Stelle des Treffers unter der Brust.

      „Schon einmal traf ich dich dort, aber nur leicht… Wird der gleiche Schlag mit solcher Wucht, wie zuletzt geführt, ist er immer tödlich. Zuerst kommt Schwindel… Den konntest du übergehen, wegen dem anderen Schmerz am Kopf… Dann sagt dein Kopf, dass dort kein Blut mehr ankommt… Das ist etwa jetzt der Fall und weil der Zustand andauert, stirbst du…“ Gerwin wartete. „Jetzt!“

      Der Ubier sackte in sich zusammen. Er war tot!

      „Paratus, bring den da weg!“ Gerwin deutete hinter sich.

      „Was ist mit dem Anderen dort?“ fluchte der Hermundure.

      „Der japst noch etwas…“ erwiderte Viator.

      „Das ändert sich auch gleich, Den hatte ich doch zuerst erwischt… Schleift ihn raus… Der Kerl weiß nur noch nicht, dass er stirbt…“

      „Du hast recht, verdammt!“ fluchte Viator. „Der hat es auch hinter sich…“ Der frühere Gefährte schien zornig. „Nun sage mir nur noch, warum das Ganze, verflucht Gerwin?“

      „Damit die Anderen Leben können und eine Zukunft haben… Der Befehl zwang sie hierher, aber nur die Ubier waren die Auserwählten!“

      Der Hermundure antwortete laut. So laut, dass alle Gefangenen ihn hören konnten…

      „Schließ das Gatter! Halt wartet noch… He, alter Mann, komm mit, damit ich den Schnitt flicke, den ich dir im Kampf verpasste… Ich halte meine Versprechen gern…“

      Er war schon fast durch das Tor des Pferches hindurch, als sich Gerwin noch einmal umdrehte.

      „Graukopf, sag es allen! Der Legat erwägt, sie alle zu versetzen… Nur eines hängt noch in den Sternen… Er weiß noch nicht wohin, aber immerhin werden sie leben… Und dir sei Dank, für den Schutz im Rücken!“

      Der Alte, mit der Verwundung von Gerwins Dolchen, stand neben ihm und lächelte.

      „Höre, Volusenus!“ wandte sich der Hermundure dem bewachenden Centurio zu. „Bring die Treverer getrennt von den Auxiliaren unter! Ich glaube, du kannst deine Männer teilen… Von denen wird keiner mehr fliehen wollen… Dann bringst du den Fürst der Treverer zum Zelt des Legat und wartest dort mit ihm! Gehen wir, alter Mann!“ bestimmte der junge Hermundure und schritt auf das Zelt des Legat zu.

      Er schob den Alten ins Zelt.

      „Herr, der Alte hat dir einen Vorschlag zu machen!“

      Erschrocken drehte sich der Tungerer um. „Ich? Wie kommst du darauf, Junge!“

      „Nutze sie, es ist deine Gelegenheit…“

      Gerwin schob den Auxiliar ins Licht der Fackeln und auf den Tisch zu. Der Tungerer trat von einem auf das andere Bein und war sichtlich verlegen.

      „Nun ziere dich nicht und sag ihm schon, was du mir gegenüber vorbrachtest… Erkläre ihm das mit der Suche, den Verlusten und den Bürgern Roms…“

      Der Alte wandte sich zu Gerwin um. „Ach, das meinst du…“

      „Herr, Legatus, …“ Der Alte zappelte herum. Dann gab er sich einen Ruck, trat einen weiteren Schritt vorwärts und begann zu sprechen.

      „Herr, Du hast so etwa so viele Tote wie Gefangene! Das stimmt doch?“ Er sah sich, um Hilfe heischend, nach Gerwin um.

      Dann fasste er sich. „Mache sie zu Bürgern Roms und du hast Ersatz! Jeder der Überlebenden ist nicht um so vieles schlechter, als die, die du verloren hast… Und sie werden dir treu sein, weil Großherzigkeit von tapferen Männern nie vergessen wird…“

      Der Legat blickte zu Gaurus, der ganz kurz ein Lächeln zeigte.

      „Wie heißt du, Auxiliar?“ fragte der Legat. „Schließlich muss ich wissen, wer mir den Vorschlag unterbreitete…

      „Ubicus, Herr!“

      „Ich werde darüber nachdenken…“ teilte der Legat dem alten Auxiliar mit.

      „Herr, ich muss ihn noch zusammenflicken… Der Alte begegnete einer meiner Klingen…. Er meint, er hätte Glück gehabt…“ mischte sich der Hermundure erneut ein.

      „Dann tu das!“ beschied ihm Verginius Rufus.

      Vor dem Zeltausgang drehte sich Gerwin noch einmal um.

      „Herr, übrigens, die von Scribonius Rufus, eigens zu deiner Tötung beauftragten Ubier, sind alle tot! Den langen Dürren begegnete ich einst am Obrinkas. Er gehörte zu den Vertrauten des Statthalters… Ich habe befohlen, die Treverer von den Auxiliaren zu trennen!“

      Gerwin ging und nahm sich des Alten an. Als er fertig war, erschien Volusenus mit dem Anführer der Treverer.

      „Ubicus, meinst du, du findest allein zum Gatter…“ fragte Gerwin den Alten und der nickte.

      „Für dich, mein Junge, werde ich alles tun, was du wünschst!“ beschied ihm der Auxiliar und schlug den richtigen Weg ein.

      „Na dann, Volusenus, hinein ins Vergnügen…“ Gerwin schubste den Römer ins Zelt und der Treverer folgte der Aufforderung.

      „Herr, das ist also Tutors Onkel und noch dazu ein Fürst dieses

      Stammes der Treverer.“

      „Warum bringst du den Mann?“

      „Weil er nützlich sein kann…“

      „Und warum schleppst du Volusenus zu mir?“ knurrte der Legat.

      „Weil der seine Aufgabe vorzüglich erfüllte und an der Beseitigung der Ubier genauso tatkräftig mitwirkte, wie bei meinen Befragungen… Wenn ich dir das allein berichte, Herr, geht es vielleicht verloren… Hier aber hört es Gaurus ebenso und weiß sicherlich, was er dem Centurio Gutes tun kann… Geh, Volusenus und sieh mal nach dem Ubicus und ob er tatsächlich den Weg fand…“

      Centurio Volusenus schlug seine Hacken zusammen, machte eine Kehrtwendung und verschwand.

      „Und warum bringst du mir nun den Treverer wirklich?“

      „Herr, wie gesagt, er ist mit Tutor verwandt. Dem ist ja nun bedauerlicherweise wohl die Flucht gelungen, denn sonst wären unsere Männer längst zurück… Er war nicht so ganz mit seinem Neffen zufrieden und unser gemeinsamer Feind Tutor versprach ihm etwas, was er nie erfüllen kann oder wird…“

      „Was ist das Versprechen, Treverer?“

      „Nie wieder, in meinem Stammesteil, eine Aushebung neuer Truppen!“

      „Ist es dir keine Ehre, für Rom zu kämpfen?“ Verginius Rufus lauerte.

      „Herr, ich bin nicht der mächtigste Treverer, eher einer der kleineren Fürsten… Wer meinst du, erhält zumeist die Auflage, seine jungen Männer zu entsenden? Muss ich der Aufforderung Folge leisten, werde ich niemals stark. Andere aber, die genug willige Krieger haben, sind nicht bereit Rom zu geben, was Rom will… Diese Teile der Treverer werden stärker und ich schwächer. Tutors Vorschlag schien mir ein Ausweg…“

      Der Legat