Die Autorin Doris Zielke, Jahrgang 1964, wuchs in Wasserburg auf. Sie lebt nun mit ihrer Familie im Rhein-Main-Gebiet und arbeitet auch weiterhin als Sekretärin im Gesundheitswesen.
„Auf gute Nachbarschaft“ ist ihr zweiter Roman. 2015 erschien ihr Erstlingswerk „Stromgänger“, ein historischer Roman, welcher ebenfalls in Wasserburg am Inn spielt.
Doris Zielke
Gartenzaun Connection
© 2020 Doris Zielke
Umschlagbild: Diana Metzig-Bartl
Lektorat: Karina Przybilla
Satz und Gestaltung: Meinhard Zielke
Verlag & Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN | |
Paperback | 978-3-347-09926-5 |
Hardcover | 978-3-347-09927-2 |
e-Book | 978-3-347-09928-9 |
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In Liebe und Dankbarkeit für Tante Irmgard
Falls Sie in dem einen oder anderen Charakter oder Querkopf ihren Nachbarn wiederzuerkennen glauben, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht ganz auszuschließen, allerdings so verfremdet, dass es „der oder die Oane sein kanntat, oder aba a net …“
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Alle Drogenmischungen sind ausschließlich meiner Phantasie entsprungen und bei Nachahmung mit Sicherheit auch in kleinen Dosierungen absolut tödlich!
Es handelt sich um eine rein fiktive Geschichte in einer fiktiven Straße!
Prolog
„Tödlicher Schnupftabak kostet Menschenleben“
Roland K., 62 Jahre, ist nach zwei Tagen im Koma auf der Intensivstation des Universitätsklinikums Rechts der Isar verstorben, nachdem er Schnupftabak, welcher mit giftigen Substanzen vermischt war, geschnupft hatte. Die Kriminalpolizei schließt einen Anschlag, der auf Roland K. persönlich gerichtet war, mittlerweile aus. Nun ermittelt sie, ob vergifteter Schnupftabak in Umlauf gebracht wurde, um der zu neuem Glanz erblühten Schnupftabakindustrie nachhaltig zu schaden.
Nachdem der Schnupftabak jahrzehntelang ein Mauerblümchendasein frönte, ja fast ganz aus der bayerischen Tradition verschwunden geglaubt war, hatte es seit letztem Jahr eine beispiellose Renaissance erlebt, die weit über Europa hinaus Furore macht.
Die Erfindung der Brüder Bachmeier, das Schnupftabak-Dosier-Gerät namens „Schnupfler“, in Herzchenform auf den Markt zu bringen, wurde der Oktoberfest-Verkaufsschlager des letzten Jahres, denn die Schnupftabakindustrie erkannte den neuen Trend schnell. Die Produktion wurde um Schnupftabak mit Heilkräutern und Duftaromen, wie die beliebte Vanille, erweitert. Mittlerweile haben auch der Buchmarkt und das Internet den neuen Trend aufgegriffen und Ratgeber zur richtigen Anwendung von Schnupftabak bei verschiedenen Leiden auf den Markt gebracht.
Doch nicht alle sind glücklich über den großen Zuspruch der neu erblühten Schnupftabakeuphorie. Alois Brandner, Vorsitzender des Schmalzler e. V., ein Verein zur Pflege des Konsums von Schnupftabak im Speziellen und Wahrung bayerischer Traditionen im Allgemeinen, äußerte sich sehr kritisch. „A Schnupftabak is nix fir die Weiba undscho gar nix für’n Chinesn. Unda Schnupftabak is a Schnupftabak und net so a Gmisch aus lauta Zeigs. “ Nachdem Herr Alois Brandner seinen Standpunkt in der Aktuellen Stunde des Bayerischen Fernsehens geäußert hatte, prasselte ein Shitstorm seitens des weiblichen Geschlechts über den Schmalzler e. V. im Allgemeinen und Herrn Alois Brandner im Besonderen herein.
Dennoch muss nach den Recherchen des Bayerischen Boten konstatiert werden, dass Herr Alois Brandner mit seiner Meinung nicht allein ist. Eine nicht genau definierte Anzahl an Menschen, die die bayerische Tradition in ihrer Urform verteidigt wissen wollen, sieht eine Verkitschung ihrer Werte in Form des Schnupflers und der neuen Schnupftabakmischungen.
Wenn sich nun herausstellen täte, dass der vergiftete Schnupftabak kein Anschlag auf die Person des Roland K. wäre, sondern ein Anschlag auf die neue, modernere Form der Schnupftabakindustrie, dann wäre ein immenser finanzieller Schaden nicht auszuschließen, der hunderte von neu geschaffenen Arbeitsplätzen gefährden könnte.
Die Kriminalpolizei München hat daher die Sonderkommission „Schnupftabak“ gegründet, um alle Möglichkeiten zu sondieren und die Ermittlungen voranzutreiben.
Der Bayerische Bote wird weiter berichten.
1. Kapitel
‚Was für ein knackiger Hintern‘, dachte Karin Müller. Die Feststellung stimmte, doch falsch an der Situation war, dass besagtes Gesäß entblößt in ihrem Bett im schnellen Rhythmus auf und nieder schwang, während unter Andrew ein weibliches Wesen stöhnte. Karins Hand suchte Halt am Türrahmen. Während sie noch überlegte, weshalb sie ausgerechnet jetzt, jetzt in diesem Moment über den Hintern ihres Freundes nachdachte, während doch eigentlich ihre Welt zusammenbrechen müsste, wuselte unter dem Männerkörper ein Kopf roter Locken hervor. Das erschrockene Quieken begriff Andrew fälschlicherweise als Aufforderung zur Leistungssteigerung, woraufhin die Frau mit einer Faust auf ihn einzuschlagen begann und ein schrilles „no, no, stopp, oohhh, ooohh …“ dazu schrie. Die weit aufgerissenen panischen Augen des roten Lockenköpfchens bremsten Andrew, dem langsam zu dämmern schien, dass hier gerade etwas ziemlich schieflief.
„Warum bist du nicht im Laden?“
‚Typisch‘‚ dachte Karin, ‚ich denke in so einem Moment an Hintern und Andrew daran, wieviel Geld er verliert, während sein Souvenirgeschäft vor Edinburghs Burganlage geschlossen bleibt.‘
Cool jetzt, ganz cool! In ihren Ohren rauschte es, vor ihren Augen tanzten rote Punkte und am liebsten wäre sie auf die Toilette gestürzt, um sich zu übergeben. Aber nicht vor den Beiden! Sie würde nicht weichen, sie hatte niemanden hintergangen, sollten Andrew und Rotkäppchen doch zusehen, wie sie aus dem Bett herauskamen, während sie in der Tür stehen blieb. Sie schwieg. Hielt sich am Türrahmen fest, kniff ihre Augen in gefährliche Schlitzposition und schwieg.
„Karin!“, Andrew, dessen Highlander Gene in solch einer Situation automatisch hochploppten wie Sektkorken an Silvester, hatte noch nicht einmal seine Position gewechselt. „Es tut mir wahnsinnig leid, dass du es so erfährst.“ Jetzt bequemte er sich doch noch, nach der Bettdecke zu angeln, „wir reden gleich.“
„Oh, duuuu willst reden? Duuuu? Ich will, dass ihr in zehn Minuten aus meiner Wohnung verschwunden seid!“
„Karin?“
Karin drehte sich auf dem Absatz um.
„Karin! Das ist meine Wohnung.“
Leider auch wieder wahr. Sie war nur die Kraut, die Deutsche, die bei ihm eingezogen war und gehofft hatte, hier in Edinburgh, zusammen mit ihrem Traummann, ein Zuhause zu finden.
Was für ein verdammter Mist!
Sie riss die Wohnungstür auf und Mrs Clark, die betagte Dame von der Wohnung gegenüber, fiel fast kopfüber in Karins Arme. Natürlich, der alte neugierige Drache wusste längst von Andrews Seitensprung und wollte sich, das Ohr an die Wohnungstür gepresst, nichts entgehen lassen. Das schuldbewusste Lächeln, während sie ihre violett ondulierte Haarpracht in Form zupfte, sprach Bände. Im Hintergrund hörte sie Andrew, der wie ein wild gewordenes Känguru auf sie zu hüpfte, während er verzweifelt versuchte, in das zweite Hosenbein seiner Jeans zu schlüpfen.
‚Nur raus hier!‘ Die Tränen ließen sich nun nicht mehr zurückhalten, Karin suchte nach einem Fluchtweg und ihr Blick fiel auf die Eingangstür von Mrs Clark. Sie schob die alte Dame zur Seite und rannte zur Nachbarswohnung, die diese heuchlerische Schabracke einen Spalt weit offengelassen hatte, um einen schnellen Rückzug nach ihrem Lauschangriff zu garantieren. Das empörte „Hey!“ missachtend, erstürmte Karin den Hausflur der Nachbarwohnung,