Das ist eine Gemeinde, die fokussiert vom Kernauftrag der Bibel her denkt und Gemeinde baut: Wir sind beauftragt, Gott und den Nächsten zu lieben, Menschen zu Jesus Christus zu führen und sie zu lehren, wie sie bei Jesus bleiben (Luk 10,26–28 / Matth 28,19.20).
Lob und Ermutigung: Gott sieht in dieser Gemeinde viel Aktivität, viele Dienste, viel Liebe untereinander und viel Gottvertrauen. Auch viel geduldiges Dranbleiben in schwierigen Situationen. Zudem nehmen diese Qualitäten und Früchte zu. Sie wachsen und entwickeln sich weiter. Gott hilft ihnen, einen Blick auf das Ende zu werfen: Wenn sie weiter dranbleiben und nicht aufgeben, werden sie einmal mit Jesus Christus zusammen im Tausendjahr-Reich mitgestalten und mitregieren.
Ermahnung: Aber auch dieser Gemeinde drohen Gefahren. Eine Frau mit dem Namen Isebel lehrt, dass man als Nachfolger eines gnädigen Gottes großzügig mit der Sünde umgehen darf. Die Gemeinde soll sich entschieden gegen diese Lehre positionieren. Zudem fordert Gott sie auf, an dem vielen Guten und Wertvollen, welches in ihrer Gemeinde entstanden ist, festzuhalten. Festhalten, bis sie am Ziel sind, und nicht vorher aufgeben.
Kommentar: In dieser Gemeinde in Thyatira wird unermüdlich danach gefragt, was dem Auftrag gemäß der Bibel dient. Nicht Traditionen oder Trends bestimmen, sondern das, was diesen Auftrag wirksam umsetzt. Statt Streit finden wir in dieser Gemeinde viel fleißiges, ziel- und lösungsorientiertes Arbeiten. Zudem wird dieses Arbeiten eng umgeben vom Gebet als hohe Priorität.
5. Offb 3,1–6: Die Gemeinde in Sardes = die tote Gemeinde
Lob und Ermutigung. Davon ist in diesem Brief fast nichts mehr zu finden. Es steht bloß noch, dass zumindest einige wenige Jesus treu geblieben sind.
Ermahnung: Diese Gemeinde meint, dass sie lebt, aber sie ist geistlich tot. Auch sie haben Werke, aber die sind nicht das, was Gott als Kernauftrag einer christlichen Gemeinde sieht. Gott fordert sie auf, aufzuwachen und zudem jene zu stärken, die sonst auch noch in dieses tödliche Fahrwasser geraten. Gott ermahnt sie, nochmals an den Anfang ihrer Umkehr zu Gott zurückzukehren und nochmals neu anzufangen. Sie sollen zu Gott umkehren und damit Buße tun. Gott erinnert sie daran, dass Jesus Christus wiederkommen wird und dass bei ihnen die große Gefahr besteht, zu diesem Zeitpunkt gar nicht bereit zu sein für den Himmel.
Kommentar: Die Analyse «Du hast den Namen, dass du lebst, und bist doch tot» ist erschütternd. Demzufolge gibt es auch in der kirchlichen Landschaft Fehleinschätzungen. Bestehende und ihrem Namen nach anerkannte Kirchen können inhaltlich und geistlich tot sein. Was jedoch tot ist, kann nicht mehr wachsen und wird mit der Zeit inexistent.
6. Offb 3,7–13: Die Gemeinde in Philadelphia = die auftragsorientierte Gemeinde
Lob und Ermutigung: Gott sieht die Werke dieser Gemeinde in Philadelphia und insbesondere ihre enormen Bemühungen und ihr Beten, dass Menschen zu Jesus Christus umkehren. Gott sieht, dass er durch die Arbeit dieser Gemeinde Menschen zu sich rufen kann. Deshalb hat Gott ihr «offene Türen» zu suchenden Menschen gegeben. Eine Tür, die niemand zuschließen kann. Selbst aus einer extremen satanischen Randgruppe finden Menschen durch diese Gemeinde zu Jesus. Diese Gemeinde empfindet ihre Kraft zwar klein, was auch ganz normal ist, denn Gottes Kraft kommt gerade im und durch den Schwachen zum Durchbruch (2. Kor 12,9). Zudem hat diese Gemeinde eine enorme Leidenschaft am Wort Gottes, wie es uns in der Bibel überliefert ist, unbeirrt festzuhalten. Zudem halten sie daran fest, dass Jesus Christus der einzige Weg zum Frieden mit Gott ist. Wie die Gemeinde in Thyatira, arbeitet auch diese Gemeinde fokussiert gemäß dem Kernauftrag der Bibel: Gott und den Nächsten lieben, Menschen zu Jesus Christus führen und sie lehren, wie sie bei Jesus bleiben (Luk 10,26–28 / Matth 28,19.20).
Ermahnung: Sie sollen um jeden Preis dranbleiben und «überwinden», denn da wartet am Ziel im Himmel etwas ganz Gewaltiges.
Kommentar: Es ist faszinierend, wie das Festhalten am Wort Gottes und am evangelistischen Auftrag wiederum Gott dazu bewegt, dass in dieser Gemeinde Menschen zu Jesus Christus finden. Gott hat ihnen eine «offene Tür» zu verlorenen Menschen gegeben und niemand kann diese schließen, denn sie ist übernatürlich geöffnet. Durch das Festhalten an Gottes Wort hat auch das Gebet in dieser Gemeinde einen hohen Stellenwert. Und so wird auch diese Gemeinde qualitativ und quantitativ weiter wachsen.
7. Offb 3,14–22: Die Gemeinde in Laodicäa = die laue Gemeinde
Lob und Ermutigung: Davon ist im Brief an diese Gemeinde nichts mehr zu finden.
Ermahnung: Gott kennt die Werke dieser Gemeinde. Aber alles, was er bei ihr vorfindet, ist weder «kalt noch heiß». Diese Gemeinde ist ohne inhaltlichen Tiefgang. Insbesondere ohne biblischen Tiefgang. Es gibt noch gewisse christliche Tätigkeiten und Programme, aber keine Fokussierung auf den in der Bibel definierten Auftrag, um diesen leidenschaftlich und opferbereit zu leben. Diese Gemeinde schätzt sich auch völlig falsch ein: Sie sagt von sich, dass sie «reich» ist und keine Reformation nötig hat. Gottes Einschätzung ist ganz anders: Diese Gemeinde ist «elend, bemitleidenswert, arm, blind, nackt».
All das ekelt Gott geradezu an, sodass er damit droht, diese Gemeinde «auszuspeien». Gott ermahnt diese Gemeinde, die Werte Gottes wieder zu ihren Werten zu machen, welche wertvoll wie Gold sind. Sie sollen sich wieder mit jenen Prioritäten «einkleiden», welche Gottes Prioritäten sind. Sie sollen ihre Augen und damit ihren Blick so kurieren, dass sie wieder einen Blick für die eigentlichen Anliegen Gottes bekommen.
Gott wird alles daran setzen, damit diese Gemeinde wieder gesunden kann. Selbst wenn schwierige Erziehungswege notwendig sind. Gott fordert diese Gemeinde auf, umzukehren und damit Buße zu tun. Er gibt ihnen das seelsorgerliche Signal, dass er wie an eine Tür klopfend auch bei ihnen anklopft. Doch die Tür müssen sie selbst öffnen.
Auch dieser Gemeinde versucht Gott den Blick auf das eigentliche Ziel zu schärfen: auf den Himmel. Mit Jesus Christus einmal «auf dem Thron zu sitzen» ist doch eine hoch motivierende Aussicht im Gegensatz zu einem rein formellen, wie abgestandenes Wasser wirkenden Alltag, der bloß auch noch etwas christlich ist.
Kommentar: Auch diese Gemeinde in Laodicäa schätzt sich selbst völlig falsch ein: «Du sagst: ‹Ich bin reich und reich geworden und brauche nichts›, und weißt nicht, dass du elend und bemitleidenswert, arm, blind und bloß bist.» Die Leidenschaft dieser Gemeinde ist nicht auf das Gebet, das Wort Gottes und den auftragsorientierten Gemeindebau gerichtet, sondern bloß noch auf Nebensächlichkeiten. Unwichtiges wurde wichtig und Wichtiges wurde unwichtig. Dass Gott auch diese Gemeinde nicht aufgegeben hat, sondern immer noch anklopft, ist Ausdruck seiner enormen Leidenschaft und wofür sein Herz schlägt: die kirchliche Gemeinde.
8. «Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.» Mit dieser Aussage enden alle sieben Briefe. Einmal mehr will uns Gott damit anschaulich mahnen, dass Zuhören und Lernen anstrengend sind. Allein Ohren zu haben ist noch keine Garantie, dass der Mensch auch wirklich zuhört, auswertet, umsetzt, Gott gehorcht und damit die Wahrheit mehr liebt als die Lüge. All das gilt für jede einzelne Person einer Gemeinde ganz persönlich und insbesondere für die Leiterinnen und Leiter einer Gemeinde.
Offenbarung 4,1–11
Der Himmel öffnet sich
Dieses Bild zum Bibeltext in Offb 4,1–11 wurde von Martin Christen illustriert: www.atelier-jona.ch. Es zeigt Gottes Anweisung an Johannes, wie er über eine «Treppe» vom Diesseits ins Jenseits steigen soll, um völlig neue Dimensionen zu entdecken: «Komm hinauf und schau mitten in die Zentrale der Welt- und Heilsgeschichte und hier werde ich dir zeigen, was zukünftig geschehen muss.»
1. Offb 4,1: Wir werfen einen Blick an den Ort, wo die Welt- und Rettungsgeschichte (Heilsgeschichte) zum Ziel geführt wird:
1.1 Die Formulierung