„Das mag ja stimmen für dich. Ich wollte nur sagen, dass glückliche Liebe als dauerhafter Zustand für mich nicht erstrebenswert ist. Es ist schön, solange es flüchtig ist, weil es jederzeit zu enden droht. Ich glaube jedenfalls nicht an die ewige Liebe und den ganzen Kram.“
Ich hörte belustigt zu, wie die beiden Männer heftig über die Liebe diskutierten und dachte darüber nach, was Max dazu sagen würde. Ich hatte nämlich auch die Angst, dass er mich mit der Zeit immer weniger begehren würde. Bin ich ihm schon gleichgültiger geworden? Es war zwar nicht so, dass wir nicht mehr miteinander schliefen. Aber die Heftigkeit des Verlangens, die Begierde oder etwas Gewaltiges, das man vielleicht Leidenschaft nennen würde, hatte schon lange nachgelassen. Wenn wir jetzt Sex hatten, war es vor allem eine große Vertrautheit, die mich einhüllte, ich fühlte mich geborgen, nichts verunsicherte mich, keine Überraschungen, er kannte meinen Körper in- und auswendig, ich konnte mich darauf verlassen, dass er mich zu mehreren Höhepunkten bringt, die ich gelassen auskosten durfte. Aber wann hatte er mich zuletzt überrascht mit einem Kuss oder einer Liebkosung in der Öffentlichkeit unter der Tischdecke?
Es folgten ein mehrgängiges, üppiges Menü, reichlich Sekt und Wein, Nachtisch und Käse, immer wieder unterbrochen von verschiedenen Unterhaltungsprogrammen. Ich musste erneut feststellen, wie diskussionsfreudig die Deutschen und die Franzosen gleichermaßen sind, sie fanden zu allem etwas zu sagen, das sie unbedingt laut bekunden mussten, und so ging das Gespräch ohne Unterlass hin und her. Es war offensichtlich ein mentaler, verbaler Sport, den sie gern betrieben. Ich war langsam müde geworden vom Zuhören, zumal ich es nicht mehr gewohnt war, Unterhaltungen auf Französisch zu folgen. Das Gute an Fremdsprachen ist, dass man, wenn man nichts mehr hören will, vollkommen abschalten kann. Ich beobachtete die Mimik und die Gesten von eifrigen Rednern, hörte nur die liebliche Sprachmelodie, ohne den Inhalt zu registrieren, und bewertete heimlich die Gesichter der Leute oder ihren Kleidergeschmack.
Die Familie von Stefan führte mitten im Saal einen lustigen Sketch auf, der mit Anekdoten aus seiner Kindheit und Jugend gespickt wurde, und irgendwann stand ich auf, um mir eine Pause von der Menschenmenge zu gönnen. Ich ging leise hinaus ins Freie und betrachtete den wunderbaren Nachthimmel. So viel Sterne hatte ich schon lange nicht mehr gesehen, die Milchstraße war deutlich zu erkennen. Die Luft war frisch, und ich atmete tief ein und aus. Als ich in Gedanken versunken dastand, kam eine Stimme von hinten: „Ach, hier bist du.“
Julien stand hinter mir und lächelte.
Ich sagte: „Schau doch mal, so ein wunderschöner Sternenhimmel. Nur bekomme ich langsam Nackenschmerzen, wenn ich die ganze Zeit nach oben blicke.“
„Lehn dich an mich“, sagte er und stellte sich dicht hinter mich. Ich spürte die Wärme seines Oberkörpers durch mein dünnes Top, es war angenehm, da ich hier draußen bereits leicht fröstelte.
„Schau mal da, diese hellen kreuzförmigen Sterne? Das ist der Schwan. Und da weiter oben, da ist ein W-förmiges Sternbild, siehst du es? Das ist die Kassiopeia, von da aus kann man gleich den Nordpolarstern des Kleinen Bären erkennen.“ Julien zeigte mir verschiedene Sternbilder, ein Gebiet, in dem ich mich gar nicht auskannte.
„Ich wusste nicht, dass du so bewandert bist in Astronomie“, lobte ich ihn.
„Wir kannten uns eigentlich gar nicht wirklich, oder? Damals, vor zehn Jahren haben wir uns zwar jeden Tag gesehen, aber wir alle hatten unterschiedliche Ziele und Träume und so gut wie keine Gemeinsamkeiten.“
„Unsere Gemeinsamkeit ist jetzt die Erinnerung an unsere französische Fraktion!“
„Gut, dass Isabelle uns eingeladen hat, sonst hätte ich dich wahrscheinlich nie wiedergesehen.“
Er hielt mich dabei mit beiden Armen ganz umschlossen, grub sein Gesicht in meine Haare. Ich staunte, was ich heute innerhalb so kurzer Zeit alles von liebeshungrigen Männern erfuhr. Alain und auch Julien umwarben mich. Vor zehn Jahren wären sie niemals darauf gekommen, mich verführen zu wollen, ich hätte mich wahrscheinlich auch nicht darauf eingelassen. Nun, bei der Hochzeit von Isabelle, waren wir in einer eigenartigen Stimmung, etwas sentimental und nostalgisch, gleichzeitig albern und leicht. Ich rechtfertigte meinen Zustand damit, dass ich wohl Isabelle um ihre Liebschaften beneidet haben müsse und einiges nachholen wollte, und gleichzeitig dachte ich auch, es würde wohl nichts Schlimmes passieren hier, niemand habe schließlich ein Einzelzimmer; und so drehte ich mich um, um Juliens Zärtlichkeit mit einem Kuss zu erwidern. Als ich seine Zunge spürte, die zögerlich in meinen Mund eindrang, lief mir ein Schauer über den Rücken. Er zog mich fester an sich, und ich spürte etwas Hartes am Unterleib. Bevor er zu leidenschaftlich wurde, löste ich mich von ihm:
„Jetzt gehe ich aber lieber wieder zurück, ich bin etwas durcheinander.“ Mit diesen Worten ließ ich Julien allein zurück. Als ich den Saal betrat, war das Licht ausgeschaltet, da Isabelles Bruder eine Diaschau mit alten Fotos von ihr zeigte, zum Teil in lustigen Montagen. So konnte man sehen, wie sich das kleine Mädchen Isabelle zu der Frau, die wir jetzt kannten, entwickelt hatte. Ich blieb an der Wand stehen und stellte fest, dass Isabelle bereits im Kindergartenalter kokett vor der Kamera posierte. Ich merkte, dass Alain sich im Dunkeln neben mich stellte und seinen Arm um meine Taille legte. Nach einer Weile schob er geschickt seine Hand unter mein Top. Ich spürte seine warme Hand über meinen nackten Rücken wandern, bevor sie nach meinem Busen tastete und meinen Nippel fand, um damit zu spielen. Alain wurde immer kühner, steckte seine Hand von oben unter meinen Rock, streichelte meinen Po unter dem Slip, steckte Finger zwischen meine Pobacken, fuhr immer tiefer in die Spalte. Mir wurde heiß und gleichzeitig bange, ich wusste nicht, was ich machen sollte. Mein Körper schrie nach mehr, aber mein Kopf sagte, ich solle ihm Einhalt gebieten.
„Das geht zu weit“, flüsterte ich schwach.
„Vielleicht“, entgegnete Alain, nahm meine Hand und führte sie zwischen seine Beine, wo ich eine dicke Beule unter der Hose fühlen konnte. „Das musst du verstecken hinter deinem Rücken“, sagte er und schob mich vor sich. Er drückte sein Glied fest gegen meinen Po und flüsterte mir ins Ohr: „Wir können jetzt verschwinden, das wird doch keiner merken, lass uns in mein Zimmer gehen.“
Ich hatte sofort das Bild im Kopf, wie Alain mich nehmen würde, in meine bereits ganz nasse Möse stechend, sogar ich wollte das, aber ich versuchte es zu verbergen.
„Das geht doch nicht, Julien würde es gleich merken, Isabelle auch. Wir sollten aufhören.“
Die Diaschau ging zu Ende und jemand machte das Licht wieder an. Ich löste mich von Alain und ging auf die Toilette, um allein zu sein. Mein Höschen war durchnässt, ich streifte es herunter, setzte mich aufs Klo und stöhnte. Mir war heiß an der Möse, sie zuckte fast schmerzhaft vor Lust. Ich berührte mich vorsichtig, um mich irgendwie zu beruhigen, meine heiße, nasse und weiche Öffnung erwartete aber etwas anderes als meine Finger. Was sollte ich bloß mit meiner Lust machen? Wollte ich Alain oder Julien?
Als ich in den Saal zurückging, hatte eine Liveband zu spielen angefangen, und viele tanzten bereits mitten im Saal. Julien winkte mir zu und sagte: „Komm, tanzen wir.“
Isabelle tanzte in ihrem sexy Kleid mit Stefan, sie hielt ihre Augen fest geschlossen, die Oberkörper von beiden schienen wie verschmolzen. Charlotte, meine zickige Stubenkameradin, amüsierte sich in rhythmischer Bewegung mit einem Jungen in ihrem Alter, Jacques war in fester Umarmung mit seiner Frau. Ich sah, dass der Saal voll von Pärchen war. In den Armen von Julien bewegte ich mich ebenfalls zur Musik, er schob gelegentlich seinen Oberschenkel zwischen meine Beine, presste seine Hand auf meinen Rücken. Ich schloss meine Augen, lehnte meinen Kopf an seine Schulter und gab mich dem Augenblick hin. Ich begriff, dass die Welt, egal wo man sich befindet, eine reine Paarungsbörse ist. Alle im geschlechtsreifen Alter suchen im Grunde genommen nichts anderes als einen Paarungspartner, und die, die ihn bereits gefunden haben, versuchen den Anspruch auf Wiederholung der Begattung durch den Trauschein zu sichern, die potenziellen Rivalen durch Eifersucht zu verjagen und die Zugehörigkeit zueinander in der Öffentlichkeit zu demonstrieren. Alle bemühen sich zwar, Begierde und erotische Wünsche nach außen hin zu verbergen oder wenigstens zu zügeln, aber es ist doch offensichtlich, dass jeder seiner Triebe Untertan