Europa - Tragödie eines Mondes. Uwe Roth. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Uwe Roth
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783347049666
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nicht um irgendwelche Datensignale handelt, sondern wirklich um Funksignale?“, wiederholte er diese Feststellung und so schoss es auch aus dem Professor heraus. Nicht wie eine daher gesagte Feststellung, sondern wie eine absolute Gewissheit.

      „Ist sie nicht genial, unsere Zeru?“, schwärmte Verkum.

      „Ja, das ist sie“, bestätigte stolz der Professor.

      Professor Bereu schloss hastig mehrere Geräte zusammen. Es

      herrschte unglaubliche Spannung in dem Raum. Zeru und ihre Kollegen sahen dem Professor zu und wunderten sich, was ihm wohl nun eingefallen war.

      „Zeru, gib mal den Signalumwandler her!“ Er wedelte hastig mit seinen Flossenarmen und forderte Zeru dazu auf, schneller zu machen. Er verband den Signalwandler mit den übrigen Geräten. Ein großes, klobiges Ding, mit einer doppelten Wandung, wie sie hier alle Geräte besaßen, um das Vakuum im Gerät zu lassen und deren Innenleben nicht ihrer natürlichen Lebensumgebung, dem Wasser, auszusetzen.

      „Was wollen sie mit den Signalumwandler?“ stutzte Verkum verblüfft. Auch er verfolgte die Anstrengungen des Professors und wunderte sich über dessen Handlungen.

      „Überlegen sie doch mal, Verkum, sehen sie sich doch die Signale an. An was erinnert Sie die Struktur der Signale?“ Verkum sah ein weiteres Mal konzentriert auf den Monitor. Zeru schwebte amüsiert daneben. Sie hatte schon längst des Professors Gedanken erraten können.

      „Verkum, manchmal bist du aber sehr begriffsstutzig“, neckte Zeru den Techniker. Der schaute sich weiterhin die Daten an und fing an, seine Mundwinkel leicht zu einem Lächeln zu verziehen.

      „Ja, natürlich“, versuchte er endlich zu schlussfolgern, „wenn sie annehmen, dass es sich um Funksignale handelt, dann müssen wir sie auch hören können.“

      „Genau, Verkum. Es hat zwar lange gedauert aber irgendwie kommst du dann doch hinter das Geheimnis der Erkenntnis, was?“, scherzte Zeru.

      „So nun lasst uns mal hören, was uns die dort oben zu sagen haben.“

      Verkum sah ihn immer noch verwundert an und signalisierte schließlich Erkenntnis. Das zeigte mal wieder, dass der Professor nicht umsonst zu den Fähigsten ihrer Welt gehörte.

      Nachdem Professor Bereu mit seiner Flossenhand am Monitor ein Abspielsymbol gedrückt hatte, lief die aufgenommene Audiodatei ab. Es herrschte völlige Ruhe. Jeder starrte auf die Signatur aus der oberen Hemisphäre

      Der Techniker Verkum ergriff als erster das Wort, nachdem eine Minute lang nichts zu hören gewesen war.

      „Professor, haben sie denn die Schallgeber angeschlossen?“ Verkum, der genau zur gleichen Zeit zu der Erkenntnis gelangte wie Professor Bereu und vor ihm Zeru, überprüfte sofort die Anschlüsse. Im gleichen Augenblick verkabelte er die Anschlüsse an den Geräten. Aber es funktionierte immer noch nicht. Er überprüfte ein zweites Mal die Verbindungen. Aber alles schien richtig angeschlossen zu sein. Kein Ton war zu hören. Enttäuschung machte sich unter den Wissenschaftlern breit.

      „Mm, merkwürdig, wir haben doch aber eindeutig eine Audiodatei vor uns. Aber wieso hören wir dann nichts? Verkum, können sie sich das erklären?“, fragte Bereu, der immer noch fragend die Schallgeber ansah.

      Der Techniker sah sich nochmal genau die Daten auf seinem DVK an. Ohne eine Antwort parat zu haben, wandte er resigniert seinen Blick dem Professor zu, in dessen Gesicht er eine Erkenntnis aufblitzen sah.

      „Zeru, in was für einen Frequenzbereich sprechen wir?“

      „Ich denke, zwischen 1000 und 2000 Hertz.“ Zeru sah verwundert den Professor an. Sie konnte nicht verstehen, was der Professor mit dieser Frage bezweckte.

      „Auf was wollen sie hinaus?“

      „Auf diese Frequenz sind auch unsere Schallgeber ausgerichtet. Andere Frequenzen höher oder sogar niedriger könnten sie gar nicht wiedergeben. Stimmt das Verkum?“

      Verkum neigte den Kopf zur Seite während er nachdachte.

      „Sie meinen, die dort oben kommunizieren in einem anderen

      Frequenzbereich? Das ist ja unglaublich. Was müssen das für

      Wesen sein, die dort oben wohnen? Aber Sie haben Recht. Unsere Schallgeber können nur die von uns zu hörenden Schallwellen wiedergeben. Ich glaube, es gibt solche speziellen Schallgeber. Es wurden mal Versuche mit höheren Frequenzen gemacht, um die Kristalle oder deren Pflanzen zu beeinflussen und sie somit zu einer größeren Lichtintensität zu zwingen. Was natürlich nicht gelang.“

      „Aber was nützen uns diese Schallgeber, wenn wir die Töne trotzdem nicht hören können?“

      Der Einwand des Technikers Verkum leuchtete allen ein.

      „Ich werde versuchen, die Signalfolge auf unser Gehör umzurechnen. So, dass die Schallgeber ohne Schwierigkeiten diese Signale wiedergeben können.“

      Verkum hantierte über den Monitor seines DVKs. Alle anderen schwammen zu ihm rüber und schauten gespannt über seine Schultern.

      „So, nun muss der DVK nur noch rechnen. In wenigen Minuten muss die fertige Datei erscheinen.“ Verkum versetzte sich in eine bequeme Lage, in dem er sich schwebend die Arme verschränkte und besonders Zeru ansah. Er hatte sich mit der jungen Maborierin angefreundet, seitdem sie hier im Institut arbeitete. Aber trotzdem wusste er nicht viel von ihr. Gerne würde er sie näher kennenlernen wollen. Er hoffte, dass sich bald eine Gelegenheit dazu ergeben würde. Nach kurzer Rechenzeit war der DVK auch schon fertig. Auf dem Monitor erschien die gleiche Signalfolge, nur um etwa 70 khz gesenkt. Als ob der jetzige Tastendruck die Welt anhalten würde, sahen alle Mitglieder der kleinen Forschungsgruppe auf die Hand des Professors, der die Ehre besaß, die Datei jetzt noch mal abspielen zu lassen. Umso erschrockener war jeder, nachdem die Datei auf dem Monitor ablief und ein undefiniertes Zirpen mit rhythmischen Auf- und Abschwellungen zu hören war.

      „Was ist das?“, versuchte Zeru als erste die Stille zu brechen.

      „Nimm die Frequenz noch etwas niedriger“, forderte der Techniker Zeru auf. Nachdem Verkum nochmals alles durch den DVK gejagt und den Professor aufgefordert hatte, auf den Wiedergabebutton zu drücken, ertönte ein viel feinerer Ton aus den Schallgebern. Dumpfe Töne, als ob jemand Sätze sprach, ertönten im Raum. Immer, nach ein paar Sekunden dieser Töne, setzte eine Pause von wenigen Sekunden ein. Wonach wieder die gleichen Tonfolgen zu hören waren.

      „Das ist ja unglaublich. Das hört sich ja wirklich wie Sprache an, eben nur zu schrill. Das bedeutet ja, dass dort oben doch Leben existiert. Aber was ist dort oben im Schleier, dass dort wirklich Lebewesen existieren können?“

      Der Professor war fassungslos vor Aufregung.

      „Es sind definitiv gesprochene Worte“, folgerte Zeru, nachdem der Professor die Datei mehrmals hinter einander hatte ablaufen lassen. Sie griff mit der Flossenhand an ihren kleinen Bauchrucksack, in dem sich das Artefakt befand. Sie spürte die ungewöhnliche Wölbung des Artefakts, bis hindurch zu ihrem dünnen, hautengen Gewand, das sie trug. Es beulte nur sehr wenig die enge Kleidung aus, die ihre natürliche Beschuppung erahnen ließ. Sie spürte regelrecht die Zusammengehörigkeit des Artefaktes zu den Funksprüchen der Fremden. Es schien in diesem Augenblick, so nah an ihrem Körper, zu glühen. Aber nach nur wenigen Augenblicken dieses Glücksgefühls wandte sie sich wieder dem Monitor zu. Nach dem gleichen Prinzip gingen sie bei den anderen Dateien vor, die in kleinen Zeitabständen aufgezeichnet wurden.

      „Hier handelt es sich definitiv um die gleiche Art von Sprache.“ Niemand wollte das Wort Sprache aussprechen, aber jeder von ihnen wusste, dass es sich nur um Sprache handeln konnte.

      „Aber diese ist von einem anderen Individuum gesprochen worden“, erklärte Zeru, die als Kommunikationswissenschaftlerin die meiste Erfahrung im Umgang mit Sprachen hatte.

      „Sehen Sie, Professor. Die Frequenzen dieser Datei, die nur wenige Sekunden später eintraf, sind etwas kleiner. Damit also etwas tiefer in der Stimme, würde ich sagen.“ Ihre Entdeckung faszinierte den Professor.