Hinter jeder Tür wartet neues Glück: Liebesgeschichten. Eva Joachimsen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eva Joachimsen
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Короткие любовные романы
Год издания: 0
isbn: 9783745212563
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wäre lieb. Im Kühlschrank steht Saft. Und ein Joghurt.“

      Er bot an, für sie zu kochen, doch sie lehnte ab. „Ich bin viel zu müde, um noch groß zu essen.“

      „Kann ich sonst noch irgendwie helfen?“

      Sie schüttelte den Kopf.

      „Dann gehe ich. Morgen Abend schaue ich wieder vorbei. Schreib einen Einkaufszettel, ich besorge dir dann alles.“ Er zwinkerte ihr zu und zog die Tür hinter sich zu.

      Inken strahlte. Natürlich ärgerte sie sich über ihren Gips. Und die Verletzungen schmerzten trotz der Medikamente. Außerdem würde sie das Schlittschuhlaufen mit ihren Freunden am Wochenende absagen müssen. Aber wenn Simon dafür öfter bei ihr vorbeischaute, würde es sie vollauf entschädigen.

      Retter in der Not

      In Gedanken versunken öffnete ich die Wohnungstür, warf die Handtasche auf den Schuhschrank und streifte die Pumps von den Füßen, bevor ich barfuß in die Küche lief. Dort holte ich Mineralwasser aus dem Kühlschrank und schenkte mir erst einmal ein Glas ein. Anschließend stellte ich den Wasserkocher an. Ein Becher Frauenpower-Tee würde mir jetzt guttun. Der Tag war so anstrengend gewesen und mein Kopf schmerzte entsetzlich. Musste mein Mandant auch so halsstarrig sein? Erst vereinbarten wir, dass wir auf einen Vergleich hinarbeiten wollten, doch im letzten Augenblick weigerte er sich, ihn anzuerkennen. Er hatte keine Chance, den Prozess zu gewinnen, doch das konnte ich ihm nicht klarmachen.

      Ich ging mit dem Glas in der Hand ins Wohnzimmer und legte eine CD auf, Wellnessmusik zur Entspannung. Auf dem Anrufbeantworter war eine Nachricht.

      „Miriam, ich habe am Freitag zwei Karten für die Oper. Es gibt Tosca. Ich hole dich gegen 18 Uhr ab, dann können wir vorher noch einen kleinen Imbiss zu uns nehmen.“

      Ich schnappte nach Luft. Begriff Raoul denn nicht, dass es vorbei war? Der Anruf war so typisch für ihn. Er fragte nicht einmal, ob ich Zeit hätte, sondern setzte voraus, dass ich voller Begeisterung mitkäme.

      Ich wollte schon zum Hörer greifen, um ihm unfreundlich zu antworten, dann besann ich mich. Nein, es wäre besser, ihn vor der Tür stehen zu lassen. Sonst würde das hier doch nie ein Ende haben.

      Schnell nahm ich die Zeitung und suchte nach den Veranstaltungen. Ja, der neue Kinofilm war passend. Nichts Schweres, sondern einfach nur zum Amüsieren, genau das Richtige für einen Abend mit meiner Schwester. Also rief ich Ines an. „Hast du Lust, mit mir am Freitag ins Kino zu gehen?“

      „Ja, prima. Ich komme gleich von der Arbeit bei dir vorbei, dann können wir noch ein bisschen klönen, bevor wir losziehen.“

      Das wäre erledigt. Jetzt konnte der Feierabend beginnen. Leider war das Fernsehprogramm nicht besonders. Und mein neuer Krimi, dem ich mich stattdessen widmete, auch nicht.

      Um neun Uhr schlief ich auf dem Sofa ein. Nur um kurz darauf aus dem Schlaf gerissen zu werden. Über mir hämmerte jemand. Wer kam zu dieser späten Stunde bloß auf die Idee, noch zu werkeln? Jetzt wurde etwas Schweres rumpelnd über den Boden gezogen. Dann fing das Gehämmer erneut an. Wütend stand ich auf, hob das Buch vom Teppich auf und schlüpfte wieder in die Pumps. Klack, klack, klack stolzierte ich die Treppe hoch und klingelte an der Wohnung über meiner Sturm. Es musste ein neuer Mieter sein. Die alte Frau Martens war vor einem Monat in ein Pflegeheim gezogen.

      Ein junger Mann in einem nicht mehr so sauberen T-Shirt und einer abgewetzten Jeans öffnete.

      „Wissen Sie, wie spät es ist?“, fauchte ich ihn an.

      „Noch nicht zehn Uhr. Bis zehn darf man doch Lärm machen!“ Der Mann lächelte mich an, doch mir war nicht nach Lächeln zumute.

      „Nein, nur bis 20 Uhr sagt die ordnungsbehördliche Verordnung über die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.“ Ich funkelte ihn böse an. Was für Proleten sich jetzt in dieser guten Gegend schon breitmachten! Wenn es so weiterging, müsste ich mir eine neue Wohnung suchen. Dabei gefiel mir meine wirklich gut. Außerdem hatte ich keine Lust auf die damit verbundene Arbeit.

      „Aber ...“

      „Kein Aber. Bis 20 Uhr dürfen Sie Lärm machen, danach müssen Sie ...“

      „Über den Boden schweben?“ Der Mann grinste frech. Um seine Augen bildeten sich tiefe Lachfalten. „Dann sollten Sie aber gleich einmal Ihre Schuhe ausziehen. Sie sind damit im ganzen Haus zu hören.“

      Am liebsten hätte ich ihm eine geknallt, aber ich beherrschte mich.

      „Bieten Sie mir ein Bett an? Ich bin gerade dabei, meins aufzubauen, und habe keine Lust, heute auf dem Fußboden zu schlafen.“

      „Und das macht so viel Lärm?“ Ich glaubte ihm kein Wort.

      Der Mann öffnete seine Tür noch weiter und machte eine einladende Bewegung. „Vielleicht können Sie mir helfen. Ich bin handwerklich nicht so versiert, aber irgendetwas stimmt mit der Gebrauchsanleitung nicht.“

      Ich zögerte, doch dann siegte die Neugier. Zögernd betrat ich die Wohnung. Überall standen Umzugskartons herum. Im Wohnzimmer war immerhin schon ein Schrank aufgebaut, ebenso im Schlafzimmer.

      „Meine Freunde haben mir beim Umzug und Aufbau der Schränke geholfen, doch dann habe ich sie nach Hause geschickt. Sie müssen noch drei Stunden zurückfahren.“ Er zeigte mir die Gebrauchsanweisung.

      „Verstehen Sie sie? Können Sie das Bett zusammenbauen?“

      Ich las die Gebrauchsanweisung, dann kontrollierte ich, was mein Nachbar schon geleistet hatte.

      „Das stimmt bisher.“

      „Trotzdem passen die Schrauben nicht hinein.“

      Ich glaubte ihm nicht, kniete mich neben die Einzelteile und versuchte es selbst. Es klappte wirklich nicht.

      „Die Löcher sind noch nicht vorgebohrt“, erklärte er, als ich wieder aufstand.

      „Beanstanden Sie es und bringen Sie das Bett zurück“, sagte ich und weil er nicht so begeistert aussah, bot ich an: „Ich setzte Ihnen notfalls auch ein Schreiben auf.“

      Jetzt lachte er laut. „Ich habe es in Berlin gekauft. Außerdem möchte ich heute noch darin schlafen. Also bohre ich lieber ein paar Löcher, als das Bett zurückzubringen.“

      Er nahm die Bohrmaschine, setzte den Holzbohrer ein und grinste mich herausfordernd an.

      „Natürlich verstoße ich damit gegen die Ruheverordnung.“ Dann bohrte er an allen Pfosten die fehlenden Löcher. Jetzt ließ sich das Bett einfach zusammenbauen, und da ich die Teile hielt, war er schnell fertig.

      „Sehen Sie, manchmal macht man halt Lärm, bei einem Umzug lässt es sich nicht vermeiden. Aber lieber an einem Tag etwas länger arbeiten als an den nächsten Tagen auch noch. Oder?“

      Ich murmelte eine unverständliche Antwort, dann flüchtete ich. Wieder schallte das Klacken meiner Absätze laut durch das Treppenhaus.

      Am Freitagmittag rief Ines an und sagte unser Treffen ab. „Tut mir leid, aber Jonas ist krank geworden. Er hat Fieber und jammert. Ich glaube, er bekommt Scharlach. So kann ich ihn auf keinen Fall der Babysitterin zumuten.“

      Ich bemitleidete meine Schwester und wünschte meinem Neffen gute Besserung, dann versuchte ich, noch eine Freundin aufzutreiben, aber so kurzfristig hatten alle etwas vor. Also bummelte ich durch die Geschäfte, doch gegen sieben Uhr hatte ich keine Lust mehr, die Zeit totzuschlagen. Sicher hatte Raoul längst aufgegeben und ich konnte unbesorgt nach Hause gehen. Doch ich hatte mich getäuscht. Als ich in die Tiefgarage einbog, sah ich seinen Porsche auf der anderen Straßenseite stehen. Aber jetzt war es zu spät, wieder umzudrehen, bestimmt hatte er mich schon entdeckt.

      Seufzend lief ich die Treppe zur Wohnung hoch. Raoul stand wartend vor der Tür. Sein wütender Gesichtsausdruck versprach nichts Gutes.

      „Hättest du mich nicht anrufen können, wenn es bei dir länger dauert!“,