Zu jedem Vergnügen gehört die Vorfreude. Bei der Verkostung beginnt sie bei der Planung, sie führt uns zum Weinhändler oder Winzer, wächst beim Betrachten und Lesen des Etiketts, beim Prüfen der Gläser und findet ihren ersten Höhepunkt, wenn der Korken gezogen wird und der Wein ins Glas fließt.
Dann leuchtet der Wein im Glas und beginnt von sich zu erzählen. Seine Sprache besteht aus Farbe, Duft und Geschmack. Durch sie können wir seine Botschaften entschlüsseln. Aber keine Angst, niemand wird abgefragt. Auch hier gilt der Grundsatz: Learning by tasting.
Einkauf und Lagerung
Die entscheidenden Fragen lauten: Bei wem, wann, was und wie viel kaufen? Und wie gehe ich zu Hause mit dem Wein um?
Einkauf
Wir kennen es alle: Auf dem Heimweg von der Arbeit fahren wir noch schnell beim Italiener oder im Supermarkt vorbei und kaufen ein: etwas zu essen und vielleicht eine Flasche Wein dazu. Doch halt: Auch wenn die meisten Weine heute recht stabil sind, eine kurze Verschnaufpause von ein paar Tagen nach dem Transport müssen wir ihnen gönnen. Haben sie eine längere Reise hinter sich, müssen es sogar ein paar Wochen sein. Aus diesem Grund sollten Sie sich einen kleinen Vorrat anlegen und den Einkauf gut planen.
Wo kaufen?
Beim Händler Das Weinangebot ist verwirrend vielfältig. Vor allem wer noch nicht so viel Erfahrung mit Wein hat, braucht also Orientierungshilfe und Beratung. Der Fachhandel bietet Ihnen beides. Auch einige Warenhäuser mit einer größeren Weinabteilung verfügen über geschultes Personal. Nehmen Sie diese Dienstleistung in Anspruch. Bei jedem Gespräch erfahren Sie etwas mehr über Wein. Aber: lassen Sie sich zu nichts überreden. Sie entscheiden, was Sie kaufen wollen.
Auch dieses Buch hilft Ihnen bei der Auswahl. Bei jedem Wein geben wir Ihnen Anhaltspunkte und Tipps, wo Sie ihn bekommen.
Beim Winzer Besonders viel über einen Wein erfährt man zweifellos direkt beim Winzer. Drei Regeln sollten Sie allerdings beachten: Überfallen Sie ihn nicht, sondern melden Sie sich an.
Bleiben Sie sich selbst treu. Sie sind vielleicht noch kein Profi, aber ein interessierter Weinliebhaber, der lernen will. Ein ehrliches Gespräch bringt Sie weiter und dem Winzer näher als Besserwisserei.
Uns erscheint es als unhöflich, einen Winzer zu verlassen, ohne ihm ein paar Flaschen abgekauft zu haben. Vielleicht geht es Ihnen ebenso?
Wie viel kaufen?
Das hängt natürlich vom Platz ab, den Sie zur Verfügung haben. Aber kaufen Sie nicht zu viel, denn Sie werden immer wieder neue Weine entdecken. Außerdem spielt natürlich die Lagerfähigkeit der Weine eine Rolle (siehe rechts). Beim Probieren selbst finden Sie schließlich Ihre Vorlieben heraus und können sich einen kleinen Vorrat zusammenstellen. Auf diese Weise wächst mit Ihren individuellen Erfahrungen auch Ihr persönlicher Weinkeller.
Lagerung
Nach dem Grundsatz »Platz ist in der kleinsten Hütte« finden Sie bestimmt eine Möglichkeit, Ihre Schätze zu lagern. Ihr »Weinkeller« kann auch in der Wohnung oder unter der Treppe liegen. Was sollten Sie dabei beachten?
Temperatur Wein ist nicht besonders empfindlich. Zwischen 8 und 18 °C ist ihm alles recht. Nur größere Temperaturschwankungen mag er nicht.
Ideal ist eine konstante Kellertemperatur von 10–12 °C, sie hat den erfreulichen Nebeneffekt, dass wir viele Weißweine direkt aus dem Keller servieren können.
Erschütterungen Vibrationen aller Art können dem Wein schaden. Die Nähe zu stark befahrenen Straßen und elektrischen Geräten, ja sogar langes Lagern im Kühlschrank bekommt ihm deshalb nicht.
Licht Es schadet dem Wein. Besonders gefährdet ist er in hellen und durchsichtigen Flaschen. Lassen Sie ihn also besser in der Holzkiste oder im Verkaufskarton, wenn Sie keinen dunklen Lagerraum haben.
Feuchtigkeit Der Korken muss feucht bleiben, sonst trocknet er aus und ist nicht mehr dicht. Der Lagerraum sollte deshalb nicht zu trocken, im Zweifelsfall sogar eher etwas zu feucht sein. Die Flaschen müssen liegend gelagert werden, damit der Korken auch von innen befeuchtet wird. Für das Etikett ist Feuchtigkeit allerdings weniger gut. Wenn Sie verhindern wollen, dass es Schimmel ansetzt, besprühen Sie es mit Haarspray (unparfümiert). Fixationssprays aus dem Künstlerbedarf eignen sich ebenfalls.
Fremdgerüche Ihr Lagerraum sollte gut belüftet sein, das begünstigt ein gesundes und geruchsneutrales Kellerklima. Lagern Sie Ihre Weine auch nicht neben dem Reservekanister mit Dieselöl, dem Sack Gartendünger oder den eingekellerten Zwiebeln. Über den minimalen Luftaustausch gelangen die Gerüche unweigerlich ins Innere der Flaschen.
Wann ist ein Wein genussreif? Und wie lange kann und soll man ihn lagern? Das sind sehr schwierige Fragen. Sie finden deshalb bei jedem Wein in diesem Buch die Angaben für Lagerfähigkeit und Genussreife. Die konkreten Werte eines individuellen Weins können davon aber erheblich abweichen. Um ganz sicherzugehen, fragen Sie den Händler oder Winzer, die kennen ihre Weine am besten. Grundsätzlich gilt: Weißweine sind in der Regel nur dann wirklich lagerfähig, wenn sie wie der Riesling genügend Säure mitbringen oder ausreichend Süße wie ein Sauternes. Die meisten anderen Weißweine sollte man eher jung, also bald nach der Abfüllung genießen. Rotweine brauchen Tannin, Alkohol und Säure, um mit Gewinn altern zu können, dann aber oft auch über 10, 20 und mehr Jahre. Leichte, tanninarme Weine sind dagegen jung am besten.
WIE ERKENNT MAN EINEN GUTEN WEINHÄNDLER?
Er gibt kompetent und bereitwillig Auskunft über die Weine, die er verkauft. Er erkundigt sich, zu welcher Gelegenheit Sie den Wein trinken und wie viel Sie dafür ausgeben möchten. Meist ist er auf bestimmte Regionen spezialisiert.
Er lagert seine Weine korrekt: liegend und nicht dem (Sonnen-, Neon-)Licht ausgesetzt.
Die Weintemperatur
Der Weg von der Rebe bis zum Wein ist lang. Die letzten Schritte sind genauso wichtig wie alle anderen in Weinberg und Keller. Mit einem Unterschied: Vorher haben andere die Verantwortung getragen, nun sind wir an der Reihe.
Jedem Wein seine Temperatur
Es gibt nicht nur zwei Temperaturen – kalt (Weißwein aus dem Kühlschrank) und warm (Rotwein mit Zimmertemperatur) –, sondern eine ganze Skala, die von 6–18 °C reicht. Ein leichter Weißwein erfrischt uns mit seiner Frucht bei 6–8 °C am schönsten, während sich die reichen Aromen eines schweren Rotweins erst bei 16–18 °C richtig entfalten. Aber so wie es die unterschiedlichsten Weißwein- und Rotweinstile gibt, so verschieden sind auch die Temperaturen, bei der jeder von ihnen sich optimal präsentiert.
Viele Weinliebhaber neigen zudem zur Übertreibung: Weißweine werden zu kalt serviert, ihr Duft kann sich dann nicht entfalten, sie bleiben stumm und verschlossen. Rotweinen blüht häufig das Umgekehrte: Zu warm ausgeschenkt, verlieren sie ihre Frische, wirken schwerfällig, alkoholisch und tanninbitter.
Orientieren Sie sich an der nebenstehenden Tabelle. Mit zunehmender Erfahrung werden Sie ein gutes Gespür für die richtige Temperatur entwickeln.
Serviertemperatur und Trinktemperatur
Unsere Räume sind meist auf Temperaturen zwischen 20–22 °C geheizt. Sind viele Leute beisammen, können es schnell 25 °C werden. Genauso warm sind dann auch die Gläser. Schenken Sie nun einen perfekt auf 8–10 °C gekühlten Wein ein, erwärmt er sich durch das Glas sofort um 1–2 °C