Leichte Weißweine erfrischen uns mit einer lebendigen und rassigen Säure. Sie sind süffig und unkompliziert. Trotzdem ist ihre Vielfalt groß: Fast immer handelt es sich um lokal beheimatete Weine, die in jeder Region wieder ein wenig anders schmecken.
Ihre Qualität hat in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten gewaltige Fortschritte gemacht. Vor allem Weine dieses Stils profitieren enorm von den modernen Methoden der Weinbereitung im Edelstahltank mit kontrollierter Temperatur bei der Gärung. Auf diese Weise gekeltert können sie blitzblank, sauber und frisch sein, eben wie Wiesenblumen im Morgentau.
Der eigentliche Zauber dieser Weine liegt in ihrer Jugend, schon nach zwei bis drei Jahren verblüht ihre Frische. Man sollte sie deshalb auch nicht länger lagern.
Die leichten fruchtigen weißen Weine drängen sich nicht vor. Sie nehmen es noch nicht einmal besonders übel, wenn man ihnen zwischendurch für kurze Zeit die Aufmerksamkeit entzieht. Daher sind sie ausgezeichnete Begleiter beim Gespräch zu Hause oder in der Gaststätte, wo wir sie gern als Karaffenweine genießen.
Gut gekühlt schmecken sie herrlich erfrischend und durstlöschend, im Sommer auf der Terrasse oder im Garten ebenso wie bei einem sommerlichen Picknick am Waldrand. Bei einem Essen ist ihr bester Platz eher vor oder zu Beginn der Mahlzeit. Als Aperitif eignen sie sich mit ihrer frischen Säure, ihrer Duftigkeit und anmutigen Art wunderbar. Für einen gewichtigeren Hauptgang sind sie dagegen etwas zu leicht.
Leitaromen: Muskat, Limetten
Müller-Thurgau Süddeutschland, Ostschweiz
Müller-Thurgau verstehen
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts experimentierte Hermann Müller an der Forschungsanstalt für Obst- und Weinbau in Geisenheim mit der Kreuzung der Rebsorten Riesling und Sylvaner. Sein Ziel: die hervorragende Qualität des Rieslings mit der Zuverlässigkeit und der frühen Reife des Sylvaners zu kombinieren. Tatsächlich war das Resultat ein schlagender Erfolg. Die neue Züchtung reift früh und ergibt in guten Lagen und bei rigoroser Mengenbeschränkung Weine von angenehmer Fruchtigkeit und Eleganz. Sie wurde daher in ganz Deutschland, in der Schweiz in Österreich und in Südtirol verbreitet angebaut. Der unzweifelhafte Charme ihrer Weine, ihre Duftigkeit und weiche Säure haben das Herz des Publikums erobert. Neuere DNA-Analysen haben allerdings ergeben, dass im Labor des Züchters wohl etwas schief gelaufen ist, denn die Mutter heißt zwar weiterhin unbezweifelt Riesling, der Vater aber hört auf den vornehmen Namen Madelaine Royale. Viele Winzer nennen ihren Wein aber zum Entsetzten der Genforscher weiterhin Riesling x Sylvaner. Sie und ihre Kunden haben sich halt an diesen Namen gewöhnt.
Müller-Thurgau genießen
Auge: Der Wein leuchtet im Glas in einem hellen Strohgelb.
Nase: Sehr charakteristisch ist ein angenehmer aromatischer Muskatton, der manchmal fast etwas parfümiert wirken kann. Daneben findet man Zitrusfrüchte, Äpfel und einen ganzen Strauß von Wiesenblumen. Oft kann man auch Mandeln und Lebkuchen erschnuppern.
Gaumen: Der Wein erfrischt uns mit einer weichen angenehmen Säure und wirkt insgesamt ausgesprochen harmonisch.
Das passt dazu: Müller-Thurgau ist ein Wein für viele Gelegenheiten. Man trinkt ihn gerne zu einem Schwatz unter Freunden, als Aperitif und zu einfachen, unkomplizierten Gerichten.
VORBEREITUNG
EINKAUFEN
Müller-Thurgau kann man überall kaufen und genau das ist das Problem. Es gibt viele minderwertige und flache Weine im Billigangebot, die den ganzen Charme dieser Rebsorte vermissen lassen. Solche Weine sind dann auch im Glas billig. Wenn Sie die Gelegenheit haben, beim Winzer direkt einzukaufen, dann sollten Sie das unbedingt tun. Preis: 8–12 Euro.
AUSSCHENKEN
Jung ist Müller-Thurgau am besten. Nach spätestens zwei Jahren beginnt sein Charme und seine Frische zu verblassen. Und mindestens kellerkühl oder noch ein bisschen kühler (so um die 6–8 Grad) schmeckt er am besten.
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