Mattes Blut. Amy Blankenship. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Amy Blankenship
Издательство: Tektime S.r.l.s.
Серия:
Жанр произведения: Ужасы и Мистика
Год издания: 0
isbn: 9788893988087
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fühlte, wie sich seine Brust schmerzhaft verkrampfte, als sie ihn anlächelte. Er fühlte den ganzen Schmerz seiner inneren Wunden, als sie ihre Finger hob, um ihre Lippen zu berühren, als wüsste sie, dass er sie geküsst hatte.

      „Was bringt einen Engel zum Weinen?“, fragte Kyoko, als sie die Tränen sah, die über seine Wangen liefen.

      Toya sah, wie ihr Lächeln verblasste, und erkannte… er weinte. „Ich weine nicht.“ Er blinzelte die Tränen weg und wischte mit der Hand über seine Wange. Er musste noch mehr Tränen wegwischen, konnte sie nicht aufhalten. „Versprich mir einfach nur, dass du nicht mehr ins Wasser gehst, bevor du schwimmen lernst.“

      Er konnte schon fühlen, wie er aus ihrer Welt verschwand… aber solange sie lebte, war das egal.

      Kyoko richtete sich in seinen Armen auf und schaute auf den Teich, dann zurück in sein Gesicht. „Ich hatte vergessen, dass ich es nicht kann“, flüsterte sie, während sie sich innerlich fragte, wie man so etwas vergessen konnte.

      Toya konnte das Leuchten der Statue über ihre Schulter sehen, und wusste, dass seine Zeit knapp wurde. Die Hände der Jungfer hatten noch heller zu leuchten begonnen, und in der Ferne konnte er die Monster seiner Welt hören, die versuchten, durch den Spalt zu kommen. Die Barriere zwischen den Welten war immer dort am schwächsten, wo Kyoko war.

      Ohne Vorwarnung drückte er Kyoko fest an sich, vermisste sie jetzt schon. Er rieb seine Wange an ihrem nussbraunen Haar und seine Stimme zitterte, als er flüsterte: „Ich muss zurück auf die andere Seite gehen, um die Dämonen davon abzuhalten, hierherzukommen.“

      „Du klingst wie Opa… er weiß alles über die Dämonen“, sagte Kyoko und drückte ihr Ohr an seine Brust, damit sie seinem Herzschlag lauschen konnte. Sie legte einen ihrer Arme um seinen Rücken und fragte sich, wieso sie seine Flügel nicht fühlen konnte, wenn sie doch wusste, dass sie da waren.

      Während er wieder auf diese Unschuld hinunterblickte, hob er ihr Kinn, um in diese umwerfenden, grünen Augen sehen zu können. „Habe keine Angst vor den Dämonen, Kyoko… du hast die Macht, sie aus dieser Welt wegzuschicken.“ Mit dieser Offenbarung schielte Toya wieder zurück zu der Jungfernstatue. Er konnte fühlen, wie die Dämonen gefährlich schnell durch das Herz der Zeit kamen.

      Nachdem er sie im Gras abgesetzt hatte, stand Toya auf und ging zur Statue, während er schon seine Zwillingsdolche zog. „Und ich bin kein Engel… ich bin dein Beschützer. Mein Name ist Toya.“

      Immer noch auf ihren Knien beugte Kyoko sich nach vor und sah zu, wie er das Schreinhaus betrat und es in einem blauen Nebel zu leuchten begann. Sie schrie, als ein paar Arme plötzlich aus dem Licht ragten und den Engel packten, woraufhin mehrere Dämonen neben ihm erschienen. Als ihr Schrei und das Brüllen des Engels durch die Nacht hallten, begann das Licht der Statue nach innen zu implodieren, als würde es von einem Staubsauger aufgesaugt werden.

      Kyoko konnte hören, wie die Hintertür des Hauses zugeschlagen wurde, aber sie konnte ihren Blick nicht von dem Engel und den Dämonen lösen. Stolpernd kam sie auf die Füße und rannte auf den offenen Eingang des Schreinhauses zu. Sie konnte ihren Großvater und ihren Bruder ihren Namen schreien hören, aber es war Tasuki, der sich ihr schnell näherte.

      Genau in dem Moment, wo sie die Hand ausstreckte, um den Engel zurückzuhalten, schlossen sich Tasukis Arme um sie, sodass sie den Boden unter den Füßen verlor, aber eine Sekunde zu spät. Als Kyokos Zeigefinger die ausgestreckte Hand der Statue nur kurz streifte, schossen dicke Lichtstrahlen aus genau dem Punkt, den sie berührt hatte. Für Tasuki sah es so aus, als wäre gerade ein ganzer Eimer voll Feuerwerke auf einmal direkt vor seinem Gesicht gezündet worden.

      Einer dieser Lichtstrahlen traf Tasukis linke Brust, sodass der Junge vor Schreck den Kopf einzog. Doch statt Schmerz zu fühlen, fühlte er sich, als würde etwas sein Inneres auffüllen… so, als ob er sein ganzes Leben lang etwas vermisst hätte, und es endlich zurückgekommen wäre.

      Seine Augen wurden groß, als er ein schönes Band aus fluoreszierend blauem Licht sah, das noch immer Kyokos Fingerspitzen mit den Händen der Statue verband, als wollte es versuchen, die Verbindung aufrecht zu erhalten. Tasuki blinzelte, als er einen Augenblick lang einen hübschen Kristall sah, der in dem Band kreiste. Nachdem er Kyoko davon entfernen wollte, stolperte er rückwärts, seine Arme fest um sie geschlungen.

      Der Kristall drehte sich schneller, bis er explodierte und Lichtsplitter diesmal gerade in die Höhe schossen und sich über die Stadt verteilten… es sah aus wie eine überwältigende Wunderkerze in der dunklen Nacht.

      Tasuki atmete schwer. Als er wieder zurück zu seinem Schlafzimmerfenster geschlichen war, hatte er den fremden Mann mit Kyoko in seinen Armen gesehen und die Panik hatte ihn ergriffen, als er erkannt hatte, wie schlaff ihr Körper war. Er wusste nicht genau, was der Mann gemacht hatte, aber er war froh gewesen, als das Licht ihn weggesaugt hatte, zusammen mit den rotäugigen Dämonen.

      „Der Engel braucht unsere Hilfe!“, schrie Kyoko und versuchte, sich von Tasuki loszureißen, aber er war zu stark. Als sie sah, wie ihr Großvater zwischen sie und die Statue trat, rief sie verständnislos: „Da sind Dämonen in der Statue und sie werden ihn verletzen. Du kämpfst doch gegen Dämonen… geh und hilf ihm… bitte!“

      Sie lehnte sich zurück an Tasuki und schluchzte, als sie den ängstlichen Ausdruck wieder über das Gesicht ihres Großvaters flimmern sah, nur dass er diesmal noch viel schlimmer war. „Du kannst… ihm nicht helfen?“

      Opa Hogo drehte sich um und schaute in den Schrein. Die Schutzsiegel, die er im ganzen Schreinhäuschen verteilt hatte, rauchten noch, aber hatten sich großteils in Asche verwandelt. Nachdem er dem Schrein wieder den Rücken zugekehrt hatte, betrachtete er den Jungen, der seine Enkelin in seinen Armen hielt, und fühlte einen kalten Schauder über seinen Rücken kriechen. Tasukis Augen waren normal weich und braun… nicht so wütend violett wie jetzt, wo er die Statue mit seinem Blick aufspießte.

      Sein Blut war kälter als Eis geworden, als er die Verbindung gesehen hatte, die Kyoko mit der Jungfernstatue gehabt hatte, und Großvater wusste, dass ihre Zeit abgelaufen war. Die Erscheinung des Kristalls war schon schlimm genug, aber mit anzusehen, wie er so zersplitterte, erweckte eine große Angst in ihm. Es war ihm auch nicht entgangen, dass ein Stück des Kristalls in die Brust des kleinen Tasuki geschossen war.

      „Die Schriften hatten recht“, flüsterte er heiser, wünschte sich, dass es eine Lüge wäre.

      Opa Hogo richtete seinen Blick zum Himmel und schickte ein stilles Gebet an welche Gottheit auch immer ihn erhören wollte, bat um Hilfe. Er musste die Kinder hier wegbringen und, noch wichtiger… er musste Kyoko von Tasuki trennen. Ohne es zu wollen, würde der Junge die Dämonen geradewegs zu Kyoko führen und die Beschützer des Kristalls würden ihm bald folgen.

      Tasuki zuckte, als Kyoko aus seinen Armen gerissen wurde. Er richtete seine violetten Augen auf denjenigen, der sie ihm weggenommen hatte… ihren Großvater. Er sollte ihre Schultern wirklich nicht so brutal festhalten.

      „Tasuki, du solltest in der Nacht nicht hier draußen sein. Wenn du nicht willst, dass ich deinen Vater aufwecke, dann solltest du nach Hause gehen. Jetzt“, befahl Opa Hogo mit barscher Stimme. Er schob Kyoko in Tamas Arme und wandte sich dann den zwei Enkeln zu, deren Vormund er war.

      Tasuki starrte Kyoko an, beobachtete, wie sie ihr Gesicht an Tamas Brust vergrub und weiterhin um den Engel weinte, von dem sie meinte, dass er von den Dämonen getötet worden war.

      „Kyoko, ich werde dich morgen zur Schule begleiten“, erklärte Tasuki, warf dem Schrein einen letzten bösen Blick zu und drehte sich um, um in sein eigenes Haus zu gehen.

      Opa Hogo wartete, bis Tasuki wieder durch sein Schlafzimmerfenster geklettert war. Er atmete tief ein, wusste, dass es eine grobe Meinungsverschiedenheit geben würde, wenn seine Enkel erst einmal herausfanden, was sie nun machen würden.

      „Packt eure Sachen, Kinder… wir fahren in einer Stunde los“, trug er ihnen auf.

      *****

      Heute… TEP-Hauptquartier