Neben der IPA sind weitere Verbände und Organisationen global engagiert für die Akteure in der Buchbranche. Die Tatsache, dass im Börsenverein des deutschen Buchhandels sowohl Verleger als auch Buchhändler organisiert sind, ist im internationalen Vergleich als eher ungewöhnlich zu bezeichnen. Allerdings wird diese Doppelrolle im deutschsprachigen Raum gleichermaßen vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) und vom Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) erfüllt. Alle drei müssen bzw. können Konflikte zwischen Buchhändlern und Verlegern intern verhandeln. Das stärkt die Verhandlungsposition nach außen, da mehr Marktmacht und mehr individuelle Mitglieder in der Organisation zusammenfinden. Meistens jedoch gibt es global gesehen getrennte Buchhändler- und Verlegervereinigungen, etwa in Großbritannien mit der Publishers Association (PA) und der Booksellers Association of the UK and Ireland. Daher besteht auch ein europäischer Dachverband für Buchhändlerorganisationen, die in Brüssel ansässige European and International Booksellers Federation (EIBF). Auch hier ist für Deutschland der Börsenverein des deutschen Buchhandels Mitglied. Außerdem gibt es für den Antiquariatsbuchhandel die Gesellschaft International League of Antiquarian Booksellers (ILAB); hier ist für Deutschland der Verband Deutscher Antiquare e.V. (VDA) Mitglied.
DIE WICHTIGSTEN BRANCHENORGANISATIONEN IM INTERNATIONALEN BUCHMARKT (STAND: OKTOBER 2019)* | ||||
Internationaler Verband zum Schutz von Geistigem Eigentum | World Intellectual Property Organization | Agentur der Vereinten Nationen | Aktuell 192 Mitgliedsstaaten | www.wipo.int |
Internationale Verlegerverbände | International Publishers Association (IPA) | Dachverband international | Aktuell 81 Organisationen aus 69 Ländern | https://www.internationalpublishers.org/ |
Federation of European Publishers (FEP) | Dachverband für Europa | Aktuell 28 nationale Verlegerverbände | https://www.fepfee.eu/ | |
International Alliance of Independent Publishers | Aktuell 750 Verlage | https://www.alliance-editeurs.org | ||
Internationale Buchhändlerverbände | European and International Booksellers Federation (eibf) | Dachverband international (früher nur Europa) | Aktuell 27 nationale Buchhändlerverbände in Europa und 7 außerhalb von Europa | http://www.europeanbooksellers.eu/ |
Independent Online Booksellers Association (IOBA) | Dachverband international (Schwerpunkt: USA) | www.ioba.org/ | ||
International League of Antiquarian Booksellers (ILAB) | Dachverband international | Aktuell 22 Verbände antiquarischer Buchhändler in 37 Ländern | https://ilab.org/ |
*Die wichtigsten Branchenorganisationen im anglophonen Buchmarkt werden auf S. 61 vorgestellt
Neben den klassischen Branchenorganisationen gibt es viele andere international tätige Verbände und Gesellschaften, die die Buchhandelsakteure und -strukturen auf nationaler Ebene sozusagen spiegeln beziehungsweise einen Dachverband bilden.
Seit nahezu einhundert Jahren geben unsere Mitglieder auf der ganzen Welt denjenigen eine Stimme, die zum Schweigen gebracht wurden.
Jennifer Clement, Präsidentin des PEN International7
PEN wurde 1921 in London gegründet. ›PEN‹ heißt auf Englisch Stift oder Kugelschreiber – wurde aber gleichzeitig als Akronym für Poets, Essayists, Novelists (Dichter, Essayisten, Romanautoren) konzipiert. PEN war die erste internationale Vereinigung von Schriftstellern; heute gehören 140 nationale PEN-Zentren zu der internationalen Vereinigung. Diese ist insofern exklusiver als ein regulärer Berufsverband, weil Neumitglieder nur durch einen schriftlichen Antrag zweier bestehender Mitglieder (Bürgen) und durch Bestätigung der jährlich ausgerichteten Vollversammlung aufgenommen werden können. Damit soll gewährleistet werden, dass wirklich nur Menschen mit solider schriftstellerischer Qualifikation in die Reihen von PEN eintreten können.
Das zentrale Dokument von PEN International und allen PEN-Zentren ist die PEN-Charta, die zwischen 1926 und 1948 erstellt, überarbeitet und 1948 in Kopenhagen ratifiziert wurde. Die wichtigste Leitidee darin lautet, dass Literatur keine Ländergrenzen kennt und »auch in Zeiten innenpolitischer oder internationaler Erschütterungen eine allen Menschen gemeinsame Währung bleiben [muss]. Unter allen Umständen, und insbesondere auch im Krieg, sollen Werke der Kunst, der Erbbesitz der gesamten Menschheit, von nationalen und politischen Leidenschaften unangetastet bleiben.«
Im PEN International sind namhafte Autoren über ihren Landesverband vertreten; das European Writers’ Council (EWC, vor 2010 European Writers’ Congress; für Deutschland: der Verband deutscher Schriftsteller, VS, der Gewerkschaft ver.di) vertritt Menschen, die mit Schreiben ihren Unterhalt (zumindest teilweise) bestreiten. Auf europäischer wie auf weltweiter Ebene gibt es zahlreiche andere Verbände und Organisationen, die Akteure oder Institutionen im internationalen Buchmarkt repräsentieren. So vereint etwa das European Literacy Policy Network (ELINET) die Leseförderungsinstitutionen (für Deutschland: Stiftung Lesen) und das International Board on Books for Young People (IBBY; für Deutschland: Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V.) die Kinder- und Jugendbuchinstitutionen. Als weiteres Beispiel: Für den Bereich des wissenschaftlichen Publizierens ist STM. The Global Voice of Scholarly Publishing der einschlägige Fachverband (für Deutschland als korrespondierendes Mitglied: Börsenverein des deutschen Buchhandels), zudem vertritt die international tätige Association of University Presses (AUP) über 140 Mitglieder weltweit, allerdings keine deutschen Mitglieder, da Universitätsverlage keine große Tradition in Deutschland haben (die Mainz University Press der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zum Beispiel wurde in Zusammenarbeit mit Vandenhoeck & Ruprecht und dem Imprint V&R unipress erst 2014 gegründet). In der Association of Learned and Professional Society Publishers (ALPSP) hingegen sind aus Deutschland sowohl die Verlage de Gruyter (Berlin) und Springer Nature (Berlin) Mitglied wie auch der Göttinger Universitätsverlag der Georg-August-Universität Göttingen (2003 gegründet).
Auch die Kulturinstitution der Vereinten Nationen, die UNESCO, spielt auf dem internationalen Buchmarkt eine wichtige Rolle als Vermittler. Die UNESCO (Auflösung des Akronyms auf Englisch: United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization; Übersetzung des Akronyms auf Deutsch: Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) ist eine selbstständige Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Paris. Gegründet wurde sie vertraglich im Jahr 1945; ratifiziert wurde der Vertrag Ende 1946. Seitdem ist die UNESCO innerhalb der UN für die Förderung von Bildung, Wissenschaft, Kultur, Erziehung sowie für Kommunikation und Information zuständig. Aus historischer Sicht hat Christina Lembrecht die Rolle der UNESCO als Buch- und Buchmarktförderer eindrücklich analysiert. In ihrer Dissertation wird klar, dass dem Buch wichtige Aufgaben und große Potenziale zugesprochen werden. Das Buch (und die Bibliothek) werden seit Mitte des 20. Jahrhunderts als zentrale Bestandteile weltweiter Bildungsbemühungen verstanden. Ihnen wird als Instrument zur Vermittlung zwischen Kulturen eine wichtige Rolle zugesprochen – umgekehrt wird die Zerstörung von Büchern und Bibliotheken deswegen als politischer und kulturvernichtender Akt weltweit geächtet (Rebecca Knuth spricht dabei von ›libricide‹). Die Bedeutung von Büchern als Kulturvermittler wird nicht zuletzt auch an der Durchführung und dem Engagement der Ehrengäste bei der Frankfurter Buchmesse deutlich – um eine Brücke zum Eingangsbeispiel zu finden.
1.2 Die wichtigsten internationalen Buchmessen
In diesem Kapitel ist schon mehrfach die Frankfurter Buchmesse erwähnt worden. Bei der Beschreibung internationaler Branchenstrukturen müssen jedoch auch andere relevante Buchmessen Erwähnung finden.
Business development and communication happens increasingly online. However, it is still important for publishers to meet their counterparts in person, create a real contact and have the opportunity to handle