Humanoide Roboter. Jürgen Handke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jürgen Handke
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Социология
Год издания: 0
isbn: 9783828871366
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Verbreitung finden werden.4

      Eine spezielle Gruppe von Robotern zeichnet sich durch menschenähnliches, in manchen Fällen sogar fast menschengleiches Aussehen aus. Diese „humanoiden“ Roboter bilden den Fokus dieses Buches und sollen in den folgenden Abschnitten bezüglich ihrer Kompatibilität mit den Abläufen im menschlichen Alltag beschrieben werden.

      Die uralte Idee der Erschaffung eines Roboters mit menschlichem Aussehen wurde durch die Entwicklungen im neuen Bereich der Robotik inzwischen in die Tat umgesetzt.

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      Bereits im 15. Jahrhundert entwarf Leonardo Da Vinci eine Maschine, einen Mechanischen Ritter, als Teil seiner Forschung zur Anatomie des Menschen. Mit Konstruktionen wie denen von „Leonardos Ritter“ (Abb. I.3) und anderen mechanischen Automaten ebnete er den Weg in die Neuzeit.

      Die ersten Maschinen, die als Roboter bezeichnet wurden (als Teil von Karel Capeks Drama „R.U.R.“), sind ebenfalls Humanoide.

      In den 1920er Jahren wurde der erste Roboter im Vereinigten Königreich gebaut. Dieser Roboter namens „Eric“ hatte auch einen menschlichen Körper und konnte einfache Aufgaben bewältigen, beispielsweise aufstehen oder einzelne Körperteile bewegen.

      Jenseits des Atlantiks produzierte die Westinghouse Corporation mit „Elektro“ einen humanoiden Roboter, der das Laufen, das Sprechen und andere, damals als wichtig erachtete, menschliche Handlungen beherrschte, wie das Rauchen einer Zigarette (Abb. I.4). Elektro zählte zu den Hauptattraktionen der Weltausstellung 1939.

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      Die Ergebnisse all dieser wegbereitenden Bemühungen hatten begrenzte Fähigkeiten und würden vermutlich nicht mehr der modernen Definition eines Roboters entsprechen, sondern eher als Automaten bezeichnet werden. Nichtsdestoweniger ist ihre Bedeutung für zukünftige Erfindungen unbestreitbar.

      Obwohl die Originalentwürfe und Namen für Roboter der westlichen Kultur entspringen, ist Japan das Land mit dem größten Einfluss auf die Entwicklung humanoider Roboter. In den 1970er Jahren entwickelten Wissenschaftler der Waseda-Universität WABOT-1, „den ersten vollmaßstäblich anthropomorphen Roboter“, der kommunizieren und sich mit beiden Beinen bewegen konnte. Sein Nachfolger WABOT-2 wurde in den 1980er Jahren entwickelt, um zu beweisen, dass Roboter auch anspruchsvolle menschliche Tätigkeiten, wie das Spielen eines Tasteninstrumentes, ausführen können.

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      Abb. I.5: WABOT-1 und WABOT-2

      In den 1980er Jahren begann auch der japanische Konzern Honda mit der Entwicklung humanoider Roboter. Der erste Teil der Forschung beschäftigte sich mit Verbesserungen der Bewegung bei den Honda-Modellen P1, P2 und P3. Die Entwicklung erreichte ihren Höhepunkt mit der Einführung von ASIMO (Advanced Step in Innovative MObility), einem der bis heute bekanntesten humanoiden Roboter der Geschichte, der seither stets weiterentwickelt wird. ASIMO wiegt 50 kg und ist 1,30 m groß. Er befindet sich somit auf Augenhöhe mit einem sitzenden Erwachsenen und ist perfekt für die menschliche Umgebung geeignet (siehe Abb. I.6).

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      Er kann daher auch ideal als Hilfe im Haushalt eingesetzt werden, beispielsweise für Menschen, die im Rollstuhl sitzen oder das Bett nicht verlassen können. Mit seinen beweglichen Gelenken in Armen und Händen kann ASIMO Lichtschalter betätigen, Türen öffnen, Gegenstände tragen oder Wagen schieben. Außerdem kann ASIMO mit seinen visuellen Sensoren Hindernissen ausweichen, sowie Treppenstufen auf und ab gehen. Der Roboter kann sich Gesichter einprägen, diese speichern und somit Menschen identifizieren und voneinander unterscheiden. ASIMO ist damit einer der am weitesten entwickelten Roboter, aber auch einer der teuersten. Sein Kaufpreis liegt bei stolzen 2,5 Millionen US Dollar. Damit kommt er für die Verwendung im Alltag wohl eher nicht in Frage.

      Humanoide Roboter sind, wie dargestellt, charakterisiert durch menschliche Form, menschliches Verhalten und menschliche Emotionalität. Die Übertragung menschlicher Merkmale, Emotionen oder Absichten auf Roboter, auch Anthropomorphismus genannt, ist dabei von Roboter zu Roboter unterschiedlich stark ausgeprägt und damit mehr oder weniger nah am menschlichen Vorbild. Durch die Menschlichkeit ihres Designs können humanoide Roboter auf menschliche Art ihre Umgebung sowie andere Menschen und Roboter darin wahrnehmen, begreifen und beeinflussen.

      Um bei Androiden, deren Geschlecht ja auf Grund ihre Körpermerkmale klar erkennbar ist, geschlechts-spezifische Unterscheidungen treffen zu können, ist für weibliche Androide zusätzlich das Attribut „gynoid“ (gr. γυνή/gyne „Frau“) eingeführt worden.

      Bei „Geminoiden“6 gehen die Entwickler noch einen Schritt weiter. Geminoide sind Androide, die nach einem bestimmten menschlichen ‚Modell‘ gebaut wurden, also aussehen wie eine existierende Person, oft mit dem Ziel, als ferngesteuerte Androiden einer lebenden Person zu agieren.7

      Abb. I.7 exemplifiziert die Klassifikation humanoider Roboter mit je einem Beispiel und den dazugehörigen Merkmalen.

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      Während alle Geminoide gleichzeitig auch Androide und Humanoide sind, ist dies umgekehrt nicht der Fall. Abb. I.8 stellt diese Bezüge noch einmal dar.

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      Bei Androiden und Geminoiden ist zu beachten, dass vollständige Originalgetreuheit auf dem aktuellen Stand von Technik und Wissenschaft für kein organisches Vorbild realisierbar ist. Der Eindruck des Künstlichen ist spätestens beim zweiten Hinsehen in der Regel nicht zu vermeiden, wie auch das Bild von „BuSaif“, dem an der United Arab Emirates University (UAEU) entwickelten Android zeigt (Abb. I.9).

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      [V.I.2]

      Der japanische Professor Masahiro Mori stellte in diesem Zusammenhang die Theorie auf, dass in solchen Situationen die anfängliche Empathie schnell in Abneigung umschlagen kann. Sobald Menschen ‚erkennen‘, dass der Roboter nicht menschlich ist, oder sich nicht wie ein Mensch verhält, sehen sie diesen als leblosen Körper oder ‚Zombie‘ an und wollen folglich Abstand halten. Mori begründet