Am Morgen wartete ich etwas, aber die Männer, welche mich begleiten sollten, erschienen nicht. Als ich zu dem Orang Kaya schickte, war sowohl er als auch ein anderer Häuptling für den Tag fortgegangen, und als ich nach dem Grund fragte, hörte ich, dass sie keinen ihrer Leute dazu hätten überreden können, mit mir zu gehen, weil die Reise lang und ermüdend sei. Da ich zum Gehen entschlossen war, so sagte ich zu den wenigen Leuten, die noch geblieben, dass die Häuptlinge sehr übel daran getan hätten, dass ich mich bei dem Radscha wegen ihres Betragens beklagen würde und dass ich sofort aufbrechen wolle. Jeder der Anwesenden hatte eine andere Entschuldigung, aber es wurde nach anderen gesandt und mittels Drohungen und Versprechungen und der Anwendung der ganzen Beredsamkeit Bujons kamen wir endlich nach zweistündigem Hin- und Herreden fort.
Die ersten paar Meilen ging unser Weg über für Reisfelder gelichtete Ländereien, die nur aus kleinen aber tief und scharf eingeschnittenen Rinnen und Tälern bestehen, mit nicht ein paar Fuß ebenen Bodens. Über dem Kayan-Fluss, einem Hauptarm des Sadong, kamen wir an die niedrigen Abdachungen des Seboran-Berges; der Weg ging längs eines scharfen und mäßig steilen Abhanges und bot eine herrliche Aussicht auf das Land.
Die Gegend glich im Kleinen der Himalaya-Gegend, wie sie Dr. Hooker und andere Reisende beschrieben haben; sie sah wie ein natürliches Modell einiger Teile jener ungeheuren Berge aus, nach einem Maßstab von etwa einem Zehntel, in dem Tausende von Fuß hier durch Hunderte repräsentiert waren. Ich entdeckte jetzt den Ursprung der hübschen Kiesel, die mir im Flussbett so gefielen. Die schieferartigen Felsen hatten aufgehört, und diese Berge schienen aus einem Sandsteinkonglomerat zu bestehen, das an einigen Stellen nur aus einer Masse von aneinander haftenden Kieseln aufgebaut war. Ich hätte wissen sollen, dass so kleine Flüsse nicht so ungeheure Mengen schön gerundeter Kiesel vom allerhärtesten Material hervorbringen können. Sie waren augenscheinlich in fernen Zeitaltern durch die Tätigkeit irgendeines kontinentalen Stromes oder Seegestades gebildet worden, bevor die große Insel Borneo aus dem Ozean gehoben wurde. Die Existenz eines derartigen Systems von Hügeln und Tälern, das im Kleinen alle Züge einer großen Bergregion trägt, hat für die moderne Theorie, dass die Bodengestaltung hauptsächlich mehr von atmosphärischer als von unterirdischer Tätigkeit abhängig ist, eine wichtige Tragweite. Wenn wir eine Anzahl verzweigter, nach vielen verschiedenen Richtungen hin laufender Täler und Spalten innerhalb einer Quadratmeile sehen, so scheint es kaum möglich, ihre Entstehung Rissen und Sprüngen, die durch Erdbeben hervorgebracht wären, zuzuschreiben oder auch nur sie von solchen abzuleiten. Auf der anderen Seite sind in diesem Fall die Natur des Felsens, der so leicht von Wasser zersetzt und weggeschwemmt werden kann, und die bekannte Tätigkeit der so mächtigen tropischen Regen zumindest ganz zureichende Gründe für die Bildung solcher Täler. Allein die Ähnlichkeit ihrer Formen und ihrer Umrisse, ihres Auseinanderstrahlens, ihrer sie trennenden Abhänge und Firste mit denen der großen Bergszenerie des Himalaya ist so bemerkenswert, dass wir zu dem Schluss hingedrängt werden, dass die Arbeitskräfte in beiden Fällen dieselben gewesen sind und dass nur in der Zeit, in der sie in Tätigkeit gewesen und in der Natur des Materials, auf das sie zu wirken hatten, der Unterschied liegt.
Ungefähr am Nachmittag erreichten wir das Dorf Menyerry, schön gelegen auf einem Ausläufer des Berges, ungefähr sechshundert Fuß über dem Tal und eine prächtige Aussicht auf die Berge dieses Teils von Borneo darbietend. Von hier aus sah ich den Berg Penrissen an dem Ursprung des Sarawak-Flusses, einen der höchsten des Distriktes, der bis zu sechstausend Fuß über der See ansteigt. Nach Süden schienen die Rowan- und weiterhin die Untowan-Berge im holländischen Gebiet gleich hoch zu sein. Von Menyerry herabsteigend passierten wir wieder den Kayan, der sich um den Bergvorsprung herumwindet, und erstiegen den Pass, welcher die Sadong- und Sarawak-Täler voneinander trennt und der an zweitausend Fuß hoch ist. Das Herabsteigen von diesem Punkt war sehr schön. Ein Strom rauschte an jeder Seite tief unten in einer Felsschlucht, und allmählich stiegen wir zu dem einen hinunter, indem wir über viele seitliche Rinnen und Abgründe auf Bambusbrücken der Eingeborenen gingen. Einige dieser Brücken waren mehrere Hundert Fuß lang und fünfzig oder sechzig Fuß hoch; ein einzelnes glattes Bambusrohr von vier Zoll Durchmesser bildete den Gehweg, während ein dünnes Geländer von demselben Material oft so schwankte, dass es nur als Führung, nicht als Unterstützung dienen konnte.
Spät am Nachmittag erreichten wir Sodos, auf einem Vorsprung zwischen zwei Flüssen gelegen, aber so von Fruchtbäumen umgeben, dass man nichts von der Gegend sehen konnte. Das Haus war geräumig, rein und bequem und das Volk sehr verbindlich. Viele der Frauen und Kinder hatten nie vorher einen Weißen gesehen und verhielten sich sehr skeptisch in Beziehung darauf, dass ich ganz von derselben Farbe sei wie mein Gesicht. Sie baten mich, ihnen meine Arme und meinen Körper zu zeigen und waren so freundlich und gutgesittet, dass ich mich bewogen fand, ihnen zu willfahren; ich streifte meine Hosen in die Höhe und ließ sie die Farbe meines Beines sehen, welches sie mit großem Interesse betrachteten.
Morgens früh stiegen wir weiter hinab, ein schönes Tal entlang mit Bergen von zweitausend bis dreitausend Fuß Höhe nach jeder Richtung hin. Der kleine Fluss wuchs sehr schnell, bis wir Senna erreichten, wo er schon als schöner kieseliger Strom für kleine Kanus schiffbar war. Hier kamen wieder die gehobenen schieferigen Felsen zum Vorschein mit demselben Streichen und Fallen wie am Sadong-Fluss. Als ich um ein Boot bat, das mich stromabwärts bringen sollte, sagte man mir, dass die Senna-Dajaks, obgleich sie an Flussufern lebten, doch nie Boote bauten oder gebrauchten. Sie waren Bergbewohner, die erst vor zwanzig Jahren ins Tal herabgekommen waren und noch nicht in neue Gewohnheiten sich eingelebt hatten. Sie sind von demselben Stamm wie die Bevölkerung von Menyerry und Sodos. Sie bauen gute Wege und Brücken, kultivieren viel Bergland und geben daher der Gegend ein gefälligeres und zivilisierteres Aussehen als jene, welche nur in Booten fahren und sich in ihrem Anbau auf die Stromufer beschränken.
Nach einiger Mühe mietete ich ein Boot von einem malaiischen Händler und fand drei Dajaks, die mehrere Male mit Malaien nach Sarawak gewesen waren und die die Sache sehr gut zu verstehen glaubten. Sie trieben sehr ungeschickt hinaus, rannen immer auf den Grund, stießen gegen Felsen und verloren ihr Gleichgewicht, sodass sie selbst und das Boot fast umstürzten; es war ein in die Augen springender Gegensatz zu der Geschicklichkeit der See-Dajaks. Endlich kamen wir an eine wirklich gefährliche Stromschnelle, wo oft Boote versanken, und meine Leute fürchteten sich darüberzufahren. Einige Malaien überholten uns hier mit einer Schiffsladung Reis, und nachdem sie sicher hinübergekommen waren, sandten sie in gefälliger Weise einen ihrer Leute zurück, um mir zu helfen. Wie es so geht – gerade an der kritischen Stelle verloren meine Dajaks das Gleichgewicht und hätten, wenn sie allein gewesen wären, sicherlich das Boot umgekippt. Der Fluss wurde nun außerordentlich malerisch, da das Land jederseits teilweise für Reisfelder gelichtet war, die die Aussicht nicht behinderten. Zahlreiche kleine Kornspeicher waren hoch oben in über den Fluss hängenden Bäumen angebracht, zu denen Bambusbrücken vom Ufer aus schräg hinaufführten; und hier und da gingen Bambus-Hängebrücken über den Strom, wo querüber wachsende Bäume ihre Herstellung begünstigten.
Ich schlief die Nacht in dem Dorf der Sebungow-Dajaks und erreichte folgenden Tages Sarawak nach Durchwanderung einer sehr schönen Gegend, in der Kalksteinberge mit ihren phantastischen Formen und weißen Abhängen jederseits aufstiegen, drapiert und geschmückt mit einer üppigen Vegetation. Die Ufer des Sarawak-Flusses sind allerorten mit Fruchtbäumen bedeckt, welche den Dajaks einen großen Teil ihrer Nahrung bieten. Die Mangustan, Lansat, Rambutan, Jack, Jambou und Blimbing10 sind alle im Überfluss vorhanden; aber am reichlichsten vorkommend