Fürstenkrone Classic 51 – Adelsroman. Marisa Frank. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marisa Frank
Издательство: Bookwire
Серия: Fürstenkrone Classic
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740966577
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wenn der Mann kommt.«

      Sie hatte sich wieder der Prinzessin zugewandt. »Dieser Mann war gestern bereits bei mir im Laden und hat sich nach Ihnen erkundigt. Zuerst dachte ich, er wollte Puppen kaufen, doch dann wollte er wissen, wie Sie leben.« Das Rot auf Frau Geißlers Wangen wurde noch dunkler. »Zuerst wollte er nicht glauben, daß Sie auf der Burg leben. Erst als ich ihm jede weitere Auskunft verweigerte, stellte er sich mir vor. Er ist von einem Großkonzern.«

      »Wie?« wunderte Angela sich. »Was habe ich mit einem Großkonzern zu tun?«

      Darauf konnte Frau Geißler antworten, denn sie hatte den Mann danach gefragt. Sie sah die Prinzessin an und sagte: »Er ist an Ihrem Besitz interessiert. Er will die Burg kaufen. Leider habe ich nicht herausfinden können, welche Pläne er damit hat. Aber wie gesagt, er handelt im Auftrag eines Konzerns. Man spricht auch schon davon, daß die Straße zu Ihnen herauf verbreitert werden soll.«

      »Angela, das ist doch prima! Wenn sich ein Konzern für deinen Besitz interessiert, dann ist er sicher bereit, dafür auch zu zahlen.«

      »Moment!« Prinzessin Angela funkelte ihren Freund an. »Ich denke gar nicht daran zu verkaufen. Das weißt du!«

      »Angela, sei doch vernünftig! So eine Gelegenheit kommt wahrscheinlich nicht wieder. Du mußt froh sein, wenn du diesen alten Kasten los wirst.«

      »Du scheinst zu vergessen, daß das hier meine Heimat ist. Ich werde nie verkaufen.«

      »Willst du wirklich warten, bis keine einzige Mauer mehr steht?«

      »Oliver«, empörte Angela sich. Ihr war diese Auseinandersetzung in Gegenwart einer Passauer Geschäftsfrau peinlich. Oliver wandte sich jedoch bereits an Frau Geißler. »Wissen Sie, wie dieser Mann heißt, wo er zu finden ist, oder um welchen Konzern es sich handelt?«

      »Der Mann stellte sich mir als Herr Pleil vor«, sagte Frau Geißler. Sie wünschte sich weit weg. »Ich wollte Ihre Hoheit auch nur informieren. Ich dachte, es ist für sie sicher leichter, mit dem Mann zu verhandeln, wenn sie darauf vorbereitet ist.«

      »Ich werde nicht verhandeln. Das steht überhaupt nicht zur Debatte.« Angela besann sich. Sie wandte sich an Frau Geißler: »Danke, daß Sie mich informiert haben. Es ist nicht sehr fein, wenn man hinterrücks Erkundigungen über mich einzieht.«

      »Angela, es handelt sich um einen Konzern«, versuchte Oliver sie zu beruhigen. »Die hören sich zuerst einmal um, ob sie ihre Pläne verwirklichen können. Schade, daß ich weg muß, ich wäre gern geblieben und hätte mir angehört, was dieser Herr Pleil dir unterbreiten wird.«

      »Oliver, ich werde ihn nicht anhören.«

      »Angela, du darfst jetzt keinen Fehler machen, das ist eine große Chance. Du kannst ein völlig neues Leben beginnen.«

      »Aber das will ich doch nicht! Nun sind wir schon so lange befreundet, zu kennen scheinst du mich aber noch immer nicht. Entschuldigen Sie, Frau Geißler, aber ich liebe meinen Besitz. Mit meinen Eltern habe ich einmal für einige Zeit in München gelebt. Damals war ich noch ein Kind, aber ich fühlte mich unglücklich. Ich kann nirgends anders leben als hier.«

      »Es käme auf einen Versuch an«, murmelte Oliver.

      »Seit dem elften Jahrhundert lebt meine Familie hier«, fuhr Angela ihn an. »Du kannst dies in der Familienchronik nachlesen.«

      Frau Geißler räusperte sich. »Hoheit, wenn Sie mich bitte entschuldigen würden. Es tut mir leid, daß ich gestört habe.« Sie neigte den Kopf in Richtung des Grafen, verbeugte sich tiefer vor Prinzessin Angela, dann wandte sie sich ihrem Auto zu.

      Oliver kam heran und öffnete für sie die Autotür. »Danke, daß Sie gekommen sind. Es ist für die Prinzessin sicher wichtig, daß sie Bescheid weiß.«

      Frau Geißler war froh, daß der Graf das gesagt hatte. Jetzt fühlte sie sich etwas besser. Sie nickte noch einmal, dann zwängte sie sich hinter das Lenkrad und startete. Bevor sie die erste Kurve nahm, warf sie noch einen Blick in den Rückspiegel. Ihre Erleichterung schwand, denn die eisige Miene der Prinzessin war nicht zu übersehen.

      *

      Wie ein gefangenes Tier lief Stephan Dorr in seinem Büro auf und ab. Er war mit seinem Leben nicht mehr zufrieden. Hier lief alles wie am Schnürchen, er wurde nicht gebraucht. Ausgewählte, verläßliche Männer standen an der Spitze seines Unternehmens. Er konnte es ruhig ihnen überlassen, Entscheidungen zu treffen. Stephan Dorr trat ans Fenster. Sein Büro befand sich im Citycorp-Building, einem neuen Wolkenkratzer von New York. Von seinem Standpunkt aus lagen nun die anderen Hochhäuser zu seinen Füßen, bis auf das Empire State Building, aber auch das konnte er von hier aus gut sehen, ebenso die Nadel des Chrysler Building, die sich in den Himmel zu bohren schien. War es der Anblick dieser Steinwüste, der ihn so deprimierte? Stephan Dorr seufzte. Er war mit seinen dreißig Jahren ein sehr reicher Mann, aber er wußte auch, daß er diesen Reichtum seinen Vorfahren zu verdanken hatte. Er war viel gereist, aber nach Deutschland, dem Land, aus dem seine Vorfahren stammten, war er noch nie gekommen. Vielleicht lag dies daran, daß er kaum etwas über seine Vorfahren wußte. Die Sehnsucht, dieses Land kennenzulernen, war in der letzten Zeit aber immer größer geworden.

      Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte. Es war seine Vorzimmerdame, die ihm das Erscheinen von Miß Paddon meldete.

      »Warum lassen Sie Miß Paddon nicht herein?« rief er ärgerlich in den Hörer.

      »Selbstverständlich! Ich wollte Sie nur informieren«, kam es spitz zurück.

      »Danke!« entgegnete Stephan und unterdrückte einen Seufzer. Er war sich bewußt, daß er seiner Sekretärin unrecht getan hatte. Sie hatte den strikten Auftrag, ihm jegliche Besucher fernzuhalten. Er haßte es, ohne Voranmeldung in seinem Büro überfallen zu werden. Jetzt jedoch freute er sich. Erwartungsvoll sah er zur ledergepolsterten Tür. Als Flora eintrat, ging er ihr entgegen.

      »Du bist also nicht böse, daß ich so einfach hier hereinplatze?« Temperamentvoll, wie es ihre Art war, eilte sie auf ihn zu und küßte ihn. »Ich gebe zu, ich habe mich gelangweilt, da bist du mir eingefallen. Wie schön, daß du für mich Zeit hast. Du hast doch?« Forschend sah sie ihn an.

      »Ich habe!« Stephan lachte. »Du kommst gerade recht. Ich habe über mein Leben nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, daß du darin bereits eine große Rolle spielst.«

      »Das ist schön!« Sie setzte sich auf die Schreibtischkante, und er bekam ihre wohlgeformten Beine zu sehen. Sie war hübsch. Am besten gefiel ihm aber ihre Stupsnase, die zu ihrem Ärger mit zwei Sommersprossen verziert war. Sie strich sich das Haar zurück, baumelte ungeniert mit den Beinen, bis sie ihren rechten Schuh verlor. »Laß nur«, meinte sie, als er sich danach bücken wollte. Sie streifte auch ihren zweiten Schuh ab, seufzte und gestand: »Jetzt fühle ich mich wohler.«

      »Willst du etwas trinken?« fragte Stephan.

      »Keine schlechte Idee! Im Broad­way glaubt man zu ersticken. Ich bin völlig geschafft.« Sie streckte sich.

      »Das gleiche dachte ich gerade vorher auch«, sagte Stephan. Er ging zur Bar, die in einem Teakholzschrank untergebracht war. In zwei Gläser gab er Eiswürfel und füllte sie dann mit einer Flüssigkeit auf. Mit den Drinks kam er zu Flora zurück, die noch immer auf der Schreibtischkante hockte. »Man sollte New York den Rücken kehren.« Er reichte ihr das Glas.

      »Mmh!« machte Flora und nippte daran. »Das schmeckt köstlich! Du verstehst es wirklich, Drinks zu mixen. Auf dein Wohl!« Sie nahm einen kräftigen Schluck.

      »Auf das deine!« Er trank ebenfalls, dann betrachtete er sie sinnend. »Ich meine es ernst, Darling! Was hältst du davon wegzufahren?« Er sah, daß sie das Gesicht verzog und setzte rasch hinzu: »Egal wohin, du kannst das Ziel bestimmen.«

      »Verlockend!« Sie lächelte, trank erneut.

      »Und?« drängte er. »Wohin fahren wir?«

      »Du willst wirklich verreisen?« Flora stellte das Glas auf den Schreibtisch, schlug die Beine über­einander. »Nun, warum sollst du nicht Urlaub