Fielding Gray. Simon Raven. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Simon Raven
Издательство: Bookwire
Серия: Almosen fürs Vergessen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783961600434
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> Titelseite

       Impressum

       Aus Fielding Grays Arbeitsnotizen

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Nachwort

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      Simon Raven

      Fielding Gray

      Roman

      Aus dem Englischen übersetzt

      und mit einem Nachwort versehen

      von Sabine Franke

      Elfenbein

      Die Originalausgabe erschien 1967 unter dem Titel

      »Fielding Gray« bei Anthony Blond, London.

      Band 1 des Romanzyklus »Almosen fürs Vergessen«

      Copyright © Simon Raven, 1998

      First published as part of »Alms for Oblivion«:

      Volume I by Vintage, an imprint of Vintage.

      Vintage is part of the Penguin Random House

      group of companies.

      Die Übersetzung dieses Bandes

      wurde mit freundlicher Unterstützung der

      Brougier-Seisser-Cleve-Werhahn-Stiftung

      ermöglicht.

      © 2020 Elfenbein Verlag, Berlin

      Einbandgestaltung: Oda Ruthe

      Alle Rechte vorbehalten

      ISBN 978-3-96160-043-4 (E-Book)

      ISBN 978-3-96160-013-7 (Druckausgabe)

       AUS FIELDING GRAYS ARBEITSNOTIZEN

      23. Mai 1959

      Heute Abend habe ich nun mein altes Notizbuch wieder hervorgeholt. Ursprünglich enthielt es bloß verstreute Erlebnisse und Beobachtungen, aber ich habe alles in eine verständliche Form gebracht, während ich 1955 auf der Insel Santa Kytherea statio­niert war. Obwohl ich letztes Jahr noch einmal einen Blick darauf geworfen habe, als ich wegen der Sache mit Zypern im Krankenhaus lag, und ein bisschen Ordnung hineingebracht habe, aus Selbstachtung und um der englischen Sprache ihre Schuldigkeit zu tun, habe ich dem Ganzen doch nie einen Wert beigemessen, der über den einer privaten Erinnerung hinausgeht, an etwas, das ich eigentlich besser der Vergessenheit hätte anheimgeben sollen. Gregory Stern ist aber bereit, mir ein ansehnliches Sümmchen zu zahlen, wenn ich daraus einen Roman mache. Er hat meine Aufzeichnungen zwar nie gesehen, scheint aber ein Riesending zu wittern, und nur aufgrund von ein, zwei zufällig fallen gelassenen Bemerkungen – denn ich habe kaum je darüber geredet. Ich dachte an Christopher und wollte Stillschweigen bewahren; aber andererseits ist das jetzt alles schon lange her, und Gregory Stern, auf den ich noch viele Jahre weitgehend angewiesen sein werde, hat die Sache mit großem Nachdruck verfolgt.

      Wie dem auch sei, da liegt es. Ich habe mich darauf eingelassen, aus diesen Aufzeichnungen einen Roman zu machen … ein Werk der »Fiktion«. Ich denke mal, als Erstes werde ich alles noch einmal durchlesen …

      »Die Aufzeichnungen von Fielding Gray …«

      DIE AUFZEICHNUNGEN VON FIELDING GRAY

      Am zweiten Sonntag nachdem der Krieg in Europa zu Ende war, wurde in der Kapelle unserer Schule ein Gottesdienst zum Gedenken an die Toten abgehalten. So viele Ehemalige, wie man in der kurzen Zeit erreichen konnte, waren darüber informiert worden, und die Sitzbänke für Besucher quollen über von Uniformen. Während wir abgetragene graue Flanellhosen und ausgebesserte Tweedjacken anhatten, waren Englands siegreiche Kämpfer mit allen nur denkbaren Farben und Effekten ausstaffiert. Da waren die schwarz-goldenen Kopfbedeckungen der Gardedivision, die dunkelgrünen Schiffchen des Schützenregiments, um die Hüften der Highlander waren Kilts geschwungen und die Mitglieder der berittenen Artillerie über und über mit Kugelknöpfen bedeckt; es gab makabere Uniformabzeichen und seltsam geknotete Achselschnüre; vereinzelt waren sogar Reiterstiefel mit Sporen zu sehen, obwohl ihr Anblick 1945 allgemein missbilligt wurde, weil sie Assoziationen an den Faschismus hervorriefen.

      Zunächst verlief der Gottesdienst im Einklang mit diesem prächtigen Dekor. Ein innig gesungenes »Jerusalem«, dessen politische Implikationen den meisten Anwesenden entgingen, sorgte für ein wohlgefälliges Gefühl des Triumphs, und die Stelle aus den Apokryphen, die sie bei solchen Gelegenheiten immer wählen, ließ uns, auch wenn sie dem gemeinen Fußvolk den nötigen Tribut zollt, keinen Zweifel, dass materieller Wohlstand und ein traditionelles Herrschaftsverständnis das waren, worauf es letztlich ankam. Ich selbst saß in der Abteilung für die Oberstufenschüler, von wo aus man einen guten Blick auf die Besucher hatte, und ich konnte sehen, dass sich die prachtvollen Offiziere zu diesem Zeitpunkt unverhohlen zurechtmachten, als wäre die ganze Veranstaltung dazu da, ihnen zu huldigen. Tatsächlich zeigten sich, als die Verdienste der Toten gewürdigt wurden (ein Prozedere, das einige Zeit in Anspruch nahm), unmissverständliche Anzeichen von Lange­weile und Missfallen, es wurde ausgiebig an Offiziersstöcken und Pferdepeitschen herumgespielt und viel an den Sam-Browne-Gürteln herumgefummelt; die Krieger waren, wie es schien, nicht hier versammelt, um sich lang und breit die Errungenschaften anderer anzuhören. Es wäre das Mindeste gewesen, so schienen sie zu denken, dass man die Liste diskret ein wenig hätte kürzen können.

      »Connaught la Poeur Beresford«, tönte unser Schulvorsteher, »Leutnant, Irische Garde, in einem Lazarett an Kriegsverwundungen verstorben, die er bei Anzio erlitten hat. Zuvor mit dem Militärverdienstkreuz ausgezeichnet, für Tapferkeit in der Libyschen Wüste.«

      Gut, das war in Ordnung: Selbst der überhebliche Kavallerist in den kirschroten Hosen konnte daran schwerlich etwas auszusetzen haben. Aber:

      »Michael John Blood, Obergefreiter, Königliches Fernmeldekorps, verstorben an einer Lungenentzündung im Militärhospital in Aldershot.«

      Das war hier natürlich ganz und gar fehl am Platz. Vielleicht mochte es unter Umständen gerade so angehen, solange man nicht noch die Aufmerksamkeit darauf lenkte. Es war nicht nötig, das an die Öffentlichkeit zu zerren – so sah das offenbar ein junger Major mit steinern verkniffenem Mund, der obsessiv immer wieder über einen riesigen, khakifarbenen Filzhut strich. Als ich den hochmütigen Major beobachtete, wallte schuldbewusst eine Welle von Mitleid für Michael John Blood in mir auf, der geradezu grotesk verpickelt und o-beinig gewesen war, aber nie hochmütig auf jemanden herabgesehen hatte. Ruhe in Frieden! Für wen hielt sich dieser Major, dass er meinte, auf dieses klägliche Grab spucken zu können?

      Andererseits, für wen hielt ich mich, wenn ich meinte,