Wyatt Earp 219 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963699
Скачать книгу
Missourier sehen konnte der Hüne von seinem Platz auf der Türschwelle aus kaum.

      Sah er etwa ihn, den Georgier?

      Holliday hatte sich in dem Moment, als die Tür aufsprang, jedoch so abgewandt, dass er mit der rechten Schulter der Tür zugewandt stand. Die Vorderseite mit der weißen dreieckigen Hemdbrust konnte der Mann also nicht sehen. Außerdem war Holliday davon überzeugt, dass der andere ihn überhaupt nicht ausmachen konnte, da er bis jetzt im Licht der Lampe drinnen gewesen war und nun in die Dunkelheit hinausblickte. Der Mond hatte sich hinter einer gewaltigen Wolkendecke zurückgezogen, und nur noch diffuses, schwaches Licht erreichte die Erde.

      Da kam Leben in die Gestalt des Mannes in der Tür. Er löste sich von der Schwelle, machte ein paar Schritte vorwärts und riss plötzlich das Gewehr hoch.

      Aber ein doppeltes hartes metallisches Klicken schlug ihm von zwei Seiten entgegen.

      Der Riese, der den Marshal nun wohl offensichtlich entdeckt hatte, warf verblüfft den Kopf herum und blickte in die Richtung, aus der das Klicken hinter ihm gekommen war.

      Da sah er jetzt ganz deutlich eine weiße Hemdbrust aus der Dunkelheit schimmern.

      »Lassen Sie das Gewehr fallen!«, forderte der Missourier ihn mit fast leiser Stimme auf.

      Da öffneten sich die Pranken des Hünen, und das Schrotgewehr fiel auf den steinigen Boden.

      »Gehen Sie voran ins Haus«, forderte Wyatt ihn auf. Der andere setzte sich in Bewegung. In dem Moment aber, in dem er die Schwelle überschritten hatte, wollte er rasch mit dem linken Stiefel hinter die Tür haken, um sie hinter sich zuzustoßen.

      Das aber gelang ihm nicht, denn der Missourier war sofort bei ihm und hielt die Tür mit dem linken Ellbogen auf.

      »Keine Spiele, Mister!«, warnte ihn der Marshal leise. »Und kein Geräusch, keinen Laut!«

      Der Mann war stehengeblieben, einen Schritt von der Tür entfernt, mit dem Rücken zu ihm. Die Hände hatte er leicht angehoben.

      »Höher mit den Armen!«, forderte der Marshal ihn auf.

      Der Mann nahm die Hände in Schulterhöhe.

      »Vorwärts, gehen Sie weiter um den Tisch herum!«, forderte der Missourier ihn auf.

      Der Mann setzte sich schwerfällig in Bewegung, ging um den Tisch herum, blieb aber wieder so stehen, dass er dem Missourier den Rücken zudrehte.

      Da nahm Wyatt auch den anderen Revolver aus dem Halfter, schob die Tür hinter sich mit dem Stiefel zu und spannte knackend den Hahn.

      Der Mann vor ihm rührte sich nicht.

      »Drehen Sie sich um!«

      »Ich denke nicht daran«, krächzte der Hüne.

      »Sie haben genau anderthalb Sekunden Zeit, sich das zu überlegen. Dann haben Sie Jahrtausende Zeit, in den Ewigen Jagdgründen über Ihren Fehler nachzudenken.«

      Das zündete. Der Mann wandte sich um und stand jetzt dem Marshal gegenüber.

      Nur ein schmaler, grobgezimmerter Tisch trennte die beiden voneinander.

      Es war ein grobschlächtiger Mensch mit einem affenähnlichen Gesicht. Eine kurze, fliehende Stirn wölbte sich weit über die tiefliegenden Augen, deren hartes struppiges Brauenhaar von den Jochbeinknochen herunterwuchs und fast die halben Augenhöhlen verdeckte, was das Aussehen des Mannes nicht eben angenehmer machte.

      Die Nase war kurz und eingeschlagen, vorn breit und stumpf. Breit vorstehend waren die Wangenknochen, die sich den Augen entgegenschoben. Seltsam schmal war das Gesicht unter diesen Knochen – wie eingefallen. Man hätte drei Finger unter jeden Wangenknochen legen können. Schmal und hart war der Mund, und hart und spitz das Kinn. Die untere Hälfte des Gesichtes war mit langen blonden Bartstoppeln bedeckt. Aus der Tiefe der Augenhöhlen blitzten schiefergraue Augen, die eine seltsam irisierende Schärfe hatten.

      Der Mann hatte einen mächtigen Körper, und über der Hose wölbte sich ein schwerer Leib. Er trug einen uralten Armeerevolver rechts im Halfter und hatte an jeder Hüftseite ein großes Bowiemesser. Die Jackenärmel waren mit Lederfransen besetzt, ebenso die Hosennähte. Unförmig wie alles an diesem Mann waren auch seine Stiefel. Sporen trug er nicht.

      Wyatt hatte mit raschem Blick das Innere der Hütte überflogen. Die Wände waren, wie es in den Bergen üblich war, aus Baumstämmen gefertigt, die übereinanderlagen und an den Ecken ausgebuchtet waren, um einen dichten Verschluss abzugeben. Das kleine Fenster zur Westseite hin war mit einem dichten sackartigen Vorhang verhängt. Die Tür war aus schweren Bohlenbrettern gefertigt, und sicher hätte sie keinen Lichtschein hinausgelassen, wenn man nicht versäumt hätte, die Schwelle aus Hartholz herzustellen. Stattdessen war sie aus weichem Holz gemacht und längst durchgetreten. Hinter dem Tisch befand sich ein Lager, auf dem Felle ausgebreitet waren. Zwei Schemel standen um den Tisch herum. Rechts war ein Holzgestell, das eine Art Schrank abgeben sollte und ebenfalls mit Sackleinen zugehängt war.

      Neben der Tür an der Wand hingen noch Kleidungsstücke und ein weiteres Gewehr. In einer anderen Ecke sah der Missourier Kästen und Körbe stehen, in denen sich offenbar Lebensmittel befanden.

      An der niedrigen Decke hing eine blakende Lampe, die einen schwarzen Rußfaden aufzog, der dem Dachbalken entgegenkräuselte.

      Schweigend stand der Missourier vor der Tür, entspannten jetzt die Revolver und ließ sie mit Handsaltos in die Halfter zurückfliegen.

      Der Riese hatte die Bewegung mit einem Augenzwinkern wahrgenommen.

      Aber er schwieg. Sein breiter Mund bewegte sich nicht. Dafür arbeitete es neben seinen Wangenknochen unentwegt.

      Die Hände hatte er längst wieder heruntergenommen.

      Aber der Marshal traute ihm nicht die Geschicklichkeit zu, die Waffe so schnell zu ziehen, dass er ihn damit hätte gefährden können.

      »Vielleicht können wir uns auf eine etwas weniger kriegerische Weise unterhalten, Mister«, sagte der Missourier.

      Der andere blickte ihn mit ausdruckslosen Augen an und entgegnete schließlich:

      »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen.«

      »Schon mal den Namen Keeton gehört?«

      Der bullige Mann zog die Schultern hoch und knurrte:

      »Ich weiß nicht, was Sie damit wollen. Ich kenne keinen Mann, der so heißt. Ich bin Pelztierjäger und heiße McLeod.«

      Wyatt blickte ihn forschend an. Pelztierjäger gab es hier im Land natürlich überall. Aber ob ausgerechnet hier oben auf den Höhen der Peloncillo-Mountains Pelztiere zu jagen waren, und dann noch in dieser Jahreszeit, das wusste Wyatt nicht genau.

      Da reckte der andere seine mächtigen Schultern und meinte:

      »So und jetzt wünsche ich zufrieden gelassen zu werden. Es ist spät, und ich habe die Absicht, mich hinzulegen. Morgen bei Tagesgrauen fängt für mich eine schwere Arbeit an.«

      Wyatt nickte, wandte sich um und ging hinaus.

      Doc Holliday stand draußen an der Hausecke und hatte auf ihn gewartet.

      In diesem Augenblick geschah es!

      Oben am Fels über dem Hüttendach lösten sich Gesteinsbrocken und polterten über den Dachrand hinunter auf den Boden.

      Die beiden Dodger hatten sich mit raschen Sprüngen seitwärts von der Hütte wegbewegen können.

      Weiteres Gestein polterte in die Tiefe. Dabei verletzte es keineswegs das Hüttendach, denn es sprang direkt über dessen Rand hinweg.

      Wyatt und Doc Holliday hatten sich etwa zwanzig Schritt von der Hütte entfernt und hinter einer Feldnase in Deckung gebracht, von wo sie die Gesteinstrümmer die da vom Fels herunterkamen, beobachteten.

      »Nanu«, meinte der Spieler, »ist das ein Trick von unserem Freund?«

      »Schwer