»Ich habe schon als Kind viel fantasiert. Meine heutigen Fantasien sind mehr oder weniger entfernte Versionen meiner Fantasien von damals«, sagte Paula. »Immer möchte ich, dass man mich einfach nur nimmt ... wortlos ... wie selbstverständlich.«
»Weiß das dein Mann?«
»Ich habe seltsamerweise nie Fantasien mit meinem Mann.«
»Mit anderen Männern?«
»Ja. Oft.«
»Immer dieselben Männer?«
»Das weiß ich nicht, weil sie alle maskiert sind. Ich kann ihre Gesichter nicht erkennen. Und das will ich auch gar nicht. Aber ich genieße es, ihnen vollkommen hilflos ausgeliefert zu sein. Danach muss ich mich immer selbst befriedigen.« Paula sah Sandy plötzlich fest in die Augen. »Ich möchte mich unzähligen Händen und Schwänzen hingeben. Das wäre mein größter Traum.«
»Ja«, seufzte Sandy, »das möchte ich auch mal erleben.«
»Aber dann denke ich wieder, dass solche Fantasien nicht richtig sind. Ich bekomme jedes Mal ein schlechtes Gewissen.«
»Ob du richtig oder falsch denkst, ist nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass du für dich selber denkst.«
»Das hast du lieb gesagt.« Sie streichelte Sandy zärtlich über die Wange.
»Dass uns eine Sache fehlt, sollte uns aber nicht davon abhalten, alles andere zu genießen«, sagte Sandy lachend und kramte ihren Luxusvibrator unterm Bett hervor. »Das ist mein Freund für einsame Stunden.«
»Lass sehen!« Sie nahm das Gerät in die Hand und befühlte es neugierig. »Fühlt sich fantastisch an.«
»Warte erst mal ab, was der alles kann.«
Sandy erwies sich als wahre Meisterin in der Kunst der Liebe. Sie hatte ein feines Gespür für Rhythmus und Intensität des stufenlos regulierbaren Vibrators. Und mit ihrer Zunge stimulierte sie zusätzlich Paulas Klitoris.
Für Paula war es Genuss pur. Sie vergaß alles um sich herum und ließ sich auf diesem Ozean der Lust hemmungslos treiben. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Sie wusste nur, dass sie drauf und dran war, sich in Sandy zu verlieben. Auf dem Gipfel ihrer Lust schrie sie laut auf und krallte ihre Fingernägel in Sandys Fleisch.
Nachdem die ersten großen Wonnen abgeebbt waren, war sie wieder ansprechbar.
»Könntest du dir auch Liebe zu dritt vorstellen?«, fragte Sandy.
»In welcher Konstellation?«
»Du. Ich. Und ein ganz toller Mann.«
»Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie mich ein halber Mann befriedigen soll, aber wenn du sagst, dass er toll ist, dann ist er es auch.« Sie lachte.
»Ich verspreche dir nicht zu viel.«
»Okay. Wann stellst du ihn mir vor?«
»Ich ruf ihn gleich an. Wie sieht’s denn mit deiner zeitlichen Verfügbarkeit aus?«
Paula überlegte. »Jetzt Samstag, so ab vierzehn Uhr, würde mir sehr gut passen. Dann steht mein Mann wieder stundenlang auf dem Tennisplatz.«
»Das trifft sich gut. Samstag kann er auch immer.«
»Weißt du was?« Paula war plötzlich Feuer und Flamme. »Wir machen das hier in deiner Wohnung, und wir werden alle Masken tragen. Was hältst du von dieser Idee?«
»Super Idee!«, sagte Sandy und setzte gleich noch einen drauf. »Und niemand darf dabei ein Wort sprechen. Wir werden uns nur durch Zeichen verständigen.«
»Hu, ist das aufregend!« Sie fiel Sandy dankbar in die Arme.
Kapitel 17
Nachdem Paula gegangen war, rief Sandy Marc an.
»Na, Meister, wie geht’s?«, fragte sie.
»Ganz gut. Und dir?«
»Sehr gut, weil ich nämlich jetzt mein Versprechen bei dir einlösen kann.«
»Was für ein Versprechen?«
»Ich hab die zweite Lady für unseren flotten Dreier.«
»Ist nicht wahr!«
»Und ob das wahr ist! Sie sieht sehr gut aus, und sie hat einen Körper, in den ich mich verlieben könnte.«
»Wie alt?«
»Einunddreißig.«
»Wann stellst du sie mir vor?«
»Deshalb rufe ich dich ja an.«
Fünf Minuten später war Marc vollkommen im Bilde. Samstag ginge okay, sagte er. Würde ihm super passen. Die Idee mit den Masken fand er auch toll. Irgendwo würde er schon welche auftreiben. Ansonsten wie immer: Kanapees und Champagner vom Feinkostladen um die Ecke.
Bis Samstag waren es noch drei Tage.
Sandy gefiel Paulas Idee von Stunde zu Stunde besser. Die dunkelhaarige Schönheit sollte voll auf ihre Kosten kommen, deshalb durfte nichts schief gehen. Sie überlegte sich ein paar Punkte, die es zu beachten galt, und informierte dann sowohl Paula als auch Marc mit zwei getrennten E-Mails. Am wichtigsten erschien es ihr, dass sich die beiden nicht schon im Treppenhaus begegneten. Deshalb sollten sie mit einer halben Stunde Abstand bei ihr aufkreuzen. Paula sollte um vierzehn Uhr erscheinen, damit sie sich bei einem Gläschen Champagner schon mal etwas akklimatisieren konnte, Marc dürfte frühestens um halb drei hinzustoßen. Wenn er in der Tür erschiene, müsste er bereits die Maske tragen. Und von diesem Moment an würde absolutes Schweigen gelten, damit Paula in den vollkommenen Genuss ihrer ausgelebten Fantasie käme. Die beiden Masken für die Ladies müsste er ihr aber schon am Freitagabend vorbeibringen, denn weder sie noch Paula besaßen eine. Dass niemand ein Wort sprechen dürfte, schien der schwierigste Punkt zu sein. Was war mit der Musik? Wollte Paula überhaupt Musik beim Sex haben, oder zog sie die Stille vor? Sie würde sie fragen müssen.
»Ach, noch was«, setzte sie in ihrer E-Mail an Marc hinzu. »Die Lady steht auf leichte Erziehung. Es wäre vermutlich nicht verkehrt, wenn du einen auf dominant machen würdest. Sie ist betörend schön, aber lass dich davon nicht beeindrucken. Nimm bitte nicht allzu viel Rücksicht auf sie. Liebe Grüße, Sandy.«
»Alles kein Problem«, mailte Marc. »Die Masken bringe ich dir am Freitagabend vorbei, die kleinen Leckereien werden am Samstagmorgen gegen elf angeliefert. Du musst sie nur kalt stellen. Ich hab nur eine letzte Frage: Ist die schöne Unbekannte denn auch rasiert? Du weißt, dass ich Pelzunterwäsche nicht ausstehen kann.«
»Sie ist blitzblank!«, schrieb Sandy zurück und setzte ein fettes Smilie hinterher.
Kapitel 18
Die feinen Kanapees und der Champagner standen bereits kalt. Die Wohnung war aufgeräumt und sauber. Das Schlafzimmer ausgiebig gelüftet worden. In der Stunde bis zu Paulas Eintreffen versuchte Sandy sich mit Yoga abzulenken. Dann klingelte es.
Sie hatte die Tür kaum geöffnet, als Paula ihr auch schon in die Arme fiel und sie an sich drückte. Aber bitte keinen Kuss, damit der sorgfältig aufgetragene Lippenstift nicht verschmierte.
»Ich kann dir gar nicht sagen, wie aufgeregt ich bin!«, rief Paula.
»Frag mich mal!«, lachte Sandy. »Ich hab die ganze Nacht kein Auge zugetan.«
»Du siehst fantastisch aus!«
»Und du erst. Mir scheint, wir haben den gleichen Geschmack.«
Ja, die beiden Damen hatten sich in todschicke Sommerkleider geworfen. Aber die würden sie gleich ablegen müssen, denn es war ausgemacht, dass der sehr dominante Herr sie nackt zu empfangen wünschte.
»Ich bin völlig durcheinander«, stöhnte Paula. »Wie