Liebst Du mich auch?. Patricia B. McConnell. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia B. McConnell
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783942335713
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aber andererseits hat er zu viel Angst, um seinen Blick von dem Angst auslösenden Objekt abzuwenden. Am häufigsten sehe ich diesen Ausdruck bei Hunden, die Angst vor fremden Menschen oder fremden Hunden haben. Wenn Sie ein Beispiel dafür sehen möchten, wie das Gleiche beim Menschen aussieht, dann gehen Sie ins Kino und schauen einen Horrorfilm an. Wenn etwas Erschreckendes passiert, werden Sie sehen, wie die Kinozuschauer ihre Köpfe wegdrehen, aber die Augen auf das Monster auf der Leinwand geheftet lassen. Der rationale Teil unseres Gehirns versteht zwar, dass die Gefahr nur auf der Leinwand besteht, aber der emotionale Teil des Gehirns ist sich jederzeit bewusst, dass der Außerirdische jeden Moment von dort hervorspringen und uns angreifen könnte und es deshalb ratsam ist, ihn nicht aus den Augen zu lassen.

      Hunde scheinen die Situation ähnlich zu bewerten, denn ängstliche Hunde drehen ihren Kopf weg, als ob sie es nicht aushalten könnten, dem Monster direkt gegenüberzustehen, aber sie halten ihre Augen fest auf das gerichtet, was ihnen Angst macht. Dieser Ausdruck ist etwas vollkommen anderes als der harte, direkte Blick eines selbstbewussten Hundes. Zwar könnten beide Hunde alle möglichen Schwierigkeiten machen, aber ein Hund, der »Walaugen« macht, sagt Ihnen damit eindeutig, dass er wirklich schreckliche Angst hat. Sie tun ihm keinen Gefallen, wenn sie das ignorieren oder ihn dazu zwingen, sich der Gefahr hier und jetzt direkt zu stellen.

      Es gibt allerdings eine Ausnahme von der Regel, dass man sich vorsichtig gegenüber einem Hund verhalten sollte, der das Weiße in den Augen zeigt: Den gleichen Ausdruck habe ich auch schon in den Gesichtern völlig entspannter Hunde gesehen, die schlicht und einfach – mir fällt keine bessere Beschreibung dafür ein – amüsiert wirkten. Schauen Sie sich einmal Lukes Gesicht auf der letzten Bildseite an: Sein Kopf ist teilweise mir und teilweise dem Fotografen zugewendet, während seine Augen direkt in die Kamera schauen. Den gleichen Ausdruck können Sie auf den Gesichtern von Elizabeth Marshall Thomas’ Hunden sehen, die auf dem Titelbild ihres Buches Das geheime Leben der Hunde abgebildet sind. Ich habe ihn nicht sehr häufig gesehen und möchte an dieser Stelle ganz klar machen, dass ich nur eine reine Vermutung äußere – aber ich kann mir nicht helfen, für mich sieht es ganz genauso aus, als ob der Hund sich gemeinsam mit der Person, die er gerade anschaut, köstlich amüsiert. In Lukes Fall habe ich den dummen Verdacht, dass er sich über meine Frisur lustig machte.

      WEGSCHAUEN

      Achten Sie im Zusammenhang mit dem Hin- oder Abwenden des Kopfes auch einmal darauf, wie oft ein Hund seine Richtung ändert, um damit zu vermeiden, einen anderen Hund oder eine andere Person direkt ansehen zu müssen. Sie können das sehen, wenn ein Hund beim Vorbeigehen an einem anderen Hund seinen Kopf wegdreht, weil zwischen beiden Spannung herrscht oder sie sich zuvor noch nie begegnet sind. Wenn Sie darauf zu achten beginnen, in welche Richtung der Hundekopf sich orientiert, wird Ihnen auffallen, dass Hunde bemerkenswert viel Energie darauf verwenden, direkten Blickkontakt mit anderen zu vermeiden, solange diese nicht gerade gute alte Freunde sind. Am schönsten können Sie das auf einem gemeinsamen Gruppenfoto von Menschen und Hunden sehen: Alle Menschen schauen sich entweder gegenseitig an oder in die Kamera, während die Hunde voneinander wegschauen.

      Das ist so lange kein Problem, wie wir die Bemühungen unserer Hunde, Konflikten mit anderen aus dem Weg zu gehen, auch respektieren. Manche Hunde scheinen das Wegschauen zum Abbauen von Spannungen einzusetzen. Oft ist es ein Zeichen für einen freundlichen, gut sozialisierten Hund. Luke und Lassie haben beide mit mir zusammen an Hunderten von Fällen mit intraspezifischer Aggression (Aggression Hund gegen Hund) gearbeitet, jedes Mal ihren Kopf weggedreht, wenn ein aus Verteidigungshaltung heraus aggressiver Hund in ihre Richtung schaute. Wenn sie den Blick erwidert hätten, hätte der andere Hund sofort mit tiefer Stimme wild zu bellen begonnen, aber indem sie ihren Kopf wegdrehten, hielten sie die Situation entspannt und gingen einem Blickduell aus dem Weg, das Hunde so sehr provoziert.

      Manchmal drehen auch selbstbewusste Hunde von hohem sozialen Status ihren Kopf weg, wenn ein im Status niedrigerer, untergebener Hund sie begrüßt. In diesem Fall ist es so, als ob der statushöhere Hund den Unnahbaren spielen oder mitteilen würde, dass er dem anderen nur dann gnädig seine Aufmerksamkeit schenken wird, wenn ihm der Sinn danach steht. Hunde können aber auch wegschauen, wenn sie selbst Angst haben. Wenn ein Hund bei Annäherung eines fremden Menschen züngelt und den Kopf wegdreht, teilt er mit, dass er Angst hat und ist sicherlich kein Hund, der jetzt gerne gestreichelt werden möchte. Achten Sie ab jetzt einmal auf die Richtung des Kopfes, wenn ein Hund ihm unbekannte Menschen oder Hunde begrüßt – Sie werden viel darüber lernen, wie er sich fühlt.

      SPRECHENDE AUGENBRAUEN

      Wenn wir Menschen missbilligend die Stirn runzeln, bewegen wir die Mittelpartie unserer beiden Augenbrauen nach unten und aufeinander zu. Auch Hunde runzeln die Stirn – ein weiteres Signal, das relativ leicht erkennbar ist, wenn Sie erst einmal bewusst darauf achten. Es ist offensichtlich, dass diese Signale in der sozialen Kommunikation wichtig sind – bei beiden Spezies sind die Muskeln über den Augen betont hervorgehoben: bei uns durch Behaarung und bei den meisten Hunden durch Färbung.23 Schauen Sie sich einmal die Fotos von Lassie an, die das ausdrucksstärkste Gesicht aller Hunde hat, die ich je besaß. Wenn wir zum Arbeiten zum Schafstall gehen, strahlt die Vorfreude wie Sonnenschein aus jeder einzelnen ihrer Körperporen. Ihr Fang öffnet sich – nein, ihr ganzes Gesicht öffnet sich in dieser bestimmten Art von entspannter Freude, die einen selbst nur vom Hinschauen schon glücklich macht. Wenn Sie hingegen auf dem Fußboden liegt und mir dabei zusieht, wie ich meine Koffer für eine Geschäftsreise packe, falten sich ihre Augenbrauen nach vorn, womit sie einem stirnrunzelnden Menschen erstaunlich ähnlich sieht. Lassie runzelt ihre Stirn so oft, dass einer meiner Spitznamen für sie »Runzelnase« ist.

      Ihre oft in Falten gezogenen Augenbrauen sind einer der Gründe für meine Annahme, dass sie nicht immer ein glücklicher Hund ist. Sicherlich war sie das reinste Wrack, als sie zu mir kam: Aufgezogen von einer Mutter (der hündischen), die ihre Welpen hasste, verbrachte sie ihr erstes halbes Lebensjahr in einem Haus mit vier Kleinkindern und einer überforderten allein erziehenden Mutter (der menschlichen). Das Leben auf meiner Farm tat ihr sehr gut, und nach einem Jahr Hütearbeit an den Schafen, intensivem Training und Spielen mit ihrem Vater Luke, den sie vergötterte, hörte Lassie endlich damit auf, sich zwanghaft auf der Stelle zu drehen und alles abzulecken, was sich in Reichweite ihrer Zunge befand. Noch elf Jahre später, im reifen Alter von zwölf, scheint Lassie die Welt um sich herum mit großer Ernsthaftigkeit wahrzunehmen. Wenn Sie alle fünf Minuten ein Foto von ihr machen würden, würden die meisten Bilder einen Hund zeigen, der seine Augenbrauen – wenn auch nur ganz leicht – zusammenzieht. Psychologen sind der Meinung, dass Menschen einen »Ausgangspunkt« für Glück haben, der sowohl von ihrer Genetik als auch ihren frühen Erfahrungen bestimmt wird und ich bezweifle nicht, dass dies für Hunde wie Lassie genauso zutrifft wie für Menschen.24

      Manche Hunde ziehen die Augenbrauen nur selten zusammen, sodass es sein kann, dass Sie diesen Ausdruck bei Ihrem eigenen Hund vielleicht nie sehen. Ich glaube, ich habe das »Stirnrunzeln« bei Pip oder Tulip noch nie gesehen. Luke zeigte es einige wenige Male, wenn ich ihn bei der Hütearbeit mit einem dummen Kommando durcheinander brachte oder wenn ich ihn von den Schafen abrief, obwohl er noch weiterarbeiten wollte. Außerdem spannte er viele seiner Gesichtsmuskeln an, wenn er, wie ich glaube, Angst vor etwas hatte. Im krassen Gegensatz zu den lockeren Muskeln eines entspannten Hundes spannten sich Lukes Gesichtsmuskeln sichtbar über seinen gesamten Kopf; besonders unter seinen Augen war diese Anspannung offensichtlich. Die drei Fotos des Hundes Gus im Bildteil des Buches sind ein gutes Beispiel für den Übergang von »entspannt und glücklich« zu »müde und gereizt«. Nicht nur sein Fang verändert sich von offen zu geschlossen, sondern der offensichtlichste Unterschied ist die Anspannung seiner Gesichtsmuskeln – besonders unter den Augen. Die Gesichter bekümmerter oder angespannter Hunde sehen fast so aus, als hätte ihnen jemand die Flüssigkeit entzogen. Sie verlieren das volle, glatte Aussehen entspannter Muskeln und haben einen abgekämpften, ausgelaugten Ausdruck.

      »GEHT ES DIR GUT?«

      Sicher hat Sie irgendwann einmal jemand gefragt: