Jon & Jenny. Arndt Mauer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Arndt Mauer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960742043
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drehte sich um. „Wieso muss ich denn auch ins Bett, immerhin bin ich älter als Jonnyboy!“

      Frau Kolla verdrehte die Augen. „Du bist genau fünf Minuten älter als dein Bruder. Also sagen wir, du darfst fünf Minuten länger aufbleiben. Was hältst du davon?“

      Als Jon zu einem Protest ansetzen wollte und Jenny über den Vorschlag nachzudenken schien, stieß ihre Mutter einen Seufzer aus. „Ihr wisst genau, dass das nicht ernst gemeint war.“

      Ein Blick auf die Uhr vertrieb den Rest von Frau Kollas Verhandlungsbereitschaft. „So spät schon! Wirklich, jetzt aber ab ins Bett! Schlimmer als ein Sack Zirkusflöhe – ihr könntet eine ganze Armee auf Trab halten ...“

      *

      1

      „Jennifer, ich hatte dir doch vorhin schon gesagt, kein Kaugummi im … ach was soll’s. Und zum werten Herrn Bruder: Denk bloß nicht, dass ich nicht sehen würde, dass du wieder über deinen Programmen brütest! Ich dulde das heute nur, weil es die letzte Stunde vor den Ferien ...“

      „Ferien! Endlich Ferien!“ Jenny reckte ihre Faust in die Höhe.

      Jon nickte nur, ohne von seinen Notizen aufzusehen. Frau Heisterkamp ging auf die Reaktionen des Zwillingspaares nicht weiter ein. Bis zuletzt hatte sie versucht, den Schülern die Charakteristika diverser Menschenaffengattungen zu erläutern. Ob etwas davon hängen geblieben war, würde sich erst im nächsten Schuljahr zeigen.

      Offensichtlich war dagegen, dass sich auch Frau Heisterkamp die Sommerferien herbeisehnte. Es war kein Geheimnis, dass diese Klasse, allen voran Jenny, an ihren Nerven gezehrt hatte. Sie musterte die brünetten Zwillinge kurz. Beide galten als Herausforderung: Jenny ungeduldig, immer in Bewegung. Und Jon zwar hochintelligent, aber nur mit seinen eigenen Projekten beschäftigt. Ihre Streitereien hielten sie nicht davon ab, den Großteil des Tages zusammen zu verbringen. „Entweder ihr stürzt gemeinsam ab oder ihr beflügelt euch – die Entscheidung trefft ihr selbst!“, hatte die Lehrerin sie ermahnt. Denn einzeln waren sie schon kaum zu bändigen, aber in der Kombination regelrecht explosiv ...

      Als es klingelte, quollen die Schüler der 8a dröhnend aus dem Klassenzimmer. Mit einer hechtsprungähnlichen Bewegung gelang es Frau Heisterkamp, Jon aufzuhalten. Darauf blieb auch Jenny stehen. Die Lehrerin fokussierte Jon aus zusammengekniffenen Augenlidern. „Einen Moment noch, Jonas.“

      Jon verdrehte die Augen. „Nennen Sie mich doch einfach Jon. Das ist kürzer. Effizienter.“

      Frau Heisterkamp sah ihn ausdruckslos an. „Wie auch immer. Du weißt genauso gut wie ich, dass es so nicht weitergehen kann. Dieses Jahr hat es geradeso gereicht, aber für die Zukunft sehe ich schwarz. Arbeite bitte ein bisschen mehr mit. Vielleicht solltest du doch über das Hochbegabtenprogramm nachdenken. Womöglich wärst du da besser aufgehoben.“

      Jon winkte ab. „Zeitverschwendung. Ich habe Wichtigeres zu tun.“

      Frau Heisterkamp seufzte. „Wäre auch zu schön gewesen … Also pass auf, Jonas: So ein Fiasko wie in der letzten Arbeit will ich nicht noch mal erleben. Das muss dir doch selbst gegen den Strich gehen, eine Fünf in Bio! In einem naturwissenschaftlichen Fach!“

      „Ich fand die Arbeit gut!“, verteidigte Jon sich.

      Frau Heisterkamp schnaubte. „Das war sie ja auch, gut geschrieben – nur fast völlig am Thema vorbei!“

      Jon schüttelte den Kopf. „Das sehe ich nicht so. Außerdem war alles richtig, es ist genau so gewesen.“

      „Aber in der Aufgabenstellung ging es um die Evolutionslehre! Das Fach hier heißt Biologie!“

      „Meine Thesen und Beobachtungen bezogen sich ja auch darauf, dass ...“, hob Jon etwas leiser an.

      Jenny kam dazu. „Bei der nächsten Arbeit weiß er bestimmt, worum es geht – und wir müssen dann los!“ Sie zog ihren Bruder von Frau Heisterkamp weg.

      „Wartet“, rief die Lehrerin. „Ich habe noch was für dich, Jonas. Die Evolution wird uns auch zu Beginn des nächsten Schuljahres beschäftigen, bis zur ersten Arbeit. Und damit du die nicht verhaust, habe ich dir ein interaktives Lernprogramm mitgebracht. Das kannst du auf dein kleines Gerät laden und dich in den Ferien schon mal schlaumachen. Vielleicht hilft es ja.“ Sie gab Jon eine Disc.

      Der murmelte nach kurzem Zögern: „Danke. Solange der Inhalt nicht so veraltet ist wie der Datenträger ...“

      „War’s das jetzt?“, fragte Jenny.

      Als Frau Heisterkamp nickte, nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. „Was ist denn das?“

      Jon folgte ihrem Blick und sagte: „Kakerlaken. Zwei Stück.“

      Frau Heisterkamp trat einen Schritt zurück. „Also das ist doch ...“

      „Und da in der Ecke, da sind noch mehr!“, ergänzte Jenny. „Da müssen Sie wohl dem Hausmeister Bescheid geben – wir haben jetzt Ferien!“ Und damit zog sie ihren Bruder zur Tür hinaus.

      *

      2

      Vor dem Haupteingang der Lessing-Gesamtschule wartete Adam auf die Zwillinge. „Da seid ihr ja endlich! Mann, Hagen von Jonje, du hast ja einen finsteren Blick drauf!“

      „Adam! Mein Name ist Jon! Also eigentlich natürlich Jonas, aber Jon ist nun mal kürzer! Effizienter! Und viel besser als deine ständigen Quatschnamen!“

      Jenny rollte mit den Augen. „Mein superschlaues Bruderherz hat eine Vier in Bio bekommen, das hat seine Laune ein klein wenig gesenkt.“ Dabei hielt sie Daumen und Zeigefinger ihrer rechten Hand erst nah beieinander und streckte sie dann so weit es ging auseinander.

      Adam kratzte sich am Kopf. „Ist ja echt unglaublich. Wie kam es dazu?“

      Jon winkte ab. „Hatte in der letzten Arbeit eine Fünf. Was soll’s. Wir könnten jetzt auch mal ...“

      „Was? Niemals, das glaub ich nicht. Ihr erzählt Blödsinn.“

      „Warum sollten wir das tun? Jedenfalls könnten wir jetzt wirklich ...“

      „Kannst du sie mir mal zeigen? Die Arbeit? Sonst glaube ich das nicht.“

      Jon seufzte. „Ich zeige sie dir meinetwegen direkt, wenn wir dann endlich nach Hause gehen können. Sie ist auf dem Minilab gespeichert, samt Benotung.“

      Adam sah mit großen Augen auf das Gerät, das Jon aus seiner seitlichen Hosentasche holte, ein mehrfach aufklappbarer Computer, den Jons Vater ihm geschenkt hatte und den er immer bei sich trug. „Wieso ist die Arbeit denn da drauf? Schreibt ihr eure Klassenarbeiten nicht auf Papier?“

      „Doch, aber ich digitalisiere alle meine Schriftstücke. So sind sie leichter verwertbar.“

      „Dass ich dich so Sachen überhaupt noch frage ... Könntest du sie mir auch kopieren?“

      Jon zog die Augenbrauen zusammen. „Klar, ich kann sie direkt auf dein Handy rüberschieben. Aber wieso?“

      Adam wich seinem Blick aus. „Ich würde sie mir halt gerne durchlesen, um zu verstehen, warum ... in Bezug auf ... Okay, nein, das stimmt nicht. Ich will sie meinen Eltern zeigen. Die sagen immer, dass ich mir ein bisschen was von dir abgucken soll. Und die Arbeit wäre der Beweis, dass du in der Schule auch mal danebenhaust.“

      Jon nickte langsam. „Du musst den Datentransfer jetzt autorisieren.“

      „Ich muss was?!“

      „Auf Akzeptieren klicken, damit die Datei übertragen wird!“

      „Das mach ich!“ Adam tippte auf sein Handy.

      „Und die kannst du auch haben.“ Jon gab seinem