Mhou. Miriam C. Förster. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Miriam C. Förster
Издательство: Bookwire
Серия: Mhou
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960741831
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geglaubt und erlaubt, dass ich gleich zu euch zurückkehren dürfte. Und da haben mir meine lieben kleinen Sträußchen gleich so eine Überraschung bereitet!“

      Gerührt sah sich Herr Schnurributz alle Vasen genau an. Er lachte auf, als er eine zerschrumpelte Vase sah, die immer wieder umfiel. „Was für ein Glück, dass diese nicht aus Glas ist! Wer hat sie denn gemacht?“

      „Straußenspotter!“, riefen Emma und Mhou wie aus einem Mund.

      Straußenspotter, der hinter ihnen stand, kochte vor Wut. An diesem Mhou würde er sich bei allernächster Gelegenheit rächen!

      „Aber jetzt kommt, wir wollen ja wieder zurück!“

      „Nein, wir wollen hier bleiben“, riefen alle Sträußchen des Kindergartens im Chor.

      „Das geht nicht! Ihr müsst doch heim. Was sollen denn sonst eure Eltern denken?“

      „Sie haben recht, Herr Schnurributz.“ Die Sträußchen gaben sich endlich geschlagen.

      „Aber Mhou, du hast ziemlich gut aufgepasst, finde ich. Du und Charles, ihr dürft gleich nach mir die Gruppe in den Zug führen.“

      Alle jubelten.

      Nur Straußenspotter murrte: „So ein Mist! Ich muss immer der Letzte sein. Und nur, weil die beiden doofen Streber dem noch viel dooferen Herrn Schnurributz einen Gefallen getan haben.“

      Sein Glück war, dass ihn niemand hörte. Sie stiegen in den Zug ein und plötzlich ging alles ganz schnell. Es erschien Mhou wie zwei Minuten, bis sie wieder daheim waren. Sie stürmten aus den Zügen und rannten wie aufgescheuchte Hühner den Gehweg entlang. Wieder am Kindergarten angekommen, rannte Mhou gleich in die Arme seiner Mutter.

      „Mami!“, rief er, „oh Mami, war das toll!“

      „Und mein Sohn, wie war’s denn an der Grenze Straußland-Straußterreich?“

      Da musste Mhou laut lachen. „Stell dir vor, Mami, wir waren gar nicht an der Grenze Straußland-Straußterreich. Wir waren in Straußach, also mitten in Straußterreich, weil Herr Schnurributz Gleis 9 mit Gleis 10 verwechselt hat. Aber an allem schuld war nur Straußenspotter! Herr Schnurributz musste ihn dreimal ermahnen, weil er immer Doofmann zu ihm gesagt hatte. In der Eile hat er nicht auf die Zielanzeige gesehen und ist mit uns in den falschen Zug eingestiegen. – Ist Papi auch schon da?“

      „Aber natürlich“, erwiderte die Mutter. „Er wartet schon auf dich.“

      Kaum war Mhou wieder zu Hause, begrüßte er seinen Papi und erzählte ihm alles, was passiert war. Dann ging er in den Garten und spielte das Abenteuer nach, das er erlebt hatte. Auch beim Abendessen spielte er heimlich mit den Erbsen, dass sie die Sträußchen seien, die gekochte Karotte der Herr Schnurributz und die Maiskolben die Polizisten. Als die Eltern das merkten, lachten sie.

      Wie immer ging Mhou gleich nach dem Abendessen ins Bett. Das Abendessen war aber bei ihnen auch ziemlich spät, um 19.30 Uhr. Es dauerte ungefähr eine Dreiviertelstunde. Also musste Mhou um 20.15 Uhr ins Bett. Aber das machte ihm nichts aus.

      Diesmal lag Mhou aber nicht so lange wach wie sonst. Er reckte seine Glieder, gähnte laut, zog den Hals ein, steckte seinen Kopf in das Gefieder, strampelte noch etwas mit den Füßchen, um sich zuzudecken, und rückte seinen Körper noch einmal zurecht, um seinen Kopf gemütlich auf das Kissen zu bugsieren.

      Dann versteckte er die Beine unter seinen Federn, schloss die Augen und schlief nach wenigen Minuten ein. Und er träumte – genau, er träumte von seinem großen Abenteuer, das er heute in Straußterreich erlebt hatte.

      *

      Mhou in Gefahr

      „Wann kommt denn endlich das Begrüßungsritual?“, fragte der kleine Mhou an einem schönen Dienstagmorgen. Er war schon vor zehn Minuten gekommen und noch immer hatte Herr Schnurributz nicht das Begrüßungsritual eröffnet.

      „Da kann doch etwas nicht stimmen!“, flüsterte Charles, sein bester Freund. „Sonst macht er das doch immer gleich, wenn alle gekommen sind, und jetzt sind ja alle da, oder?“ Er sah sich um und zählte nach: Tatsächlich! Exakt 20 Sträußchen waren da, mit ihnen 22!

      Besser gesagt, sah er erst 19, denn hinten in der Ecke stand Straußenspotter, den man erst auf den zweiten Blick erkannte. Wie immer hatte er schwarze Federhosen, ein schwarzes Federhemd an und eine Ganovenmaske auf. Bis jetzt hatte ihn noch niemand im Kindergarten gemocht.

      Wie es für ihn typisch war, hatte er seine Arme verschränkt, sodass man seine schwarzen Federärmel besonders gut sah, sein Schweif war angeberisch aufgeplustert und vor allem erkannte man ihn an seinem finsteren Blick. Damit er noch etwas deutlicher hervorstach, hatte er sich wie jeden Tag seine Maske aufgesetzt.

      Endlich kam Herr Schnurributz hinein. Er führte einen größeren jungen Strauß mit sich und blieb mit ihm an der Türschwelle stehen. „Das ist Hans“, stellte er den Neuen vor. „Er wird hier auch in den Kindergarten kommen. Bitte seid nett zu ihm.“

      „Ach, das war der Grund!“ Mhou schlug sich vor die Stirn.

      „Doch erst versammeln wir uns alle zum Begrüßungsritual: zwei Füße vor, fünf Füße zurück, zwei Füße vor, fünf Füße zurück.“

      Lina erklärte Hans, wie das Begrüßungsritual funktionierte.

      „Jetzt haben wir eine Dreiergruppe statt unserer Zweiergruppe“, dachte sich Mhou.

      „Stell dich zu uns!“, forderte ihn Charles auf, und Hans stellte sich neben die beiden.

      In diesem Moment sah man, dass er gegenüber den anderen ziemlich groß war. Er überragte Mhou um einen Kopf und Charles war um Stirnbreite kleiner als Mhou. Er sah winzig aus gegenüber dem großen Hans, aber dieser war nun einmal so groß. „Er sieht nett aus“, flüsterte Mhou seinem Freund zu, „er wird sich bald eingewöhnen, habe ich das Gefühl.“

      Doch Charles schien über etwas anderes nachzudenken. Aus den Augenwinkeln betrachtete er Straußenspotter und hörte auch, was dieser leise sagte: „Ich glaube, zwei Streber reichen schon. Ich werde Hans zu meinem Komplizen machen! Ich wollte es erst mit dem Ministreber (so nannte er Charles neuerdings) und danach noch mit dem Streber (so nannte er Mhou) versuchen. Wie dumm ich da gewesen sein muss! Aber Hans ist sehr groß und ziemlich kräftig. Der wird mir schon glauben.“

      Als sie dann später im Haus spielten, belauschten Charles und Mhou Straußenspotter, wie er zu ihm hinging und ihn in die Küchenecke zog.

      „Pst, du, du bist Hans, nicht wahr? Ich bin Straußenspotter. Ich wollte dich fragen, ob du mein Freund werden wirst.“

      „Bitte sag Nein, bitte sag Nein!“, flüsterte Mhou. „Bitte, bitte!“

      Aber Hans hörte ihn nicht. Ohne darüber nachzudenken, sagte er: „Ja, warum denn nicht? Was müssen wir denn gemeinsam machen?“

      „Ja, weißt du es denn nicht? Wir müssen die anderen … – hey, was war das?“

      Mhou und Charles schreckten zurück. Charles hatte sich so nah an ihn herangepirscht, dass man seinen hellgelben Haarschopf sah. Er war beinahe weiß. Einen solchen Haarschopf hatten nur Charles und Johannes, aber Johannes’ Haarschopf war noch ein bisschen dunkelgelber. Denn als Charles in den Kindergarten gekommen war, hatte er ihn sich so färben lassen, damit man die beiden nicht verwechselte. Charles war der kleinste Straußenhahn im ganzen Kindergarten.

      „Hmmm, nach meinen Berechnungen müsste das Charles sein“, überlegte Straußenspotter. „Ach, ist ja jetzt auch egal – Hauptsache, wir sind stark!“

      Dann musste Hans zur Toilette, und während er ging, dachte sich Straußenspotter seinen ersten bösen Plan aus. Unbemerkt, als Mhou und Charles gerade Kissenschlacht in der Kuschelecke spielten und sich gegenseitig durch den ganzen Kindergarten, sogar auf den Flur heraus,