Die Welt ohne Hunger. Alfred Bratt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bratt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783903005853
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       Alfred Bratt

      Die WELT ohne

      HUNGER

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       Roman

      Herausgegeben,

      mit einem Nachwort

      sowie mit Illustrationen

      versehen von Jorghi Poll

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      Inhalt

       Erster Teil

       Erstes Kapitel

       Zweites Kapitel

       Drittes Kapitel

       Viertes Kapitel

       Fünftes Kapitel

       Sechstes Kapitel

       Siebentes Kapitel

       Achtes Kapitel

       Neuntes Kapitel

       Zweiter Teil

       Erstes Kapitel

       Zweites Kapitel

       Drittes Kapitel

       Viertes Kapitel

       Fünftes Kapitel

       Sechstes Kapitel

       Dritter Teil

       Erstes Kapitel

       Zweites Kapitel

       Drittes Kapitel

       Viertes Kapitel

       Fünftes Kapitel

       Vierter Teil

       Erstes Kapitel

       Zweites Kapitel

       Drittes Kapitel

       Viertes Kapitel

       Fünftes Kapitel

       Sechstes Kapitel

       Von Kaffeehausprinzen und Maggiwürfeln: über das viel zu kurze Leben des Schriftstellers Alfred Bratt

       Anmerkungen

Erster Teil

      Erstes Kapitel

      Auf dem Tisch in der Mitte des Laboratoriums stand ein physikalischer Apparat.

      Über der kochenden Flüssigkeit in dem Behälter stieg langsam weißlicher Dampf in die Höhe, wie eine dichte, in sich selbst kreiselnde Wolke. Die Glaswand drohte von Sekunde zu Sekunde zu bersten. Plötzlich hob sich der Dampf bis zu dem nadeldünnen Ende der Röhre und fuhr in einem boshaften, singenden Strahl heraus – geradewegs in eine neugierig über die Retorte gebeugte Nase. Der so unvermittelt attackierte Gesichtsteil zog sich schnaubend zurück und krümmte sich nach unten zu einer wulstigen Oberlippe. Aufwärts mündete der Nasenrücken in eine schmale, aber sehr fleischige Stirn. Der Schädel, auf dem eine einsame Silberlocke wippte, war im übrigen kahl und saß auf einem fettigen Nacken, der sich zwischen runde Schultern duckte. Das Ganze basierte auf zwei kurzen Säulenbeinen und hieß Thomas François Bourdier, Professor an der Pariser Sorbonne.

      Mit der Entschlossenheit eines Mannes, der die Materie beherrscht, zugleich aber mit einem leichten Zittern der Hände, die nicht ganz sicher schienen, drehte der Professor eine Schraube zu. Die flüssige Substanz in der Röhre warf noch einige widerspenstige Blasen und sank dann auf den Boden des Gefäßes zurück. Der Professor zog geräuschvoll den Atem, trocknete sich ab und hielt dann mit einem Ruck des erhobenen Armes inne. Es klopfte.

      Der Laboratoriumsdiener trat ein und überreichte eine Karte.

      Der Professor hielt sie dicht vor die Augen und las: »Alfred Bell«.

      Er bog die Karte zwischen den Fingern und glättete sie wieder: »Ihnen bekannt?«

      »Nein, Herr Professor.«

      »Warten lassen!«

      Der Diener ging zur Türe.

      Bourdier blickte auf. Es dunkelte bereits.

      »Pierre …«

      Der Diener wandte sich um und wartete, die Hand auf dem Türgriff.

      Der Professor war an das Fenster getreten. Er sah durch das zitternd einströmende Abendlicht hinab auf die Züge der neuen Expreß-Stadtbahn, die – zwei Stockwerke tiefer – auf in der Luft schwebenden Schienensträngen vorbeidonnerten. Die eisernen Traversen der Hochbahnstrecke liefen quer von Haus zu Haus und überspannten die Straße mit einem Netz von Metall, so daß die Wände des Laboratoriums bei jedem vorüberratternden Zug leise dröhnend den Schall zurückgaben. Die Straße selbst lag sieben Stockwerke tief. Sie war schmal und erschien durch zwei ununterbrochen fortgleitende Reihen gedrängter Automobildächer noch enger.

      Der Professor blickte gedankenlos in diesen kribbelnden Kessel zwischen den schroffen Häuserfronten. So gedankenlos, wie er dies durch zehn Jahre Tag für Tag getan.

      Er hielt die Hände tief in die Taschen seines weißen Kittels versenkt; mit der Festigkeit eines Mannes, der sich Zeit läßt.

      Er hatte sich stets Zeit gelassen. Und nicht zu seinem Nachteil.

      Herrgott, ja, wenn man einen Namen trägt …

      Keine